Eisenach, 20. Sept. Hier bildete sich ein Ausschuß für die Errichtung eines National-; denkmals für Viktor Scheffel auf der Wartburg. Die Kosten werden auf Millionen Mark veranschlagt.
Bamberg. Eine hübsche Blüte des Submissionswesens zeitigte die Vergebung der Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten für den Neubau des Kceisarchios. Die Angebote des Wenigstnehmenden und des Höchstfordernden gingen um nicht weniger als 103 319 auseinander. Das Höchstgebot betrug 326 971 -/A, das Mindest gebot 223652 ^
Meersburg, 20. Sept. Gestern Nacht 'n>2 Uhr brach in der Schlichterei der Baumwollweberei Meersburg auf noch unbekannte Weise Feuer aus, das sich infolge der leicht entzündbaren Stoffe rasch ausbreitete, so daß in wenigen Stunden das ganze Fabrikgebäude, das Warenlager, das Wohnhaus des Besitzers H. Erlanger, ein weiteres der Stadt gehörendes und das Weiden- rieder sche Nachbarhaus in Asche lagen. Alles ist versichert.
Frankfurt a. M., 20. Sept. Die „Franks. Ztg." meldet aus New-Uork: Aus Birmingham in Alabama wird gemeldet: Beim Kongreß der Negerbaptistengemeinde in Schiloja ereignete sich in der Baplistenkirche eine entsetzliche Panik, bei welcher insgesamt 80 Personen getötet, 80 schwerverletzt und über 100 leichtverletzt wurden. Die Kirche war gedrängt voll und etwa 2000 Personen hatten einer Rede des bekannten farbigen Schulmannes und Publizisten Booker aus Washington zugehört, als Plötzlich zwei Neger in eine Schlägerei gerieten. Infolge eines Mißverständnisses entstand Feuerlärm. Die 2000 Menschen drängten alle auf einmal dem Ausgang zu, wobei sich schreckliche Szenen ereigneten. Namentlich sind beim ersten Ansturm sehr viele Kinder umgekommen.
Württemberg.
Der „Staatsanzeiger" vom Freitag schreibt: «Nach den Erörterungen über die derzeitigen Hohen Fleischpreise scheint vielfach die Ansicht zu bestehen, daß die Grenzsperre für Schlachtvieh eine vollständige sei. Demgegenüber darf darauf hingewiesen werden, daß die Einfuhr von Rindvieh aus Oesterreich-Ungarn in die Schlachthäuser der 11 Städte: Stuttgart, Cannstatt, Eßlingen, Gmünd, Göppingen, Heidenheim, Heilbronn, Ludwigsburg, Reutlingen, Tuttlingen und Ulm seit einer Reihe von Jahren gestattet ist und daß die Frist für die Abschlachtung der eingeführten Tiere, welche nach Zeitungsnachrichten in Bayern kürzlich für einzelne Schlachthäuser von drei Tagen auf fünf Tage und für andere Schlachthäuser von zwei Tagen auf drei Tage erstreckt worden ist, für Württemberg schon seit 1894 sieben Tage beträgt. Auch ist die Einfuhr des Fleisches geschlachteter Schweine aus Oesterreich-Ungarn und einer Anzahl weiterer Länder zur Zeit nicht beschränkt. Eingehende Erhebungen über den gegenwärtigen Stand der Fleischversorgung der württ. Bevölkerung und über die Gründe der eingetretenen Steigerung der Fleischpreise sind im Gange."
Heilbronn, 20. Sept. Die hies. Fleischerinnung beschloß in ihrer heutigen außerordentlichen Versammlung, von einer Erhöhung der Wurst- und Fleischpreise vorerst Abstand zu nehmen, dagegen im Hinblick auf die hohen Viehpreise den Gemeinderat um zeitweise Aufhebung der Konsumsteuer zu ersuchen und ihn M veranlassen, für das Oeffnen der Grenzen Stellung zu nehmen.
Die bürgerlichen Kollegien von Eßlingen haben einstimmig die Durchführung der systematischen Kanalisierung der Stadt mit emem Aufwand von 500000 ^ beschlossen. Die Ausführung soll nach einer Meldung der »Eßl. Ztg." innerhalb fünf Jahren erfolgen.
Schramberg, 20. Sept. Gestern lief die amtliche Meldung von der Bestätigung des Polizeiamtmanns Harrer von Reutlingen zum Stadtschultheißen hiesiger Gemeinde hier ein.
Wiesensteig, 20. Sept. Vorgestern wurden hwr die nötigen Plätze zum Bahnbau auf hies. Erkung angekauft und bezahlt pro Ar in
! Klasse 1 bis zu 75 II bis zu 70 und III von 45 bis 60 </E
Waiblingen, 20. Sept. Während des Kartoffelgrabens lief ein dreijähriges Kind seiner , Mutter gerade unter die aufgehobene Hacke und wurde am Hinterkopf so schwer verletzt, daß es bald darauf starb. Die unglückliche Mutter, welche bloß auf einem Auge sieht, wird allgemein bedauern
Wochenbericht der Zentral Vermittlungsstelle für Obstverm ertung m Stuttgart am 20. Sept. 1902. Angebote liegen bei uns vor: in Taseläpfeln aus Neuneck per sofort (Fraas Sommer-Kalvills in 5 Kilo-Postpaketen ^ 1.25. inkl. Packung, in Körben von 25 Kilo netto Inhalt ^ 5. —.; aus Schomburg a. Argen sofort irote Gravensteiners I. Kl. in Postpaketen von netto 8 Pfund Inhalt und in Körbertvon 50 Pfund ab, 2. Qualität billiger; aus Wangen i. A., Winnenden, Rottenburg, Aichach; >n Mostäpfel aus Rottenburg; in Tafelbicnen aus Winnenden, Odertürkheim, Aichach; in Zwetschgen I. Kl. aus Köngen; in Hagenbutten aus Neuneck: in Nüssen aus Sternen- sels; in Preißelbeeren aus Ktßlegg; in Brombeeren aus Jornsbach. Nachfragen liegen vor: in Tafeläpfel I. und 2. Kl. größere Posten; in Mostäpfel und Birnen, in Zwetschgen für Tafel uud zum Brennen, in Reineclauden zum Einmachen, in Mirabellen zum Einmachen, in Preißelbeeren, in Schlehen zum Brennen. Stuttgart (Engros-Markt bei der Markthalle am 20. September): Johannisbeeren 12 «L. Himbeeren 35 Preißelbeeren 28—34 «s, Pfirsiche 15—40 «!, Reineclauden 12 Zwetschgen 10—18«!, Brombeeren 25«- Quitten 30 «;, Aepsel 8—15 «j, Birnen 8—20«!, Nüsse 50—70 «- per Pfund. Bei reichlicher Zufuhr, rascher Absatz. Mostobstmarkt (Wilhelmsplatz): Zufuhr 1800 Zentner, 3.60—4.50
Ausland.
Die Königin der Belgier, Marie Henriette, ist gestern abend im Bad Spa, wo sie sich schon seit längerer Zeit aufhielt, Plötzlich gestorben. Der Tod erfolgte während der Abendmahlzeit. Am Tische sitzend fühlte sich die Königin Plötzlich unwohl und fiel in Ohnmacht. Als der sofort herbeigerufene Arzt erschien, war die Königin bereits infolge einer akuten Herzkrise verschieden. Die Brüsseler Blätter erscheinen sämtliche mit Trauerrand und widmen der Königin tiefempfundene Nachrufe. Verschiedene Theater sind geschlossen. Die verewigte Königin war eine österr. Erzherzogin, Tochter des Erzherzogs Joseph; da ihre Mutter die Herzogin Marie von Württemberg war, war sie mit unserem Königshaus verwandt. Geboren am 23. August 1836, erreichte sie ein Alter von 66 Jahren. Ihrer am 22. August 1853 eingegangenen Ehe mit dem damaligen Kronprinzen, jetzigen König der Belgier, Leopold II., sind drei Töchter beschieden gewesen, die Prinzessinen Luise, Stephanie und Klementine. Das Geschick der beiden ältesten Töchter hat der Mutter uud dem belgischen Königshaus wiederholt schweres Leid gebracht. Die Prinzessin Luise, seit 1875 mit dem Prinzen Philipp von Sachsen-Coburg- Gotha vermählt, wurde in den letzten Jahren zusammen mit dem österreichischen Leutnant Mattasich genannt und steht jetzt in irrenärztlicher Behandlung, während die Prinzessin Stephanie, jetzige Gräfin Lonyai, im Jahre 1889, nach dem Drama von Meyerling, die junge Witwe des österreich. Kronprinzen Rudolf wurde. Die Leiche wird in der Königsgruft in Lacken neben dem Prinzen Balduin beigesetzt.
Die französische Regierung verlangt umfassendere Vollmachten gegen den Klerus. Mehrfach verlautet, wie aus Paris depeschiert wird, es sei nunmehr entschieden, daß die Kammer bereits am 14. Oktober einberufen werde. Nach dem „Echo de Paris" geschieht dies, weil der Ministerpräsident eine das Kongregationsgesetz ergänzende Vorlage einbringen will, nach welcher die Regierung noch energischer Vorgehen könnte, ohne irgend welche Intervention der Gerichte befürchten zu müsfen.
Stockholm, 19. Septbr. Der Ballon Svenska, der heute Nachmittag mit dem Kapitän Unze und dem Jngenier Vijkander aufftieg, explodierte kurz darnach hoch in der Luft und stürzte in der Nähe von Henrikborg, dicht an der Stadtgrenze von Stockholm, zur Erde. Die beiden Insassen kamen mit dem Leben davon.
Aus Antwerpen wird vom Freitag depeschiert: Die Burengenerale sind heute nachmittag hier eingetroffen und von der Menge begrüßt worden. Sie reisen heute abend von
hier nach Brüssel, Montag nach Rotterdam und werden dann wieder nach dem Haag zurückkehren.
Adelaide (Australien), 20. Sept. Gestern morgen wurde in verschiedenen nördlichen Städten von Südaustralien ein Erdstoß verspürt. Hier erfolgte gestern abend ebenfalls ein heftiger Stoß, der große Beunruhigung verursachte. Mehrere Kirchen und Gebäude wurden beschädigt. Einige Personen entgingen nur mit knapper Not der Lebensgefahr.
Unterhaltender Heil.
Auf dunklen Pfaden.
38 Roman von E. Eiben.
Wer war das bleiche, stolze, starke junge Weib — die Mörderin? — Ich erriet cs mit ahnendem Herzen — Fürstin Feodora von Algenstone. Ich hatte die Fürstin als ein Wunder der Schönheit Preisen hören und mich schon lange danach gesehnt, sie von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen; eine geheime Scheu, die ich jetzt erst verstehe, hatte mich aber davor gewarnt, wie vor einem namenlosen Unglück und jetzt stand ich ihr gegenüber — sie gab sich mir selbst zu erkennen.
„Sie strat einen Schritt auf mich zu und richtete den Revolver auf meine Brust.
„Wer bist Du, Verräter? scholl ihre Stimme mit gedämpftem Klang an mein Ohr. Nenne mir deinen Namen, bevor ich Dich töte! Ich bin die Fürstin Feodora von Algenstone.
„Mit einem hastigen Griff umspannte ich das Gelenk ihrer rechten Hand, welche den Revolver hielt, und blickte sie düster an.
„Mörderin! zischelte ich ihr zu. Zittere vor mir, dem Baron Olaf von Grönland! Ich werde Dich strafen!
„Sie ließ den Revolver fallen und schlang ihren linken Arm um meinen Hals.
„Erbarmen! flehte sie nun, ihr heißer Athem streifte meine Wangen. Verrate mich nicht. . . . Ich bin ja das unglücklichste Weib unter der Sonne. . . .
„Ich stieß sie von mir, gab ihre rechte Hand aber nicht frei.
„Wessen Kind hast Du getötet? Dein eigens? Bekenne!
„Meine Stimme klang hart, unerbittlich.
„Sie nickte.
„Ja, mein Kind, antwortete sie. O, sein Vater ist der Fluch meines Lebens geworden — darum haßte ich es, darum mußte es sterben!
„So Du bist verheiratet? forschte ich. Mitwem?
„Mit dem Förster Willibald; heimlich bin ich sein Weib geworden, heimlich. Wir reisten im vorigen Frühjahr nach Helgoland und ließen uns dort trauen. Die Welt hatte keine Ahnung davon. Ich muß wahnsinnig gewesen sein, daß ich einwilligte, sein Weib zu werden. Es war die Verirrung eines unerfahrenen Herzens. Jetzt will er seine Rechte auf mich geltend machen. Ha! Das darf nie geschehen! Ich will wieder frei sein, frei! Er muß sterben, wie sein, mein Kind!
„So sprach sie hastig mit unterdrücktem Schluchzen, während ihre schwarzen Augen wild lohten.
„Förster Willibald! Ich ballte unwillkürlich die Hände. Der Mann war mein Totfeind. Er hatte mich einmal auf einem Jagdgelage beim Kartenspiel des falschen Spiels geziehen. Jahre waren seitdem vergangen, aber ich konnte es ihm noch immer nicht vergessen, umsoweniger, weil er recht gehabt hatte.
„Ich hasse ihn, schrie ich heiser, jetzt mehr denn ze, da er Dich verführt und unglücklich gemacht hat. Wie konntest Du Dich nur so weit mit ihm einlassen! Er hat Dich zur Mörderin gemacht — über ihn komme der Tod des Kindes!
„Helle Glut ergoß sich über ihre Wangen und erstrahlte in ihren Augen.
„Du hassest ihn? rief sie. So wirst Du mein Geheimnis nicht verraten? Willst Du mein Freund sein?
„Ja, sagte ich, ja, und holte tief Atem. Wie ich Dich in Deiner düsteren Schönheit sah, flammte leidenschaftliche Liebe in mir auf. Vergiß die Vergangenheit und werde mein!