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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
M Neuenbürg, 22. Sept. Die evang, Arbeitervereine des Enzgaus hielten gestern nachmittag in der Wirtschaft von K. Pfrommer eine Gauversammlung ab. Vom Vorstand des hiesigen Vereins, Lehrer Braun, herzlich begrüßt, hielt Stadtpfarrer Weitbrecht von Heilbronn, der arbeitsfreudige, kampfesmutige Verbandsvorstand der württ. Arbeitervereine, einen eingehenden Vortrag über das Thema „Unsere Aufgaben". In U/s ständiger frischer, Packender und überzeugender Rede schärfte er sowohl den einzelnen Vereinen als den Mitgliedern das Gewissen und ermunterte und ermutigte die aufmerksamen Zuhörer, noch mehr als bisher treue evang.-soziale Arbeit zu leisten und so zur wahren Hebung des Arbeiterstandes beizutragen. Möchten die wohlgemeinten Ratschläge nun auch befolgt und in Thaten umgesetzt werden.
* Schwarzenberg, 21. Sept. Die ein getretene gute Witterung der letzten Tage brachte die Oehmdernte vollends zu Ende. Dieselbe fiel reichlicher aus, als vorher vermutet wurde. Nun wird es an die Kartoffelfelder gehen, die ebenfalls an Quantität wie Qualität viel versprechen. Obst hat es auch ziemlich, namentlich Aepfel, so daß der Bedarf an Most gut gedeckt werden kann. Aber unsere Brunnen haben stark nachgelassen, und wenn es noch lange so währt, würde bald Wassermangel sich fühlbar machen. Es wäre deshalb den Einwohnern größtenteils recht, wenn die gemeinsame Wasserleitung bald in Angriff genommen würde.
* Pforzheim, 20. Sept. Ein schreckliches Brandunglück hat sich heute Vormittag gegen ^sl2 Uhr hier zugetragen, das besonders Mädchen und Frauen als Warnung dienen sollte, bei offenem Feuer die größte Vorsicht zu beobachten. Die 20 Jahre alte Johanna Scheid von Illingen, OA. Baihingen, welche schon seit längeren Jahren in dem Weinrestaurant von Schneider, Stefanienstraße, beschäftigt ist, wollte im Badezimmer des zweiten Stockes ihrem Dienstherrn auf einem Gasherd eine Büchse Parkettbodenwichse flüssig machen. Dabei geriet
die Wichse in Brand und sofort standen auch die Kleider des Mädchens in Hellen Flammen. Einer Feuersäule gleich stürzte die Bedauernswerte unter lauten Hilferufen auf die Straße nach dem gegenüberliegenden Hause des Bäckermeisters Seemann und darauf wieder zurück nach dem Hause ihres Dienstherrn. Dem zufällig vorüberkommenden Obmann der hiesigen Sanitätskolonne gelang es, mit Hilfe einiger anderer Personen, durch Üeberwerfen von Teppichen die Flammen zu ersticken, wobei der Obmann Bach sich noch erhebliche Brandwunden an den Händen zuzog. Das Mädchen erhielt am ganzen Körper schwere Brandwunden und mußte mittels Sanitätswagen in das städtische Krankenhaus verbracht werden. Ob Gefahr für das Leben besteht, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden, doch ist zu hoffen, daß das von ihrer Herrschaft als fleißig geschilderte Mädchen am Leben bleibt.
Der Ettlinger Rathausturm soll nach dem „Landesb." die Absicht haben, das Beispiel des Markusturmes in Venedig nachzuahmen. Er hat handbreite Risse bekommen, die nur oberflächlich mit Mörtel zugeworsen wurden. Der Ettlinger Rathausturm stammt offenbar aus dem 13. Jahrhundert; er war ursprünglich ein mit Zinnen und Schießscharten versehener, jedoch fensterloser Turm. Der Bau des Rathauses an die jetzige Stelle bei dem Turm fällt in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Damals hat man den ehemaligen Festungsturm zum Rathausturm gemacht, denselben ausgcbaut und Fenster hineingebrochen. So wird es geblieben sein, bis zum Franzoseneinfall 1689, als die ganze Stadt ein Raub der Flammen wurde. Der Wiederaufbau des Rathauses fällt in die Jahre 1737 bis 1738. Der alte Turm stand noch. Es ist zu verwundern, daß bisher nichts für den Turm geschah. Frühere Stadtbaumeister haben zwar zu ihrer Zeit vorgeschlagen, einen eisernen Ring um den Turm zu legen, jedoch sah der damalige Gemeinderat die Notwendigkeit hiefür nicht ein.
Vom Schwarzwald, 19. Septbr. Die Getreide- und Oehmdernte ist nun auch auf den Höhen des württ. Schwarzwaldes eingeheimst. Mit dem Ergebnis können unsere Landwirte wohl
zufrieden sein. An Herbstfutter ist ebenfalls noch ein schöner Ertrag zu erhoffen. Kartoffeln, Kraut, Rüben und Sommerklee stehen schön; manche Wiesen liefern einen kräftigen dritten Schnitt Recht viel verspricht die Obsternte. Das Obst, das jetzt seiner Reif.' entgegen geht, ist groß und saftig, und die Quantität ist wider Erwarten reichlich. Die Nachfrage nach Schwarzwälder Obst verspricht eine lebhafte zu werden, da bereits Bestellungen in Tafelobst gemacht wurden, lieber die Preise weiß man bis jetzt nichts bestimmtes, doch galt Fallobst bereits 3 bis 3 ^ 30 .fl. Die Preißelbeerernte geht nun auch überall dem Ende entgegen. Der Ausfall derselben war besser als der der Heidel- beerernte. Gegenwärtig werden für Preißel- beeren Per Liter 40 -fl bezahlt, vor drei Wochen kosteten solche 35
Deutsches Reich
Nach einer Mitteilung der „Neuen Bayer. Landesztg." ist infolge der Jndustriestockung und der abnormen geringen Bauthätigkeit in Süd- und Westdeutschland ein Rückgang der Holz- Preise im Zunehmen begriffen. Die großen Sägewerke in Westfalen und Rheinland lassen die meisten Sägegatter still liegen und haben keine Aussicht auf Aufträge.
Düsseldorf. Zu der uneingeschränkten Anerkennung, welche der Düsseldorfer Ausstellung im In- und Auslande zu teil wird, gesellt sich anch ein voller finanzieller Erfolg. Es steht heute, etwa fünf Wochen vor Schluß der Ausstellung, fest, daß das rechnerische Ergebnis einen Ueberschuß darstellen wird; in welchem Umfange, läßt sich augenblicklich noch nicht sagen. Der Haushaltsplan der Ausstellung schließt mit der Summe von 7 765150 ab. Die Garantiefondszeichner werden die eingezahlten 5«/„ ihrer Zeichnungen nebst Zinsen zurückerhalten, zumal auch die Kunstausstellung finanziell sehr gut abschneidet.
Aus Baden, 19. Septbr. Die Hauptversammlung des Vereins Schwarzwälder Gastwirte wird am 2. und 3. Oktober im „Schwarzwaldhotel" in Triberg abgehalten werden.