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Ausland.
Als Geschenk des Sultans für Kaiser Wilhelm sind, mit der Eisenbahn über BreSlau kommend, ein prachtvoller brauner arabischer Hengst, sowie vier mächtige Büffelochsen in Berlin angekommen. Der Transport wurde von türkischem Personal begleitet.
Der allgemeine Arbeiterausstand in Florenz und Umgebung ist wieder beendigt, überall haben die Streikenden die Arbeit wieder ausgenommen. Erfreulicherweise ist es bei dem Florenzer Streik nirgends zu Ausschreitungen gekommen.
Die englische Regierung hat die Häuptlinge der Eingeborenen in Britisch-Südafrika zur Auslieferung sämtlicher Gewehre und der Munition auffordern lassen; man darf auf den Erfolg dieses Schrittes gespannt sein.
London, 4. Sept. Aus Kapstadt wird berichtet, daß die holländischen Farmer der Kolonie alle englischen Händler boykottiert haben. Die Letzteren beschwerten sich deswegen bei dem Premierminister Sprigg. wurden aber von diesem mit der Begründung abgewiesen, daß er hieran nichts ändern könne.
Pretoria, 4. Sept. General Cronje ist mit seiner Frau setzt wieder nach Klerksdorp zurückgekehrt. Er hatte mit einem Vertreter des Bureau Laffan eine Unterredung, in welcher er erklärte, er habe keinen Anlaß zu Beschwerden über die Behandlung, welche er während seiner Gefangenschaft auf St. Helena von den Engländern erfahren habe. General Cronje sagte, er sei mit den Friedensbedingungen völlig einverstanden und hege die volle Zuversicht, daß Buren und Engländer bald Hand in Hand arbeiten würden. Er freue sich, nach Südafrika zurückkehren und seinem Volke mit Rat und That Beistand leisten zu können.
Berauschtes.
Nagold, 3. Sept. Ein rücksichtsloser Radfahrer fuhr abends ohne Licht und Signal auf der falschen (linken) Seite der Landstraße bei Haiterbach, O.A. Nagold, daher. Er rannte den Straßenwärter Bauer nieder, so daß dieser zwei Rippen brach. Die Entschuldigung des Radfahrers bestand darin, daß er dem am Boden liegenden zurief: „Numme aus dem Weg gehe!" Das Gericht wird den Grobian eines Besseren belehren.
Biberach, 5. Septbr. Ein flotter Radler fuhr It. „Oberschw. Anz." durch D. bei Biberach in sausendem Galopp, geriet aber plötzlich durch die Fenster eines Hauses, welche auf gleicher Höhe mit der Straße lagen, in die Wohnstube, fuhr über den Tisch, wo die Leute gemächlich beim Abendbrot saßen und blieb schließlich blutüberströmt auf dem Fußboden liegen.
Pforzheim, 5. Sept. Vorgestern fiel der 2 ff- Jahre alte Knabe des Goldarbeiters Jakob Schüler in Eutingen in die Enz und ertrank. Das Kind wurde nachmittags in Niefern aus dem Wasser gezogen. — 2 der wegen Gold- schnipfelei Verhafteten sind vorläufig aus der Haft entlassen worden.
Pforzheim, 4. Sept. Der verheiratete Maurer Albert Bender verursachte gestern nachmittag in der Sedanstraße einen größeren Auflauf. Nur mit Hose und Hemd bekleidet und die übrigen Gegenstände an einem Stock über die Schulter tragend, lief der der Polizei wohlbekannte Mensch durch die Straßen. Weil er sich beharrlich weigerte, die Kleider anzuziehen, wurde er schließlich verhaftet.
Stuttgart, 5. Sept. Wie aus dem sehr zahlreichen Auftreten der Wespen schon jetzt ersichtlich ist, bekommen wir ein sog. Wespenjahr. Da diese Tiere sehr großen Schaden an den Baumfrüchten und auch an den Trauben verursachen, dürfte allerseits mehr zur Vertilgung dieser schädlichen Tiere gethan werden als bisher.
In Schorndorf benützte ein 12 jähriges Mädchen Weingeist zum Feuermachen, wobei seine Kleider Feuer fingen und das Mädchen lebensgefährliche Brandwunden erlitt.
Schiltach, 3. Sept. Auf dem Schöngrund Gemeinde Lehengericht kam es es zwischen dem 27 jährigen Schneidergesellen Huber und dem 37 Jahre alten verheirateten Landwirt Mattias Wölber zu einem Wortwechsel, der in Thätig-
keiten ausartete. Hiebei stieß Huber dem Wölber mit einer Scheere in den Hals und durchstach die Hauptschlagader, sodaß Wölber nach Verlauf ',4 Stunde eine Leiche war. Der Thäter stellte sich selbst.
Sufflenheim i. E., 31. August. „Unser Dorf darf sich glücklich schätzen; soll doch eine Erbschaft von 30 Millionen Mark nächstens hier eintrcffen. Einnisten soll sich dieselbe in den einfachen Häusern mehrerer Taglöhner. Wir gönnen den Braven von Herzen dieses Glück", schreibt der „Volksbote", von dem wir im Interesse der braven Sufflenheimer nur wünschen wollten, daß er recht berichtet ist.
New - Aork, 2. Sept. Ein 960 Km-Pferde- rennen wird demnächst hier organisiert werden. Die Strecke soll von den Teilnehmern auf demselben Pferde in weniger als einer Woche gelaufen werden.
(Ueber die Zahl der Aerzte in Europa) teilt in der „Zeitschrift für Sozialwisfenschaft" Dr. Prinzing folgendes mit: Es kommen auf je 1000 Einwohner Aerzte (mit Einschluß der Wundärzte): in Deutschland 5,1, Oesterreich 4,1, Ungarn 2,8, Italien 6,3, der Schweiz 6,l, Frankreich 3,9, Spanien 7,1, Belgien 5,2, England 6,1, Schottland 7,7, Irland 5,6, Dänemark 6,4, Norwegen 5,3, Schweden 2,7, Rußland 2,7. Auf je 10000 Einwohner entfielen: in Berlin (1900) 14,1, Paris (1896) 9.7, Brüssel (1897) 14,7, London (1895) 12,8, Madrid 24,4, Wien (1896) 13, Pest (1896) 16,4 Aerzte.
Das Wassertrinken auf der Wanderschaft gilt vielen noch immer als ein „ungesundes Laster" und gerade die Furcht vor einem kalten Trunk beherrscht weite Kreise und bringt sie dahin, sich auf der Reise in höchst überflüssiger Weise zu kasteien. Eine solche Furcht ist durchaus ungerechtfertigt. Daß sich nicht jemand, der zu schnell gegangen ist, der mit glühendem Kopf, fliegendem Atem und jagendem Puls daherkommt, Plötzlich an einem Quell niederwerfen und mit gierigen Zügen den Magen vollpumpen soll, ist klar, obgleich ihm auch hier kaum etwas Schlimmeres droht als Halsleiden und Magenbeschwerden. Man kann Quell- wasfer zu allen Tageszeiten und nach jeder noch so großen Anstrengung trinken, ohne davon Beschwerden zu haben. Freilich dürfte es sich empfehlen, gerade um Hals- oder Magenschmerzen oder Zahnreizungen zu vermeiden, erst Mund und Rachen mit einigen Tropfen auszuspülen, man das köstliche Naß trinkt. Dann aber kann man trinken soviel man mag. Immerhin soll man etwas Maß halten, um nicht durch vermehrtes Schwitzen immer wieder von neuem den Durst anzufachen. Ueberhaupt sollte man nicht immer jede durstige Regung befriedigen; nur der wirkliche Durst, welcher auf einer Erschöpfung des Wasservorrats im Körper beruht, muß unter allen Umständen gestillt werden, da sonst der Blutdruck und damit die Herzkraft sinken würde. Jenes einfache Gefühl der Trockenheit im Halse, das gewöhnlich schon als Durst bezeichnet wird, kann man oftmals dadurch wirksam bekämpfen, daß man ein Stückchen hartes Brot, ein kleines Steinchen oder einen Grashalm in den Mund nimmt und daran kaut. Erstens bewirkt man dadurch, daß man den Mund zuhält, was schon sehr wesentlich zum Schutze der empfindlichen Schleimhäute gegen Austrocknung beiträgt; vor allem aber regt man dadurch die Speichelsekretion an und beseitigt das brennende Gefühl im Munde. Ist der Durst dagegen so quälend, daß man sich dem Verschmachten nahe und vollkommen matt, unlustig fühlt, während zugleich der Pulsschlag rasch und schwach wird, dann soll man getrost trinken, namentlich wenn man nicht mehr weit zu gehen hat. Zu warnen ist dagegen vor dem Gebrauch von Gletscherwasser, weil dieses infolge Mangels von Salzen die Schleimhaut gleich dem destillierten Wasser reizt. Doch kann man es durch Zusatz von etwas Cocnac oder Zitronensäure recht Wohl genießbar machen.
(In der Verlegenheit.) Onkel: „ . . . Aber in jedem Briefe versuchst Du mich anzupumpen!" Neffe: „Ja Onkel, man weiß aber auch manchmal wirklich nicht, was man anders schreiben soll!"
Mutmaßliches Wetter am 7. und 8. September
Trotz der mehrfach zum Ausbruch gelangten Gx) Witter dauert die Gewitterneigung über dem Schwa», wald, dem Algäu und den bayerischen Alpen noch kgs/ ganz besonders aber in den sächsischen Herzogtümern' Für Sonntag und Montag ist bei nur sporadischer Gewitterneigung vorwiegend trockenes und heiteres Wetter bei warmer Temperatur in Aussicht zu nehmen
Nr»e-k Nachrichten«. Telegramm?
Posen, 5. Sept. Der Kaiser hatte gestern abend eine Besprechung mit dem Reichskanzler Grafen Bülow vor dessen Abreise. Heute vormittag hörte der Kaiser den Vortrag des Ministers der öffentlichen Arbeiten Budde. Gestern nachmittag hatte der Kaiser eine Besprechung „nt i dem Oberbürgermeister Witting. Die Kaiserin I besuchte vormittags die Arbeiterwohnhäuser. '
Wildpark, 5. Septbr. Der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz sind mit Sonderzug um 5.30 Uhr hier eingetroffen und habe» sich zu Wagen nach dem Neuen Palais begeben ^
Berlin. 5. Sept. Prinz Arnulf vor Bayern traf heute abend zur Teilnahme a: den Kaisermanövern hier ein und wurde auj dem Bahnhof vom Stadtkommandanten Generalmajor v. Hopfner empfangen. Der Prinz fuhr mit Gefolge in das Schloß.
Berlin, 5. Sept. Lord Roberts, Kriegsminister Brodrick, die Generale Kelly-Kenny, French und John Hamilton trafen heute vormittag hier ein.
Petersburg, 5. Sept. In Besprechung der Posener Feste und der bei dem Bankett in Posen gehaltenen Toaste sagen Nowosti, die Posener Reise Kaiser Wilhelms habe den Charakter einer rufsenfreundlichen Kundgebung erhalten und könne als Epilog zu der Revaler Zusammenkunft betrachtet werden. Birshewya Wjedomosti meinen, der von dem deutschen Kaiser auf den Kaiser Nikolaus ausgebrachte Toast, sowie der herzliche Empfang, den der deutsche Kaiser den Vertretern der russischen Armee bereitet habe, werde ohne Zweifel in allen Schichren der russischen Bevölkerung mit dem Gefühle tiefer Befriedigung ausgenommen werden.
New-Dork, 5. Sept. Dem Präsidenten Roosevelt gmg als eine der ersten Sympathie- ! kundgebungen folgendes Telegramm des deutschen Kaisers zu: „Gemeinsam mit allen Amerikanern Preise ich die Vorsehung, welche Ihr Leben vor dem schrecklichen Unglück bewahrte! Wilhelm I. II." Präsident Roosevelt erwiderte telegraphisch: „Ich würdige wärmstens Ew. Majestät Sympathietelegramm."
London, 5. Sept. Kurz vor 3 Uhr fuhren die Generale Botha, Dewet und Delarey in offenem Wagen nach der Downing-Street zu der Zusammenkunft mit Chamberlain. Die Burengenerale und Chamberlain wurden lebhaft begrüßt. Lord Kitchener wohnte der Zusammenkunft bei, welche zwei Stunden dauerte.
London, 5. Sept. Auf eine an ihn gerichtete Anfrage erklärte Chamberlain, daß ein vollständiger Bericht über die Vorgänge der nachmittag stattgehabten Zusammenkunft mit den Burenführern in einem Blaubuch veröffentlicht werde.
London, 5. Sept. Nach einem Telegramm der „Times" aus Buenos-Ayres vom 4. d. M. bezeichnen die dort aus allen Teilen Argentiniens einlaufenden Berichte Ackerbau und Viehzucht aü schwer notleidend infolge der anhaltenden Dürre. Ein großer Teil der Leinsaaternte ist bereits verloren; der Rest der Ernte hängt davon ab, daß in den nächsten Tagen Regen eintritt. Unter dem Vieh nimmt die Sterblichkeit zu.
Köln a. Rh., 5. Sept. Amtliche Meldung. Heute mittag entgleiste auf der Strecke Astenet- Herbesthal der Schnellzug Nr. 4 mit 7 Wagen. Von den Reisenden und Beamten wurde niemand verletzt. Die Beschädigung an den Wagen ist unerheblich. Doch wurde das Geleise auf etwa 50 Meter beschädigt.
Darmstadt, 5. Sept. Die Stadtverordnetenversammlung nahm den von der städtischen Verwaltung ihr unterbreiteten Antrag einstimmig an, den Bundesrat zu ersuchen, auf das Oesinen der Grenzen für die Einfuhr lebenden Viehs hinzuwirken, um der Fleischnot zu steuern.
Lb Mit einer Beilage. "MR
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg