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die Jagend schon frühzeitig an ausgiebige Leibesübungen zu gewöhnen. Es haben sich darauf alsbald weit über 200 Knaben gemeldet.
Schramberg, 8. Juli. Die Hauptversammlung des württ. Schwarzwaldvereins, die am Sonntag bei herrlichstem Juliwetter hier abgehalten wurde, hatte sich eines unerwartet reichen Besuchs zu erfreuen. Vom Bahnhof aus gings zunächst in zahlreichen Gefährten ins Berneckthal und zum Falkenstein, dann den Burgsteg herab gegen das Ramsteiner Loch, den Saumpfad hinauf ins Lauterbachthal zu den Wasserfällen, zum Uhrenmuseum zurück in die Stadt, zur Erledigung des geschäftlichen Teils, Der Hauptvereiusvorsitzende, Oberforstrat Graner- Stuttgart, begrüßte die Versammlung, zu der sich auch Mitglieder des badischen Schwarzwald- vereinS mit ihrem Präsidenten, Prof. Neumann, eingefunden hatten. Fabrikant Gemeinderat H. Haas überbrachte die Grüße der Stadt. Nach dem Jahresbericht hat sich die Zahl seiner Mitglieder um nahezu 800 erhöht und betrug am Schluß des Berichtsjahrs rund 4000. Größere Summen wurden von den einzelnen Bezirksvereinen für Wege, Wegbezeichnungen, Ruhebänke rc. verausgabt. Der Kassenbericht weist in Einnahmen den Betrag von 10 700 auf, während die Ausgaben 10900 ^ betragen, so daß sich ein Defizit von 200 ^ ergiebt, das auf die einzelnen Bezirksvereine umgelegt wird. Unter den Ausgaben sind hervorzuheben die Kosten der Vereinskarte „Freudensladt" mit 2600 -/A Im nächsten Jahr erscheint Blatt 5 „Altenfteig-Nagold-Rexingen-Horb." Was die Wegbezeichnungen betrifft, so ist nunmehr auch der 2. Höhenweg Pfvrzheim-Waldshut, der von Pforzheim bis St. Georgen vom württ. Schwarzwaldverein zu markieren ist, auf dieser Strecke durchzeführt. Außerdem wurden, namentlich von Baiersbronn aus, Anschlüsse an den Höhenweg I Pforzheim-Waldshut zur Ausführung gebracht. Der Stuttgarter Bezirksverein hat sich sodann mit der Frage der Markierung eines 3. Hauptwegs, der sich möglichst auf württemb. Gebiet sich zu bewegen hätte, befaßt, und schlug der Hauptversammlung vor, die Ausführung folgenden Längswegs zu beschließen: Von Pforzheim über Liebenzell und Hirsau nach Calw, Zavelstein und Teinach. Von da über Gaugenwald. Berneck, Altensteig, Pfalzgrafenweiler nach Freudenstadt. Von hier über Schömberg, Alpirs- bach, Königsfeld, Schwenningen nach Tuttlingen. Dieser Vorschlag wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. In Pforzheim sowohl wie in Tuttlingen hat der Weg Anschluß an die von schwäbischen Albverein bezeichneten Wegstrecken. Oberforstrat v. Graner wurde durch Akklamation zum Vorsitzenden wiedergewählt. Um 3fii Uhr waren die Beratungen zu Ende. An dem Festessen im „Bären" nahmen ca. 250 Personen teil. Hiebei kam die Festesfreude in schwungvollen Toasten zum Ausdruck. Oberforstrat Graner toastete auf den Schutzherrn des Vereins, den König, an den ein noch am Abend erwiderter Drahtgruß abgesandt wurde; der Vorstand des Ortsvereins, Kommerzienrat A. Junghans, entbot den Gästen ein herzliches, frisches Waldheil und bemerkte u. a., der Schram- berger Festausschuß habe gewissermaßen ein neues Programm durchgeführt: Einfachheit und Kürze. Recht so! Professor Neumann feierte die schöne schwarz-rote und gelb-rote Schwarzwaldheimat, Professor Endriß-Stuttgart den Schramberger Bezirksverein und seinen Vorsitzenden, Baron Moltke-Wildbad die „Wälderinnen". Nach dem Essen wurden die Mitglieder ins Junghans'sche Hofgut eingeladen zu einem Gartenfest mit Illumination, wo sich an tausend Personen unter den großen Linden und in den schönen Anlagen sich des herrlichen Tages und seines besonderen Festes gefreut haben. Die durch Raketensignal angezeigte bengalische Beleuchtung der Burg Falkenstein lockte die Gesellschaft hinauf zum Moltkeplatz und so war des Genusses und des Vergnügens kein Ende. An der Tour Königs- berg-Triberg-Hornberg beteiligten sich gegen 50 Personen. Dieselbe verlief aufs schönste.
Crailsheim, 9. Juli. Infolge unrichtiger Weichenstellung stießen auf dem hiesigen Bahnhof gestern 2 Güterzugsmaschinen zusammen.
Der Schaden ist sehr erheblich. Ein Heizer erlitt schwere innere und äußere Verletzungen. Der Verkehr ist nicht unterbrochen. Die unrichtige Bedienung der Weiche, wenn die Untersuchung je eine solche feststellen wird, würde einem bayerischen Bediensteten zur Last fallen.
Göppingen, 10. Juli. Bei der heute früh stattgefundenen Ziehung der katholischen Kirchenbaulotterix Göppingen fiel der 1. Gewinn mit 18 000 auf die Nr. 83117, der damit 7000 auf die Nr. 99257 und der 3. mit 2000 aus die Nr. 70908.
Eßlingen, 10. Juli. Der gestrige Kirschenmarkt dürfte Wohl am stärksten in diesem Jahr mit Waren aller Sorten befahren gewesen sein, die Zufuhr dürfte immerhin 400 Körbe betragen haben. Obwohl ein kleiner Rückgang im Preis zu verzeichnen war, ist der Preis doch durch die fremden Händler im allgemeinen gehalten worden. Es wurden bezahlt beim Verkauf auf ein Gewicht 12—16 ausgewogen 14—18 per
Pfund. Stachelbeeren kosteten 10—12 auf
ein Gewicht, Himbeeren 25—30 ^ und Johannisbeeren 22 Die Weinberge, welche jetzt wieder bespritzt werden, haben teilweise schon verblüht. Der Ertrag verspricht reichlicher zu werden, als im Frühjahr gehofft wurde.
Ausland.
König Viktor Emanuel III. von Italien ist z. Zt. auf der Reise nach Petersburg begriffen und wird von dort direkt nach Italien zurückkehren, um dann im August auch dem deutschen Kaiser, der vorher die nötige Zeit nicht findet, einen Besuch abzustatten. Nach Wien geht der König von Italien trotz des kürzlich wieder erneuerten Dreibunds aus dem Grunde nicht, weil Kaiser Franz Joseph in Rücksicht auf seine kathol. Unterthanen dem König von Italien in Rom keinen Besuch abstatten kann, ohne den Papst zu verletzen und seine klerikalen Unterthanen gegen sich selbst aufzubringen. Es wird wohl später zu einer Begegnung der beiden Monarchen in Venedig einerseits und Triest andererseits kommen. Gerade die Reise nach Petersburg zeigt aber, daß der Dreibund keinerlei aggressive Spitze hat. Ob freilich König Viktor Emanuel III. später nach Paris und London gehen wird, wie verschiedene Blätter behauptet haben, ist noch durchaus nicht sicher.
In Frankreich haben trotz dem am 1. Juli v. Js. beschlossenen Gesetz verschiedene Ordensgesellschaften und Kongregationen neue Privatschulen errichtet, ohne hiezu die gesetzlich vorgeschriebene Erlaubnis der Regierung nachzusuchen. Das neue Ministerium Combes fährt deshalb fort, alle derartigen Schulen ohne Unterschied aufzulösen, bezw. zu schließen, worüber begreiflicherweise die römische Kurie nicht erfreut ist. Schließlich werden aber die Ordenskongregationen doch noch-nachgeben und sich dem Gesetz unterwerfen müssen. Dann werden aber auch etwaige Gesuche um Errichtung von Klosterschulen überall da von der Regierung genehmigt werden, wo für solche ein Bedürfnis nachgewiesen werden kann.
Die englische Reichsregierung will von der Aufhebung der Verfassung des Kap- landes, welche der jetzige Gouverneur dieser Kolonie, Hutchinson, angeregt hatte, vernünftiger Weise nichts wissen. In einer dem englischen Parlament vorgelegten Depesche des Kolonialministers Chamberlain an Hutchinson werden die Gründe dargethan, welche die englische Regierung veranlassen, die vorgeschlagene Maßnahme abzulehnen, unter welchen Argumenten die Erwägung eine Hauptrolle spielt, eine Suspendierung der Verfassung in der Kapkolonie würde die Gegensätze zwischen der englischen und der holländischen Bevölkerung der Kolonie nur unnötig verschärfen und dort neues Mißvergnügen erregen. Dieser Standpunkt der englischen Regierung in dieser Angelegenheit ist der einzig richtige und sticht wohlthuend von dem chauvinistischen Auftreten des Mr. Hutchinson ab. Uebrigens erfährt man aus der Chamberlain'schen Depesche, daß die kapländischen Minister, wie die Mehrheit des Kaplandes, gegen den Vorschlag Hutchinson's waren.
Bern, 10. Juli. Der Personenbahnhof in Bern ist diesen morgen fast vollständig ausgebrannt; die Ursache ist noch unbekannt.
Drr Schwar-wald.
m.
Der letzte Abschnitt der Schrift verbreitet sich über die Ertragsverhältnisse der Forste des württ. Schwarzwalds. Die erste der hier mitgeteilten statistischen Ueberstchten enthält das Ergebnis der Forsteinrichtung in den Staatsforsten. Die Umtriebszeit beträgt 120 Jahre. Dem zur Zeit vorhandenen Ueberwiegeu der Altholzbestände entspricht die verhältnismäßig hohe Nutzung, welche im Durchschnitt der Staatsforstreviere 6 Festmeter Derbholz pro Hektar und Jahr beträgt. Mit dieser den Voranschlag nach den Betriebsplänen darstellenden Ziffer steht fast genau im Einklang das Ergebnis der zweiten Ueberficht, welche das thatsächliche Fällnngserzeugnis der Staatsforste enthält. Bei der Darlegung der Grundsätze für die wirtschaftliche Behandlung der Waldbestände in einem bestimmten räumlichen Gebiete, wie es der Schwarzwald ist, liegt eine gewisse Schwierigkeit darin, die Klippe der Einbeziehung solcher Betrachtungen zu meiden, denen mehr nur allgemeine Bedeutung zukommt. Es bedarf daher der Beschränkung auf die im Schwarzwald hauptsächlich vertretenen Bestandesformen, in welcher Tanne, Fichte, Kiefer und Buche teils in reinem Stande, teils in gegenseitiger Untermischung, bestandesbildend auftreten.
Unter diesen Holzarten ist es die Tanne (Weißtanne, Edeltanne abi68 peotivata), welcher im Schwarzwalde von jeher die eingehendste Pflege des Wirtschafters sich zugewandt hat. Gewiß mit Grund! Schon die Thatsache, daß die Tanne nach ihrem natürlichen Vorkommen eine hervorragende Stelle unter den Holzarten des Schwarzwaldes einnimmt, rechtfertigt die Aufmerksamkeit, deren Gegenstand sie zu sein pflegt. Solches umsomehr, als das Walten der Natur stets wertvolle Fingerzeige für den Forstmann bietet und ein Ablenken von dieser Bahn nur dann begründet erscheint, wenn dringende wirtschaftliche Rücksichten dies erheischen. In Bezug auf diese letzteren steht nun allerdings die Tanne hinter der Fichte zurück, bei welcher die größere Vielseitigkeit in der Gebrauchsfähig- keit des Holzes zu den verschiedenen technischen Gebrauchszwecken namentlich in neuerer Zeit, da die Verwendung des Fichtenholzes als Rohmaterial für die Holzstoff- und Zellstoffbereitung so großen Umfang angenommen hat, ins Gewicht fällt. Immerhin ist auch die Tanne eine vom Standpunkte der Nutzholzerzeugung höchst wertvolle Holzart; an Vollholzigkeit der Schaftform, wohl auch an Festigkeit und Dauer des Holzes ist sie der Fichte sogar noch etwas überlegen. Der hauptsächlichste Vorzug der Tanne liegt aber auf waldbaulichem Gebiete und besteht darin, daß sie als eine Holzart, welche vermöge ihrer tiefergreifenden Bewurzelung dem Windwurf weniger ausgesetzt ist, von Insekten weniger angegangen wird, auch unter Schneebruch wenigstens in dem Grade nichtzu leiden hat, wie die Fichte, die Bestände bis in das höhere Alter hinauf geschlossener und stammreicher erhält, als die nach allen diesen Richtungen erheblich mehr bedrohte Fichte. Eine Kehrseite bildet zwar die Gefährdung der Tanne durch Spätfröste und Wildverbiß; doch kommt ihr hinwiederum das hohe Maß von Schattenerträgnis und Reproduktionskraft zu statten, wodurch die Tanne befähigt ist, die Folgen eines länger andauernden Drucks im Falle nicht allzusehr verzögerter Freistellung zu überwinden und überhaupt erlittene Schäden eher auszuheilen.
Die Fichte (Rottanne, pieeu exeelsu) ist zunächst eine wertvolle Mischholzart für die Tanne. In wirtschaftlicher Hinsicht erhöht sie die Vielseitigkeit der Nutzholzverwendung und trägt namentlich auch zur Erhöhung der Zwisctren- nutzungserträge bei. Waldbaulich aber gewinnt die Fichte als eine auf künstlichem Wege leicht und verhältnismäßig sicher emzubringende Holzart für den Tannenbestand eine um so größere Bedeutung, je mehr dem vollständigen Gelingen der Tannenverjüngung durch örtliche Verhältnisse, wie Spätfrostgefahr und Wildverbiß, Schwierigkeiten bereitet werden. Der Einbau der Fichte in die Schlaglücken erfolgt hierbei in der gewöhnlichen Weise durch Pflanzung. Um-