Personen erlitten Verletzungen. Gleichzeitig fuhr am Königsthor ein Straßenbahnwagen gegen einen andern. Letzterer wurde aus den Schienen gehoben. Unter den Passagieren ent­stand eine Panik. Mehrere Frauen wurden ohnmächtig. Niemand ist verletzt.

Essen a. R., 7. Juli. Ein Knecht stahl dem Landwirt Dinkmann in Weitmar ein Spar­kassenbuch und Wertpapiere im Wert von 200 000 ^ und flüchtete.

Bruchsal, 7. Juli. Heute nacht wurde die benachbarte Gemeinde Oberöwisheim von einem schweren Brandunglück heimgesucht. Das Feuer brach in der sog. Kelter, die als Heu­magazin verwendet wird, aus und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit über den Fasel­stall, das Armenhaus, den .Adler" und den Löwen" mit Nebengebäuden und über die sonst angrenzenden Gebäude. Dem Feuer konnte nicht Einhalt gethan werden, weil in dem der Kelter zunächst liegenden Raum die Löschgeräte aufbewahrt wurden, die nicht mehr zu erreichen waren und weil die Feuerspritze nach kurzer Thätigkeit unbrauchbar wurde. Erst als die Feuerwehr von Unteröwisheim anrückte, tonnte die Löscharbeit beginnen. An dieser beteiligten sich dann noch die Feuerwehren von Odenheim, Ubstadt und die Mannschaften von Neuenbürg. Es sind 10 Gebäude abgebrannt bezw. durch Brand schwer geschädigt, unter diesen das Rat­haus und 4 Wohnhäuser. 6 Familien sind obdachlos. Die Brandbeschädigten sind versichert Auch die 4 Farren sind verbrannt; alles andere Vieh konnte gerettet werden. Man vermutet Brandstiftung.

Von der Baar, 6. Juli. In bad. Hausen vor Wald hat Oekonom Hauser, einer der be­deutendsten Viehzüchter in der Baar, der schon mehrmals größere Sendungen von Zuchtvieh nach Böhmen abgehen ließ, im letzten Monat wieder einen Transport von 150 Stück im Wert von 45 000 -//</, nach Prag verbracht. Ein wei­terer Ankanf soll noch in diesem Monat stattfinden. Württemberg.

Stuttgart, 8. Juli. Die Debatte über die Warenhaussteuer wurde heute in der Ab­geordnetenkammer zu Ende geführt und schließlich die Steuer als obligatorische Ge­meindesteuer in namentlicher Abstimmung mit 43 gegen 34 Stimmen angenommen, v. Geß sprach sich für fakultative Kommunalsteuer aus. Jmmendörfer bekannte sich als Freund der Warenhaussteuer. Binz erklärte, sich der Ab­stimmung enthalten zu wollen, Schumacher ver­sprach sich von der Warenhaussteuer nichts, gab aber doch die Erklärung ab, daß er für dieselbe stimmen werde. Kraut befürwortete die Besteuer­ung der Warenhäuser, Galler und Keil bekämpften sie scharf. Der Finanzminister und mehrmals auch der Minister des Innern vertraten den Standpunkt der Regierung, der Berichterstatter Frhr. v. GaiSberg sprach sich für Ablehnung der Steuer aus. Betz erklärte, gegen den Art. 14 zu stimmen. Als er dem Abg. Egger den Vor­wurf machte, daß dieser sich zum Träger einer niedrigen Gesinnung gemacht habe, zog er sich einen scharfen Ordnungsruf des Präsidenten zu, wie denn letzterer heute häufiger als sonst auch bei einer Reihe anderer Abgeordneten in die Lage kam, Rügen erteilen zu müssen. Nach weiterer Debatte wurde der Antrag der Kom­mission auf Streichung der Warenhaussteuer abgelehnt und der bereits obenerwähnte Antrag Gröber auf obligatorische Einführung als Ge­meindesteuer angenommen. Morgen wird in der Beratung des Gemeindesteuerentwurfs fortgefahren.

Der Gebührenanfall aus dem württemb. Post-, Telegraphen- und Telephonbetrieb vom Mai ergiebt im ganzen 1149510 05 ^fl

(fl- 50 826 08 fl). Im ganzen vom 1.

April 1902 bezw. 1901 ab 3157 604 -/A 99 fl (mehr 316847 ^ 18 .fl.)

Der Beirat der Verkehrsanstalten wird am Samstag den 12. Juli in Freudenstadt zu einer Sitzung zusammentreten, wobei über folgende Punkte beraten wird: Eisenbahnfahrplan für den Winterdienst 1902/1903; Fahrpreisermäßig­ung für landwirtschaftliche Saisonarbeiter; Mit­

teilung über Ausnahmetarife im Güterverkehr; Mitteilung betreffend die Auflassung von Ab­fertigungsgebühren bei Einlagerung von Getreide, Futter- und Düngmitteln, Mitteilung über Be­schlüsse des ständigen Ausschusses des Beirats betreffend Tarifangelegenheiten; Erweiterung der Haftung der Telephonteilnehmer für Beschädigung und Verlust der Telephon-Einrichtungen; Ein­führung einer Gebühr für die Angabe besonderer Bestelladressen für Telegramme zu gewissen Tageszeiten; Verteilung unadressierter Sendungen (Masfendrucksachen) durch die Post uud Zulassung gewöhnlicher Briefe als Spätlingsbriefe; Wahl des ständigen Ausschusses des Beirats der Ber­kehrsanstalten.

Gelegenheit zur Lektüre soll dem Zug- begleitungs-, Lokomotiv- und Stationspersonal in erhöhtem Maße gewährt werden. Es werden deshalb in den Aufenthaltsgelassen dieser Beamten Bücher und Zeitschriften in weiterem Umfange als bisher aufgelegt. Zunächst kommen die größeren Stationen in Betracht und es werden diebetreffenden Stellen besondere Weisung erhalten.

Stuttgart, 4. Juli. Die Benützung von Namensstempeln, die an Stelle der handschriftlichen Unterzeichnung dienstlicher Akten und Ausfertig­ungen häufig verwendet werden, ist vom Justizmini­sterium im dienstlichen Verkehr verboten worden.

In einemEingesandt" des Schw. Merkur wird gesagt, daß sich gegenwärtig der Mangel an Schulamtskandidaten, namentlich in Städten, dadurch fühlbar macht, daß für er­krankte Schullehrer gar nicht oder nur schwer Aushilfe zu erlangen ist, so daß manche Lehrer längere Zeit Doppelklassen zu versehen haben, was weder Schülern noch Lehrern von Vorteil ist. Die Behörde wird deshalb Wohl bald an die Eröffnung eines neuen Seminars denken müssen.

Stuttgart, 8. Juli. Gestern abend wurde auf der Plante hinter dem Waisenhaus ein sog. Mordschlag gelegt und angezündet. Auch am Sonntag abend wurde der gleiche Unfug im Musikpavillon auf dem Schloßplatz verübt. Der Thäter ist bis jetzt nicht bekannt. Gestern nachmittag stürzte ein 2jähriger Knabe in einem unbewachten Augenblick aus einem Fenster des zweiten Stocks eines Hauses der Weberstraße in den Hof und war sofort tot.

Stuttgart, 8. Juli. Als heute früh beim Bau des Zimmermeisters Maier am Bismarck­platz einige ältere Maurer die Arbeit wieder aufnahmen, kamen andere noch im Streik befind­liche und bedrohten die Arbeitenden, gingen zu Thätlichkeiten über, so daß die Polizei einschreiten mußte, welche zwei der Arbeitstörer verhafteten und Mitnahmen.

Stuttgart, 5. Juli. Die Leiche eines 8jährigen Knaben wurde hier im Walde an einem Baum hängend aufgefunden. Der Knabe, der einer Arbeiterfamilie im Vorort Feuerbach angehört, hatte 10 -fl, die er daheim hätte ab­liefern sollen, vernascht; aus Scham und Furcht vor Strafe verübte er die unselige That.

Kälberbronn, OA. Freudenstadt. Unser Ort war dieser Tage von einer stattlichen Zahl ausländischer Forstleute besucht, die unter Führ­ung der Beamten des Forstamts Pfalzgrafen­weiler die Staatswaldungen des letzteren kennen lernen wollten. Die Gäste, englische für den Forstdienst in Indien bestimmte Abiturienten der forstlichen Fachschule zu Coopers Hill, waren von ihrem Lehrer, Prof. Dr. Schlich, begleitet, der früher selbst als höchster Forstbeamter in Indien thätig war. Die Herren hielten sich u. a. längere Zeit bei den großen Tannen auf, nahmen dort Messungen und Aufnahmen vor, und fuhren nach einem Mittagsmahl im Schwanen dahier dem östlichen Bezirk zu, um über Zins- bachwafferstube und Pfalzgrafenweiler in ihr Standquartier Freudenstadt zurückzukehren.

Oberndorf, 7. Juli. Eine Abstimmung der ganzen Bürgerschaft soll in dieser Woche hier in einer Bürgerversammlung erfolgen, weil sich die beiden Korporationen der bürgerlichen Kollegien, Gemeinderat und Bürgerausschuß, über den Verkauf eines in Eigentum der Stadt befindlichen Hofgutes nicht einigen konnten. Der Gemeinderat will das Gut verkaufen, wofür die

Zeit nicht günstig gewählt ist, dem Bürgeraus, schuß kommt der bisher gebotene Preis zu ge­ring vor. Das Zurückgreifen auf eine Bürger­abstimmung ist seit vielen Jahrzehnten hier nicht vorgekommen.

Geislingen, 8. Juli. Die am hiesigen Platze seit mehr als 70 Jahren bestehende Elfen» beinwarenfabrik von Gebr. Kauzmann hat ihrem gesamten Personal behufs Aufgabe ihres Ge­schäfts per 1. Oktober d. I. gekündigt.

Aidlingen, 7. Juli. Am Freitag abend zündete das 9 jährige Kostkind der ledigen Katharine Widmaier den am Fenster stehenden Spirituskocher an und bald darauf standen Kind und Vorhänge in Hellen Flammen. Das Kind, welches sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten wollte, ist den erlittenen Brandwunden erlegen.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse.s Bericht > vom 7. Juli von dem Vorstand Fritz Kreglinger.

Seit unserem letzten Bericht ist im Getreidegeschiift keine Aenderung eingerreten. Weizen war an den amerikanischen Börsen kleinen Schwankungen unter, worsen, doch konnte sich effektive Ware im Preise gut behaupten. Von Rußland ist wenig Angebot und sehlen hauptsächlich Offerte in prima Qualitäten. Trotz der günstigen Witterung besteht feste Stimmung. Mehl­st reise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29 bis 29 50 «l, Nr. 1: 27 bis 27

50 -j, Nr. 2: 25 ^ 50 ^ bis 28 Nr. 3;

24 4, bis 24 50 4,, Nr. 4: 21 ^ ^ bis

21 50 -1. Suppengries 29 ^ bis 29 50 ^

Kleie 9 ^ 50 ^

Ausland.

König ViktorEmanuel von Italien sollte, wie es hieß, beabsichtigen, in diesem Jahre ^ nach seinen Besuchen an den Höfen von Peters­burg und von Berlin auch den Präsidenten Loubet und den König von England zu besuchen. Demgegenüber wird jetzt von römischer offiziöser Seite erklärt, daß für das laufende Jahr Reisen des Königs Viktor Emanuel nach Frankreich und nach England nicht geplant seien. Was das Gerücht anbelangt, Kaiser Franz Joseph werde den italienischen Monarchen, dessen Besuch in Wien aus bekannten Gründen nicht erfolgen kann, gelegentlich der Reise desselben nach Petersburg in Innsbruck begrüßen, so muß noch > dahingestellt bleiben, ob es den Thatsachen entspricht.

Die Genesung des Königs von England schreitet so rasch vor, daß man bereits wieder Krönungspläne macht. Einem im Umlauf be­findlichen Gericht zufolge, das der offizielle Telegraph selbst fürwohlbegründet" erklärt, wird die Krönung zwischen dem 11. und 12. August stattfinden können.

London, 7. Juli. Als Chamberlain sich heute nachmittag in einem zweirädrigen Cab von Westminster gach dem Athenäumklub begab, kam das Pferd zu Fall. Chamberlain wurde heftig nach vorwärts geschleudert und erlitt eine schwere Verletzung an der Stirn. Er wurde in ein Krankenhaus verbracht, wo die Wunde verbunden wurde. Der Unfall wird nicht als ernst angesehen.

Im englischen Unterhause, wo augen­blicklich der Etat des Auswärtigen Amts zur ' Beratung steht, wurden die mannigfachsten An­gelegenheiten berührt. Die Beziehungen zu Italien, Englands Stellung im Mittelmeer, die marokkanische Frage, die französisch-italienische Freundschaft, Rußland und China, die Prodi- sorische Regierung in Tientsin u. a.

In der französischen Deputierten­kammer beschäftigte man sich mit der Erneuer­ung des Dreibundes und ihren möglichen Folgen auf die junge französisch-italienische Freundschaft.

Die Ueberraschung und die Beklemmung, welche ,

die Verlängerung des Friedensbundes vielfach '

in Frankreich erzeugt hat, fanden ihren Ausdruck in einer Anfrage des Deputierten Chastenet, der anscheinend befürchtete, daß die trotz aller Be­mühungen erfolgte Verlängerung des Dreibundes Abänderungen in den Beziehungen Frankreichs zu Italien zur Folge haben werde.

Der Besuch eines amerikanischen Ge­schwaders in Kiel wird demnächst erfolgen, , Der Besuch findet auf eine Einladung des Prinzen Heinrich hin statt.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.