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lötete sie dann durch Zertrümmern der Schädeldecke. Der Raubmörder, der von erschreckendem Zynis­mus ist, will die Einzelheiten seiner furchtbaren Verbrechen Schauerromanen entnommen haben.

Drei unserer neuesten modernen Panzer, Wettin," .Zähringen," und .Wittelsbach" sollen in diesem Herbst in Dienst gestellt werden. Damit wird die Schlafertigkeit unserer Marine ganz bedeutend gesteigert werden.

Von der Haardt, 30. Juni. In den meisten Reblagen der Mittelhaardt sind die Trauben in das Stadium der Blüte getreten; in etwa 48 Tagen dürfte das gleiche auch an der Ober­und Unterhaardt geschehen sein. Wo die Blüte vorüber, sind durchweg zahlreiche Beerchen an­gewachsen, was die Befürchtungen, es könne falsche Blüte vorgekommen sein, vollständig zerstreut. Geschäftlich ist es, wie es die vorgeschrittene Zeit ja mit sich bringt, ziemlich ruhig. - Von der oberen Haardt, 2. Juli. Fast in allen Lagen werden Traubenblüten angetroffeu. Der Stand der Wingerte ist ein befriedigender, Springwurm tritt hier und da auf. Im Weinhandel ist es bei kleiner Preissteigerung ruhig. Aus dem Mossigthal, 4. Juli. Bei der andauernd warmen Witterung haben sich die Reben sehr erholt und sind größtenteils in die Blüte getreten. Verläuft diese günstig, so sind die Herbstaussichten nicht ganz so trübe, als wie man noch vor einem Monat annehmen mußte. Trotzdem halten die Winzer mit dem Verkaufe zurück.

Aus Hohenlohe, 5. Juli. Ein seltenes Jagdglück hatte Se. Durchlaucht Fürst Philipp Ernst zu Hohenlohe Schillingsfürst. Derselbe erlegte einen ganz weißen Rehbock. Derselbe wird als Abnormität den Jagdsammlungen des Fürsten einverleibt.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Juli. Heute beschäftigte sich die Kammer der Abgeordneten zunächst mit einer Legitimationsfrage. Die Verfassung schreibt vor, daß ein Abgeordneter seines Man­dates verlustig wird, wenn er in ein höheres Staatsamt befördert wird, als er es seither ein­genommen hatte. Nun war der ritterschaftliche Abgeordnete Frhr. v. Gaisberg-Helfenberg vor wenigen Tagen zum Hofkammerrat ernannt worden, und es erhebt sich nun die Frage, ob die Beförderung zu einem solchen Hofamt eben­falls unter die oben erwähnte Bestimmung der Verfassung falle. Die Mehrheit des Hauses war aber der Ansicht, daß die fragliche Bestimm­ung nur bei Beförderung zu höheren Staats­ämtern, nicht auch zu höheren Hofämtern zu­treffe, und erklärte deshalb das Mandat des Frhrn. v. Gaisberg-Helfenberg als fortbestehend. Sodann setzte die Kammer die Beratung der Gemeindesteuerreform fort. Einen breiten Raum in den Debatten nahm die Bauplatz­steller ein, eine neue, seither nicht erschlossene Steuerquelle, die namentlich für die größeren Städte namhafte Einnahmen verspricht und durch die es ermöglicht wird, den Bauplatzspekulanten mehr als seither auf den Leib zu rücken. Galler, Liesching und Binz sprachen sich gegen, Kraut, Dr. v. Kiene und v. Geß für die Bauplatzsteuer aus, welche vom Minister des Innern v. Pischek energisch verteidigt wurde. Haußmann-Balingen stellte den Antrag, die von Landwirten, Wein­gärtnern, Gemüsegärtnern oder Kunst- und Handelsgärtnern bewirtschafteten und in deren Eigentum stehenden Grundstücke von dem Zu­schlag freizulassen. Rembold - Aalen beantragte, den Zuschlag nicht schon von Genehmigung des Ortsbauplans an anzusetzen, sondern erst nach Fertigstellung der betreffenden Straßen. Liesching beantragte, den ganzen Artikel an die Kommission zurückzuverweisen. Keil und Kloß sprachen sich für den Regierungsentwurf aus. Die Anträge Liesching, Rembold und Haußmann wurden hierauf abgelehnt, der Kommissionsantrag angenommen. Frhr. v. Gaisberg-Helfenberg berichtete sodann über die Warenhaussteuer und beantragte namens der Kommission Ablehnung derselben. Egger, Hahn und Vizepräsident Dr. v. Kiene sprachen sich für die Warenhaussteuer aus; letzterer ver­langte deren obligatorische Einführung. Die Beratung konnte jedoch nicht zu Ende geführt werden und wird daher am Dienstag Nachmittag fortgesetzt.

Beiräte der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Die neu zusammen­getretenen Handelskammer haben zu Beiräten des Gesamtkollegiums dieser Stelle für die Dauer von 3 Jahren gewählt: 1) Stuttgart: H. Wieden­mann, Geh. Kommerzienrat in Stuttgart und A. v. Pflaum, Geh. Kommerzienrat in Stutt­gart, als Stellvertreter: G. Beuger, Geh. Kom­merzienrat in Stuttgart und I. Elsas, Fabrikant in Cannstatt. 2) Heilbronn: G. Hauck, Geh. Kommerzienrat in Heilbronn, als Heilbronn. A. Schmidt, Kommerzienrat in Heilbronn. 3) Reutlingen: A. Lamparter, Kommerzienrat in Reutlingen, als Stellvertreter: L. Gminder, Kommerzienrat in Reutlingen. 4) Ulm: K. Engel, Kommerzienrat in Ulm, als Stellvertreter: G. Baur, Kommerzienrat in Biberach a. R. 5) Calw: E. Zoeppritz, Kommerzienrat in Calw, als Stellvertreter: F. Schmidt, Kom­merzienrat in Neuenbürg. 6) Heidenheim: H. Poppe, Kommerzienrat in Heidenheim, als Stell- vertrter. I. M. Voith, Kommerzienrat in Heiden- heim. 7) Ravensburg: A. Schwarz. Kommerzien­rat in Ravensburg, als Stellvertreter: W. Ehrle, Bankier in Ravensburg. 8) Rottweil: K. Groß, Fabrikant in Rottweil, als Stellvertreter. P. Landenberger, Fabrikdirektor in Schramberg.

Heilbronn, 4. Juli. Der Gemeinderat hat lbHeilbrunner Ztg." gestern in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, gegen die unwürdige Behand­lung, die ihm in der letzten Sitzung durch den Oberbürgermeister Hegelmaier zu teil wurde, Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde zu führen.

Ulm, 6. Juli. Die Gesellschaft m. b. H. Sanatorium Ulm" hat sich aufgelöst und ist in Liquidation getreten. Letztere wird durch den alleinigen Geschäftsführer vr. weck. Hartmann vollzogen. Der früher gemeldete Verkauf des Sanatoriums scheint sich zerschlagen zu haben. Dieser Tage war das Gebäude zur Vermietung ausgeschrieben.

Schwenningen, 6. Juli. Hier hat sich ein Bezirksverein des württ. Schwarzwaldvereins gebildet. Vorstand ist Bezirksnotar Schüler. Die Mitgliederzahl beträgt z. Zt. 40. Auch in Rottweil hat sich ein Bezirksverein W. Schw. V. gebildet.

Göppingen, 5. Juli. Vergangene Nacht wurden in der Stuttgarter-Straße hier 2 Ein­brüche verübt. Das erstemal im Hause des Oberlehrers Feil, woselbst dem Dieb der ganze Verdienst des Webers Losch im Betrag von 40 in die Hände fiel. Der 2. Einbruch wurde im Hause des Spezereihändlers Nörlinger verübt. Daselbst durchsuchten der oder die Diebe den Laden und entwendeten etwa 20 ^ bar Geld. Die Thäter konnten bis jetzt nicht er­mittelt werden, doch fällt der Verdacht auf 2 Stromer, welche von Stuttgart aus verfolgt werden und die sich auch dort Einbrüche in die Partereräume der Gebäude zu Schulden kommen ließen.

Gmünd, 5. Juli. Falsche Fünfmarkscheine sind im Umlauf. Sie sind so vorzüglich ge­macht und anscheinend künstlichgealtert", daß man sie nur bei besondern Aufmerksamkeit er­kennt. Die Fasern sind ausgezeichnet und nicht ins Papier eingepreßt. Die Nummer erscheint etwas verwischt. Jedenfalls ist Vorsicht bei der Annahme von Fünfmarkscheinen anzuraten.

Bietigheim, 7. Juli. Als am letzten Vieh­markt ein Bauer aus Bisfingen a./E. den Er­lös für sein verkauftes Vieh erhielt, steckte er dieses in die Westentasche und verlor hievon 6 Stück 100 Markscheine auf dem Heimweg. Gestern nachmittag drang ein Mann in die Wohnung des Bäckermeisters Stierlin hier, ent­nahm aus einer Kommode ein Portmonnaie mit 700 Inhalt und suchte hierauf das Weite. Der Bestohlene, sowie ein Nachbar fuhren dem Dieb nach und erwischten ihn mit Hilfe der Polizei in Großsachsenheim.

Wochenbericht der Zentralvermittlungsst eile für Obstverwertung inStuttgart. Ausgegeben am 5. Juli. Angebote liegen bei uns vor: in Kirschen aus Buoch i. R. 20000 Kilogramm sofort, in 810 Tagen 30000 Kilogramm in Stachelbeeren aus Weikersheim, Gerlingen, Bittenfeld, Wangen, Hebsack, Erbstetten; in Johannisbeeren rote, schwarze und weiße aus Tettnang, Gerlingen, Wangen, Aalen, Hebsack, Winnenden, Erbstetten; Erdbeeren aus Forns-

buch, Hülben, Aalen, Gerlingen, Kißlegg, Helsenberg; in Himbeeren aus Gerlingen. Nachfragen: in Kir­schen schwarze und Weichsel, Walderdbeeren, Prestlingen, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren Frühobst in täglichen Lieferungen. Marktbericht der Zentralvermtttlungsstelle in Stuttgart: Engros- Markt bei der Markthalle am 5. Juli: Kirschen >15 bis 26 «», Pcestlinge 1850 Walderdbeeren 40 bis

60 «>, Stachelbeeren 1215 Johannisbeeren 16 bis 20 Himbeeren 2025 Heidelbeeren 1214 ^

per Pfund. Zufuhr genügend, Verkauf lebhaft. Berlin: Engros-Markt in den Zentralmarklhallen am 4. Juli: Kirschen: Heidelberger 1022 Gubener 18 Werdersche 1618 Stachelbeeren 910 Johannis­beeren 2230^, Heidelbeeren 2535 Walderdbeeren 5080 ^ Beelitzer (Garten) 2035>j per Psd. Zufuhr reichlich, Geschäft lebhaft.

Ausland.

London, 5. Juli. Der Krankenbericht von 10 Uhr vormittags lautet:Der König hatte wiederum eine ausgezeichnete Nacht. Er ist heiteren Gemüts und fühlt sich viel kräftiger. Wir freuen uns, Mitteilen zu können, daß wir den König jetzt außer Gefahr erachten. Die Abendberichte werden daher eingestellt."

London, 5. Juli. Heute wurden an ver­schiedenen Punkten der Stadt eine halbe Million Arme vom König gespeist. Prinz und Prinzessin von Wales besuchten den Bischoskpark in Fulham, wo 14 000 Arme gespeist wurden; sie fuhren durch die Anlagen und gaben ihrem Bedauern darüber Ausdruck, daß es dem König unmöglich sei, persönlich zu erscheinen. Sodann besuchten die Herrschaften das vom König gegebene Fest- mahl in Ostend. Andere Mitglieder des Königs­hauses besuchten andere Punkte der Stadt. In inem Schreiben an den Lordmajor wünscht der König frohen Verlauf des Mahles.

Das englische Kriegsministerium ist durch die Thatsache überrascht worden, daß mehr als 1200 Offiziere ihren Abschied eingereicht haben. Dieser Ausfall an Offizieren ist augen­blicklich schwer zu decken, da auch viele Miliz- und Ueomanry-Offiziere, die unter gewöhnlichen Verhältnissen in aktive Offiziersstellen einrücken würden, absolut kein Verlangen an den Tag legen, noch weiter Offizierstellen zu bekleiden. Der große Abgang soll sich daraus erklären, daß viele Offiziere befürchten, daß das Avancement jetzt nach dem Krieg ein sehr langsames wird. Be- sonders empfindlich macht sich der Offiziersgang bei der Kavallerie bemerkbar, da es an und für sich schon schwierig war, junge Offiziere für die Kavallerie zu finden, wegen der außerordentlich hohen Anforderungen, die man in England in Pekuniärer Hinsicht an diese Offiziere stellt.

London, 4. Juli. Kitchener wird Ende nächster Woche hier eintreffen, und es soll ihm ein großartiger Empfang bereitet werden. Der Prinz von Wales und der Herzog von Con- naught werden ihn empfangen und im Namen des Königs bewillkommnen. Das endgültige Programm für die Empfangsfeierlichkeiten wird erst in der nächsten Woche festgesetzt werden.

Die Buren-Generale Louis Botha, Dewet und Delarey haben sich auf dem DampferKanzler" der Deutsch-Ostafrika-Linie nach Europa eingeschifft. Das Schiff läuft am 4. August Neapel und am 19. August Lissabon an. Es ist noch unbestimmt, wo die Buren- Generale landen werden. In den Konzen- trationslagern sind nach der neuesten Statistik 20047 Buren gestorben, darunter 15 208 Kinder unter 12 Jahren.

London, 5. Juli. Wie aus Colombo be- richtet wird, hat am vergangenen Montag zwi- scheu Burengefangenen und dem englischen Posten des Lagers von Drajatalama ein blutiger Zu­sammenstoß stattgefunden, wobei 20 Personen verwundet wurden. Die Ursache des Zusammen­stoßes ist noch unbekannt.

Der amerikanische Botschafter in Berlin, hat in Leipzig eine Festrede gehalten, in der er Roosevelts Verehrung für Deutschland be­sonders hervorhob.

Laibach, 4. Juli. Zwischen den Stationen Sagor und Sava stürzte infolge Entgleisung die Lokomotive, der Tender sowie ein Waggon eines Lastzuges den steilen Bahndamm hinab. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden schwer verletzt, die Maschine vollständig zer­trümmert.