Der Schwarrwaib.
i.
Nach einer von Oberforstrat Dr. Gr an er verfaßten Festgabe „Der Schwarzwald", welche den Mitgliedern der XXV. Versammlung deutscher Forstmänner (1897) überreicht worden ist, entnehmen wir:
lieber den Namen des Gebirges: Der Name Schwarzwald findet sich bei den Römern noch nicht; er findet sich erstmals in Urkunden des Klosters St. Gallen aus dem Jahre 763 in der lateinischen Form silvs, nixra und weiterhin in dem Schenkungs- und Freiungsbrief des Kaisers Otto für das Kloster St. Blasien in der deutschen Form „Schwarzwalt".
Die orographische Ueberstcht. Der Schwarzwald, einen Bestandteil des oberrheinischen Ge- birgsshstems bildend, besitzt unter den deutschen Mittelgebirgen die beträchlichste Ausdehnung und erreicht im Feldberg mit 1493 Meter die nahezu höchste, nur von den Kuppen des Riesengebirges noch übertroffene Erhebung. Einen Gegensatz bilden der West- und Ostrand. Eine Teilung des Schwarzwaldgebirges wird zumeist in der Weise vorgenommen, daß das Thal der Kinzig, welche dasselbe der ganzen Breite nach durchquert, als die Grenzscheide zwischen dem südlichen und dem nördlichen Gebirgsstock betrachtet wird; mitunter wird aber noch ein mitlerer Gebirgsteil ausgeschieden. Die Schwarzwaldgewässer gehören zum weitaus größten Teil dem Flußsystem des Rheins an; nur im östlichen Teil des mittleren Schwarzwaldes greift das Flußsystem der Donau ein.
Geologisch kennzeichnet sich der Schwarzwald als ein stehengebliebenes Horstgebirge mit kristallinischem Kern und teilweise aufgelagerter Vundsandsteindecke. Der Granit ist im Schwarzwald in 4 großen Massiven entwickelt. Sie werden bezeichnet als das „Blauen-Massiv", das „Schluchsee-Massiv", das „Triberger-Masstv" und das „nördliche Massiv". Die Thermen von Wildbad und von Liebenzell entstammen dem in der Sohle vorstehenden Granit. Uebergehend zu den Sedimentgesteinen des Schwarzwalds, so finden wir zunächst von karbonischen Ablagerungen im nördlichen und mittleren Schwarzwald einige dem Oberkarbon, also der produktiven Steinkohlenformation, angehörige Mulden, so in einem schmalen Band südlich von dem Porphyrgebiet bei Baden-Baden und in der Nähe von Öffen- burg und Lahr, die gefundenen dünnen Kohlenflöze haben sich aber nicht als abbauwürdig erwiesen. Sodann treten am Ostrand des Schwarzwalds bei Schramberg karbonische Ablagerungen auf; die sowohl hier als im Fortstreichen der Schichten bei Oberndorf in Sulz angestellten Bohrversuche haben aber keine Kohle zu Tage gefördert. Eine etwas größere Entwicklung zeigt das Unterkarbon im südlichen Schwarzwald zwischen den Gneißstöcken deS Belchen und Feldberg und den Granitstöcken des Blauen und Blößling. Erheblich beträchtlichere Ausdehnung hat im Schwarzwald die Stufe des Rotliegenden erlangt. Ueber dem kristallinischen Grundgebirge, bezw. über den Paläozoischen Gesteinsschichten des Rotliegenden lagert die Decke des bunten Sandsteins. Unter den drei Stufen ist der mittlere Buntsandstein, dem „Vogesensandstein" des Nachbargebirges auch im Schwarzwald am mächtigsten entwickelt. Der durch größeren Thongehalt ausgezeichnete obere Buntsandstein, welcher dem „Voltziensandstein" der Vogesen entspricht, ist im Schwarzwald hauptsächlich längs des östlichen Rands, so im Gebiet jder Nagold, vertreten. Die Schichten des Buntsandsteins, nach Osten zu einfallend, tauchen allmählich unter die Muschelkalkhochfläche des Schwarzwaldvorlandes hinab. Schon oben wurde der geologische Charakter des Schwarzwalds als derjenige eines stchengebliebenen älteren „Horstgebirges" bezeichnet, zu dessen Seiten die jüngeren Schollen abgesunken sind. Zeugnis hiefür legen ab die auf einzelnen Kuppen des südlichen Gebirgsstocks noch erhaltenen Reste von Sedimentgesteinen, vor allem aber die tiefe Grabenversenkung, welcher die oberrheinische
Tiefebene ihre Entstehung verdankt, endlich die zahlreichen Einzelbrüche im östlichen Gebirgsteile. Es erübrigt noch, ein Wort über die Beschaffenheit des aus den Schwarzwaldgesteinen hervor- * gegangenen Verwitterungsbodens beizufügen.
Im Großen und Ganzen wird wohl gesagt ^ werden können, daß der südliche Gebirgsstock und die westliche Hälfte des mittleren Schwarzwalds, in welchem die Urgebirgsgesteine, Granit >e und Gneiß das Material für den Verwitterungs- h boden abgegeben haben, als der bevorzugtere, s der nordöstliche Gebirgsstock dagegen, in welchem n der bunte Sandstein die Unterlage der Vegetation n bildet, als der von der Natur weniger begünstigte s Teil des Schwarzwalds darstellen. Günstig ist a die Beschaffenheit des jüngeren (oberen) Bunt- sandsteins im östlichen Gebirgsteile; hier leistet
- der größere Thongehalt der Bildung eines , kräftigeren Verwitterungsbodens Vorschub. Ein n hervorragendes Beispiel hiefür liefert der „Weiler d Wald" im württ. Forstrevier Pfalzgrafenweiler.
^ Vermischtes.
Die Automobilwettfahrten sind ein e Unfug, der keinen nützlichen Zweck hat. Sie t sollen zwar die Güte der Maschinen irgend einer r Fabrik darthun, allein da auf einer Wettfahrt h allerlei Zufälligkeiten eintreten, sind sie nicht i einmal ein Maßstab für gute Ware. Sie recht-
- fertigen auf keinen Fall, daß sich die Fahrer den
- Hals brechen und das Publikum gefährden.
- Sieger in der letzten Automobilfahrt Paris-Wien l wurde Renault. Er legte die Strecke in 25 i Stunden 52 Minuten zurück. Der Nächste S brauchte, fast 26fts Stunden. Die Reise wäre
noch kürzer geworden, wenn nicht das Gebot ) bestanden hätte, daß durch die Schweiz nur mit
- verminderter Geschwindigkeit gefahren werden c dürfe. Die Schweiz hat aber ganz recht gethan,
- die zwecklose Raserei zu verbieten. Sie hat sich i ein Beispiel genommen an Deutschland, das keine
- derartigen Wettfahrten mehr gestattet. Auch z Oesterreich will künftig keine Automobilwettfahrten . mehr erlauben, denn es ist auch diesmal wieder c viel Unglück angerichtet worden. Die Fahrer r fuhren zumeist mit Schnellzugsgeschwindigkeit, i Radfahrer sollten ihnen an den gefährlichen i Stellen zur Warnung des Publikums voraus- : fahren. Aber die Automobile, denen das Tempo
- zu langsam war. halfen sich, indem sie die Rad- i fahrer überfuhren. Solche Unfälle haben sich t zu Dutzenden ereignet, so auch in der Nähe von
- Wien bei der Franz Josef-Brücke, wo ein Rad- . fahrer vom hinten nachsausenden Automobil vom ; Rad geschleudert wurde. Die Erbitterung der
> Bevölkerung darüber, daß man die Straßen
- sperrte, Feuerwehr und Polizei für die unsinnige
- Wettjagd in Anspruch nahm, damit einer aus- ; wärtigen Fabrikfirma Reklame gemacht werde,
: war eine große. Noch mehr Grund zur Be- ° schwerde hatte man in dem Benehmen der Auto- , mobilisiert in Wien. Nach 6 Uhr abends fuhren
> sie wie rasend durch die Straßen, „nahmen" die
> Ringstraße im Schnellzugstempo und beachteten
; keines der Gesetze für Fuhrwerke. Die Erbitter- ' : ung der Bevölkerung ist so groß, daß z. B. das ,
- „Neue Wiener Tagbl." auf die „Berichterstatt- i ung der Begrüßungen und frivolen Festivitäten" i
; verzichtete. Das Blatt sagt: „Das Ergebnis ! i der SchreckensfalM, die Menschenleben, die dieser i i Sache geopfert werden mußten, nehmen uns den . , Mut, die Ungeheuerlichkeit, niederzuschreiben: ! : Man tafelt, während die Opfer aus der Bahre ; : liegen. ,
In Paris produzieren sich gegenwärtig .
> zwei Elefanten, welche zum Tanzen abgerichtet
i sind und mit zwei jungen Mädchen Walzer und j l Ballettänze aufführen. Ganz Paris interessiert ^ sich für die gelehrigen Elefanten und strömt in l : den Neuen Zirkus, wo sie ihre Künste zeigen. - (Eine lustige Diebesgeschichte) wird aus Paris i gemeldet: Der Pförtner eines vornehmen Hauses >
- in der Rue Reaumur sah unlängst zwei zerlumpte , Individuen in das von ihm mit Luchsaugen i bewachte Haus gehen. Er kletterte ihnen rasch ! nach und fragte sie, wohin sie wollten. „Zu dem Herrn Doktor," antwortete einer von ihnen t verlegen, „aber wir haben uns in der Adresse i geirrt." Darauf verließen sie eiligst das Haus, j
Redaktion. Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.
„ Das sind sicher Spitzbuben," dachte der Pförtner und lief ihnen nach. Er kam noch zur rechten Zeit, um sie in ein vornehmes Haus auf deur Boulevard de Söbastopol treten zu sehen. Jetzt . ließ er sie verhaften. Sie konnten jedoch auf ! der Polizeiwache befriedigende Auskunft über ihre Personalien geben und wurden, da man ihnen ! nichts vorwerfen konnte, freigelassen. Nun drehten I die beiden den Spieß um und verklagten den Pförtner wegen verleumderischer Angeberei; er wurde auch richtig zu einer Geldstrafe von 30 Frank Schadenersatz verurteilt. Einige Tage später kamen die beiden Individuen wieder in das Haus in der Rue Rsaumur, das sie bald darauf mit großen Säcken auf dem Rücken verließen. Der Pförtner ließ sie ruhig gewähren und schenkte ihnen keine Beachtung; waren sie doch durch Gerichtsbeschluß für anständige Leute erklärt worden, während er selbst ein Verleumder war,
Die braven Männer hatten in dem Haus zwei Wohnungen radikal ausgeplündert.
(Stachelbeermarmelade.) Ganz reife Stachelbeeren werden in einen Topf gethan, der wieder in einem Topf mit heißem Wasser steht und solange gekocht, bis die Beeren ganz weich sind. Dann streicht man sie durch ein Haarsieb. Das Durchgetriebene wird mit 250 § Zucker auf je 500 g Brei zu Marmelade gekocht.
(Auch ein Vergleich.) Gattin (zum Gatten, der nach einer häuslichen Szene zärtlich wird): „Mann, Du bist wie ein Ofen, erst wenn man Dir einmal ordentlich einheizt, wirst Du wieder wärmer!" z
(Ironie.) Kunstmaler (ärgerlich): „Alle meine Freunde machen mein neuestes Bild schlecht.
Sie sagen, sie möchten es nicht geschenkt haben."
— „Dann müssen Sie trachten, es zu verkaufen."
(Immer Kaufmann.) Sergeant: „Na, Cohn,
nun drücken Sie mal endlich ab! Wie lange zielen Sie denn noch! Wo ist denn das Mode?"
— Cohn: „Bei meinem Vater, Herr Sergeant, der giebt 6 Monate Ziel."
(Bitter.) Sommerfrischler beim Abschied vom ländlichen Hausherrn): „Aber einen Wcknsch möchte ich im Interesse Ihrer künftigen Mieter doch aussprechen: wenn Sie wieder Matratzen anschaffen, dann nehmen Sie wenigstens welche ans weichem Holz, die unsren waren aus hartem."
; (Gipfel der Zerstreutheit.) Professor (findet einen fremden Jungen bei seinen kleinen Töchtern): „Sieh', da haben wir auch einen Jungen unter den Mädchen, das hast Du mir ja gar nicht gesagt, liebe Frau!"
Mutmaßliches Wetter am 8. und 9. Juli.
«Nachdruck verboten.)
Für Dienstag und Mittwoch ist bei fortgesetzt sehr warmer Temperatur zwar vorwiegend trockenes und heiteres, aber auch zu vereinzelten Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Ärmste Nachrichten n. Trlegrm«.
Travemünde, 6. Juli. Heute vormittag fand an Bord der „Hohenzollern" Gottesdienst statt. Um "ft 12 Uhr starteten zur Wettfahrt auf der Lübecker Bucht 40 Boote in 60 Abteilungen. Darunter befand sich auch „Meteor" mit dem Kaiser und dem Prinzen Heinrich an Bord. Es herrschte böiger Nordwestwind. Gegen 2fts Uhr lief „Orion" als erster durchs Ziel. Bald darauf folgte „Meteor." Der ! Reichskanzler Graf Bülow reiste nachmittags 3 Uhr nach Berlin ab. Nachmittags trafen die an der Nordlandsreise des Kaisers teilnehmenden Herren hier ein.
Rom, 6. Juli. Aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Papstes wurden heute im Vatikan 1500 Arme gespeist. Um 6 Uhr abends brachten die gesamten katholischen Vereine Roms dem Papst im Belviderehof des Vatikans eine Huldigung dar. Der Papst nahm die Huldigung von einer eigens zu diesem Zweck errichteten, reich geschmückten Tribüne entgegen und verweilte dort ca. 20 Minuten. Schließlich erteilte der Papst den apostolischen Segen.
London, 6. Juli. Der Krankheitsbericht von vormittags 10 Uhr lautet: Die Fortschritte im Befinden des Königs sind fortdauernd in jeder Hinsicht befriedigend.