München, 18. Aug. Heute nachmittag V<3 Uhr stürzten am Wittelsbacher Palais vier Ar­beiter, die sich auf einem sogenannten Flotz zum Ausbessern der Fassade in eine Höhe von 22 Meter hinaufgezogen hatten, in die Tiefe. Zwei Arbeiter waren sofort tot, die zwei anderen, welche im Fallen hängen geblieben sind, konnten gerettet werden.

München, 18. Aug. DieAugsb. Abdztg." schreibt: Es steht nunmehr fest, daß die Veröffent­lichung des Depeschenwechsels zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten ausschließlich auf Befehl des Kaisers erfolgt ist, nachdem sie von bayerischer Seite abgelehnt worden war.

Homburg v. d.H., 19. Aug. In Anwesen­heit des Kaiserpaares fand heute vormittag um elf Uhr die Einweihung des Kaiserin Fried- rich-Denkmales statt. Außer dem Kaiserpaar waren anwesend der Kronprinz, Prinz Joachim und Prinzessin Viktoria Louise. Der Kaiser in der Uni­form der sogen. Totenkopf-Husaren schritt die Front der von dem 80. Infanterieregiment gestellten Ehren­kompagnie ab. Bekanntlich war die Kaiserin Fried­rich Chef dieses Regiments. Ter übrige Teil des Regiments war hinter dem Denkmal aufgestellt. Nach Abschreiten der Front begab sich der Kaiser mit dem Gefolge nach dem Kaiserzelt, in welchem als Ehrengäste noch der Feier beiwohnten: Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Meiningen, der Prinz und die Prinzessin von Schaumburg-Lippe, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechen­land, der Prinz und die Prinzessin Friedrich Carl von Hessen, sowie auch der Herzog von Cambridge. Hierauf wurde der Kaiser durch den Vorsitzenden des Denkmals-Ausschusses, Herrn Or. Rüdiger, be­grüßt. Nach der Ansprache desselben fiel die Hülle des Denkmals unter dem Präsentieren des versam­melten Militärs. Nun ergriff der Kaiser das Wort, indem er in längerer Rede ein Lebens- und Cha­rakterbild seiner verstorbenen Mutter entwarf. Hier­auf trug ein Schülerchor ein von Direktor Schultze verfaßtes Weihelied vor, worauf der Bürgermeister von Homburg, vr. Ritter von Marx, ein Hoch auf den Kaffer ausbrachte. Kurz vor 1 Uhr war die Feier beendet. Um 2 Uhr fand im königlichen Schlosse eine Frühstückstafel zu 60 Gedecken statt, zu welcher die Spitzen der Zivil- und Militär­behörden, sowie auch die Herren vom Denkmalaus­schuß geladen waren.

Erfurt, 17. Aug. Heute mittag kurz nach 12 Uhr brach über unsere Gegend ein furchtbares Unwetter unter Blitz und Donner und wolken­bruchartigem Regen herein. Bei Neudietendorf und Annstadt hauste ein Hagelschauer hernieder, der unberechenbaren Schaden anrichtete. Die Hagel­körner hatten zum Teil die Größe eines Taubeneies und lagen einige Zoll hoch.

Hamburg, 19. August. Gestern wurde eine Kommission der Streikenden Droschkenkutscher und der Fuhrherren vom Polizeikommissär empfangen, welcher erklärte, er werde, falls der Betrieb sofort wieder ausgenommen werde, das Inkrafttreten der neuen Droschkenordnung bis Neujahr hinausschieben. Inzwischen sollten die Wünsche gründlich nachge­prüft werden. Eine Versammlung der Streikenden verlief resultatlos. Die größeren Fuhrherren be­schlossen vorläufig noch kein öffentliches Fuhrwerk

auf die Straße zu stellen, sondern vorerst die Be­schlüsse der nächsten Versammlung der Streikenden abzuwarten.

Hamburg, 19. Aug. Die ausständigen Fuhrherren und Kutscher beschlossen heute den Streik vorläufig aufzuheben. Kurz nach der Versammlung wurde der Betrieb wieder ausgenommen.

Berlin, 18. Aug. Nach einem Telegramm des Berliner Tageblatts aus Petersburg sind durch ein Dekret des Zaren fast sämtliche an den Februar-Unruhen in Moskau beteiligt gewesene Studenten aus der Gefängnishaft in verschiedenen Städten des Reiches entlassen worden. Ungefähr hundert sind aus Sibirien zurückberufen, wohin sie auf 5 Jahre verbannt waren. Sie werden nach ihrer Zurückkunft im Herbst wieder in die Univer­sitäten eintreten. Trotz dieses neuen Gnadenaktes dürsten im November neue Studentenunruhen aus­brechen. Die Stellung des Unterrichtsministers soll erschüttert sein.

Berlin, 18. Aug. Ueber den Besuch der Burengenerale beim König Eduard wird aus Lon­don gemeldet: Auf demWildfire" wurden die Gene­rale durch Lord Roberts, Lord Kitchener und Lord Onslow empfangen. Der König Eduard stand auf dem Verdeck seiner Jacht, ging ihnen entgegen und schüttelte jedem einzelnen herzlich die Hand. Die Audienz dauerte eine Viertelstunde. König Eduard sprach zu ihnen über den Krieg und drückte seine Anerkennung für ihr tapferes, mutiges Kämpfen während eines langen und beschwerlichen Feldzuges aus. Er dankte ihnen auch für die rücksichtsvolle Freundlichkeit, wie sie die britischen Soldaten be­handelten, einschließlich der Verwundeten, die unter ihrer Pflege standen. Der König sprach sodann noch die wärmsten Wünsche für die Zukunft aus. Tie Generale dankten aufrichtig für die warmen Worte des Königs. Die Besichtigung der Flotte geschah dann auf besonderen Wunsch des Königs. Bei der Ankunft auf dem Waterloo-Bahnhof brachte daS Publikum erst Roberts und Kitchener und dann auf die Burengenerale Hochrufe aus.

Berlin, 19. August. Der Rcichsanzeiger veröffentlicht das Ergebnis des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1901. Im Ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reiche ver­bleiben 27,393,413 weniger eingegangen. Da die Mehrausgaben 21,029,317 betrugen, so ergiebt das Rechnungsjahr 1901 einen Fehlbetrag von 48,423,783

Kattowitz, 18. Aug. Der Kattowitzer Zeitung zufolge entstand heute früh auf der den Giesches'schen Erben gehörigen Steinkohlengrube auf 420 Meter Sohle infolge Dammbruches ein Gruben- braüd. 15 Mann wurden bewußtlos zu Tage ge­fördert. Bis jetzt sind 9 Mann ins Bewußtsein zurückgerufen und ins Knappschaftshaus gebracht worden. Bei 6 Bergleuten werden noch Wieder­belebungsversuche gemacht.

Berlin, 18. Aug. Nach derGermania" sind bei dem Grubenunglück in Kattowitz 18 Heuer und ein Obersteiger erstickt. 80 Schwerverletzte liegen im Krankenhaus zu Beuchen.,

Breslau, 19. Aug. DerBreslauer Ge­neral-Anzeiger" meldet aus Beuthen, daß der Brand auf der Heinitzgrube erloschen ist.

Breslau. Das kürzlich unter dem Ver­dachte des Giftmordes verhaftete Fräulein Leich- feld wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Auf ihrem Vater, der nach seiner Festnahme Selbst­mord beging, ist ebenfalls kein Verdacht haften ge­blieben. Die Verhaftung der beiden unglücklichen Personen war, wie mitgeteilt, erfolgt, nachdem mehrere Mitglieder der Familie Leichfeld unter ver­dächtigen Erscheinungen gestorben waren.

Aus Teplitz wird berichtet: Eine seltene Erscheinung erregte hier die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und aller Kurgäste. Ein Schwarm von Milliarden Insekten ließ sich in den Nachmit­tagsstunden wie eine Wolke auf die Stadt nieder. Im Nu waren die Straßen von den Insekten be­deckt und vielfach drangen diese den Leuten in Mund, Nase und Ohren. Wo sie die menschliche Haut be­rührten, ließen sie schmerzhafte Flecken zurück. Im Licht der Mittagssonne gesehen, flimmerte der Boden von Milliarden Tierchen, als ob er mit unzähligen kleinen Glassplittern bedeckt wäre. Es wurde fest­gestellt, daß es geflügelte Ameisen sind, die sich hier niedergelassen haben. In derartiger Menge wurde das Auftreten dieses Insekts hier noch nie bemerkt.

Grindelwald, 17. Aug. Am Wetter­horn wurden gestern zwei englische Touristen mit zwei Führern von einer Ncuschneelawine überrascht. Der eine Engländer und ein Führer wurden ge­tötet, der andere Engländer leicht, der zweite Füh­rer schwer verletzt.

Rom, 19.Aug. KönigViktor Emanuel Unterzeichnete ein Dekret, durch welches von jetzt ab verboten wird, die Sträflinge in den Zuchthäusern an Ketten anzulegen.

Rotterdam, 19. Juli. Die Burengenerale Delarey, Dewet und Botha wurden bei ihrer An­kunft von einer tausendköpfigen Menge enthusiastisch begrüßt. Mittags reisten die Generale nach dem Haag und besuchten Steijn in Scheveningen. Morgen statten sie Krüger einen Besuch in Utrecht ab.

Paris, 18. Aug, Wie dem Temps aus Brest gemeldet wird, weigerte sich Major Le Roy Ladurie, der beauftragt war, mit einer Abteilung des 19. Jnf.-Regiments die Austreibung der Klostcr- schwestern aus der Schule von Douarnenez vorzu­nehmen, diesen Befehl auszuführen. Der Oberst des Regiments verhängte über den Major Festungs­arrest. Im Kriegsministerium wird diese Meldung bestätigt mit dem Hinzufügen, daß Major Le Roy, ebenso wie Oberstleutnant St. Remy, nach der Festung Port Louis gebracht wurden.

Brest, 19. Aug. Bei der Durchführung des Schuldekrets in Le Folgest, St. Msen und Ploudaniel wurden 12 Männer, 10 Mädchen, 2 Gendarmen, 2 Soldaten und 1 Polizeikommissär verletzt. Acht Personen wurden verhaftet, 2 Ver­haftungen wurden aufrecht erhalten. Ein Grund­besitzer, ein Journalist und ein Abbe werden wegen Aufreizung verfolgt.

Krakau, 19. Aug. Nach Privatmeldungen aus Petersburg fand der Zar letzten Freitag auf seinem Schreibtisch einen Brief des revolutionären Komites enthaltend die Warnung, daß, falls er dem bureaukratischen Moloch noch weitere Hekatomben Unschuldiger opfere, das Volk die Waffe direkt gegen

Kurz entschlossen begab ich mich nach Arnstein zu deinem Verlobten und legte ihm die Sache vor. Da Julius keinen sehnlicheren Wunsch kennt, als recht balv dein Gatte und dadurch in den Kreis unserer Familie ausgenommen zu werden, hatte er ein Recht darauf, von dieser Angelegenheit, die einen völligen Umschwung unserer Verhältnisse herbeiführen kann, etwas zu erfahren. Denn während er als schmal besoldeter gräflicher Gütcrverwalter noch Jahrelang warten muß, bis er sich soviel erspart hat, um einen Hausstand gründen zu können, bringt ihn ein günstiger Verlauf dieser allerdings noch etwas problematischen Erbschaftssache mit einem Schritt an das Ziel seines sehnlichsten Begehrens"

Gerade so ist's, meine teuerste Marie", unterbrach hier Julius den Bruder seiner Braut,und da i ch von Waller vernahm, daß er das ihni kürzlich verliehene Reisestipendium zu dieser Spritztour nach Australien verwenden wolle, erklärte ich ihm sofort, daß er in mir einen Begleiter dahin habe. Denn ersprießlicher und nützlicher kann ich meine geringen Ersparnisse doch nimmermehr anlegen, als wenn ich mir eine reiche Erbin damit gewinne. Nicht wahr, liebe Marie?"

O spotte nicht, Julius!" wehrte das Fräulein, mir ist so schwer ums Herz, und du sprichst so leichtfertig."

Nun", lenkte dieser ein,der Hauptgrund, weshalb ich mich Walter an­schließe, besteht eigentlich darin, daß ich ihn, meinen besten Freund und künftigen Bruder, die Reise zu den Antipoden unter keiner Bedingung allein machen lasse. Es ist nur billig, daß ich die etwa damit verbundenen Gefahren teile, da ich und du auch die Vorteile davon haben werden. U-berdies unterbricht so ein Ausflug nach der südlichen Erdhälfte die Eintönigkeit meines Verwalterlebens in recht er­wünschter Weise,-"

-weshalb wir dir Mitteilen, Schwesterchen", daß alle Vorbereitungen

schon getroffen sind, und selbst die Thränen in deinen schönen Augen nichts mehr

rückgängig machen können. Wir Beide haben uns den nötigen Urlaub erwirkt, haben bereits Plätze auf dem Schiffe belegt, das nächste Woche von Brindisi nach Australien abgeht und ich will nur noch unsere Legitimationspapiere vervoll­ständigen. Denn obwohl sich unser Stammbaum und sämtliche Familiendoku­mente schon seit des Vaters Tod in meiner Verwahrung befinden, muß ich, um unsere Erbberechtigung darzuthun, von der Grünstadelcr Behörde noch einen legalen Totenschein über den Hinscheid unseres seligen Vaters erholen. Von deiner Seite, Marie, bedarf ich überdies noch der gesetzlich vorgeschriebenen Vollmacht, domit ich vor len australischen Gerichten auch in deinem Namen handeln kann. Du wirst uns also gleich morgen nach der Kreisstadt begleiten und mir vor dem dortigen Notcr eine solche Vollmacht ausstellen lasten. Denn viel Zeit haben wir nicht zu rerlieren; der Dampfer wartet nicht auf uns, wenn wir zu spät in Brindisi eintreffen, und doch müssen wir zuvor auch noch einen Abstecher nach Berlin machen."

Nach Berlin? Wozu das?"

Um alle Papiere von der ddrtig-n englischen Botschaft beglaubigen zu lassen. Nichts darf vernachlässigt werden, damit keine Saumsal den Erfolg der weiten Reise in Frage stellt."

Wie ich sehe, habt ihr schon alle Brücken hinter euch abgebrochen. Es hülfe also doch nichts wenn ich durch Bitten und Thränen eure Beschlüsse erschüttern wollte?"

Nein Schwesterchen! Gerate deshalb, weil wir uns vor deinen flehent­lichen Almahnungen ein wenig fürchteten, haben wir dich vor ein kalt Lvoompli, vor eine vollendete Thalsache gestellt. Es ist nichts mehr daran zu ändern. Tröste dich, wer» wir morgen in der Kreisstadt Abschied nehmen, mit der Hoffnung, auf ein srchl'ches und glückliches Wiedersehen." (Fortsetzung folgt.)