ihn wenden werde. Zu dem sofort herbeigerufenen Minister des Innern soll der Zar gesagt haben: Warum habe ich eigentlich einen Minister des Innern und warum gebe ich jährlich eine Million Rubel für die geheime Polizei aus, wenn mich ein paar junge Leute zum Narren halten können. Es wird am besten sein, die Regierung den Studenten zu übertragen, die sich in der Rolle revolutionärer Ko- miteS gefallen. Zur Sicherheit des Zaren sollen die umfassendsten Maßregeln getroffen worden sein.

London, 18. Aug. Aus Kapstadt wird gemeldet: Die BarkeHighfields" stieß, als sie bei starkem Sturme in den Hafen einlies, mit dem deutschen DampferKaiser" zusammen. Die Barke sank sofort. Der Kapitän, 2 Offiziere und 31 Mann der Besatzung ertranken.

Kairo, 18. Aug. Bisher sind 381 Pest - fälle in Egypten konstatiert worden. Gestern wurden 31 Fälle, darunter 21 mit tötlichem Aus­gange festgestellt. In Alexandria hat sich gestern 1 Fall ereignet. Im ganzen befinden sich daselbst 9 Kranke. Seit dem 7. August sind 229 Fälle, darunter 149 tötliche, in Kairo zu verzeichnen ge­wesen.

Washington, 19. Aug. GeneralChaffee hat telegraphisch mitgeteilt, daß ein Feldzug gegen die Moros in Mindanao (Philppinen) notwendig sei, um den zunehmenden Widerstand gegen das amerikanische Regiment zu brechen. Infolgedessen ist der General angewiesen worden, nach Gutdünken zu handeln.

Iokohama, 19. Aug. Vulkanische Aus­brüche haben zwischen dem 13. und 15. August die kleine Insel Torishima von der Bonin-Jnsel- gruppe vernichtet. Die ganze Bevölkerung, bestehend aus 150 mit Guanobeförderung beschäftigten Leuten, ist umgekommen. Unterseeische Eruptionen machen jede Annäherung an die Insel gefahrvoll.

Vermifchles.

Ueber die diesjährigen Obsternteaus­sichten veröffentlicht derPraktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau" (Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Hofbuchdruckerei, Frankfurt a. O.) in seinen Nrn. 2933 die Uebersichten über die ihm aus allen Teilen Deutschlands, sowie der Schweiz und Oester­reich zugegangcnen Berichte. Nach dem Gesamt­durchschnitt auf Grund von 615 erwiesenermaßen zuverlässigen Berichten stellen sich die Ernteaussichten in Deutschland für Aepfel auf mittel, für Birnen auf mittel bis gering und für Zwetschgen auf gering. In Württemberg und Hohenzollern, Bayern, Thüringen, Provinz Sachsen, Schlesien, Posen, Oldenburg, Schleswig- Holstein, Hamburg und Mecklenburg sind die Aus­sichten auf die Apfelernte gut bis mittel, in Baden, Hessen-Nassau, Westfalen, Lippe und Wald­eck, Brandenburg, Hannover und Bremen, West­preußen und Ostpreußen mittel; in der Pfalz, dem Großherzogtum Hessen, der Rheinprovinz und Pommern mittel bis gering, und in Elsaß-Loth­ringen gering. Birnen stehen gut bis mittel nur in Posen, Schleswig-Holstein, Hamburg, West- und Ostpreußen; mittel in Provinz Sachsen,

Braunschweig, Anhalt, Schlesien und Mecklenburg; in allen andern Provinzen und Ländern mittel bis gering. Hauszwetschgen sind im allge­meinen gering, nur in Schlesien, Posen und Ost­preußen mittel; in Elsaß-Lothringen, Thüringen, Provinz Sachsen, Braunschweig, Anhalt, Branden­burg, Hannover, Bremen, Schleswig-Holstein, Ham­burg, Mecklenburg, Pommern und Westpreußen mittel bis gering. In der Schweiz sind die Aussichten auf eine gute Mittelernte. Nach den Berichten aus Oesterreich find die Aussichten in Böhmen für Aepfel und Birnen gering, für Pflaumen und Zwetschgen mittel bis gering; in Mähren für Aepfel und Birnen schwach mittel, für Pflaumen mittel; in Steiermark für Aepfel gut, für Birnen und Zwetschgen mittel; in Tirol für Aepfel und Birnen mittel.

Der Stand der Weinberge erfährt im Organ des Württ. WeinbauvereinsDer Wein­bau" eine Darstellung, wonach sich die Herbst­aussichten erheblich gebessert haben. Nach dem Frost vom 9. Mai, der alle Hoffnungen so sehr niedergedrückt hat, hätte man sich nicht träumen lassen, daß sich namentlich in jungen oder recht üppigen Weinbergen noch ein solcher Traubenansatz entwickeln konnte, hauptsächlich in den unteren und mittleren Lagen, die vom Frost nicht gar so schwer heimgesucht wurden. In den höheren Berglagen versprechen nur Weißriesling und Trollinger einen besseren Ertrag. Von Oidium und Peronospora sieht man bis jetzt wenig, dagegen trat am Anfang der Traubenblüte bei der feuchten Witterung der Heuwurm doch stärker auf, als man nach den Früh­jahrsfrösten gedacht hatte, und nur der nachgefolgten günstigen und trockenen Witterung ist es zuzuschreiben, daß er nicht allzuviel vernichten konnte. Trotzdem im ganzen ein kleiner Herbst in Aussicht steht und das vorige Jahr auch kein großes Quantum ergab, fehlt leider jede Nachfrage nach Wein.

(Haftpflicht der Gemeinden.) Zu dieser vielumstrittenen Frage findet sich in der neuesten Nummer der Württ. Gemeindeztg. ein interessanter Beitrag, dem Nachstehendes entnom­men ist: Am Abend des 16. Dez. 1900 fiel der verh. Kaufmann K. in Markgröningen in der Nähe seiner Wohnung in einen frisch gegrabenen, noch nicht ausgemauerten Hydrantenschacht der ge­rade im Bau befindlichen Hochdruckwasserleitung. Der Sturz hatte einen Bruch des linken Unterschenkels zur Folge, welcher eine ziemlich lange Heilungsdauer erforderte und dann eine Verkürzung des linken Beins um 1'/-2 ew hinterließ. Der Verletzte forderte daher von der Stadt Ersatz der Kurkosten und für die Schädigung in seiner Erwerbsfähigkeit eine einmalige Zahlung von 3000 ^ Diese For­derung war insofern begründet, als offenbar eine grobe Fahrlässigkeit den Unfall herbeigeführt hatte, indem der an einer dem Verkehr zugänglichen Stelle befindliche 1,60 m tiefe Schacht weder zugedeckt noch beleuchtet war. Hicfür waren aber zu­nächst die Unternehmer W. u. LH. verantwortlich, denen die Stadt die Grabarbeitcn für die Wasser­leitung übertragen hatte, und die durch Vertrag ausdrücklich verpflichtet waren, für jeden Schaden an Person und Eigentum, der durch den Bau der

Wasserleitung verursacht werde, einzutreten. Die Unternehmer erklärten sich auch bereit, nachdem sie im Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperver­letzung je zu 50 verurteilt worden waren, ihre Forderung an die Stadt M. mit 1600 zu Gunsten des K. abzutreten, auf weiteres ließen sie sich jedoch nicht ein. K. beharrte jedoch auf seiner ursprünglichen Forderung und drohte der Stadt mit einem Prozeß, dessen Ausgang trotz der angeführten Bedingung des Accordvertrags ziemlich zweifelhaft war, weil die Stadt als Bauherrin die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln ebenso zu treffen hatte wie die Unternehmer, bezw. als Trägerin der Polizei­gewalt für die Verkehrssicherheit auf ihren Straßen zu sorgen hatte. Die Stadtgcmeinde zahlte daher dem K. auf Anraten des Stuttgarter Vereins, bei dem sie gegen Haftpflicht versichert ist, die noch an den verlangten 3000 fehlenden 1400 aus und konnte sich selbst beim Vereine schadlos halten.

Schiffbau im Jahre 1901. Der Schiffbau, der sich an der Kieler Föhrde immer mehr ausdehnt, und wo namentlich drei Betriebe hervorragen, die Kaiserliche Werft, die Germania-Werft und die Ho Wald ts- Werke, hat, so berichtet die Kieler Handelskammer, auch im Jahre 1901 ein im allgemeinen gutes Ergebnis gehabt. Es lag noch gute Beschäftigung vor, und auch jetzt noch ist in dieser Hinsicht die Lage befriedigend. An gelernten, gut vorgebildeten Schiffsbauhandwerkern ist Mangel, dagegen hat fast während des ganzen Jahres Ueberfluß an nicht ge­lernten Arbeitern geherrscht. Auf Howaldts- werke sind im Jahre 1901 fertiggestell: das Süd- polar-ExpeditionsschiffGauß" von 650 Reg.-Ton- nen, eine Dampfjacht für Oldenburg von 430 Reg.- Tonnen, zwei Frachtdampfer für Stockholm zu je 5403 Reg.-Tonnen, ein Frachtdampfer für Apen­rade von 1244 Reg.-Tonnen, ein Schwimmdock für Odessa von 4800 Reg.-Tonnen, drei Dampfer für Kiel von zusammen 264 Reg.-Tonnen. Am 1. Ja­nuar ds. Js. waren im Bau bezw. bestellt: ein Kreuzer für die kaiserlich deutsche Marine von 3000 Tonnen, desgleichen einer für die kaiserlich russische Marine von 7200 Tonnen, vier Frachtdampfer von zusammen 6780 Tonnen und zwei Schwimmdocks. Beschäftigt sind im Jahre 1901 rund 2600 Arbeiter. Auf der Germaniawerft sind 1901 fertig gestellt: S. M. LinienschiffKaiser Wilhelm der Große", S. M. KreuzerAmazone", KreuzerAs- kold" für Rußland, ein Verkehrsboot, eine Schwimm­scheibe. Im Bau bezw. Bestellung befanden sich zu Anfang 1902: S. M. LinienschiffZähringen", Linienschiff S, sechs Torpedoboote, ein Schlepp­dampfer für Hamburg. Beschäftigt: im Jahr 1901 rund 3000 Arbeiter. Auf der Kaiserlichen Werft sind im Jahre 1901 durchschnittlich 6700 Arbeiter beschäftigt worden. Für die kleineren Schiffs­bauanstalten war das Ergebnis des verflossenen Jahres zum Teil ein gutes und teilweise vorteil­hafter als im Vorjahr. Aufträge lagen hinreichend vor. Die Preise der Materialien für den Schiffs­bau wichen während des ganzen Jahres. Wie in früheren Jahren wird über den Mangel an Lösch­ung Ladevorrichtungen an den Kieler Quais geklagt. Kleinere Lohnerhöhungen sind eingetreten. Tüchtige Handwerker werden nach wie vor gesucht.

Amtliche md Peimtaiyche».

Forstbezirk Hirsau.

Brennholz-Verkauf

lung Wasserweg, Pflanzschule, Neuhof, Stammheimerweg und Tann:

Freitag, KZ den 22. August, 7 Uhr, der Pflanz- schulhütte im Ottenbronner-

berg aus Abtei­lung Wasserweg, Pflanzschule, Neuhof,

Rm. Nadelholz: 6 Anbruch, 3V Stockholz (Wulzen).

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen le­digen Tienstknecht Johann Georg Walz von Zavelfteiu, welcher flüch­tig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls i. R. verhängt.

Es wird ersucht, denselben zu ver­haften und in das hiesige Amtsgerichts­gefängnis abzuliefern, sowie zu den hie­sigen Akten sofort Mitteilung zu machen.

Calw, den 19. Aug. 1902.

Königliches Amtsgericht.

AR. Dinkelaker.

Beschreibung: Alter: 27 Jahre, Statur: mittelgroß, Haare: blond, blonder Schnurrbart.

K. Amtsgericht Calw.

Aufgebot.

Die hienach genannten, angeblich Verschollenen, gegen welche von den unten genannten Personen Antrag auf Todeserklärung gestellt ist, werden auf­gefordert, sich spätestens in dem auf

Freitag, den 13. März 1S03,

^ ^ ^ vormittags 11 Uhr,

vor dem K. Amtsgericht dahier bestimmten Aufgebotstermin zu melden, wid­rigenfalls ihre Todeserklärung erfolgen würde.

^ An alle diejenigen, welche Auskunft über Leben oder Tod der Ver­schollenen zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens im Auf­gebotstermin dem Gerichte Anzeige zu machen.

Name der Verschollenen:

Antragsteller:

Gottlieb Friedrich Schwämmle, geboren den 8. Dezember 1824 in Hirsau, Sohn des verst. Johann Jakob Schwämmle, gew. Oelmüllers, und der verst. Christine Barbara, geb. Ha ns er das., im Jahre 1861 von Hirsau aus angeblich nach Rumänien gereist und seit dem Jahre 1871 verschollen.

Friederike Schwämmle, ledig in Liebenzell.

1. Anna Katharine, geb. Kaz, gew. Ehe­

frau des Johannes Kraust, Maurers in Althengstett, geb. daselbst den 29. Oktober 1808, Tochter des jg. Tobias Kaz, Küblers, und der Anna Dorothea geb. Groll in Althengstett,

2. Johanna Friederike, geb. Kraust,

gew. Ehefrau des am 25. April 1902 für tot erklärten Johann Christian Rupp von Althengstett, geboren das. den 28. Nov. 1841, Tochter von Ziff. 1.

3. Marie Barbara Kraust, geboren den

31 März 1869 in Althengstett, un­eheliche Tochter von Ziff. 2, sämtlich im Jahre 1869 von Altheng­stett aus nach Amerika gereist und seit mehr als 10 Jahren verschollen.

Christof Rupp, ledig in Bein­stein OA. Waiblingen, Dorothea Rupp, ledig das. Jakob Rupp, Schullehrer in Geradstetten.

Den 14. August 1902.

Amtsrichter: Dinkelaker.