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Krupp'schen Pavillon, wo er von Excellenz Krupp persönlich erwartet und begrüßt wurde. Ferner besichtigte der Kaiser noch das Panorama von Caub und die Ausstellung deS Bochumer Vereins, um sich dann auf das Dampfschiff zu begeben. Hier ver­abschiedete sich der Kaiser von Geheimrat Lueg mit dem Bemerken: Telegraphieren Sie meinem Sohne, dem Kronprinzen, als Protektor der Ausstellung, daß ich von derselben hochbefriedigt bin. Unter be­geisterten Hochrufen der zahlreichen Menge fuhr das Schiff dann stromaufwärts, wobei der Kaiser vom Schiff aus eine Parade über die Rhein-Flottille abnahm. Von der Landungsstelle aus fuhr der Kaiser zu Wagen nach dem Hauptbahnhofe, wo er mittelst Sonderzuges um 1 Uhr 15 Min. die Weiter­reise antrat.

Mainz, 16. Aug. Der Kaiser sandte gestern abend sofort nach seiner Ankunft an die Oberpräsidenten der Rhein-Provinz und der Provinz Hessen-Nassau folgendes Telegramm: Mainz, den 15. August. Ich habe heute bei meiner herrlichen Fahrt von Düsseldorf nach Mainz überall an den Ufern deS Rheins von allen Ortschaften so zahl­reiche schöne ergreifende Beweise patriotischer Ge­sinnung erfahren, daß ich gleich bewegten Herzens hierfür meinem Dank Ausdruck geben will. Ich beauftrage Sie, dies den Beteiligten bekannt zu machen. Wilhelm I. L.

Homburg v. d. H., 16. Aug. Der Kaiser traf um 5 Uhr 22 Min. von Mainz kommend in Homburg ein. In seiner Begleitung befanden sich der Kronprinz von Griechenland, Prinz und Prin­zessin Friedrich Karl von Hessen. Am Bahnhof war die Kaiserin mit Prinzessin Luise und Prinz Joachim zur Begrüßung anwesend. Der Kaiser sprach am Bahnhof noch längere Zeit mit dem Landrat vr. von Meister und dem Bürgermeister Ritter von Marx. Beim Austritt aus dem Kaiser- Pavillon und auf der Fahrt nach dem Schlosse wurde das Kaiserpaar von der dichten Zuschauer­inenge mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Das hes­sische Prinzenpaar und der Kronprinz von Grie­chenland begaben sich direkt nach dem Schloß Fried­richshof.

Uerdingen, 16. Aug. Gestern abend 10 Uhr stieß auf der Rückfahrt von Düsseldorf nach hier der RhcindampserPrinzeß Viktoria" mit dem SeedampferKöln" bei Kaiserswörth zusammen. 0 Mädchpn aus Uerdingen fielen über Bord und ertranken. Ein Maschinentechniker aus Uerdingen verunglückte infolge Explosion der Kesselrohre. Ein anderer Dampfer nahm die Fahrgäste derPrinzeß Viktoria" auf und brachte sie nach Uerdingen.

Berlin, 15. Aug. Wie aus Düsseldorf gemeldet wird, hat der Kaiser auf die Begrüßungs- Ansprache des Oberbürgermeisters seiner Freude Ausdruck gegeben, daß es ihm möglich gewesen sei, der Stadt Düsseldorf und der Ausstellung den seiner Zeit versprochenen Besuch abstatten zu können. Der Kaiser gedachte sodann seines Aufenthaltes in Düssel­dorf als junger Bonner Student. Schon damals habe er von dem einheitlichen Zusammenwirken von Bürgerschaft und Künstlern den schönsten Eindruck gewonnen. Düsseldorf sei auch eine von denjenigen Städten, die Jeden von der Nützlichkeit der großen Wasserstraßen überzeugen müßten. Er spreche der

Stadt Düsseldorf herzlichen Dank dafür aus, daß sie ihren neuen Park an dem schönen deutschen Rhein­strom nach ihm, dem Kaiser, benennen wollen. Die Kaiserin bedaure schmerzlich, an dem Besuch nicht teilnehmen zu können, da ihr noch schmerzender Fuß ihr nicht gestatte, eine so weite Reise zu unterneh­men. Sie habe ihm, dem Kaiser, Grüße für Düsseldorf aufgetragen und hoffe später einmal, den Besuch nachholen zu können. Von ganzem Herzen wünsche er den Segen Gottes für die Ent­wicklung der Stadt unter den schönen und fried­lichen Aussichten, welche sich in Europa entspannen, und die er lange zu erhalten hoffe.

Berlin, 16. Aug. Aus Frankfurt a. M. wird dem Berl. Lok.-Anz. gemeldet: Im Sitzungs­saale des Schöffengerichts wurde vormittags ein Schreiben gefunden, das von einem beabsichtigten Attentat auf den Kaiser in Homburgv.d.H. spricht. Der Brief ist zum Teil chiffriert und ent­hält genaue Angaben über das Programm des Kaisers während des Aufenthalts. Obwohl man an maßgebender Stelle der Meinung zuneigt, daß es sich um einen unziemlichen Scherz handelt, sind die Vorsichtsmaßregeln für den Hamburger Aufent­halt des Kaisers bedeutend verschärft worden. Außer 50 Frankfurter Schutzleuten wurden auch Berliner und Kölner Kriminalbeamte zur Bewachung des Kaisers beordert.

Berlin, 15. Aug. Der Magistrat befaßte sich in seiner heutigen Sitzung mit den Empfangs- Feierlichkeiten und der Ausschmückung der Straßen anläßlich der Ankunft des Königs von Italien. Das Brandenburger Thor wird mit Fahnen und Laubgewinden geschmückt. Der Pariser Platz soll an vier Stellen dekorativen Schmuck er­halten. Der Platz vor dem Brandenburger Thor, wo die städtischen Behörden den König begrüßen werden, soll mit niedrigen Podien ausgestattet werden.

Berlin, 15. Aug. Wie diePost" mit­teilt, wird die Deputation russischer Offiziere, welche auf Einladung deS Kaisers der Kaiser-Parade in Posen und dem sich hieran anschließenden Kaiser- Diner als Gäste des Kaisers beiwohnen werden, 30 Mann stark sein und unter Führung des Gou­verneurs von Warschai am 1. September in Posen eintreffen.

Berlin, 16. Aug. Dem Lokalanzeiger wird aus Southampton- über London telegraphiert: Der Dampfer Saxon mit den Burengeneralen Botha, Dewet und Delarey traf um 10 Uhr hier ein. Sie wurden von dem Kapitän Hertz über das Dock zurNigeria" geführt. Eine zahlreiche Menschenmenge stand am Ufer und brachte den Buren enthusiastische Ovationen dar, für welche diese freundlich dankten. Auf dem obersten Deck der Nigeria empfing sie Chamberlain, Lord Roberts, Lord Kitchener, Lord Onslow, sowie Frau Chamberlain und Lady Roberts nebst Tochter. Chamberlain, Ro­berts und Kitchener trugen Zivil. Es folgte eine allgemeine Vorstellung. Dann standen die Buren- Generale eine Zeitlang mit ihren Gastgebern auf dem Verdeck und unterhielten sich gruppenweise. Botha pflog eine lebhaftes Gespräch mit Chamber­lain und Roberts. Die Burengenerale reisten bereits um 11'/- Uhr nach London ab, ohne König Eduard

treffliches Mineralwasser und seine Bäder berühmt war, ist im vorigen Jahrhundert in Verfall geraten. Seit es vor einigen Jahren neu eingerichtet wurde, hat es seine frühere Anziehungskraft wiedergewonnen und es erfreut sich besonders in diesem Sommer trotz des wechselnden Wetters eines sehr lebhaften Besuches. Die Neuerungen dieses Jahres, insbe­sondere das elektrische Licht, die. neuen. Wege und Anlagen finden den Beifall der Kurgäste, welche sich in dem altertümlichen, mit allen Bequemlich­keiten der Neuzeit eingerichteten Badhotel heimisch fühlen. Besonders geschätzt werden die Bäder und unsere herrliche reine Luft. Welchen Anklang das vortreffliche Ueberkinger Wasser findet, zeigt der Versandt im Monat Juli mit weit über 200000 Flaschen. Im nächsten Sommer hofft man den Eisenbahnanschluß zu erhalten. Der Bau der Bahn, welcher die Naturschönheiten des oberen Filsthales dem Fremdenverkehr erschließen wird, ist schon be­deutend vorgeschritten.

Rottweil, 16. Aug. DemSchw. M." wird berichtet: Der Zirkus Blume nfeld, auf dem Weg von Straßburg nach Ulm begriffen, gab gestern abend hier eine Vorstellung. Der Zirkus, der über 4000 Personen faßt, war vollständig an­gefüllt. Kurz vor Beginn der Vorstellung erfolgte ein furchtbarer Krach. Die Galerie für den Steh­platz war eingestürzt und die Menge verschwand unter entsetzlichem Geschrei Plötzlich von der Bild­fläche. Kurze Zeit darauf wiederholte sich auf der gegenüberliegenden Seite dasselbe Schauspiel und so war der Schrecken allgemein ein großer. Nach­dem der Direktor sich überzeugt hatte, daß niemand schwer verletzt war, schickte er sein Personal nach allen Seiten zur Beruhigung des Publikums aus, ließ die Musik spielen und mit der Vorstellung be­ginnen, so daß diejenigen, welche noch nicht geflüchtet waren, sich beruhigt fühlten. Der ganze Bau war vorher polizeilich geprüft worden. Die Stützen haben in dem durch langes Regenwetter durchnäßten Boden nachgelassen. Ter Direktor erklärte sich bereit, für jeden Schaden aufzukommen und bezahlte den Flie­henden das Eintrittsgeld zurück. Das machte einen guten Eindruck. Ernstliche Verletzungen sind nicht vorgekommen.

Düsseldorf, 15. Aug. Heute früh kurz nach 8'/- Uhr traf der Kaiser hier ein und wurde am Bahnhofe vom Oberpräsidenteu Nasse, dem Re­gierungspräsidenten, dem Oberbürgermeister Marx, den Stadtverordneten und anderen empfangen. Im Wartesaale hielt der Oberbürgermeister eine An­sprache an den Kaiser, welche dieser mit ver­bindlichen Worten erwiderte. Alsdann fuhr der Kaiser mit seinem Gefolge durch die festlich ge­schmückten Straßen nach dem Ratinger Thor, wo er die Parade abnahm, welche vom Generalleutnant von Voigt kommandiert wurde. Von dort begab sich der Kaiser direkt in die Ausstellung. Im Kuppelsaale des Industrie-Palastes wurde er von dem Vorstande der Ausstellung feierlich begrüßt. Hieran schloß sich ein längerer Rundgang. Besich­tigt wurde die Jndustriehalle, die Ausstellung des bergbaulichen Vereins, die Haupt-Maschinenhalle und die Kunstausstellung. In letzterer interessierte sich der Kaiser namentlich für die kunsthistorische Abteilung. Alsdann begab sich der Kaiser zum

sind. Man hatte in Berlin diese, bei unseren Antipoden gedruckte Zeitung, als für Redaktionszwecke unbrauchbar, bei Seite gelegt und sie bei Uebersendung der Bücher an mich kurzer Hand zu Einwickelpapier verwendet. Etwas ver­wundert, ein so seltenes, aus dem weitentfernten fünften Weltteil stammendes Blatt plötzlich in meiner stillen Studierstube vorzufinden, faltete ich es auseinan­der, sehe daß es in deutscher, freilich nur wenig korrekter Sprache geschrieben und aus Brisbane im australischen Queensland unterm 15. Juli dieses Jahres datiert ist. Die Zeitung war also, wenn man den ungeheuren Weg berücksichtigt, den sie von Australien bis Jena zurückzulezen hatte, eine verhältnismäßig noch neue Nummer."

Aber Walter, warum erzählst du mir dies Alles?"

Nur Geduld, Schwesterchen! Lasse mich ruhig fortsprechen und merke gut auf! Du wirst bald finden, daß jene australische Zeitung, wenn meine Vermu­tungen richtig sind, vielleicht ein Glücksvogel war, der mir unverhofft in's Zimmer geflogen. Denn als ich das Blatt neugierig, was etwa bei unseren Gegenfüßlern vorfallen möge, rasch durchlese, bleibt mein Blick wie gebannt auf einer fett gedruckten Stelle haften. Doch warte, ich habe die Zeitung bei mir und kann dir, was meine Aufmerksamkeit so ernstlich fesselte, wörtlich Mitteilen."

Er zog aus der Brusttasche seines Rocks eine Zeitung von großem Format, breitete sie auseinander und las sodann:

Aufforderung:

Allen so daran gelegen, thue ich hiermit Wissenschaft, daß Mr. Walter Carpenter, der auf der FarmEhesnut-Point", vierzehn Meilen von dieser Stadt Brisbane entfernt gelebt hat, am 2. April des laufenden Jahres achtzehnhundertacht .... unverehelicht und ohne Leibcserben ge­storben ist. Mr. Carpenter hat ein Testament errichtet, das ein Jahr

nach stimm Tode, also am 3. April des Jahres achtzehnhundertneun .... publiziert werden wird. Mr. Carpenter ist 1848 aus Deutschland in Queensland (Australien) eingewandert und besaß in seiner früheren Hei- mat noch einen Bruder Namens Hermann, welcher aufgefordert wird, oder dessen eheliche Nachkommen im Falle seines Todes aufgefordert werden, mit allen, ihre Abstammung und Verwandtschaft mit dem Erblasser bewei­senden Dokumenten am Tage der Testamentseröffnung sich hierorts ein- zufindcn.

Unterdessen giebt auf Anfragen briefliche Antwort

Arthur S. Wallace,

Oeffentlicher Notar und Rechtsanwalt.

Brisbane, Queensland (Australien), 4. Straße Nr. 18."

Walter fcltete das australische Blatt wieder zusammen und legte es auf den Tisch. Niemand sprach ein Wort. Die Lauscher an der Balkenhöhlung meinten, den schwer gehenden Atem der Frauen zu vernehmen.

Und was glaubst Du nun, Walter?" hörten sie Marie endlich fragen. Ich glaube, was auch Euch sich beim Anhören dieser Aufforderung auf­gedrungen haben wird. Ich glaube, daß sie die Todesnachricht unseres Onkels und die Ladung seiner gesetzlichen Erben enthält."

Der in Australien Verstorbene heißt doch nicht Zimmermann, wie unseres Vaters Bruder heißen mußte."

Es steht ausdrücklich gedruckt, daß derselbe 1848 aus Deutschland in Australien einwanderte; sein NarreCarpenter" ist aber die Uebersetzung des deutschenZimmermann" ins Englische. Wer kann wißen, welche Gründe den Onkel veranlaßt haben, seinen Familiennamen zu anglisieren?"

Den Lippen Maries entschlüpfte ein Ah der Verwunderung. (Forts, folgt.)