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und Anzeigeökatt für den Bezirk Eaüv. 77 . Jahrs-«-.
Erscheint Dienstag», vo«uer»tag» und Samitagr. Li, EinrSckuugkgebühr betrügt im Bezirk und in nächster llmgetong » Psg, die Zelle, weiter «ntsernt lg Psg.
— . , - ^ ^Bierteljährlicher Sbonnementlprei« in der Stadl Mk. l.w
DltNKIltst. vkll 1". Allauu in« Hau» gebracht. Mk. i. Ib durch di- Post bezogen im Bezirk;
^ ^ - . außer Bezirk Mk. 1. SS.
Z«Mche NeLa»»1«achvngett.
Den Schultheitzenämtern
gehen heute mit der Post Bestellscheine für das Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg für das Jahr 1903 zur Entgegennahme von Bestellungen und Wiedereinsendung auf den 1. September d. I. zu.
Calw, 18. August 1902.
K. Oberamt.
Conz, Amtmann, A.-V.
Sagesneaigireiten.
c? Calw, 18. Aug. Der zu 312 Simri geschätzte Ob st ertrag von den städtischen All- mandbäumen und sonstigen städt. Grundstücken kam heute zur Versteigerung und wurde hiefür ein Ge- samterlös von 446 20 A erzielt. Hienach stellt
sich der Durchschnittserlös für 1 Simri Obst auf 1 -4L 43 ^.; im vorigen ob st armen Jahr betrug derselbe 1 - 4 L 37 A
, S Ottenbronn, 17. Aug. Heute nachmittag 1'/- Uhr schlug der Blitz in das Wohnhaus des Ulrich Weber, Holzhauers hier, ohne zu zünden, richtete aber Verwüstungen an demselben an, sodaß dennoch ein größerer Schaden entstanden ist.
Stuttgart, 14. Aug. In der heutigen Sitzung des Gemeinderats wurde der Bericht des städtischen Arbeitsamts für den Monat Juli erstattet. Gesuche um Zuweisung von Arbeitern sind eingegangen 1271, wovon 1190 von hier; davon konnten 1064, worunter 1046 hiesige, befriedigt werden. Von hier ansässigen Arbeitern wurden 1322 Stellengesuche vorgemerkt, von auswärtigen Arbeitern 1283; von den ersteren Gesuchen konnten 55,2 Prozent, von letzteren 42,6 Prozent befriedigt werden. In der weiblichen Abteilung kamen auf 692 Stellenangebote nur 367 Stellengesuche, von welch letzteren 79 Prozent befriedigt wurden.
Stuttgart, 15. Aug. Der Württem- bergische Handwerker-Landesverband hat sich in einer engeren Ausschußsitzung mit der Beantwortung des von der Handwerkskammer Stuttgart zugestellten Fragebogens über die Notwend ig- keit der Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe beschäftigt und dabei den Befähigungsnachweis nicht nur allein für das Baugewerbe, sondern für das gesamte Handwerk als ein dringendes Bedürfnis anerkannt.
Stuttgart, 15. Aug. Gestern nachmittag fiel in einem Hause der Wolffstraße in Heslach ein 8 Jahre altes Mädchen, Tochter eines Zimmermanns, durch ein Küchenfenster des 4. Stocks in den Hof hinunter, erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Das unglückliche Kind stieg auf eine am Fenster stehende Hobelbank und beugte sich etwas weit zum Fenster hinaus, sich dabei an einer quer über das Fenster gespannten Schnur haltend. Die Schnur brach und das Unglück war geschehen.
Stuttgart, 16. Aug. Die Stuttgarter Fleischerinnung giebt bekannt, daß Schweinefleisch von heute ab 80 das Pfund kostet.
Stuttgart, 16. August. Kommerzienrat Gustav Gundert, Chef der hiesigen Firma Karl Beringer, Leder- und Treibriemenfabrik, feiert heute das 50jährige Berufsjubiläum. Der Jubilar hat sich namentlich um die gesamte deutsche Lederindustrie große Verdienste erworben. Der Vorstand des Zentralvereins der deutschen Lederindustrie gab in einer ehrenden Adresse dem Dank dafür Ausdruck.
Ludwigsburg, 16. Aug. In vergangener Nacht ist das zwischen Groß- und Kleiningersheim gelegene große Mühle-Anwesen von Bareiß u. Schmidt vollständig niedergebrannt.
Freudenstadt, 16. Aug. Die mit dem 13. August abgeschlossene Kurliste verzeichnet als Gesamtzahl ohne Passanten 3514 Kurgäste.
Tübingen, 15. Aug. Bei der hiesigen Studentenschaft macht sich das Bestreben, eigene Häuser zu errichten, immer mehr geltend. Den Oesterberg zieren bald 4 neue Verbindungshäuser. Das Haus der Staufia ist erstellt, das der Verbindung Luginsland ist im Rohbau fertig, das der Guestfalia ist im Bau begriffen, und die Landsmannschaft Ulmia hat sich , neben dem Staufenhaus einen Bauplatz erworben. Eine prächtige Zierde des Schloßberges ist das jüngst eingeweihte Haus der Verbindung Igel; das der Verbindung Saxonia ist im Rohbau fertig, und die Derendingia beabsichtigt, zwischen dem Jgelhaus und dem Schloß ein Heim zu erbauen. Die Alemannia will in der Neckarhalde ihr Haus erstellen.
Nürtingen, 15. Aug. Leider stellt sich nachträglich heraus, daß der durch die heftigen Gewitter in der vorigen Woche angerichtete Hagelschaden in einigen Orten des Bezirks ganz beträchtlich ist. Die Einschätzungskommission stellte in Oberensingen an den Halmfrüchten einen Verlust von 30°/», in Unterensingen bis zu 65°/°. und in Zizishausen gar bis zu 90°/» fest. Auch Nürtingen blieb nicht ganz verschont. Zum Glück sind die meisten der Betroffenen versichert.
Kirchheim u. T., 16. Aug. Die Eisenbahnverbindungen zwischen Kirchheim einerseits und Reutlingen und Göppingen andererseits sind seit langer Zeit Veranlassung zu mancherlei Beschwerden gewesen. Seit Eröffnung der Gewerbe-Ausstellung ist diesem Uebelständ durch Ausführung von Motorwagenfahrten abgeholfen. Es besteht eine täglich 6malige Verbindung zwischen Kirchheim und Unterboihingen bezw. Plochingen, die sich lebhafter Frequenz erfreut und für den Ausstellungsbesucher sehr willkommen ist. Leider hat es den Anschein, als sei diese Fahrgelegenheit in weiteren Kreisen unbekannt.
Bad Ueberkingen, 16. August. Unser Bad, welches schon in alten Zeiten durch sein vor-
Nachdruck verboten
Waller Larpenter's Nachlaß.
Original-Roman von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
„Ist ein Geheimnis dabei?" fragte Maris.
„Ja und nein. — Es ist ein Geheimnis, weil die Sache noch völlig dunkel und ungewiß vor uns liegt, und doch wieder nicht, weil schon öffentlich — in deutschen und ausländischen Blättern — darüber gesprochen wird. Ich verlange nur deshalb das strengste Stillschweigen von Euch, weil wir zum Gespött der Leute würden, wenn die Angelegenheit durch voreiliges Ausplaudern publik würde und schließlich gleichwohl ohne Resultat im Sande verliefe. Wollt Ihr also versprechen, Eure Zungen im Zaum zu halten?"
Dis Frauen gelobten es einmütig.
„Ihr werdet Seltsames erfahren," fuhr der junge Mann fort, „und um es Euch leichter verständlich zu machen, hole ich etwas weit aus. Du weißt, liebe Schwester, daß unser nun in Gott ruhender Vater einen um acht Jahre älteren Bruder hatte-"
„Ja, — den Onkel Walter."
„Walter Zimmermann, oder Onkel Walter, wie du ihn nennst, war ein sehr talentvoller Jüngling und deshalb von unseren Großeltern zur Laufbahn eines höheren Beamten bestimmt. Noch nicht zwanzig Jahre alt, besuchte er schon die Universität Heidelberg und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, als das Jahr 1848 alle auf ihn gesetzten Erwartungen zertrümmerte. In jenem tollen Jahr erfaßte das Volk ein plötzlicher Taumel; mißverstandene Ideen von
Freiheit und Gleichheit brachten die Köpfe zum Brausen, das Blut zum Sieden, und namentlich der Jugend hatte sich ein wilder Thatendrang bemächtigt, der nur zu Kalo zu verpönten Schritten, zu Handlungen führte, die wider Recht und Gesetz gingen, und später schwere, mitunter sogar blutige Sühne fanden. Auch Walter, unseres Vaters Bruder, hatte Teil an Versammlungen und Vereinen genommen, die von der Obrigkeit verboten waren, er hatte Reden gehalten, die als zum Aufruhr reizend betrachtet wurden, und sich dadurch bei den Behörden verdächtig gemacht. Als er noch denunziert wurde, er hätte die Revolution vorbereitet und direkt zum Sturz der Throne aufgefordert, beschloß man seine Verhaftung, und Walter Zimmermann hätte ohne Zweifel und besten Falls eine langwierige Freiheitsstrafe verbüßen müssen, wenn er nicht rechtzeitig gewarnt worden wäre und sich der drohenden Gefahr durch die Flucht entzogen hätte. Er floh aus Heidelberg und aus Deutschland, flüchtete sich. Niemand wußte wohin, und blieb für seine Eltern, seinen Bruder, — für die ganze Welt verschollen. Kein Mensch hat je wieder etwas von ihm gehört."
„Ich weiß das, lieber Bruder! Allein was haben Onkel Walter's Schicksale mit deiner und Julius Reise nach Grünstadel gemein?"
„So wenig Zusammenhang zwischen diesen beiden Dingen zu bestehen scheint, so gewiß wirst du bald anderer Meinung werden. — Es ist dir bekannt, daß ich das schmale Einkommen, welches ich als Honorarprofessor an der Universität Jena erwerbe, durch litterarische Arbeiten etwas zu verbesiern trachte. Unter anderem schreibe ich auch Rezensionen von bedeutenden wissenschaftlichen Erscheinungen für große deutsche Tagesblätter. Da hat mir denn neulich auch die Berliner „Kreuzzeitung" einen Pack neu erschienener Bücher zur Beurteilung ihres wissenschaftlichen Wertes überschickt, und wie ich die Sendung öffne, sehe ich, daß die Bände in Exemplare der „Noidaustralischen Zeitung" eingeschlagen