aebunden und mit Seitenzahlen versehen sein. Das Bezirksamt hat die Seitenzahl auf der ersten Seite zu beurkunden und es darf weder em Blatt aus dem Verzeichnis herausgenommen, noch ein neues Blatt eingeheftet werden. Nicht in Baden Wohnende Händler mit Pferden und Rindvieh, welche aber in Baden Geschäfte treiben, sind hinsichtlich jeder Erwerbung oder Veräußerung im Großherzogtum zur Führung dieses Verzeichnisses verpflichtet. Sie haben bei Ausübung ihres Gewerbes in Baden dieses Verzeichnis mit sich zu führen und außerdem, wenn sie Märkte besuchen, der Ortspolizeibehörde mitzuteilen, an welche Personen und wie viel Stück Pferde und Rindvieh sie veräußert haben. Das Verzeichnis ist mindestens ein Jahr lang aufzubewahren und aus Verlangen jederzeit den Polizeihehörden und den von ihnen damit betrauten Organen, sowie den beamteten Tierärzten zum Zweck der Kontrolle vorzulegen.
Deutscher Schiffsverkehr in Neapel. Die außerordentliche Zunahme des deutschen Schiffsverkehr in Italien erfuhr anfang dieses Monats wiederum eine charakteristische Beleuchtung durch den Umstand, daß in einem Zeitraum von mir 2 Stunden 4 deutsche Schiffe mit zusammen mehr als 36000 Tonnen Gehalt in Neapel einliefen, nämlich der Dampfer „Hamburg" der Hamburg-Amerika-Linie und die Dampfer „Barbarossa", „Aller" und „Trave" vom Norddeutschen Lloyd. Zu derselben Zeit lagen nur 3 englische Schiffe im Hafen, welche zusammen noch nicht 14 000 Tonnen Gehalt aufwiesen.
Straßburg, 5. Juni. Die früher ziemlich unbeachtet gebliebene Erdölindustrie im Unterelsaß hat in den letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung genommen, wie jeder, der von Wallburg nach Wörth fährt, an den zahlreichen von der Bahn aus sichtbaren Bohrtürmen wahrnehmen kann. Sowohl bei den Bohrungen, als auch in den Raffinerien kommen die neuesten Fortschritte der Technik zur Anwendung. Die Förderung betrug 1876 nur 576 Tonnen, i. I. 1900 dagegen 22 596 Tonnen. An Qualität steht das unter elsäßige Petroleum dem amerikanischen kaum nach. Die Erdöl führenden Mergel erreichen stellenweise eine Mächtigkeit von über 500 m und schließen 2—5 m mächtige Sandlager oder schwammartig mit Erdöl getränkte Sande ein. Diese wurden früher zu Tag gefördert und einem Destillations Prozeß unterzogen. Jetzt wird das Rohöl durch Bohrlöcher mittelst Auspnmpen gefördert. Diese Industrie beschäftigt ein zahlreiches Arbeiter Personal. Die Asphaltförderung ergab 1900: 6988 und 1901: 5462 Tonnen. — Die Rhein schiffahrt unterhalb Straßburg hat seit 1894 eine bedeutende Zunahme erfahren. In dem genannten Jahr betrug nähmlich die Zufuhr nur 77 830 Tonnen. 1895 bereits 153940 Tonnen und 1896 334646 Tonnen. Im abgelaufenen Jahr erhöhte sie sich auf 486 000 Tonnen, also auf das Sechsfache im Vergleich zu 1894. Ein weiteres Anwachsen ist mit Sicherheit zu erwarten, wenn nach erfolgter Rhcinregulirung der Schiff fahrtsverkehr den größten Teil des Jahrs hindurch ohne Unterbrechung sortgeführt werden kann.
Die schweren Gewitter, welche am letzten Mittwoch und Donnerstag über den nördlichen Schwarzwald herniedergingen, haben Herren- wies besonders stark heimgesucht. Blitz und Donner gingen unaufhörlich und vielfach zusammentreffend über den Ort bei strömendem Regen hernieder. Der kleine, etwa meterbreite Bach, welcher von Sand aus durch die Wiesen Forbach zufließt, schwoll in kurzer Zeit so sehr an, daß er in einer Breite von 20—25 Meter auf Herren- wies mit starker Gewalt zustürzte und die Häuser, welche die Thalsohle sperren, ernstlich zu bedrohen schien. Das Vieh stand in kurzer Zeit bis über die Knie im rasenden Wasser und konnte nur mit Not gerettet werden. Die vom Wasser mit- geführten Steine und Sandablagerungen bedecken die betroffenen Gärten fußhoch, fodaß die Anpflanzungen völlig vernichtet sein dürften. — In Durmesheim bei Karlsruhe fuhr der Blitz an der Kirche herab und betäubte 2 Männer, von denen einer lange besinnungslos blieb. — Bei Durlach hat das Gewitter schweren Schaden angerichtet. Die Hagelkörner hatten die Größe von Nüssen. Viele Feldfrüchte sind total ver
nichtet. Das wenige Obst, das von dem Frost und der naßkalten Witterung noch übrig geblieben, ist jetzt vernichtet. Seit langen Jahren ist ein solches Unwetter nicht erlebt worden. — In Gernsbach tobte das Wetter ebenfalls arg. In Gestalt von Tauben- ja Hühnereiern fielen die Eisklumpen und Kugeln nieder. Fensterscheiben gingen an allen Ecken und Enden in die Brüche. In Feld und Garten sieht es trostlos aus. Ueber 2 Stunden lag alles unter der eisigen Schloßendecke.
Württemberg.
Das Regierungsblatt Nr. 17 vom 7. Juni enthält eine Bekanntmachung des k. Staatsministeriums, betr. die Formen des schristlichen Geschäftsverkehrs der Behörden untereinander und mit dem Publikum.—Eine Bekanntmachungsdes Ministeriums des Innern, betr. den Verkehr mit Diphtherieserum in den Apotheken.
Stuttgart, 7. Juni. Anläßlich des in diesen Tagen stattfindenden 25 jährigen Jubiläums des Württ. Kriegerbnndes sind mit dem heutigen Tage eine größere Anzahl Verleihungen von Orden und Ehrenzeichen an die Mitglieder des Präsidiums, die Einzelmitglieder, Ehrenmitglieder und Bezirksobmänner des Bundes, sowie an hervorragendere Vorstände militärischer Vereine erfolgt. Der Fremdenzufluß ist heute schon ein ganz bedeutender. Die Eisenbahnverwaltung hat zur Bewältigung des Verkehrs alle notwendigen Maßnahmen getroffen.
Stuttgart, 7. Juni. In der Angelegenheit des Ausstandes der Straßenbahnen hat das hiesige Amtsgericht entschieden: Der Antrag der Stadtverwaltung, daß die Stadt die Straßenbahn in eigene Regie übernehme, wird unter Zuscheidung der Kosten an die Antragstellerin abgewiesen. Die Festsetzung des Streitwertes bleibt späterer Beschlußfassung Vorbehalten.
Stuttgart, 7. Juni. Der Straßenbahnstreik ist thatsächlich beendigt. Infolge der gestrigen öffentlichen Erklärung der Direktion, daß sie diejenigen streikenden Angestellten, die sich persönlich um Wiederanstellung bewerben, wieder anstellen werde, soweit nach den Einstellungen anderer Schaffner und Führer noch Platz für sie vorhanden sei, haben sich heute so viele bisher Streikende zum Wiederantritt des Dienstes ohne Bedingungen gemeldet, daß die Direktion in der Lage rst, den vollen Betrieb sofort wieder aufzunehmen. Die Stuttgarter Bevölkerung, die unter dem Streik teilweise schwer gelitten hat, atmet erleichtert auf. Ein Rückblick ist aber jetzt umsomehr geboten, als die Sache noch das eine oder andere Nachspiel haben dürfte. Bon Berlin gekommene Agitatoren hatten den Straßenbahnern weiß gemacht, wenn die Stuttgarter Straßenbahnverwaltung drei Tage lang den Betrieb einstellen müsse, so werde die Stadt die Straßenbahn übernehmen und alle Forderungen der Angestellten bewilligen. Diesen falschen Behauptungen schenkte die Mehrheit der Angestellten leider Gehör und stellte Forderungen auf, die zum Teil bald wieder zurückgenommen wurden, aber die Verhandlungen von vornherein erschweren mußten. Wenn sich die Direktion die Zugehörigkeit ihrer Angestellten zum allgemeinen Verband verbot, so that sie das offenbar in der Erkenntnis, daß gerade dieser Verband ihr immer wieder Ungelegenheiten zu bereiten suche. Nunmehr traten andere Dinge in die Erscheinung, die treugebliebenen Schaffner und Führer wie die Neuangestellten, ebenso aber auch das fahrende Publikum wurden mit Beschimpfungen, Schlägen und Steinwürfen seitens einer gewissen Bevölkerungsklasse traktiert und die zum Beginn dieser Stra§enknndgebungen recht zahme Polizei hatte selbst schwer zu leiden. Es ist bedauerlich, daß die Polizei nicht schon am 2. Tage die öffentliche Warnung ergehen ließ, die am 6. Tage ihre Wirkung that. Bedauerlich ist auch, daß der Stuttgarter Gemeinderat in einer Weise über die Straßenbahndirektion herfiel, die alles mögliche verriet, nur nicht eine Kenntnis des Gesetzes und ein inneres Gerechtigkeitsgefühl. Die Herren Juristen auf dem Rathause hätten sich sägen können und müssen, daß ihr Antrag auf Uebernahme der Straßenbahnen in städtische Regie von den Gerichten abgewiesen werden
mußten, wie es inzwischen auch geschehen ist. Sie mußten sich sagen, daß es ungerecht sei, einerseits der Straßenbahn zu befehlen, zu gewissen Stunden den Betrieb einzustellen und andererseits der Direktion einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie den Betrieb nicht vollständig aufrecht erhalten habe. Unklug war es auch, den streikenden Straßenbahnern unter der Hand Versprechungen zu machen, die jetzt wenigstens für diejenigen, die keine Wiederanstellung finden können, auf Kosten der Stadt werden wohl oder übel eingelöst werden müssen. Kurz: es sind sehr viele Fehler gemacht worden und es wäre zu wünschen, daß diejenigen, die die Urheber dieser Fehler sind, nun auch allein die finanziellen Folgen tragen müßten. Leider besteht hierfür geringe Aussicht.
Schwenningen, 7. Juni. Ein vorgestern nachmittag mit dem 4-Uhrzug von Rottweil nach Schwenningen fahrender Rekrut, welcher in Rottweil bei der Generalmusterung war, zog aus reinem Uebermut an der Notleine, wodurch der Zug rasch zum Stehen gebracht wurde und nicht geringe Aufregung unter den Passagieren hervorrief. Der Bursche verließ in Mülhausen den Zug und eilte davon, wurde jedoch eingeholt und hierher gebracht, wo er seiner Be» strafung cntgegensieht.
Ausland.
Bei den Lemberger Straßenkämpfen der letzten Tage wurden 40 Infanterie-Soldaten und Wachtleute leicht, 2 Wachtleute schwer verwundet. Außerdem befinden sich im Militär- Hospital 11 verwundete Husaren, von denen einer schwerlich aufkommen dürfte. 33 Husarenpferde sind durch Steinwürfe dienstuntauglich geworden.
Wien, 7. Juni. Eine Mitteilung der „Polit. Corresp." aus Petersburg bestätigt, das der Zar bei Reval am 4. August mit dem Kaiser eine Begegnung haben wird. Beide Kaiser werden den russischen Seemanövern beiwohnen.
London, 7. Juni. Aus New-Dork wird berichtet: Der Grubenausftand in Pennsyl- vanien hat ungeheure Ausdehnung angenommen. Augenblicklich streiken 150000 Arbeiter, die Hälfte der ganzen Arbeiterschaft, Handel und Industrie sind lahm gelegt. Die Eisenbahn- Angestellten sind ohne Arbeit.
New York, 7. Juni. Aus Fort de France wird gemeldet, daß ein neuer Ausbruch des Mont Pelöe am 6. d. M. stattgefunden hat. Eine feurige Wolke ging nieder. Man hat festgestellt, daß die vulkanischen Ausbrüche mit dem Mondwechsel zusammenhängen. Die Schiffe berichten, daß die See sehr bewegt war.
Die Kosten des Burenkrieges werden auf Grund der Veröffentlichungen des englischen Kriegsministeriums auf 3450 Millionen Mark bis Ende März d. I., also für die ersten 30 Monate, berechnet. Hiervon sind 3130 Will. Mark unmittelbar für die Armee in Südafrika verwandt worden, 320 Millionen Mark für Nebenausgaben. Der Aufwand für den Mann und Tag betrug 1870/71 auf deutscher Seite 5 , bei der englischen Armee in Südafrika
17 Der südafrikanische Krieg ist überhaupt, wie im „ Militär-Wochenbl." heißt, der teuerste Krieg, der je geführt ist." Die Opfer an Menschen, die England, im südafrikanischen Kriege hat bringen müssen, um diese Aufgabe in Angriff nehmen zu können, zählt eine vom Kriegsministerium ausgegebene Generalübersicht über die Kriegsverluste auf. Darnach hat England zu verzeichnen: an Toten 1072 Offiziere und 21942 Mann, an inzwischen verstorbenen und dauernd dienstunfähigen Invaliden 6387, an Kranken und Verwundeten 69 057. Der englische Gesamtverlust beträgt somit 97 477 Mann.
Pietermaritzburg, 7. Juni. Schalk Burger, der heute bei dem Gouverneur von Natal zum Frühstück geladen war, besuchte die Konzentrationslager und ermahnte die Burgher, sich in ihre Lage zu schicken, die Vergangenheit zu vergessen, zu vergeben, den Uebergabebedingungen gemäß zu handeln und zum Wohle Südafrikas zu wirken