434
vermischtes.
Es is kn Stadt uff de weite Welt,
Die wer so wie mei Franksort gefällt!
Es will mer net in mei Kopp enei
Wie kann nur ä Mensch net von Franksort sei!
Friedrich von Stolze, von dem diese launigen Zeilen stammen, hätte seine Helle Freude d'ran, wenn er sähe, wie dem Radler und Automobilsahrer der Weg zu seinem lieben Frankfurt durch G. Freytag's Radfahrerkarte so deutlich gezeigt wird, daß wohl Jeder, dem es irgend möglich ist, der Stadt zumindest seinen Besuch macht. Blatt 17 von G. Freytag's Radfahrer» karte (Preis -4L 1.35, Verlag von G. Frcytag L Berndt Wien VII/1), reicht von Koblenz bis Karlsruhe, von Saarbrücken bis Heilbronn und enthält von bedeutenden Orten außer den schon genannten noch Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Mannheim, Heidelberg, Worms, Speyer, Karlsruhe re. Klar und deutlich, alles Ueber- flüssige vermeidend, dafür genau alles verzeichnend, was der Fahrer braucht, ist die Karte unseres Erachtens jeder anderen, auch der vielgepriesenen Pro- vilkarte, überlegen. Gleichzeitig mit Blatt 17 erscheint dessen Anschluß nach Süden: Nr. 22 sStraßburg — Karlsruhe—Stuttgart — Ulm — Basel — Bodensee zum selben Preise und in gleich vorzüglicher Ausführung, während schon früher Nr. 12 (Nördl. Rheinland, Köln, Aachen re.), dann Nr. 13 Süd-Bayern, 14, 15. Sachsen und Nord-Böhmen, 26. Ost-Schweiz und West-Tirol, 27. Ost-Tirol. 24.-28. und 30 (übriges Oesterreich), 29. Nord-Italien erschienen sind.
Ueber die Ursache der plötzlichen Vernichtung alles Lebens in St. Pierre auf Martinique schreibt der amerikanische Geologe Verill: „Im Gegensatz zu den Lehrern in den Handbüchern der Geologie bin ich stets der Meinung gewesen, daß die Hitze allein genügt, um die Zerlegung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff zu bewirken, wenn das Wasser Plötzlich mit hocherhitzter Lava in Berührung kommt. Handelt es sich nun um Seewasser, so wird in gleicher Weise das Chlor von Natrium getrennt. Werden solche Gase plötzlich mit großer Heftigkeit herausgeschleudert und explodieren in der Luft über dem Krater, so werden genau dieselben Wirkungen hervorgerufen, wie man sie in so ungewöhnlichem Maße auf Martinique beobachtet hat. Die meisten Menschen wurden sicherlich durch die urplötzliche Explosion eines ungeheuren Volumens von Wasserstoff und Sauerstoff getötet, das auch den Grund abgiebt für das rasche Brennen des Fleisches und der Kleider, wie der Gebäude und Schiffe. Das Chlor verband sich gleichzeitig mit einem Teile des Wasserstoffs zu Chlorwasserstoff, einem giftigen und erstickenden Gase, das noch alles tötete, was bei der Explosion mit dem Leben davon gekommen war."
Jubiläum eines — Radauspielzeugs. Im Jahr 1877 wurde aus Paris unter dem Namen „Cri-Cri" ein Spielzeug nach Berlin eingeführt, welches aus zwei mit einer kräftig wirkenden Feder verbundenen Blechplatten bestand, die man mit einem Druck des Fingers aufeinander schnellen ließ und so ein knackendes Geräusch verursachte. Die Benutzung der Cri- Cris gestaltete sich bald zu einer förmlichen Landplage: Tausende, Erwachsene und Kinder, kauften das eigenartige Spielzeug, und auf den Straßen, in Restaurants, in Theatern und in den Schulen verursachten diese klappernden Instrumente einen Skandal, der geradezu unerträgliche Zustände herbeiführte. Die Polizei sah sich schließlich genötigt, gegen diesen Unfug energisch vorzugehen und verbot die Benutzung der Cri- Cris, wie auch den Verkauf derselben. Jede Uebertretung der Polizeiverfügung wurde mit Strafmandaten belegt. Jetzt, nach 25 Jahren, taucht der Artikel plötzlich von neuem in Berlin auf und in den Schaufenstern verschiedener Papiergeschäfte ist dieser „neueste Pariser Radau-Artikel Cri-Cri" wieder ausgehängt. Hoffentlich wird die Polizeibehörde diesmal von vornherein gegen den Unfug einschreiten. sAuch in Stuttgart war damals der Cri-Cri Unfug kolossal verbreitet. Man fand keine Zuflucht mehr vor diesem abscheulichen Geräusch. Freilich als Knabe machte es einemzje toller desto mehr Vergnügen. Das Polizeiliche Verbot wirkte übrigens sofort.)
In Breitnau bei Todtnau im badischen Schwarzwald fand dieser Tage eine Hochzeit statt. Die Braut war Frln. Wißler z. „Lamm" in Schlechtnau und der Bräutigam der Löwenwirt Herrmann von Breitnau. 500 Personen beteiligten sich an deren Hochzeitsessen; aber für
600 war gedeckt. Das ganze Gasthaus war bis unter das Dach für die Festgäste eingeräumt. Auf etwa 40 Fuhrwerken kamen die auswärtigen Gäste angefahren. Der Tanzboden war im Freien errichtet und eine etwa 15 Mann starke Musikkapelle spielte auf demselben zum Tanze auf. Die schönen Trachten sollen dabei ein buntes Bild geboten haben. Zur Zubereitung des aus 12 Gängen bestehenden Festmahles waren in der Küche 2 Köche und 6 Köchinnen thätig; 2 Metzger waren mit dem Herrichten des Fleisches und der Zubereitung der Würste beschäftigt. Verzehrt wurden 3 Zentner Ochsenfleisch, 4 Schafe, 3 Kälber, 3 Schweine, 200 Bratwürste nebst einem Zentner Nudeln und ungezählten Kuchen, sowie sonstigem Dessert. Zur Befeuchtung der Kehlen dienten 1500 Liter offener Wein; hierzu kamen noch Flaschenweine. Sämtliche Teilnehmer sollen von der Bewirtung und Bedienung, sowie dem ganzen Verlauf des Festes hoch befriedigt gewesen.
(Humoristische Gerichtsszene.) Eine ergötzliche Szene soll sich, so versichert das Mainzer Tageblatt, letzthin an einem Amtsgericht Hessens tatsächlich abgespielt haben. In der Prozeßangelegenheit eines Händlers war dessen Sohn zur Vernehmung geladen worden. Als aber der etwa 14 Jahre alte Junge bei seinem Aufruf im Saal erschien, brach eine unbändige Heiterkeit los und selbst der Richter hatte große Mühe, ernst zu bleiben. Der Junge sah aber auch zu komisch aus. Sein schmächtiges Körperchen verschwand fast unter einem großen, weiten Gehrock, der bis auf die mit riesigen Stiefeln bekleideten Füße herabfiel. In den gleichen Dimensionen waren die Hose", der Kragen und der unförmliche Hut gehalten. Außerdem trug der sonderbare Zeuge einen Mordsstock in der Hand. Auf die entrüstete Frage des Vorsitzenden, wie er sich unterstehen könne, in einem solchen Aufzug vor Gericht zu erscheinen, meinte der arme Junge schüchtern, das stände doch in der Ladung vorgeschrieben. Allgemeines Erstaunen. Der Kleine aber schürzte den langen Aermel zurück und suchte eine Weile eifrig in den tiefen Taschen herum, bis er endlich tief aufatmend die Ladung zum Vorschein brachte und mit triumphierender Miene auf die Worte zeigte, welche ihm befahlen: „In Sachen Ihres Vaters."
(Ein achtzehnjähriger Bigamist.) Aus New- Jork wird berichtet: „Der 18 Jahre alte Cyrus Rockwood wurde dem Richter Nostrand wegen Doppelehe vorgeführt. Der Knirps schien sich des Ernstes der Situation gar nicht bewußt zu sein. Die erste Gattin, die 15 Jahre alte Amelia Tanner, habe er aus Liebe geheiratet, und die zweite Frau, die 16 Jahre alte Ella Hegemann, sei ihm „im Spaß" angetraut worden. Beide Trauungen wurden von Geistlichen vollzogen, die den Pärchen keine Hindernisse be» retteten. Vor 2 Jahren wurde die erste Ehe der Kinder geschlossen. Rockwood und Amelia Tanner brannten mit 25 Cents durch und begaben sich nach Summit, woselbst sie getraut wurden. Nach der Heimkehr lebten sie getrennt. Zum zweiten Male verheiratete sich Rockwood im Januar dieses Jahres. Er traf Ella Hegemann und einige Freunde auf der Straße. Der Vorschlag, sich trauen zu lassen, wurde von ihm angenommen und sie begaben sich zu einem Geistlichen, welcher den Knoten knüpfte. Die Eltern der beiden Mädchen haben die Gerichte ersucht, die Trauungen für ungiltig zu erklären. Sollte dies geschehen, so wird das Bürschlein auf freien Fuß gesetzt werden."
(Kasernenhofblüte.) „Einjähriger, Sie sind ja Dichter? Da könnten Sie einmal die Schönheit des Klimmzuges besingen!" — „Kulecke, Kulecke! Griffe sollen Sie machen und nicht Nägel zu meinem Sarge!" — Einjähriger, schneiden Sie nicht so ein verzweifeltes Gesicht, wie Hanni- bal an der Leiche Portas." — „Kerl, das soll Laufschritt sein? Man meint ja, Sie schlichen zum Standesamt!"
(Schlau.) „Aber, Herr Professor, weshalb ließen Sie denn Ihre reizende Nichte im Examen durchfallen? Sie galt doch als gut beschlagen!" — „Weil ich sie heiraten will!" („Fl. Bl.")
(Aufrichtig.) Vater: „Jetzt sage mir einmal' Fritzchen: Wer hat denn heute am meisten m der Schule gewußt?" — Fritz, „Der Herr Lehrer., (Ausrede.) Richter: „Wie kommen Sie dazu, einen Band Schiller zu stehlen?" — Angeklagter: „Na, ich dachte, weil Schiller Gemeingut des Volkes ist."
(Stimmt.) Mutter: „Das könnte mir gefallen. Du brennst Dir Wohl gar das Haar und schminkst Dir das Gesicht." — Tochter): „Ja, Mamachen, umgekehrt kann ich's doch nicht machen."
Mutmaßliches Wetter am 10. und 11. Juni.
(Nachdruck verboten).
Durch emen neuen von Nordwesten gekommenen und über dem nördlichen England, der ganzen Nords« und Dänemark ausgebreiteten Lustwirbel von 750 wn der seinem gleich tiefen, inzwischen nach Esthland und Wolhynien gewanderten Vorgänger Nachfolgen wird, ist der Hochdruck im Südwesten Europas auf nur wenig über Mittel abgeflacht worden. Doch sind von Westen her alsbald wieder die Vorposten eines Hochdrucks in Irland zu erwarten. Demgemäß ist für Dienstag und Mittwoch bei verhältnismäßig kühler Temperatur größtenteils bewölktes und auch zu mehrfachen Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.
Neueste Nachrichten u. Telegramm.
London, 8. Juni. Der heute in der St. Pauluskathedrale aus Anlaß des Friedensschlusses gefeierte Dankgottesdienst machte einen großen Eindruck auf die Anwesenden. In der bis zum äußersten gefüllten Kathedrale waren alle Großen des Landes, die Offiziere des Heeres und der Marine in Uniform zugegen. Die Majestäten begaben sich in offenem Wagen ohne Eskorte, nur mit wenigen Vorreitern, nach der Kathedrale. An der Templebar, am Eingang in die City, wurden sie durch den Lordmahor und die Sheriffs empfangen. Elfterer überreichte das Schwert der City dem König, der es erfaßte und dann dem Lordmayor übergab. Die Majestäten setzten hierauf die Fahrt nach der Kathedrale fort. Der Lordmayor und die Sheriffs fuhren dem kgl. Wagen voraus. Am Hauptthore wurden die Majestäten von den Geistlichen mit dem kirchlichen Chor empfangen und betraten dann unter den Klängen eines Chorals die Kirche. Nachdem die Majestäten Platz genommen, begann der Gottesdienst mit mehreren Dankesliedern, worauf der Bischof von London die Predigt hielt. Den Schluß des Gottesdienstes bildete der Gesang des Liedes „Nun danket alle Gott" und des Nationalliedes. Der König, der Feldmarschallsuniform trug, wurde von der in den Straßen angesammelten Menge überall herzlich begrüßt.
London, 8. Juni. Das Reutersche Bureau meldet aus Pretoria: Der ganze Stab der Transvaalregierung, deren letzter Sitz Rhenoster- kop war, ergab sich mit 50 Mann der Bedeckung. Die Uebergabe der Buren in Standerton am 5. und 6. ds. wurde von Louis Botha beaufsichtigt Sie ging in vollkommener Ordnung und Mi militärischer Präzision vor sich. Hamilton drückte in einer kurzen Ansprache die Bewunderung aus, die die ganze britische Nation für den von den Buren geführten gewaltigen Kampf fühle und sprach die Hoffnung aus, daß die Burghers getreue Unterthanen des Königs werden.
London, 8. Juni. Das Reutersche Bureau meldet aus Wolwehoek vom 5. ds.: Van Nietens und Van Dermerres Kommandos ergaben sich General Elliot, der ihnen mit seinem Stabe entgegenging und sie auf freiem Felde in der Nähe von Bredeportstation traf. Elliot gab den Buren in einer Ansprache Erklärungen über die Art. wie zunächst für ihren und ihrer Familien Unterhalt gesorgt würde, ritt dann mit Dewet nach der Station, wo die Buren, die zu Pferde waren, die Waffen niederlegten. Es ergaben sich 185 Mann mit 157 Gewehren. Der General verlas ein Telegramm des Königs, worin den Buren eine glückliche Zukunft gewünscht wird.
Fort de France, 8. Juni. Gestern erfolgte ein neuer furchtbarer Ausbruch des Mont Peloe. Fort de France blieb mehrere Stunden lang in Dunkelheit gehüllt. Das Gelände von Morneroupe wurde mit heißem Schlamm bedeckt. Eine Anzahl Fischer werden samt ihren Booten vermißt.
Redaktwn, Druck und Vertag von C. Meeh in Neuenbürg