Schaumweinsteuergesetz durch desseu definitive Genehmigung und erledigte außerdem noch die Seemannsordnung in dritter Lesung, nur die Schlußabstimmung hierüber ist noch verschoben worden. Dafür tauchen allerdings auch ganz neue Beratungsstoffe auf. wie die Vorlage, welche den Mitgliedern der Zolltarifkommission je 2400 Mark Diäten gewahrt, und die am Montag zum ersten Male beraten wurde. Ferner wird sich der Reichstag noch mit der Brüsseler Zucker- konvention und der durch sie bedingten Novelle -um Zuckersteuergesetz beschäftigen müssen. Was die sozialpolitische Vorlage betreffs des Schutzes der gewerblichen Kinderarbeit anbelangt, so ge­langt sie vorerst nicht mehr zur Erledigung, da die zu ihrer Vorberatung gewählte Kommission ibre Arbeiten erst im nächsten Herbst beginnen wird. ^ Karlsruhe, 28. April. Den Schluß der Hoffeste bildete eine Festvorstellung im Hof­theater, der das Großherzogspaar, die hier an- wesendcnFiirstlichkeiten.die Minister, die Generali- tät die Spitzen der Behörden, die Abordnungen der Studentenschaft und Damen der Gesellschaft beiwohnten. Der Obmann der Stadtverordneten, Professor Goldschmit. brachte beim Erscheinen des Großherzogs ein Hoch auf diesen aus. Nach dem Festmarsch folgte ein Festspiel von Uerordt, eine dem gegenwärtigen Fest ent­sprechende Bearbeitung von SchillersHuldigung der Künste". Die Vorstellung schloß mit der Festwiesenszene aus WagnersMeistersinger".

Berlin, 28. April. In Beantwortung des Glückwunschtelegramms an den Großherzog von Baden, welches der Zentralvorstand der national- liberalen Partei am Samstag abgesandt hatte, hat der Großherzog am Sonntag folgendes Tele­gramm an den Zemralvorstand, zu Händen des Herrn Dr. Hammacher hier, gesandt.Der Zentralvorstand der nationalliberalen Partei hat mir durch seine telegraphische Beglückwünschung zu meinem 50jährigen Regierungsjubiläum eine innige und bewegte Freude bereitet. Ich danke ihnen von ganzem Herzem für Alles, was Sie mir in so sehr freundlicher Gesinnung aus­gesprochen haben. Sie sagen mir viel zu viel des Guten über mein Wirken. Nehmen Sie meinen guten Willen für das, was Sie als Er­folge bezeichnen und seien Sie vor Allem ver­sichert, daß dieser gute Wille stets da vorhanden war, wo ich mich eins wußte mit den Zielen der nationalgesinnten Deutschen, nämlich in dem Streben, ein einiges,-mächtiges Deutsches Reich errichten zu helfen und das Reich, nachdem es geschaffen war, zu befestigen und anszubauen im Sinne des nationalen Gedankens. Die innige Liebe zum deutschen Vaterlande führt mich auch heute, an meinem Erinnerungsfest mit Ihnen zu­sammen in dem Wunsche: Möge uns immerdar m Kraft und Herrlichkeit erhalten bleiben, was mit sc schweren Opfern erkämpft werden mußte, die Grundlage dessen, worauf die Zukunft der Nation beruht, das geeinte Deutsche Reich. Friedrich Großherzog von Baden."

Wiesbaden, 28. April. Der Kaiser hat zur Herstellung zweier gemalter Fenster für die yMge evangelische Kirche 7000 ^ gespendet. ^ Die Stadtverordneten von Paderborn be- die Ozonierung des Leitungswassers ach dem Siemens und Halskeschen System ein- Wuhren. Paderborn ist damit die erste deutsche tadt,mder ein derartiger Versuch gemacht wird.

Sanitätsrat Dr. Theodor Römpler, der esttzer und Gründer der bekannten Görbers- Lungenheilanstalt, ist, wie einem Berliner wird geftorb^^^^^^^ Schlesien gemeldet

Gefroren hat es heute ..,7 d>er bei starkem Nordostwind, wenn es leichter Frost war, der keinen in»« b» angerichtet hat. In Weingegenden hielt !ur die Nacht die Theertonnen bereit, o»en Rauch die Reben schützen soll.

Württemberg.

^.^utsche Rechtschreibung. Die württ. Ausgabe der mit einiger Spannung er- .Regeln und Wörterverzeichnis" der neuen chtschreibung ist nunmehr im I. B. Metzler'schen Stuttgart erschienen. Die württemb. Le» K. ? b'u wortgetreuer Abdruck der unter » «tagten des Deutschen Reichs, Oesterreich-

Ungarns und der Schweiz vereinbartenRegeln" nnd unterscheidet sich von diesen lediglich durch eine Zugabe:Anhang über die Satzzeichen". Der Zeitpunkt der Einführung liegt bekanntlich gegenwärtig dem Bundesrat zur Beschlußfassung vor. Zugleich sei auf das von dem bekannten Fachmann Rektor K. Erbe in Ludwigsburg herausgegebene BüchleinDie neue deutsche Rechtschreibung und ihr Verhältnis zu den bis­her gütigen Vorschriften" (Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union Deutsche Verlagsgesellschaft) hingewiesen. In der ausführlichen, übersichtlichen Einleitung werden zunächst die vorgenommenen Aenderungen, dann die erzielten Fortschritte, endlich Bedenken gegen einige der neuen Be­stimmungen besprochen. Das beigegebene Wörter­verzeichnis schließt sich dem der amtlichen Aus­gabe ziemlich genau an.

Stuttgart, 28. April. Zum Besuch der Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten wird Fahrpreisermäßigung gewährt an Lehrlinge und Lehrmeister, welche bei der Ausstellung aktiv beteiligt sind. Für die Dauer der Ausstellung gelten einfache Personenzugskarten III. Klasse auch für die Rückfahrt, wenn die letztere inner­halb 3 Tagen angetreten wird und die Fahr­karten vor Antritt der Rückfahrt mit dem Aus­stellungsstempel versehen worden sind. Ausge­schlossen von diesen Vergünstigungen bleiben Stationen, welche weniger als 20 km von Stuttgart entfernt sind.

Stuttgart, 28. April. Der Bezirksverein für Schwaben der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat für das Jahr 1901 weitere Fortschritte gemacht. Von 46 Vertreter- schaften wurden bei 2150 Mitgliedern 5710 gesammelt. Mit den Zuwendungen von seiten des Königs und durch Stiftungen erhöhte sich die Einnahme auf 7166 ^ Besonders haben auch Offiziere des württ. Armeekorps die Be­strebungen des Vereins unterstützt. Zum Bau des RettungsbootesSchwaben" hat der Be­zirksverein 3000 ^ gestiftet.

Ulm, 28. April. Bei scharfem Nordwind und wolkenlosem Himmel sank heute früh die Temperatur auf 12 ° k. Die vielversprechende Obstblüte ist erfroren; sogar die Blätter der Kastanienbäume sind vom Frost versengt.

Schramberg, 22. April. Die Stadt­schultheißenwahl soll in ein neues Stadium ge­treten seiu. Bei der vom K. Oberamt wieder­holt vorgenommenen Stimmenzählung soll sich nämlich herausgestellt haben, daß eine größere Zahl Stimmzettel (man spricht von 40) auf Vollmar, Polizeiamtmann in Reutlingen lauten sollen, während bekanntlich Amtman Vollmar in Ulm sich befindet, dagegen der Gegenkandidat Harrer als Polizeiamtmann in Reutlingen. Ob diese Wahlzettel wegen ihrer falschen Bezeichnung als ungiltig betrachtet werden, wodurch das Ergebnis ein ganz anderes, oder ob dieserhalb eine Neuwahl angeordnet werden will, darüber wird die maßgebende Stelle zu entscheiden haben. Wie die I. Z. aus Reutlingen erfährt, hat Herr Harrer angesichts der alles Maß überschreitenden Machinationen auf jedwede weitere Jnbetracht- nahme seiner Person verzichtet.

Schramberg, 25. April. Eine aufsehen­erregende Nachricht meldet der Schw. Bote von voll vertrauenswürdiger Seite, allerdings unter Vorbehalt:Während sich im Verlauf der letzten 10 Jahre eine ganz beträchtliche Anzahl von katholischen Männern und Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung geistig und praktisch von ihrer Kirche losgelöst hat, sind im letzten Jahr gar 11 formelle Uebertritte zur evangel. Kirche erfolgt. Wie wir nun aus einer Ver­sammlung, welche in der ersten Hälfte ds. Mts. stattfand, vernehmen, beabsichtigen demnächst 120150 Personen überzutreten."

Stuttgart. ^Landesproduktenbörse,^ Bericht vom 38. April von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Während der abgelausenen Woche waren die ameri­kanischen Börsen für Getreide bedeutenden Schwankungen unterworfen und schließlich blieb der vorwöchentliche Stand gut behauptet. Für Weizen besteht fortwährend gute Kauflust. Tendenz fest. Mehlpreise Pr. IVO Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29

bis 29 SO 4 », Nr. 1 : 27 bis 27

so 4 ,. Nr. 2 : 25 so bis 26 Nr. 3:

24 ^ bis 24 SO 4 ,, Nr. 4: 21 ^ bis

21 S0 ^ Suppengries 29 >4t bis 39 SO Kleie 9 S 0

Ausland.

Der Ausfall der am Sonntag vollzogenen Wahlen zur französischen Deputierten, kämm er wird zunächst nur stückweise bekannt. Laut einer ministeriellen Statistik waren bis Montag früh 3 Uhr 211 Wahlen bekannt, die sich auf 80 Ministerielle und auf 66 Antimini­sterielle der verschiedenen Oppositionsgruppen, sowie auf 65 vorzunehmende Stichwahlen ver­teilten. Was speziell die Wahlen in Paris an­belangt, so sind in der Hauptstadt nur zwei Ministerielle, dagegen 16 Antiministerielle gewählt worden, außerdem haben 22 Stichwahlen statt­zufinden. Von einem durchschlagenden Wahl­erfolg der Regierung kann man also wohl keineswegs sprechen.

In der französischen Wahlschlacht sind bisher nur die ersten Entscheidungen gefallen, aber schon diese zeigen, daß sich die Stimmung des Volkes in zunehmendem Maße den Nativ- nalisten zuneigt. Man darf darin wohl weniger ein Kennzeichen wiedererwachender Kriegs- und Revanchelust als ein Symptom des um sich greifenden Antisemitismus erblicken. Der So­zialismus scheint ganz ins Hintertreffen zu ge­raten. Besonders Paris, das mehr als andere europäische Hauptstädte für das übrige Land tonangebend ist, dürfte bald ganz in antisemiti­schen Händen sein und sich in dieser Hinsicht zu einem westeuropäischen Wien entwickeln. Das aus einem Bündnis der Plutokratie mit dem gemäßigten Sozialismus hervorgeganaene Kabinett Waldeck-Rousseau wird wohl bald abgewirt­schaftet haben.

New-Uork, 29. April. Beide Häuser des Kongresses nahmen das Gesetz an, welches die Chinesen von der Einwanderung ausschließt.

Krieg Englands gegen die Buren.

Der englische Kriegsminister Brodrick hat zwar soeben in einer zu London gehaltenen Bankettrede gemeint, daß der Friede in Süd- afrikavielleicht in Sicht komme, aber gleich einen Dämpfer für die Erwartungen der Friedens­optimisten hinzugefügt, indem er erklärte, Eng- land sei entschlossen, den Krieg nötigenfalls noch ein Jahr oder sogar zwei Jahre fortzuführen, und sende daher weitere Verstärkungen nach Südafrika. Offenbar hat Brodrick diese Rede gehalten, um diejenigen Kreise des englischen Volkes, in denen man bestimmt mit einem bal­digen Friedensschluß in Südafrika rechnet, vor zu hoch gespannten Hoffnungen zu warnen. Möglicher Weise hat Brodrick daneben noch den Zweck verfolgt, den Führern des Volkes der Buren ein Avis wegen der weiteren Kriegs­bereitschaft Englands zu geben. Freilich bleibt noch sehr abzuwarten, wie es mit den auch dem Papier angekündigten 23 000 Mann Ver­stärkungen, welche England in den nächsten Wochen nach Südafrika senden will, in Wirk­lichkeit ausschauen wird.

London, 25. April. Die Sterblichkeit in den Burcnlagern war in dem letzten Monate die geringste seit ihrer Bildung, nämlich 45 pro Tausend. Die Zahl der Jnsaßen war 20221 Männer, 42 951 Frauen, 48 330 Kinder. Davon starben 54 Männer, 108 Frauen und 230 Kin- der. Als Chamberlain vor 5 Monaten dem Kriegsminister die Lagerverwaltung abnahm, war die Mortalität 338. Miß Hobhouses Agitation erweist sich als glänzend gerechtfertigt.

London, 28. April. Das Reutersche Bureau meldet aus Balmoral (Südafrika) vom 26. April: Die Burenführer Lukas, Meyer, Crock und Van- velden sind hier eingetroffen und reisen denselben Tag mit gewöhnlicher Post nach Middelburg und Belfast weiter, um Zusammenkünfte mit den Burghers abzuhalten.

London, 29. April. Daily Telegraph meldet aus Pretoria 27. April: Die Kommandos von Utrecht und Vryheid haben Ende voriger Woche Versammlungen gehalten, denen Louis Botha und andere Burenführer beiwohnten. Es machte sich bei den Versammlungen eine starke Strömung zu Gunsten des Friedens geltend. Die Versammlungen wurden von den britischen Truppen nicht behelligt. Der still­schweigende Waffenstillstand in diesen Bezirken läuft morgen ab.