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seine Wehrkraft allzu sehr verstärkt. Vor kurzem ist gemeldet worden, Chile habe zwei Kriegsschiffe in England bestellt, jetzt wird aus Buenos-Aires berichtet: Die Regieruug beschloß die Beschaffung zweier großer Panzerschiffe, die den Panzerschiffen überlegen sein sollen, deren Bau jüngst von Chile in Auftrag gegeben worden ist, Die Regierung ist entschlossen, das Üebergewicht Argentiniens auf dem Gebiete des Marine- und Militärwesens in ganz Südamerika zu behaupten. Sie hat erklärt, daß für die Beschaffung der neuen Schiffe neue Steuern nicht eingeführt werden sollen.

Krieg Englands gegen die Buren.

Lord Dalmeny, der älteste Sohn Rose- berys, der soeben Offizier des Garde-Grenadier­regiments geworden ist, wird voraussichtlich am 15. d. M. nach Südafrika beordert werden. Der Lord Mayor von London erließ auf Anregung Milners und Chamberlains einen Aufruf zur Sammlung von 1 Million Mark behufs Ausstattung von 1000 ausgeplünderten Häusern ärmerer Johannesburger mit dem not­wendigsten Hausrat.

London, 10. April. Der Handelsminister Balfour hielt gestern in Leeds eine Rede, worin er erklärte, Verhandlungen im eigentlichen Sinne des Wortes würden zur Zeit in Südafrika nicht geführt. Die Burenführer hätten einfach um die Erlaubnis nachgesucht, znsammeuzu- kommen, um über die Einstellung der Feind­seligkeiten beraten zu können. Ob die Buren- sührer irgend ein Anerbieten machen würden, könne er nicht sagen und noch weniger könne er sagen, ob ein solches Anerbieten, wenn es gemacht werden sollte, befriedigender Natur sein würde; er selbst sei nicht sehr zuversichtlich.

Pretoria, 9. April. Steijn, Reitz, Schalk, Burger und Lukas Meyer Passierten am Sonntag Kroonstad auf der Reise nach Klerksdorp im südlichen Transvaal. Botha traf am Montag in Klerksdorp ein. Man glaubt, daß auch Delarey und Dewet der Zu­sammenkunft beiwohnen werden.

London. 8. April. Die heutigen Morgen­blätter veröffentlichen eine Statistik, wonach die Engländer seit Beginn des Krieges 29 536 Of­fiziere und Mannschaften an Toten in Südafrika verloren haben.

Anterhaltender Heil.

Ein Dämon.

Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.

21 .

Mein Kind was hast Du mit Katha­rine gethan?" zitterte es von den Lippen Leo­pold von Wallenbergs.

Ja, sprechen Sie/ fiel der Gerichtsrat ein, der fürchten mochte, daß Willfried, welcher mit der ganzen Leidenschaftlichkeit der Jugend seiner Entrüstung Ausdruck gab, die Sache ver­derben könnte,machen Sie Ihr schweres Un­recht einigermaßen gut, indem sie bekennen, welcher Mittel Sie sich bedient, um Ihre Opfer zu verderben. Die Hausdurchsuchung, welche ich angeordnet, wird ohnehin alles bald an das Licht bringen täuschen können Sie uns nicht mehr, deshalb sprechen Sie!"

Marie antwortete nicht und da der Kranke schwächer ward, fürchtete Sternau, daß die Scene ihn zu sehr erregen könne; er winkte daher dem alten Kuno und sie führten den Leidenden in sein Schlafgemach zurück; hier befiel ihn eine Ohnmacht.

Doktor Will, der bei einem entfernten Patienten zurückgehalten worden war und des­halb sich nicht pünktlich, wie verabredet worden war, eingefunden, hatte für einen solchen Fall Instruktionen erteilt und der alte Kuno wie der Gerichtsrat bemühten sich jetzt beide, den Besinnungslosen wieder zu sich zu bringen.

Marie war mit Willfried allein geblieben; der junge Mann brach zuerst das Schweigen, die Angst um die Jugendgeliebte, die Braut, ließ ihn den Abscheu vor der Verbrecherin überwinden und er sprach endlich in milderem Tone:

Erheben Sie sich und geben Sie uns Antwort auf unsere angstvollen Fragen ist Katharinens Leben bedroht?"

Langsam erhob die Knieende ihr Haupt, ihr Antlitz war furchtbar verändert und entstellt, fahle Bläffe bedeckte es, und die Augen, von dunklen Ringen umgeben, starrten unheimlich leuchtend daraus hervor

Ich werde nichts bekennen und sollte man mich auf die Folterbank spannen," sprach sie in leisem aber festem Tone.

Ist das, was Sie erwartet, nicht schwer genug," erwiderte der junge Mann, seine Er­regung gewaltsam bemeisternd,daß sie Ihr Geschick noch durch solche Verstocktheit ver­schlimmern?"

Ich weiß, daß ich das Spiel verloren habe und werde den Einsatz bezahlen," war Maries kalte Antwort.

Elende man wird Sie zu zwingen wissen!" rief Willfried leidenschaftlich heftig.

Bei dem beschimpfenden Worte zuckte Marie zusammen und faßte nach dem Herzen, als fühle sie dort einen jähen Schmerz, dann streckte sie langsam ihre Hand aus und füsterte:

Lassen Sie uns nicht also, nicht im Zorne scheiden! Gönnen Sie mir einige Augenblicke ungestörten, ruhigen Ueberlegens ich will versuchen, mich eines Besseren zu besinnen. Doch vorher noch eine Frage, die mich martert: welches Wunder machte den Toten erstehen?"

Ein Starrkrampf hatte in jener Nacht, wo der Mord verübt werden sollte, den Körper meines unglücklichen Pflegevaters in eisernen Banden gehalten und wich auch aller Belebungs­versuche zum Trotz später nicht. Erst als am Nachmittag die Obduktion statthaben sollte"

So hatte man mich getäuscht, als man mir sagte, daß die Obduktion schon geschehen," unterbrach Marie zitternd.

Ja, man hatte Sie getäuscht in dem guten Glauben, der armen, trauernden Witwe eine sie schmerzlich erregende Scene zu ersparen," erwiderte Willfried bitter.Gertrud bat mich so dringend, diese Notlüge zu unterstützen, daß ich darein willigte."

Marie stand starr und teilnahmlos da, ihr Auge blickte ins Leere, leise murmelten ihre Lippen:

Es stand so geschrieben."

Gewiß der kleine Zusall, er rettete Ihren Opfern das Leben; denn wehe dem Scheintoten, wenn die Mörderin eine Ahnung davon gehabt, daß sie ihr Werk halb gethan!"

Diese bitteren, anklagenden Worte waren dem jungen Manne unwillkürlich entschlüpft; wenn er Mitleid mit der heillosen Mörderin hätte empfinden können, er würde seine Aeußer- ung bereit haben, als er jetzt das schmerzliche Schluchzen dieses sonst so hartherzigen, grau­samen Weibes vernahm.

Schweigend wandte er sich der Thür zu, die Berbrecherin konnte ja nicht entrinnen, draußen hielten Gerichtsdiener Wache; da hörte er seinen Namen flüstern, der Ton klang weich, gebrochen:

Willfried, ich habe eine letzte Bitte reichen Sie mir noch einmal die Hand ver­geben Sie mir!"

Möge Ihnen Gott vergeben, ich kann es nicht, kann es nicht jetzt, wo ich noch nicht weiß, ob nicht das Mädchen, welches meinem Herzen teuer ist, durch Ihre Hand elend gemacht ward."

Katharine wird leben wird die Deine sein Willfried vergieb mir!" flehte die Ver­brecherin, auf ihre Knie sinkend, die Arme em­porgestreckt.

War es der Ton der Stimme, welche diese verzweiflungsvolle Bitte aussprach und in der die schmerzliche Klage um ein verfehltes Leben, die Todespein vor der sicheren Strafe zitterte genug, Willfried fühlte sich Plötzlich wunder­bar berührt, sein Zorn schwand und ein un­endliches Mitleid mit der Gefallenen, mit der schwer belasteten Menschenseele erfüllte ihn. Mit abgewandtem Gesicht reichte er seine Hand der Knieenden, er fühlte, wie zwei heiße Lippen

sich darauf Preßten, hörte, wie eine Stimme flüsterte:Dank Dank!" Dann verließ er ! das Gemach.

Er kam just zurecht, um Doktor Will zu . begrüßen, der eben, noch atemlos vom raschen Gange, das Vorzimmer betreten hatte.

Schnell war das Vorgefallene berichtet denn den Doktor drängte es, nach seinem Patienten zu sehen. Die beiden Männer durch, schritten denn auch hastig das Wohnzimmer und ohne die zusammengebrochene Gestalt des schul­digen Weibes weiter eines Blickes zu würdigen eilten sie zu dem Kranken. '

Eine halbe Stunde konnte verflossen sein Leopold von Wallenberg hatte sich etwas erholt und war, nachdem er ein beruhigendes Getränk zu sich genommen, sanft entschlafen, als Sternau und Doktor Will beschlossen, noch heute eine ' Unterredung mit der Verbrecherin zu suchen um womöglich ein offenes Geständnis von ihr zu erpressen.

Unter dem Eindruck dieses so gänzlich unerwarteten Ereignisses dürfte sie eher geneigt sein, zu bekennen," meinte der Jurist,als wenn sich später ihr Herz erst wieder verhärtet hat und auf neue Lügen und Ausflüchte sinnt."

Die höheren Preise des Chilisalpeters,

teilweise durch einen Arbeiterausstand in Chile her­vorgerufen, beschäftigen jetzt viele landwirtschaftliche Kreise. Man hört auch hin und wieder dis Frage auswerfen, ob es bei solchen Preisen nicht rötlich sei, die Salpeterverwendung cinzuschränken. Wie gefährlich die Befolgung eines solchen Rates für die Landwirt­schaft selbst unbedingt sein muß, soll in Nachstehendem kurz beleuchtet werden.

Nach Wagner-Darmstadt sind (eine genügende !

Kali-Phosphat-Düngung vorausgesetzt» 100 kg WO- salpeter im stände, folgende Wehrerlräge hervor;»- Sringea: Halmfrüchte400 Kg Hafer, 300 kg > Weizen, 300 kg Roggen, 400 kg Gerste und das entsprechende Stroh; Hackfrüchte---3800 kg Kartoffeln,

6400 KZ Zuckerrüben, 5500 KZ Futterrüben, 5300 kg Möhren unü das entsprechende Kraut bezw. l Blätter u. s. m.

Aehnluhe Wirkungen hat der Chilisalpeier säst bei allen anderen Kulturpflanzen mit Ausnahme der Leguminosen (Hülsensrüchte, Kleearten rc.l gezeigt.

In der praktischen Landwirtschaft sind diese auch in der That bei unzähligen Düngungsversuchen, angestellt f in den verschiedensten Teilen Deutschlands und des ,

Auslandes, also unter sehr verschiedenen klimatischen und Boden-Verhältnissen auch wirklich erreicht worden. Selbst nur einen nennbaren Teil der Ergebnisse dieser Düngungsversuche hier anzuführen, würde den i zur Verfügung stehenden Raum sehr weit überschreiten, deshalb sollen hier nur ganz wenige derselben genannt ^ werden. »

Durch 100 Kg Chilisalpeter (stets bei genügender f Kaliphosphatdüngung erzielte Maercker an Mehrerlrägen ^

519 kg Hafer »Mittel aus 10 Versuchen) ferner 387 Kg (Mittel aus 9 Versuchen), Völker bezw. Maercker 308 kg Weizen (Mittel aus 7 Versuchen) bezw. 428 kg ! Gerste (Mittel aus 4 Versuchen-, endlich Lames und Gilbert an Futterrüben 5271 kg (Mittel aus 9 Ver­suchen) und 4056 Kg (Mittel aus 9 Versuchen) und 6180 kg (Mittel aus 3 Versuchen). Und so ließen sich für alle Kulturpflanzen überaus zahlreiche weitere , Beispiele ansühren.

Setzt man nun für vorhergenannte Mengen der einzelnen Kulturpflanzen die ortsüblichen Preise ein und vergleicht das Geldergebnis dieser Mehrerträge mit den heutigen Salpeierpreisen, so wird jeder rech­nende Landwirt reicht einseye«, wie empfindlich er fich schädig!, wenn er die Sakpeterdüngnng jetzt ein- schränkt oder gar Unterläßt.

(Eine recht fatale Umzugsgeschichte) ist in Charlottenburg Passiert. Es mußten nämlich nicht weniger als 72 Familien vor dem Hause, in das sie einziehen wollten, mit Sack und Pack, Kind und Kegel Halt machen. Die Polizei be- i fand den Neubau noch für zu feucht. Nun wollen alle 72 Mieter den voreiligen Hauswirt verklagen.

(Ausrede.) Sie:Mit allen Damen hast du jetzt getanzt, deine Frau aber läßt du sitzen bis zuletzt!" Er:Du kennst doch meinen Grundsatz, das Beste bis zuletzt zu sparen!"

Mutmaßliches Wetter am 11. und 12. April.

(Nachdruck verboten.)

Trotz des auch in Süddeutschland fallenden Barometers dauern bei uns die vorwiegend nordöst­lichen Winde noch an und werden am Freitag und ! Samstag bei fortgesetzt ziemlich milder Temperatur i noch immer trockenes und größtenteils heiteres Wetter f im Gefolge haben. 1

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me--H in Neuenbürg