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Frankfurt a. M, zu. Dem hiesigen Konnte für Krebsforschung sei von deutschen Aerzten ein 12000 Fälle umfassendes Material zugegangen, woraus hervorgehe, daß der Krebs nicht erblich, aber ansteckend sei. Es gebe einige Orte, in denen immer wieder Krebskranke Vorkommen. Durch Pflanzen sei die Ansteckung nicht über­tragbar, dagegen durch Tiere; sehr viele Tiere seien krebskrank, z. B. Hunde und Katzen.

Leipzig, 4. März. Gestern starb hier im 79 . Lebensjahre der Begründer der nach ihm benannten weltbekannten Maschinenfabrik, Kom­merzienrat Karl Krause. Auf seine weitblick­ende, erfolgreiche Initiative ist in der Hauptsache der Anfang der 50er Jahre noch ungeahnte großartige Aufschwung der Buchbinderei und ihrer Nebenzweige zurückzuführen, die er durch dm Bau der mannigfaltigsten umwälzend wirk­enden Maschinen (Steindruck- u. Vergoldpressen, Papierschneidmaschinen, Papierscheeren, Walz­werken, Satinierpressen, Falzvorrichtungen rc.) über den bloßen Handwerksbetrieb weit hinaus- hob. Karl Krause war ein seit macke man, der es (1823 in einem Dorfe bei Eilenburg ge­boren) durch rastlosen Fleiß, genialen Blick und geschickte Benützung der Zeitverhältnisse vom Handwerksburscheu, vom Schlossergesellen, Ma- fchinenführer und Maschinen reparierenden Tech­niker zu einem Großindustriellen allerersten Ranges brachte, der schließlich über eine statt­liche Reihe von Millionen verfügte.

Ochfenfurt (llnterfranken), 7. März. Gestern nachmittag zerstörte Großseuer das große Oekonomieanwesen des Getreidehändlers Oechsner ferner einen mit mehreren 1000 Zentnern Ge­treide gefüllten Speicher, sowie 3 Scheunen und 2 Stallungen der beiden Nachbaranwesen voll­ständig.

Vom Fränkischen, 6 . März. Im Kon­kurse des Bankhauses Bachmann in Feucht­wangen wachsen die angemeldeten Beträge riesenhaft. Besonders unter der Landbevölkerung haue Bachmann großes Vertrauen. Im Bezirke hatte er in manchen Orten wahre Amtstage ge­habt, um die ihm entgegengebrachten Gelder an sich zu nehmen. Eine Bauernfrau verliert ihr ganzes Vermögen mit 60 000 ^ Viele, die schon mit erheblichen Beträgen beim Ansbacher Kreditverein beteiligt waren, sind nun nochmals bei Bachmann heremgefallen.

Heidelberg, 6 . März. Gestern abend fuhr der um 9' /-_> Uhr hier abgehende Berliner Schnellzug bei der Station Binau auf einen Güterzug. Die beiden letzten Wagen des Güter­zuges wurden vollständig zertrümmert und die Maschine des Schnellzugs beschädigt.

Straßburg i. E., 6 . März. Der Landes - ausschuß bewilligte heute die erste Rate in Höhe von 1200000 ^ für den Ausbau der Rhein- Wlierung unter der Voraussetzung, daß die Stadt Straßburg 700000 in zehn Jahres­raten a 70000 zu den Kosten beisteuert.

Württemberg.

Stuttgart. Die bürgerlichen Kollegier beschäftigten sich mit der Frage der Gewähruni eines Beitrags der Stadt zum Bau des neuer Hoftheaters. Dem Vernehmen nach geht di Stimmung der überwiegenden Mehrheit dahin einen solchen Beitrag nicht zu gewähren, s, lange die Differenzen mit der Krongutverwaltum bänglich der Führung eines zweiten Straßen vahngeleises über die Planie nicht behoben sind Weinsberg, 5. März. Gestern besichtigt Staatsminister des Innern Dr. v. Pische und Reg.-Direktor v. Nestle die im Bau be M-ne Irrenanstalt auf dem Weißenhos. In Rohbau sind jetzt 19 Gebäude fertig gestellt ? wettere werden dieses Jahr noch folgen.

-Wasserrechtsgesetz", herausge ^nvon Reglerungsrat Dr. Haller, ist bereit! i öw«te Lieferung erschienen, enthaltend von wäll 1 " der öffentlichen Ge

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vervn,^? Nutzungsrechte, Stauanlagen, Zwangs

m Rest des Werkes soll 1

einigen Wochen erscheinen.

im von Obligationen. Nachdei

Etat gemäß den Bestimmungen der Anlehenk

Verträge für Tilgung der württembergischen Staatsschuld im Etatjahr 1901 die Summe von 2 834 825 vorgesehen worden sind, gelangen demnächst auf der Staatschuldenkasse Obligationen aus den Jahren 1875 92 in der Höhe von 2 959 210 ^ zur Verlosung, darunter

2 260 210 ^ 3r, L°/»ige und 699000 ^ 4°/»ige Papiere.

Die Fehlsumme der Bopfinger Gewerbe­bank ergab bei der Fortsetzung der Bücher- Revision durch Verbands-Revisor Sachs aus Ulm einen wesentlich erhöhten Betrag. Derselbe beziffert sich bereits auf 60 -70 000 ,Diesen steht die Kaution des Kassiers mit 25000 ^ gegenüber.

Ausland

Die kühnsten Erwartungen werden durch den Empfang übertroffen, den, die Deutschen voran, die Bevölkerung der von dem Prinzen Heinrich auf seiner Blitzzugsfahrt berührten Städte der Vereinigten Staaten dem Bruder des deutschen Kaisers bereitet hat. Die Deutsch- Amerikaner erblicken in ihm die Verkörperung des Heimats-Gedankens, den Ueberbringer von Liebesgeüßen des geeinten alten Vaterlandes. Die Amerikaner begrüßen in dem Prinzen Heinrich den Bürgen eines immer herzlicher sich gestaltenden Verhältnisses zwischen dem machtvollsten republikanischen Staatenbunde der Gegenwart. Manch packendes Wort ist bei den zahlreichen bisherigen Empfängen schon ge­sprochen worden, manches ebenso treffendes wird in den nächsten Tagen noch gesprochen werden.

Prinz Heinrich von Preußen hat zur Stunde wohl seine Eilrundreise durch den Osten der nordamerikanischen Union beendigt, womit er zugleich am Abschlüsse seines Besuches in Amerika überhaupt steht. Prinz Heinrich ist überall, wo er auf seiner Rundreise weilte, von der Bevölkerung mit stürmischer Begeisterung empfangen und gefeiert worden, der ritterliche Bruder des deutschen Kaisers hat sich eben auch am Tennesee und am Ohio, am Missouri und am Michigansee ebenso die Herzen sofort erobert, wie schon zuvor in New'Hort und Washington. Der Prinz hat sich in der ganzen natürlichen Liebenswürdigkeit, die seinem Charakter eigen ist, gegeben und doch zugleich würdevoll, wie es dem Bruder und Vertreter des deutschen Kaisers geziemt. Er hat den herzlichen Ton, der ihm entgegenklang, mit der gleichen herzlichen Auf­richtigkeit zu erwidern verstanden und dabei nur gutes und nützliches Werk gefördert: die Be­seitigung von Mißverständnissen und Irrungen, die ein hinterlistiges Treiben zwischen zwei Nationen zu schaffen suchte, welche ihr wohl­verstandenes Interesse zusammenführen muß. Erfreulicherweise ist die Rundreise des Prinzen, soweit sie sich bereits überblicken läßt, ohne jeden Unfall zurückgelegt worden. Von Chicago reiste der Prinz am Dienstag Nachmittag 1 Uhr zunächst nach Milwaukee, der vorwiegend von Deutschen bewohnten wichtigsten Stadt des Staates Wisconsin, weiter, von da über Chicago, Cleveland und Aschtabula nach Buffalo und nach Station Niagarafalls und brach von dort aus sofort nach den Niagarafällen auf. Am 6 . ds., vormittags, ist Pinz Heinrich in Boston ein­getroffen. Vom Bahnhof fuhr der Prinz nach dem Somersethotel in einem 4spännigen Wagen, eskortiert von Kavallerie. Die Stadt ist herr­lich geschmückt, besonders sind deutsche Fahnen in großer Anzahl zu sehen. In der öffentlichen Bibliothek begrüßten 35 deutsche Kriegsveteranen den Prinzen, der jedem von ihnen die Hand reichte. Um 2 '/s Uhr nachmittags traf Prinz Heinrich in der Memorial-Hall in Cambridge ein, und bald darauf fand der feierliche Akt statt, in welchem der Prinz unter dem brausenden Jubel der Studenten zum Ehrendoktor der Rechte ernannt wurde. Der Präsident der Harwarduniversität, Eliot, hielt hiebei eine Rede, in der er darauf hinwies, daß es das erste Mal sei, daß die Universität eine außerordentliche Sitzung einem fremden Prinzen zu Ehren veran­stalte. Für dieses einzige Vorkommnis seien gewichtige Gründe vorhanden. Viele Einricht­ungen, die von England nach Neu-England ge­kommen seien, seien deutschen Ursprungs. Die

Universität sei eine puritanische Gründung; daher werde auch das Gedächtnis der Reformatoren, die von deutschen Fürsten unterstützt worden seien, gepflegt. Als fernere Gründe der Aus­zeichnung führte der Redner an die deutsche Einwanderung, welche die größte und gebildetste sei, die Dankverpflichtung für die Gaben der deutschen technischen Hochschulen und Universi­täten, Deutschlands außerordentliche Beiträge seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zur reinen und angewandten Wissenschaft und die ganze Sympathie und Bewunderung für das neue politisch vereinte Deutschland.

Cambridge, 6 . März. Prinz Heinrich erhielt ein Telegramm des Kaisers, worin dieser den Prinzen zur Verleihung des Doktortitels, der höchsten Ehre, die Amerika auSteilen könne, beglückwünscht.

Die Pariser Blätter besprechen u. a. die im deutschen Reichstage gefallenen Aeußer- ungen des Reichskanzlers Grafen Bülow über den englisch -japanischen Vertrag und lesen aus denselben teilweise eine leise Verstimmung Deutsch­lands gegen England heraus.

Krieg Englands gegen die Buren.

Washington, 6 . März. Staatssekretär Hay empfing gestern vormittag die Burendele­gierten Wolmarans und Wessels als Privat­leute und sprach mit ihnen freimütig. Die Buren­delegierten beklagten sich über die Verschiffung von Pferden, Maultieren und Lebensmitteln nach Südafrika. Hay ging ausführlich auf die Sache ein und führte Autoritäten und Präze­denzfälle an, wonach feststehe, daß keine Be­hörde Amerikas in der Lage sei, dem amerika­nischen Farmer zu verbieten, Erzeugnisse seines Ackerbaus oder seiner Viehzucht nach irgend einem Teile der Welt hin zu verschiffen. Hay führte weiter an, daß die Haltung der Regierung streng neutral gewesen sei, und die Regierung nichts gethan habe, um die Verschiffung von Gütern für die Buren zu verhindern. Er versprach zu thun, was er vermöge, um die Lage der Buren in Südafrika zu verbessern, legte aber dar, daß in derartigen Angelegenheiten der Präsident die maßgebende Stelle sei. Später begaben sich die Delegierten in Begleitung Müllers vom Oranje­freistaat zum Weißen Hause und wurden von Roosevelt in der Bibliothek als Privatleute em­pfangen. Sie verweilten daselbst ^ Stunde. Roosevelt hörte ihnen aufmerksam zu und er­klärte, die Unionstaaten könnten weder, noch wollten sie sich in den Kampf einmischen.

Die Schwierigkeiten der südafrikanischen Kriegführung fanden jüngst auch imenglischeu Parlamente bei Besprechung des Kriegs­budgets einen Widerhall. Kriegsminister Brodrick machte aus diesem Anlasse die interessante Fest­stellung, daß England die Grenze der Rekrutier­ung, die nach dem gegenwärtigen System möglich sei, erreicht habe. Im übrigen bemühte sich Chamberlain in gewohnter Weise, die Humanität britischer Kriegsführung in das hellste Licht zu setzen, konnte aber doch nicht verhindern, daß die von Humphreys-Owen eingebrachte Resolution, welche die Sterblichkeit in den Konzentrations- Lagern beklagt und die Verzögerung in der Durchführung von Verbesserungen verurteilt, seitens einer immerhin stattlichen Minderheit von 111 Stimmen Unterstützung fand. Auf eine Anfrage, wieviel Buren noch im Felde stehen, erwiderte der Kriegsminister Brodrick, da die Buren über ein großes Gebiet verteilt seien, sei eine genaue Schätzung schwierig. Die Zahl der seit November stattgehabten Gefangennahme be­weise, daß die damalige Schätzung sanguinisch gewesen sei. Er, Redner, wage daher ohne ein­gehendere Informationen nicht, eine andere Schätz­ung aufzustellen!

London, 6 . März. Seit Beginn des Krieges sind, nach einer soeben erschienenen amt­lichen Statistik, 20925 Engländer gestorben. Hievon fielen auf dem Schlachtfeld« 89 Offiziere und 4900 Mann. 173 Offiziere und 1709 Mann sind später ihren Wunden erlegen.

London, 6. März. DerSt. JameS Gazette zufolge hat das Kriegsamt im ver- flossenen Januar 10000 Freiwillige anzuwerben versucht, es meldeten sich jedoch nur 1500.