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Unterhaltender Teil.
Ein Dämon.
Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.
— 4 . —
Es war Katharine Wallenberg, welche, in Schmerz aufgelöst, die Hände vor das Gesicht gepreßt hielt und ganz versunken in ihren Gram auf den Flug der Zeit nicht geachtet hatte.
Bald hob ein Seufzer, der wie unterdrücktes Schluchzen klang, die wogende Brust, dann saß sie wieder starr und unbeweglich da, aber wilde Gedanken, schreckliche Entschlüsse regten sich in ihrem Gehirn und bewegten ihre Seele.
Endlich sprang sie hastig auf, schauerte fröstelnd zusammen und ging dann langsamer auf den ihr wohlbekannten Wegen dem Hause zu. Als sie sich der Veranda näherte, fiel das Lampenlicht, aus dem mit Glasthüren versehenen Vorgemach dringend, hell auf sie. Katharine war nicht eben schön zu nennen, aber sie besaß viel Anziehendes. Jetzt freilich hing das üppige, hellblonde Gelock wirr um Stirn und Wangen, die dunkelblauen Augen waren vom Weinen getrübt, und die Züge deS zarten, bleichen Antlitzes durch Schmerz und Zorn entstellt. Fester preßten sich die vollen Lippen zusammen, und der trotzige Zug um dieselben verstärkte sich noch, als sie sich dem Hause näherte.
Da trat aus der in das Souterrain des Gebäudes führenden Thür eine schlanke Männergestalt schnell auf das Mädchen zu.
.Willfried!" rief Katharine, und ihr Gesicht verklärte sich.
Er ergriff ihre Hand und sagte mit mildem Borwurf:
„Böses Kind, so lange hast Du in dem Garten Dich der Abendluft ausgesetzt."
.Sie kühlte meine brennende Stirn," erwiderte traurig das Mädchen.
.Hat sie Dich ein wenig beruhigt und mildem Zuspruch zugänglich gemacht?" forschte Willfried.
.O, das vermagst nur Du. — Wenn Du mich aufgiebst und verlassest, dann suche ich den Tod!"
.Katharine!"
„Ich spreche wahr, es ist dies mein fester Entschluß."
Willfried fühlte sich von diesen Worten des Mädchens peinlich berührt.
„Sprich nicht so, Käthchen, wenn Du mich nicht kränken willst."
.Ich — Dich kränken?"
.Nun ja, Du weißt es, daß dieses ungestüme Wesen, dieser unweibliche Trotz mir unsympathisch sind; kannst Du sie mir zu Liebe nicht ablegen, mindestens zu beherrschen suchen?"
In Katharinens Augen traten große Thränen und rollten langsam über die zarten Wangen; leise sprach sie:
„Schilt mich nicht, Willfried! Wie oft habe ich versucht, und glaube mir, mit aller Anstrengung, mich zu fassen, zu beherrschen, aber sieh', ich kann Dir das nicht recht beschreiben, dann ist es mir zuweilen, als rinne ein glühender Strom durch meine Adern, mein Kopf brennt, eine wilde Wut ergreift mich, feurige Räder schwingen sich vor meinen Augen, ich verliere meine Herrschaft über mich selbst und könnte in solchen Momenten diejenigen töten, welche sich mir feindlich entgegenstellen."
„Katharine!" rief Willfried entsetzt und und ließ des Mädchens Hand los, unwillkürlich einen Schritt zurücktretend.
„Was ist Dir?" fragte sie ängstlich.
Er erwiderte nichts, dann sich gewaltsam fassend, sprach er bewegt:
„Komm jetzt herein, Käthchen, und sei recht ruhig und sanft, ich verspreche Dir auch, morgen noch nicht fortzugehen."
Einen Freudenrnf ausstoßend, warf sich Katharine in Willfrieds Arme.
Er wehrte sie sanft ab und fuhr fort:
„Frau Marie war eben bei mir."
„Bei Dir?" fragte das Mädchen von neuem erregt, „was wollte sie bei Dir?"
„Sie kam im Aufträge des Vaters, um
eine friedliche Lösung anzubahnen; ich glaube, sie meinte es diesmal wirklich gut."
.Ei — das glaubst Du?" höhnte Katharine, „selbst Deine Augen ließen sich von der glatten Haut dieser Schlange blenden; hüte Dich! Ich bin stets mißtrauisch; wenn sie eine Hand im Spiele hat, kann es nichts Gutes, es muß ein Werk der Finsternis sein."
„Du gehst zu weit in Deinem Verdacht —"
„Nein," unterbrach Katharine heftig, „ich irre mich nicht, ein untrügliches Gefühl der Abneigung warnte mich stets vor der glatten Heuchlerin mit der Duldermiene."
.Und doch bitte ich Dich allen Ernstes," fuhr Willfried fast strenge fort, „auch Frau Marie gegenüber Dich zu beherrschen. Thue es schon um Deines Vaters willen."
„Sie hat mir sein Herz völlig entfremdet," grollte das Mädchen, „er hört nur mit ihren Ohren, sieht mit ihren Augen, selbst die Stimme der Natur hat sie zum Schweigen gebracht, die Echtheit des Gefühls verfälscht, das deu Vater zum Kinde zieht. Auch in mir hat sich das Herz gewandelt, als sei es bezaubert — ich vermag nicht mehr dem Vater mit der alten Liebe entgegenzutreten."
„Thue es um meinetwillen," mahnte sanft der Jüngling.
„Ich will es versuchen."
„Du mußt Deine Heftigkeit von heute nachmittag gut zu machen suchen. Bedenke. Dein Vater ist leidend."
Katharinens Körper erzitterte, sie barg ihren heißen Kopf an der Brust des Jugendgespielen, während sie leise schluchzte:
„Laß mich es Dir gestehen; wie ich vorhin so unglücklich und verlassen dort in dem dunklen Garten saß, da faßte mich Verzweiflung, und ich flehte zu Gott, daß er mich rächen möchte an ihr, dann wollte ich gern sterben — selbst dem Vater habe ich den Tod gewünscht."
.Höre auf," rief Willfried erschüttert, „hänge nicht solchen düsteren, ja sündhaften Gedanken nach."
.Ja, ich weiß nicht, sie stellen sich oft plötzlich ein, es ist, als wenn fremde Stimmen zu mir sprächen, ich höre spöttisches Lachen und seltsamen Gesang, oft fürchte ich mich vor mir selbst."
„Armes Kind," sprach Willfried schmerzlich, „fasse nur Mut, das wird alles vorübergehen. Komm' jetzt ins Haus und begieb Dich zur Ruhe."
„Ich werde ihr begegnen," erwiderte stirnrunzelnd das Mädchen.
„Dann erinnere Dich, was Du mir versprochen," mahnte Willfried.
Katharine nickte stumm, dann murmelte sie, die Stufen zur Veranda neben dem Freunde hinanschreitend:
„Wie ich sie hasse — denn sie — sie ist an allem schuld."
Der junge Mann hörte seufzend diese Worte und dachte bei sich: „Dieser seltsame, wilde Haß ist wirklich bei dem armen Kinde schon zu fixen Idee geworden. Marie hat recht, ich kann Käthchen jetzt nicht verlassen, es ist meine Pflicht, über ihr zu wachen und sie zu beobachten."
Ebingen, 7. März. Dieser Tage kaufte in einem hiesigen Restaurant ein biederer Bürger in angeheiterter Laune von einem anderen einen Esel, ein ausgedientes Zirkustier, um 30 Kaum war der Kauf abgeschlossen, da kommt die Ehefrau des elfteren und machte diesem heftige Vorwürfe wegen des Geschehenen mit der Motivierung, sie habe an ihm Esel genug. Dem Mann wurde die Schimpferei zu arg, er ließ den Esel los und dieser, seines Wissens eingedenk, sprang !nun in langen Sätzen um den in der Mitte stehenden runden Tisch herum, die keifende Frau vor sich herjagend, welche aber dann glücklich durch die Thüre entkam. Da der Mann jedoch ahnen mochte, daß es nicht gut gehen dürste, wenn er das Grautier heimbringen würde, verkaufte er dasselbe sofort wieder um 25 Der neue Käufer wollte das Tier in Empfang nehmen. Der Esel war jedoch so er
bost, daß er seinem neuen Herrn 2 Finger schlug. So viel bekannt ist, soll ihn dieser wieder um 20 verkauft haben.
Eine ungeheure Eisenmenge ist für die neue Eisenbahnbrücke über den Rhein von Mainz bis nach Wiesbaden notwendig. Das ergieft sich daraus, daß das gesamte Gewicht der Eisenteile sich auf 75000 Tonnen oder 1 500 00V Zentner beläuft.
(Der Glanz der Stärkewäsche) wird durch wiederholtes Plätten nach jedesmaligem vorherigem Anfeuchten erreicht.
sVerschnaPPt.j .Herr: „Johann, wer iß denn da wieder über dem Wein gewesen? habe eine Flasche gefunden, auf der der StM fehlte?" — Diener: „Ich nicht, gnädiger Hm — ich Hab meine Flasche wieder zugekorkt!'
sGrob.j Erster Herr (zu einem andern, der seinen Hund schlägt): „Wissen Sie, bei Ihm möcht ich auch kein Hund sein!" — Zweiter Herr: „So, bei wem denn?"
Rätsel.
Zwei Flüßchen des Schwarzwalds, die such zu
zu verbinden,
In die Donau muß eines, in den Neckar eins
münden.
Sie geben vereinigt, daß kurz ich es sage,
Am See eine Stadt in herrlicher Lage.
Auflösung des Rätsels in Rr. 35.
Rose, Gre. Rosegger.
Mutmaßliches Wetter am 9. und 10. März?
(Nachdruck verboten.)
Für Sonntag und Montag ist bei ziemlich gelinder Temperatur und vorwiegend westlichen Winden zunehmende Bewölkung mit schlietzlichem Uebergang zu vereinzelten Niederschlägen zu erwarten.
Neueste Nachrichten u. Telegramm.
Berlin, 7. März. In der heutige!! Sitzung der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses teilte Geheimrat Kirchner vom Kultusministerium mit, daß es gelungen sei, ein sicheres Jmmunisterungsverfahren gegen die Maul- und Klauenseuche zu entdecken. Die Annahme sei gerechtfertigt, daß es bald gelinge, ein Präparat herzustellen, welches dem einzelne» Besitzer ermögliche, seinen Gesamtviehstand für eine geringe Summe zu immunisieren. Professor Löffler-Greifswald, welcher die Untersuchungen leitete, habe auch das Verfahren Baecellis geprüft und gefunden, daß das Mittel gefährlich und nicht wirksam sei.
Berlin, 7. März. Die Zolltarifkommifsion beriet über Pos. 27, wonach Grünfutter, Hw und andere Futtergewächse frei sind. v. Wangen- heim beantragt, die Position in 2 Absätze, GrA- futter u. s. w. und Stroh u. s. w. zu trenn« und je 1 Zoll zu setzen, außerdem für Dn- streu ebenfalls einen Zoll von 1 einzufM Ministerialdirektor Mermuth bekämpft die m- änderungsanträge. v. Kardörff bestätigt dir Angaben Wangenheims über Einschleppung Seuchen nach Ostpreußen durch russisches Heu, Nachdem noch mehrere Redner gesprochen haben, werden die Anträge v. Wangenheim für Grnn- futter u. s. w. und Stroh u. s. w. mit 15 2t. angenommen. Die Position 28, Baumwolle roh, auch gereinigt, Flachs u. s. w. frei, wird genehmigt.
London, 7. März. Unterhaus. Auf eine Anfrage Campbell-Bannermans im Verlaufe der Debatte über das Heeresbudget erklärt Kriegs- minister Brodrick, der jetzige Fortgang der Operationen in Südafrika und die große Zahl der Buren, die sich in den letzten zwei Monaten ergeben haben, rechtfertige die Erwartung, daß lange vor Ablauf der 8 oder 9 Monate, für welche die volle Aufrechterhaltung der britischen Streitkräfte in Südafrika in der Budgetvorlage vorgesehen ist, eine wesentliche Herabminderung derselben würde erfolgen können. Als künftige Besatzung Südafrikas, wenn die gegenwärtige Krisis vorbei sein werde, werden wohl l50vv Mann britischer Truppen genügen.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.
SK. 40.
Erscheint Montag, W Viertels. l.8b, monatti
Seklmntmachirnj schast. betr. di.
Mit Genehmige, Molkereischule zu Ger und Mädchen abgeh, theoretisch-praktische A Wertung derselben mit, der Molkerei vornehm Der Unterricht i Teilnehmerinnen an ! nach Anweisung des i auch haben sie für l Gerabronn selbst zu s Bedingungen de Besitz der für das Ve und Kenntnisse und g Der Beginn des festgesetzt. Da jedoch ; werden können, so beh Lauf der folgenden W sich Anmeldenden nach Gesuche um Zul amtlichen Zeugnis üb spätestens bis zum 22. stelle für die Landwirt Stuttgart, 26
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Das durch hoher Haftbarkeit des Lehrer Die Herren Ortss daß alsbald die zur O für das einzelne Exems begonnen werden kann Höfen, den 8.
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