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der einen Seite große Hoffnungen und rufe auf der anderen Seite lebhaften Widerspruch hervor. Die mächtigen Herren von der Landwirtschaft bemerken, der neue Zolltarif im vorliegenden Falle bewirke eine wesentliche Verbesserung gegen die bisherigen Tarife. Er hege die berechtigte Hoffnung, daß wir uns auf gemeinsamer Basis zusammenfinden werden in der rechten Politik, die nicht auf Haß, Neid und Mißgunst aufgebaut ist.
Lindau, 2-t. Januar. Hier wurde gestern nacht der Goldarbeiter Br eg in seinem Laden erschlagen. Verschiedene Gold- und Silbergegenstände wurden gestohlen. Ein in den 20er Jahren stehender junger Mann aus Bayern scheint verdächtig. Sonst hat man von dem Raubmörder keine Spur.
Württemberg
Stuttgart, 23. Jan. Man kann sich dem Eindruck nicht verschließen, daß die gestrige Beratung der Abgeordnetenkammer über das Gemeind eforstgesetz die Hoffnungen auf ein baldiges Zustandekommen der Forstorganisation wieder ziemlich' zurückgedrängt hat. Im Allgemeinen ist das Haus auf seinen Ansichten stehen geblieben, so daß also der Entwurf abermals zu den Standesherren hinübergeht.
Stuttgart, 24. Jan. Im Landtag herrschte heute vor Beginn der Sitzung eine lebhaftere Bewegung als sonst; am Ministertisch hatten der Ministerpräsident v. Breitling, der Verkehrsminister v. Soden, der Präsident der Posten und Telegraphen v. Böltz und Direktor v.Zluhan Platz genommen; die Zuhörertribüne war überfüllt, unter anderem hatte ein ganzes Mädchenpensionat sich dort eingefunden, auch die Diplomatenloge war heute gut besetzt. Also waren alle Vorbedingungen für einen großen Tag erfüllt. In der Thai stand auch ein Gegenstand auf der Tagesordnung, der das allergrößte Interesse beanspruchen darf: Das Postmarken- Uebereinkommen, das die württ. Regierung mit der Reichspostverwaltung zwecks Einführung gemeinsamer Postwertzeichen getroffen hat. Nachdem die Reichspostverwaltung sich gegenüber den vom Landtag bezw. der Finanzkommission ausgesprochenen Wünschen entgegenkommend verhalten hatte, war schon in der Kommission der Konfliktsstoff zwischen Regierung und Landtag beseitigt worden. Trotzdem war es heute von höchstem Interesse, den Darlegungen der beiden mit ihren ^ Anschauungen sich diametral gegensteheuden! Referenten namentlich nach der staatsrechtlichen Seite hin zu folgen. Der Berichterstatter Liesch in g (Volksp.) rekapitulierte zunächst die bereits bekannten Vorgänge und ging sodann kurz auf die historische Seite der Sache, auf die Entwicklung des Postwesens überhaupt ein, präzisierte den durch die Reichsverfassung geschaffenen Rechtsboden und sprach in zweistündiger Rede für den Antrag der Kommissionsmehrheit, die durch den Antrag veranlaßten Abweichungen nicht zu beanstanden. Vizepräsident Dr. v. Kiene (Ztr.) machte gegen das Uebereinkommen erhebliche staatsrechtliche, finanzielle und politische Bedenken geltend. Das Uebereinkommen sei eine Durchbrechung des bestehenden württembergischen Reservatrechts. Das sei auch in der bayerischen Abgeordnetenkammer so aufgefaßt worden. Auch etatrechtlich sei das Uebereinkommen zu beanstanden. Das Kündigungsrecht, das in dem Vertrag Vorbehalten sei, sei lediglich ein papierenes Recht. Er beantragte daher namens seiner Fraktion, der Landtag wolle beschließen, daß seine Zustimmung zu dem Uebereinkommen nötig sei, daß er dieselbe aber versage. Inzwischen war es 1 Uhr geworden, und der vom Präsidenten Payer gemachte Vorschlag, die Weiterberatung auf morgen zu vertagen, fand daher keine Beanstandung.
Stuttgart, 24. Januar. Der ultram. „Oberschw. Anzeiger" schreibt: „Es ist von einer geradezu traurigen Komik, daß in dem Augenblick, wo im bayerischen Landtag durch Staatsminister Graf Crailsheim die Anschauung vertreten worden ist, durch ein Aufgeben der eigenen Postwertzeichen würde das Postreservatracht beeinträchtigt und gefährdet, als Drucksache der württ. Kammer der Kommissionsbericht über die Einheitsmarke erschien, worin der württ. Staats
minister Dr. v. Breitling die ganz gegenteilige Auffassung eingehend begründet. An einem solchen Falle tritt den älteren Leuten Wohl wieder das ganze Elend aus der Zeit des seligen Bundestages stammend vor die Augen. Die oben festgenagelte Thatsache wird doch Wohl allen verständigen Leuten die Augen darüber öffnen, daß es auch in Eisenbahnsachen einfach ein Ding der absolutesten Unmöglichkeit ist, zwei oder gar drei süddeutsche Regierungen unter einen Hut zu bringen. Es ergiebt sich für Württemberg deshalb nur die Wahl: entweder mit einer schlechten Eisenbahnrente weiterzuwursteln, die Züge zu reduzieren u. s. w., oder sich an die preußisch- hessische Elsenbahngemeinschaft in einer vernünftigen Weise anzuschließen."
Stuttgart, 23. Jan. Der Geldstand weist eine Flüssigkeit auf, wie sie seit Jahren nicht mehr zu verzeichnen war. Den besten Beweis hierfür liefert der Umstand, daß die neuen großen Anleihen des Reichs u. Preußens im Gesamtbeträge von 300 Millionen selbst ohne vorherige Umfrage über die Aussichten gemacht werden konnten und die 115 Millionen betragende Reichsanleihe mit 7 Milliarden, die 185 Mill. betragenden preußischen Konsols dagegen mit 8 Milliarden gezeichnet wurden. Ueberdies hat sich die Bank von England veranlaßt gesehen, ihren Diskontsatz von 4°/o auf 3^/s °/» herabzusetzen , nachdem die deutsche Reichsbank ihr hierin in der letzten Woche mit ihrem Beispiel vorangegangen war. Aber nicht nur die Re- gierungen, sondern auch verschiedene Komm« nalverbände machen sich den gegenwärtigen günstigen Augenblick zunutze, um ihre Anleihebedürfnisse zu befriedigen.
Stuttgart, 23.'Jan. Die Angehörigen des hiesigen Hoftheaters brachten heute abend dem König als Zeichen der Dankbarkeit für die weitgehende Fürsorge, welche aus Anlaß des Hoftheaterbrandes Seine Majestät der König dem gesamten Hoftheaterpersonal erwiesen hat, im Hof des Wilhelmspalastes eine Huldigung in Form einer Serenade. Das Königspaar nahm dieselbe mit sichtlicher Bewegung entgegen.
Stuttgart, 23. Jan. Es ist bekanntlich kein Unglück so groß, daß es nicht irgend jemand auch noch Glück bringen könnte. Die Firma G. Häufler ließ vorgestern auf einer Doppelansichtskarte die Ruine des abgebrannten Hoftheaters, den einen Teil von der vorderen Seite nach dem Schloßplatz, den anderen Teil von der hintern Seite nach den Anlagen ausgenommen Herstellen. Die Bilder sind sehr gut geraten und namentlich der Hintere Teil des Hoftheaters zeigt uns noch den Brand selbst in der Morgenstunde von ungefähr 9 Uhr. Diese Doppelpostkarte fand einen geradezu rasenden Absatz, jeder Stuttgarter, der Bekannte, Verwandte re. auswärts hat, beeilt sich, diese Doppelpostkarte zu kaufen. Die Post hat gestern geradezu ungezählte Tausende solcher Postkarten befördern müssen, sodaß die Beamten glaubten, es sei Sylvesterabend.
Stuttgart, 23. Jan. Heute nachmittag brach in der Olgastraße Nr. 80 tu einem Kellerraum der Firma Alfred Müller u. Comp, dadurch Feuer aus, daß vermutlich durch Unvorsichtigkeit Papiecvorräte in Brand gerieten. Die ganz in der Nähe stationierte Berufsfeuerwehr war sofort am Platze und konnte nach ^.-stünd- ! iger angestrengter Thätigkeit das Fener auf seinen Herd beschränken.
Ulm, 22. Jan. Seit 2 Tagen sind die Herren Oberbaurat Grauer und Regierungsrat Pfleiderer vom Ministerium des Innern hier, um wegen der für die Ueberführung am Mohrenkopf benötigten Grundstücke zu verhandeln.
Ausland
Die Verhandlungen des englischen Parlaments haben bisher wenig neues gebracht; die scharfe Kritik, der Lord Rosebery die Politik des Kabinetts unterzogen hat, ändert nichts an der Thatsache, daß nach wie vor Lord Salisbury und Chamberlain am Ruder bleiben. Bemerkenswert ist nur eine Rede Chamberlains, die hier und da als eine Friedenskundgebung ausgelegt wird. Ob der englische Kolonialminister der
Sache des Friedens in Südafrika gedient hat ist schwer zu sagen. Das Bedenklichste in dieser Rede ist die Aufwerfung der Frage, iver auf der Burenseite als hinreichend legitimiert zu Verhandlungen erachtet werden dürfe.
Ebenso unklar waren die Bemerkungen, d.e der französische Minister des Aeußern, Deleassö, über das italienisch-französische Ueber- einkvmmen in der Depntierteukammer gemacht hat. In den wichtigsten Fragen der auswärtigen Politik stand er den Abgeordneten Rede und Antwort; über Marokko und England, über die Türkei und Armenien, über Tripolis und Italien trug er allerhand schöne Dinge vor, allein man wäre ooch in Verlegenheit, wollte man aus den glatten Redewendungen einen fester« Kern herausschälsn. Die Ankündigungen französischer und italienischer Blätter, Delcasse werde bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bietet, ganz im Sinne Prinettis und Barreres möglichst viel Aufhebens von dem italienisch- fran.ösischen Uebereinkommen machen, sind nicht eingelroffen.
Vermischtes.
Vom Brand des Stuttgarter Hoftheaters wird der „Württ. Volksztg." ein hübsches Stückchen erzählt: Zwei Heizer hiesiger Schulen sind Mitglieder der Reservefeuerwehr. Am Montag abend waren sie in dieser ihrer Eigenschaft an einer der Dampffeuerspritzen thätig, die immer noch ihre Wasserstrahlen in die dampfenden Schiittmassen des Hoftheaters schleuderten. Da treten 2 Offiziere auf sie zu, „Nun, wie gehi's?" fragte der eine der Offiziere. „Et bsonders," ist die Antwort des Heizers. „Da ganza Tag standet mer do oni> henr no nix Ordelichs z' esse ond z' trenke kriegt. — Während dessen fühlte kr sich von seinem Heizerkollegen fortwährend angestoßen, was er als Ermunterung deutet, recht ungeniert zu reden. „Ja nun," erwidert der Offizier, „heute heißt es eben, sich in die Umstände schicken. Uebrigens gehen Sie nur hinüber ins Cafe Kronemann und lassen Sie sich geben, was Ihnen schmeckt. — Und lassen Sie es aufschreiben für mich, den König." Jetzt erst wurde dem kühnen Sprecher des Stupfens Bewandtnis klar. Der wcltkundigere Kollege hatte ihm zu verstehen geben wollen, daß er mit dem Könige selber rede. Aber die Verlegenheit war bald überwunden im dankbaren Genuß von 2 Flaschen Wein und einigen Schinkenbrötern, die die wackeren Heizer dem König richtig auf die Rechnung schreiben ließen.
Mutmaßliches Wetter am 20. und 27. Januar.
(Nachdruck verboten.)
Für Sonntag und Montag ist zunehmende Bewölkung mit allmählichem Uebergang zu vereinzelte» Niederschlägen zu erwarten.
Neutjle Nachrichten u. Telegramme.
Berlin, 24. Jan. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: „Der Prinz von Wales reist heute nach Deutschland ab, um den Kaiser namens des Königs von England am 27. z« beglückwünschen. In dem Gaste des Kaiser! achten wir zugleich den Vertreter einer alte großen Nation, mit der uns gewichtige Interesse verbinden. Die Waffen des Politischen Tages streites senken sich freimütig vor dem britische« Königssohne, da wir ihn auf deutschem Bode« willkommen heißen."
Athen, 24. Januar. Die „Franks. Ztg.' meldet: Als der König heute im kgl. Garte« spazieren ging, stürzte ein Mann mit gezückte«! Messer aus ihn los. Der Garteninspektor parierte den dem Könige zugedachten Stoß; er wurde verwundet. Der Thäter ist verhaftet; er scheint geisteskrank zu sein.
Für die Monate
Februar und März
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LE" Mit einer Beilage. "W8
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg
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Rede des Reicht«^
am l5. Januar zur Jnterp
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Ich glaube, wenn wir > veranlassen würde», einmal t Veteranen auszulesen, die Ja so würden schon daraus die einen gewissen Maßstab dafii Not vorhanden ist und 'gr Aehnlich sind gewiß auch bst in der Lage, zu erklären: wli viele Gesuche, die immer >r kommen, zurückzmveisen. Als dürsnis einer besseren Fnrsor Regierungen nicht in einem ' wissen sein, wie das die gena
Daß die Verteilung der zelnen Bundesstaaten sein mi versteht sich von selbst. Aber Reich gewährt werden; das g die Einzelstaate,, B. sagen so
Die wiederholte Versiche, kündeten Regierungen nicht c insofern traurig berührt, als glauben ja, daß auf Selten wollen für die Veteranen voi Mitte des Reichstags heraus , geklagt werden, daß dieses L sei, daß cs nicht ausreiche. ' Wohlwollen so hoch, wie es ,
Ich kann wirklich nicht v ordentlich schwierig sein soll, di Versorgung ganz oder teilt», nehmen. Machen Sie einw Etatssorderung für diese Zw sehen, ob die Budgetkommissi, lSchr richtig.' rechts.) Wem, willigt ist, dann wird sich ar Deckung gesunden Werder, soll mäßig leichtes Verfahren. I Titel im Etat ist, der seitens ringen leichter zu vertreten t Sie doch die Probe darauf,
3 Mllwuen in den Etat hin kommission auch ihren Teil wagen. Bis jetzt heißt es Veteranen: nur die verbünd, Hindernis, daß nicht genüg, sorgt ist. Eg liegt die Sach lach- bedauere ich im wohl« verbündeten Regierungen.
Meine Herren, auf die S!-uer„, daß das Terrain für gegraft" sein M, will ich n sS°s °ber die Börsensteuer b reler der verbündeten Re unbeliebte Steuer angeführt stchern: mit der Börsensteu Elchen Volkes völlig einve Steuer heute noch erhöht loüi Mt einverstanden. Wenn dal T^er nicht zufrieden ist, so chite Zache von der Welt, i versichert j Bäte,?! gefährlichsten nickt! etwa Revolutü
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