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derselben und damit zugleich einer Steuerkraft einzutreten. Mit Recht hört man sagen, daß im öffentlichen Interesse der Stadt gegen diesen Plan energisch zu protestieren sei, solle die Stadt nicht immer weiter im Zeichen des Rückschritts marschieren. Wir meinen nun, daß nur ein Neubau die einzig richtige Lösung ist, da die Kosten eines solchen den Gesamtaufwand auf das Projekt Alte Post sicherlich nicht erreichen, jedenfalls aber nicht übersteigen werden. Daß ein zweckentsprechend eingerichteter Neubau, wie solche da und dort im Lande errichtet werden, nebenbei gesagt der nur halbbefriedigenden Einrichtung eines alten Gebäudes vorzuziehen ist, dürfte Jedermann einleuchten, ganz abgesehen davon, daß die Unterhaltungskosten bei einem Neubau für längere Zeit gleich Null sind. Falls der Karcher'sche Garten für den Neubau nicht weiter in Betracht kommen sollte, so könnte es sich um den Platz des Oberamtsgefängnisses handeln. Sollte sich jedoch auch dieser Plan etwa angesichts der Verlautbarungen im Württemb. Landtag in Betreff eventueller Uebernahme des gesamten Gefangenen- lvesens auf den Staat z. Zt. ebenfalls nicht verwirklichen lassen, so schiebe man, bevor man etwa aus die auch schon vorgeschlagene große Wiese reflektiert, die ganze Frage bis zur Neuregelung des Gefangenenwesens, oder bis sich eine anderweitige Gelegenheit zur Erwerbung eines geeigneten Bauplatzes zeigt, auf und sorge zunächst mietweise oder durch Kauf eines kleinen Gebäudes für die Oberamtssparkasse allein, zumal die Kanzleifrage für die Oberamtspflege keine brennende ist. Die Unannehmlichkeiten beim Verkehr zwischen der Oberamtssparkasse und dem Kontroleur und Kapitalbriefverwahrer derselben müssen noch insolange eben hingenommen werden.
Neuenbürg. (Eingesendet.) Wie bekannt, wird gegenwärtig von Seiten der Amtskorporation ein passendes Gebäude oder Bauplatz gesucht zur Unterbringung der Oberamtssparkasse und der Amtspflege, und es ist neben dem bisherigen Projekt des Ankaufs und Umbaues der „Alten Post" als neues zweites Projekt der Bauplatz des Bahr. Brauhauses Pforzheim oberhalb des Schulhauses hier in Aussicht genommen. Was die öffentliche allgemeine Ansicht zu dieser Sache ist, so ist kein Zweifel, daß es sehr bedauert würde, wenn das große schöne Anwesen zur „Alten Post" mit seinen schönen Räumlichkeiten und Kellern, welches so günstig inmitten der Stadt gelegen, zu etwas anderem Verwendung finden sollte als zu einem Gasthof, da es vollständig zu einem solchen gebaut und eingerichtet ist. Wir wollen hoffen, daß die Zeit nicht mehr gar so fern ist, wo für Neuenbürg als Oberamtsstadt dieser altbekannte Gasthof absolutes Bedürfnis ist. Im Vergleich mit Räumlichkeiten auf umliegenden Ortschaften, wäre man hier wohl verhältnismäßig mit sehr bescheidenen Räumen versehen. Wenn auch zur Zeit und namentlich auch teilweise durch nicht ganz glückliche Wahl der seitherigen Besitzer der Gasthof verloren hat, so ist doch sicher anzunehmen, daß einem umsichtigen tüchtigen Wirt heute noch eine schöne Existenz geboten ist, und gewiß wäre nicht zu unterschätzen, daß die Anziehung von Fremden den weiteren Gasthöfen und Geschäftshäusern nur von Vorteil sein kann. Wir wollen hoffen, daß bei entscheidender Stelle für das besagte Kanzleigebäude die Wahl auf eineu Neubau fallen möge, unter keinen Umständen auf oie „Alte Post" und wünschen wir von Herzen, daß dieses Anwesen und deren künftige Besitzer als Wirt dem Gründer und früheren Eigentümern alle Ehre bereiten mögen. Auch ist man der Ansicht, daß jetzt die beste Gelegenheit geboten Ware, das seitherige Amtsgefängnis mit zu entfernen und ein der Oeffentlichkeit mehr entsprech- ^wes Gebäude an diesem Platz zu erstellen. <>as Oberamtsgefängnis, welches der Amts- wrporation gehört, stand bekanntlich früher ab- fE, d. h. außerhalb des sogen. Grabens und m erst seit der Eröffnung der Thalstraße, nach- vem der Durchbruch zwischen Holzapfel und Karcher i. I. 1863 gemacht worden ist, ganz an °>e Hauptstraße am Eingang der Stadt ge- wmmen, so daß es seither auf einem der schönsten Platze der Stadt steht. Dabei befindet sich rechts und links noch ein großer Gartenplatz, der als
Bauplatz dazu genommen, sehr wertvoll ist. Da das Gebäude das Mißliche hat, daß die Amtsdienerwohnung im Erdgeschoß feucht ist, und weil nicht mehr so viele Arrestlokale wie früher nötig, weil nur Gefangene wegen polizeilicher Vergehen unterzubringen sind, so wäre es gar kein Fehler, wenn das ganze Haus abgebrochen würde. An dem Platz, der dadurch gewonnen würde, könnte ein Neubau für alle Zwecke hergestellt werden, ein Haus ffür die beiden Kanzleien, welche den Verkehr für das Publikum sehr erleichtern würden. Dies im Sinne vieler Mitbürger.
Bei dem kürzlich in Schwenningen stattgehabten 35. Schwab. Kceisturnfest erhielten auch der Turnverein Calmbach eine Ehrenurkunde
II. Kl. und der Turnverein Höfen eine solche
III. Kl.
Tein ach, 11 . Aug. Zwischen der Gemeinde und dem Badbesitzer Brake hier schweben Verkaufsverhandlungen; sicherem Vernehmen nach hat die Gemeinde 1500000 c/A geboten; ob sie das Angebot aufrecht erhält oder damit Erfolg hat, ist nicht abzusehen.
Nagold, 13. Aug. Ein schweres Gewitter zog in der Nacht des letzten Sonntags über unsere Gegend hin. Auf den Markungen Emmingen, Pfrondorf, Nothfelden vernichtete ein Hagelschlag die der Ernte harrenden Sommerfrüchte.
Altensteig, 12 . Aug. Gestern abend 8^/2 Uhr ging ein heftiges Gewitter mit Hagel und einem schweren Wolkenbruch über unsere Stadt und Markung nieder. Das Wasser floß über eine Stunde m Strömen, so daß unser Städtchen einem reißenden Strome glich und nahezu 1 in hoch das Wasser ging, das alles mit fort riß. Viele Leute mußten die Wohnungen und Stallungen mit dem Vieh räumen. Die ältesten Leute hier wollen einen derartigen Wolkenbruch noch nicht erlebt haben.
Pforzheim, 12 . August. In Beziehung auf die Bahn Pforzheim-Bretten hat das Gr. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten den Gemeinden Unterhandlungen mit einer Privatgesellschaft zum Zwecke der Erbauung einer Schmalspurbahn empfohlen. In Württemberg kommt man nach den schlechten Erfahrungen der letzten Jahre von dem Schmalspursystem wieder ab und auch die Neigung für den Privatbau und Betrieb ist merklich erkaltet, so daß es eigentlich auffallend ist, warum man für Pforzheim-Bretten, wie für Bruchsal-Hockenheim bei uns regierungsseitig zu dem ratet, was man in Württemberg wieder aufgeben will.
Brötzingen, 13. Aug. Wegen Sittlichkeitsverbrechen, begangen an seinem eigenen Kinde, einem 15jährigen Mädchen, ist in Neustadt- Brötzingen ein angesehener Meister auf Veranlassung der Mutter verhaftet worden.
Deutsches Aeich.
Berlin, 13. Aug. Die „Berl. N. Nachr." melden: Als Graf Waldersee von den Beisetzungsfeierlichkeiten zurückkehrend den Potsdamer Bahnhof verließ, war er Gegenstand stürmischer Ovationen eines nach vielen Tausenden zählenden Publikums.
In Anschluß an die Mitteilung, daß der Kaiser wegen der Trauer um die verewigte Kaiserin-Mutter die Festlichkeiten zu den großen Herbstmanövern abgesagt hat und auch die Truppen- und Flottenübungen selbst eine Einschränkung erfahren dürften, wird aus Berlin berichtet, daß es überhaupt noch nicht feststehe, ob die diesjährigen Kaisermanöver in Westpreußen abgehalten werden und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Die Provinz Westpreußen ist beim Kaiser vorstellig geworden, und die Minister der Landwirtschaft und des Innern haben diese Eingabe befürwortet, daß Westpreußen in Rücksicht auf den landwirtschaftlichen Notstand in diesem Jahre vom Kaisermanöver verschont bleibe. Im großen Generalstabe ist man darauf gefaßt, daß die Kaisermanöver aus der Gegend südlich Dirschau auf das rechte Weichselufer nach Ostpreußen verlegt werden.
Das Flaggschiff der ersten Division des ersten Panzergeschwaders mit dem Admiral Prinzen Heinrich am Bord ist nicht in
Wilhelmshaven, sondern über Brunsbüttel durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal fahrend am Sonntag Nachmittag in Kiel eingetroffen. Die übrigen Schiffe der ersten Division folgten nach. Die zweite aus China heimkehrende Panzer-Division ist dagegen mit 800 China-Kämpfern, denen ein begeisterter Empfang bereitet wurde, am Sonntag gegen Mittag in Wilhelmshaven eingetroffen.
Aachen, 12 . August. Oberbürgermeister Weltmann erhielt vom Oberhofmarschallamt des Kaisers die Mitteilung, der Kaiser könne wegen des tiefen Trauerfalls die Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Aachen am 16. Oktober nicht vornehmen. Er habe aber den Kronprinzen mit seiner Vertretung beauftragt. Der Kaiser hoffe in den nächsten Jahren der Stadt Aachen einen Besuch abzustatten. Er könne in diesem Jahre nur der Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals in Kronberg beiwohnen.
Württemberg.
Zur Frage des Submisfionswesens. Bei öer letzten Vollversammlung der Ulmer Handwerkskammer veranlaßt der von der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel an die Handelskammern zur Begutachtung hinausgegebene Entwurf einer staatlichen Submissionsordnung eine umfangreiche Debatte. Kammermitglieö Uebel-Biberach erstattete das Referat und kam zu dem Ergebnis, daß die stäte Berücksichtigung des niedersten. Gebotes der hauptsächlichste Grund für das Unwesen im Submissionsverfahren sei und empfahl als einen Ausweg das Mittelpreissystem. Nach den gegenteiligen Ausführungen des Regierungsvertreters, der dieses System als eine Lotterie bezeichnte, auf die sich staatliche Behörden nie einlasfen könnten, wurde auf eine Besprechung des Gegenstandes nicht weiter ein- gegangen. Die Forderung, daß die Angebote die etwa oorgeschriebene Angabe über die Bezugsquelle von Fabrikaten enthalten müssen, wurde von der Versammlung als überflüssig und insofern sogar als gefährlich bezeichnet, als die vergebenden Beamten hiebei in Verdacht kommen könnten, der Bestechung durch bestimmte Fabrikanten zugänglich zu sein. Diese Besorgnis soll der Kgl. Zentralstelle zur Kenntnis gebracht werden. Schließlich wurde dem Entwurf unter unwesentlichen Aenderungen zugestimmt.
Stuttgart. sLandesproduktenbörse.s Bericht Vom 12. August von dem Vorstand Fritz Kregtinger. In der abgelaufenen Woche sandten sowohl Amerika als auch die übrigen Exportländer für Weizen, Roggen und Mais etwas erhöhte Forderungen, es hat den Anschein, als ob die neuen Ernten nicht so gut aussallen dürften, als man hoffte. An den Landmärkten stellten sich die Preise etwas billiger. — Me hl preise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Rr. 0: 29 bis 29 ^ll
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Ausland.
Nach langen, schweren Leidenstagen ist Francesco Crispi am Sonntag den 11 . ds. gestorben. Sein Leben ist mit der neueren Geschichte seines Vaterlandes, dem er seine ganze Kraft widmete, aufs engste verknüpft. Crispi wurde 1819 zu Ribera auf Sizilien als Sohn eines Advokaten geboren, studierte seit seinem 15. Jahre die Rechte und war zuerst auch Advokat. Im Jahre 1848 nahm er an dem Kampfe gegen die Herrschaft der Bourbonen lebhaften Anteil und mußte 1849 fliehen. Nun folgte ein langes, unstetes Wanderleben, reich an Beschwerden und Gefahren. Erft im Jahre 1860 kehrte Crispi zurück und drang mit Garibaldi, dessen treuester Berater er wurde, siegreich in Sizilien vor. Aus dem späteren Leben des Verstorbenen sei in Kürze erwähnt, daß er im Jahre 1876 Kammerpräsident und bald darauf Minister wurde. Als Ministerpräsident trat er 1887 an die Spitze der Regierung und schloß sich rückhaltlos dem Dreibund an. Mit Crispi ist ein aufrichtiger Freund Deutschlands dahingeschieden. Der Leichnam Crispis wird auf einem Dampfer nach Palermo, der Hauptstadt Siziliens geschafft, wo die Stadt ihm ein feierliches Begräbnis, welches auf 15. August festge- setzt ist, veranstalten wird.