London, 13. August. Dem Hofbericht zufolge empfing König Eduard in Homburg den Grafen Waldersee und verlieh ihm das Großkreuz des Bathordens.
London, 13. August. Lord Kitchener meldet aus Prätoria vom 12. d. M., er könne die größte Liste mitteilen, die er bisher gemeldet habe. Mit dem 5. August hätten die Truppen gemeldet, daß weitere 30 Buren gefallen, 20 verwundet, 685 gefangen genommen seien, während 85 sich ergeben hätten, 244000 Patronen, 754 Wagen, 5580 Pferde, 33000 Stück Rindvieh und eine große Zahl anderer Tiere seien erbeutet worden. Der größte Teil der Beute entfalle auf den Oranjefreistaat. Ferner meldet Kitchener, in der Nähe von Naboomspruit, in der Richtung nach Pietersburg, sei von den Buren am 10. August ein Zug zum Entgleisen gebracht, wobei zwei Engländer leicht verletzt, ein gefangener Bure getötet, sowie zwei englische Flüchtlinge verletzt seien. Ein Panzerzug sei dann eingetroffen, worauf der Feind angegriffen worden sei und acht Tote und zwei Verwundete gehabt habe. Oberst Kekewitsch habe bei Magaliesberg 40 Gefangene gemacht, darunter auch F Wolmaran, den früheren Präsidenten des ersten Volksraads. Die Truppen des Generals French in der Kapkolonie drängen und zerstreuen die Haufen des Feindes allmählich gegen Norden.
Paisley, 10. Aug. Beim Pferderennen stürzte hier eine Tribüne mit 500 Mann ein. Es entstand eine furchtbare Panik, vierzig Personen wurden schwer verletzt aus den Trümmern gezogen.
Unterhaltender Heil.
Ein falscher Freund.
Original-Roman von Gustav Lange, t Schluß.)
Arthur Buchheim säumte nun nicht länger und erwirkte zunächst einen Verhaftungsbefehl gegen den Buchhalter — mit welchem Erfolg, konnte er freilich ahnen. Er begab sich wenige Stunden später in das Haus seines Vaters.
Mit welchen Gefühlen er über die Schwelle schritt, läßt sich schwer beschreiben. Die im ganzen Hause herrschende Aufregung verriet ihm schon, daß hier etwas besonderes vorgefallen war — der alte Kontordiener, der ihm als erster in den Weg kam, starrte ihn wie einen vom Tode Auferstandenen an und vermochte vor Erstaunen zunächst kein Wort hervorzubringen. Doch der junge Mann ließ ihm hierzu auch keine Zeit, sondern fragte hastig:
„Wo ist mein Vater?" und als der Kontor- diener nach dessen Arbeitszimmer zeigte, da zögerte er nicht länger, sondern trat ein.
„Vater, Vater!" s» rief er nach seinem Eintritt erschreckt, denn er fand denselben vor seinem Schreibtisch sitzend, den Kopf vornüber auf die Platte gelegt, als ob ihm etwas zugestoßen sei.
Der Gerufene richtete sich langsam auf; sein Gesicht zeigte einen erschreckenden Ausdruck, die weit aufgerissenen Augen starrten den verlorenen Sohn an.
„Arthur, Du bist es?" fragte der Fabrikbesitzer langsam, als könne er seinen Augen nicht trauen.
„Ja, ich bin es, Gott sei Dank, ich fürchtete schon, Dir sei etwas zugestoßen," entgegnete der junge Mann und eilte auf seinen Vater zu. „Kannst Du mir verzeihen."
„Wie ist mir denn eigentlich — waren denn nicht eben noch — ach ja — jetzt entsinne ich mich — o, wie schrecklich — Arthur, und Du, wo kommst Du her?"
Es währte einige Zeit, ehe der Fabrikbesitzer sich soweit wieder erholt und seine Besinnung vollständig wiedererlangt hatte, denn der Auftritt, der kurz vorher hier stattgefunden, hatte ihn so erregt, daß ihn ein förmlicher Schlaganfall getroffen hatte.
„Wo ist er?" fragte er endlich und strich mit der Hand über die Stirne, als wollte er die Erinnerung sammeln.
„Ja, meinst Du den Schurken, der seinen
Freund schändlich betrog, der mich von hier forttrieb und der Dich umgarnt.
Meinst Du ihn, Vater? So kann ich
Dir sagen, ihn hat sein Schicksal erreicht."
Schlußkapitel.
Auf einem sich langsam zur Ausfahrt rüstenden mächtigen Ozeandampfer drängten sich die Passagiere auf Deck zusammen, um die letzten Grüße hinüber nach dem Lande zu winken, noch einen letzten Blick auf den schmalen Streifen heimatlicher Erde und die Häuserreihen der Hafenstadt zu werfen. Aber einer stand ganz abseits und starrte düster in die schäumenden Fluten des Weltmeeres — es war Erich Häus- lingcr. Er stand wieder vor einem neuen Abschnitt seiner Laufbahn. Er hatte nur einen Grundsatz gehabt — reich zu werden — schon hatte er geglaubt, das Glück mit beiden Händen erfaßt zu haben, da war er wieder in das Nichts zurückgeschleudert worden. Er knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände, aber was half es, er konnte das Geschehene nicht wieder ungeschehen machen. Er hatte zwar nicht bestimmt gewußt, weswegen seine Verhaftung erfolgen sollte, aber er hielt es doch für geraten, nachdem er einmal entwischt war, Deutschland zu verlassen; ein Glück nur, daß er sein gesamtes Vermögen zufällig bei sich getragen hatte, weil er es zum Ankauf des Gutes verwenden wollte. Nun konnte er drüben in Amerika wenigstens etwas anfangen — ja, er wollte wieder von vorne anfangen, wie schon einmal.
Richtig zur bereits angesetzten Zeit fand die Hochzeit statt, nur waren die Personen andere — Arthur Buchheim und Elfriede Kretschmann und die Witwe war überglücklich über das Los ihrer Tochter. Auch zog sich Buchheim von der Geschäftsleitung zurück und übertrug dieselbe seinem Sohne, dem er vollständig verziehen, nachdem ihm dieser erzählt hatte, wie er zu dem verhängnisvollen Schritt getrieben worden war.
Der Name Häuslinger wurde hinfort nicht mehr genannt, denn er hatte in den Familien Buchheim und Kretschmann ein zu schlechtes Andenken hinterlassen. Auch Marie Buchheim grämte sich nicht weiter um den so Plötzlich verschwundenen Bräutigam, sondern war ihrem Bruder noch dankbar, daß durch sein Dazwischenkommen die Hochzeit vereitelt worden war, der es nicht bedauerte, daß der Buchhalter entwischt war, denn bei der öffentlichen Gerichtsverhandlung konnte er leicht sich an ihm rächen und die Geschichte mit dem Wechsel zur Kenntnis bringen — dieser Sorge war er überhoben, solange er verschollen blieb. Der Sturz von der mühsam erklommenen Höhe war Strafe genug für ihn, denn ein Mann wie er konnte am besten mit dem Verluste dessen, woran sein Herz hing, gestraft werden.-
Bechstein, der den armen Obermeister so schändlich um sein Augenlicht gebracht hatte, war später aufgegriffen und zu einer empfindlichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. So ganz freudlos sollte das Leben aber doch nicht für den armen Blinden sein. Zunächst erlebte er die Freude, daß ihm die englische Gesellschaft aus freiem Anlasse eine bedeutende Summe nachzahlte, weil sich die von ihm erfundene Maschine auf das glänzendste bewährte, und als er nach dem Plötzlichen Tode seiner Mutter sich so einsam und verlassen fühlte, da entdeckte er in Marie Buchheim ein Wesen, welches den innigsten Anteil an seinem Schicksal nahm und ihm — was nie in seinen kühnsten Träumen ihm vorgeschwebt — die Hand zum Ehebunde reichte, denn wenn er auch blind war, er besaß doch ein Herz treu und rein wie Gold.
Mutmaßliches Wetter am 14. und 15. August.
(Nachdruck verboten.)
Von Unteritalien her dringt ein neuer Hochdruck nordwärts vor. Für Mittwoch und Donnerstag ist nur noch sporadisch gewitterhaft bewölktes ohne größere Niederschläge und vorwiegend heiteres Wetter zu erwarten.
^Höchstes Phlegma.j Gast: „Da glauben die Leute, daß der glücklich ist, dem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Als ob das Kauen gar keine Arbeit wäre!"
Telegramme. ^
Wildpark, 13. August. Der Bahnhof ' ist mit Gewinden geschmückt, von denen lange Florschleier herabhängen. In umflorten Kande- j labern brennen Flammen. Zwischen 8 und I
9 Uhr läuteten die Glocken sämtlicher Kirchen Potsdams. Gegen 9 Uhr besetzt die Schloß- > garde die Station Wildpark, darauf bringt ein ! Zug eine Anzahl höherer Offiziere und das !
Pagenkorps. Prachtvolle Kranzspenden werden aus dem Zuge gebracht. Gegen 10fft Uhr beginnt die Auffahrt der Fürstlichkeiten. Der ! Kaiser traf mit dem König von England ein- unmittelbar darauf die Kaiserin mit der Königin von England. Um KU/- Uhr lief der Sonder- zug mit der Leiche der Kaiserin Friedrich von Kronberg in die Station ein und hielt vor der Kaiserhalle. 20 Unteroffiziere vom 2. Leib- !
Husarenregiment hoben unter Vorantritt von ! Kammerherren, unter Begleitung von Stabs- j Offizieren und Hauptleuten den Sarg aus dem . Wagen und trugen ihn zum Leichenwagen, i
Die anwesenden Truppen präsentierten und die ^ zur Begleitung des Wagens befohlenen hohen Würdenträger übernahmen ihre Funktionen. Dumpf erdröhnte der Trommelwirbel von den den im Parke von Sanssouci aufgestellten Truppen herüber. Die Musik spielte einen Trauermarsch. Der feierliche Leichenzug, welcher sich inzwischen geordnet hatte, setzte sich unter dem Läuten aller Glocken in Bewegung. Die Kaiserin und die Königin von England sowie die übrigen fürstlichen Damen fahren in den Wagen zum Mausoleum. Zwischen dem wandelnden Spalier der Schloßgardekompagnie eröffnet die Geistlichkeit beider Konfessionen in ihren Talaren den eigentlichen Trauerzug. Die Pagen, die Leibärzte der verstorbenen Kaiserin, die Kammerjunker, die Kammerherren, die Offizierkorps- und Mannschaftsabordnungen sämtlicher Leibregimenter der verstorbenen Kaiserin folgen. Es kommt die Generalität von Berlin und Potsdam. General- i adjutant v. Mischke trägt die auswärtigen Ordens- i insignien, General der Kavallerie Edler v. d. Planitz die Insignien des Luisenordens und > Verdienstordens für Frauen, hinter ihnen die ! bekannten Gestalten des Generalobersten Frhrn. ! v. Loü und des Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee. Jener trägt auf einem Kissen den , Stern und die Kette des Schwarzen Adlerordens, ! dieser die Krone der verblichenen Kaiserin. In ! dem Spalier von Stabsoffizieren und Haript- , leuten erscheint nunmehr der Leichenwagen. Hoch j ragt der Sarg empor, geschmückt mit der goldenen Krone und bedeckt mit Standartentuch. Dicht hinter dem Leichenwagen reiten die obersten i Hofchargen, der Obersttruchseß, der Oberstmundschenk, der Oberstjägermeister und der Oberst- I kämmerer. Unmittelbar nach ihnen folgen der Kaiser und der König von England, beide in der Uniform des Gardedragonerregiments, der Kronprinz und die anwesenden fürstlichen Leidtragenden. Vor der FriedenAkirche langte der Zug gegen 11 Uhr an. Der Sarg wurde vom Leichenwagen gehoben und in die Kirche getragen. Beim Ueberschreiten der Schwelle erklang ein Choral, vorgetragen vom ^ Berliner Domchor, die Monarchen, der Kronprinz und die Prinzen und Prinzessinnen, die allerhöchsten und höchsten Herrschaften folgten dem Sarge in das Mausoleum. Als der Choral verklungen war, sprach Pfarrer Persius kurze Gebetsworte und schloß mit einem Vaterunser. Abermals setzte der Domchor ein. Dann verließen nach einem stillen Gebet die Monarchen und Fürstlichkeiten das Mausoleum und begaben sich zu Wagen nach dem neuen Palais. Der Zug löste sich auf. Die Kaiserin Friedrich hatte ihre letzte Ruhestätte gesunden.
Homburg v. d. H., 13. August. König Eduard und Gemahlin verlassen heute mittag 2 Uhr Potsdam und treffen nachts 12 ^2 Uhr in Homburg ein.
Am 15. und 15. August.
Für Donnerstag u. Freitag ist bei ziemlich warmer Temperatur größtenteils trockenes und auch vielfach heiteres Wetter zu erwarten.
Redaktion, Druck und Verlag von E. Meeh in Neuenbürg.