sitzen werde, sich eine Kugel durch den Kopf zu schießen. Diese Stunde war in der letzten Nacht gekommen, denn als er am heutigen Morgen seine Barschaft, die gestern noch zehntausend Rubel betrug, zählte, fand er sich nur noch im Besitze von elfhundert Rubeln.
Er nahm einen Hundertrubelschein, legte ihn in einen Umschlag und sandte diesen an den Popen der benachbarten Kirche mit der Bitte, das Geld unter die Armen zu verteilen, und verschloß die andere Summe in einen Brief, der die Adresse seiner in London lebenden Mutter trug.
Er lud dann eine Pistole, trank ein Paar Gläser russischen Liqueur, setzte sich in den am Kamin stehenden Lehnstuhl und griff nach der Waffe.
Ein Paar Minuten noch, und der vom Glück begünstigte, deshalb viel beneidete Spieler wird seinem — Verhängnis, wie er immer sagt, verfallen, ein toter Mann sein! —
In demselben Augenblick fuhr ein mir vier Rossen bespannter Schlitten an seinem Hause vor und ein in einen kostbaren Pelz gekleideter Herr eilte die Treppe hinauf. Er klingelte grade, als M. Rayly den Lauf der Pistole sich an die Stirn setzen wollte.
Der Eintritt eines jungen, russisch gekleideten Mannes, dessen ganze Erscheinung den vornehmen Herrn verriet, bewog ihn, das Mordwerlzcug in die Tasche zu stecken. Er erhob sich, den Ankömmling artig begrüßend. „Entschuldigen Sie meinen Besuch," sagte jener im besten Französisch. „Ich begegnete Ihnen öfter in der Gesellschaft. Ihr ganzes Wesen gab mir den Mut, Ihnen eine Bitte vorzutragen."
M. Rayly bot ihm einen Sitz am Kamin an.
„Bevor ich weiterspreche, bedarf ich Ihr Ehrenwort, daß alles, was zwischen uns geredet wird, ein — Geheimnis bleibt. — Die geringste Indiskretion würde mir unbeschreiblich schaden", fuhr der Russe fort.
Der Engländer, dem das feine und offene Benehmen des Fremden gefiel, überwand schnell die Mißstimmung, in die ihn die seltsame Bitte gebracht hatte, reichte ihm die rechte Hand und erwiderte:
„Ich werde schweigen."
„Mein Name ist Swerkof Feodorowitsch.
- Ich bin Bankier in Moskau und Besitzer der größten Silberwarenfabrik in Tula. — Sie, mein Herr, genießen in Petersburg, wo ich oft mich aufhalte, den Ruf des — glücklichsten Spielers. — Es gab mir die Veranlassung, Sie zu besuchen —"
„Was hat mein Glück als Spieler mit Ihren Bankgeschäften zu thun?" unterbrach ihn Rayly, ironisch lächelnd. „Wollen Sie Ihr Glück an der Börse mit meinem im „Reich der vier Könige" messen?"
„Nein!" rief der Russe. „Ich spiele niemals Karten."
„Was führt Sie dann zu mir?"
„Ich komme zu Ihnen, dem glücklichen Spieler, mit einer Bitte, die leider mit dem Hazard im — Zusammenhang steht", erwiderte jener in fast feierlichem Tone, während sein hübsches Gesicht einen unbeschreiblich traurigen Ausdruck hatte.
„Ich bin gespannt, was Sie Vorbringen werden", sagte M. Raylay.
„In Ihrer — Hand liegt mein Glück, meine — Freiheit!"
„Ihre Freiheit? Ein seltsames Wort im Munde eines — Russen. In Ihrem Lande herrscht ja noch die — Leibeigenschaft!"
„Ja — meine Freiheit! — Ich bin ein Leibeigener — ein Sklave — Sie werden in der vornehmen Gesellschaft Moskaus und im adeligen Klub dem Grafen Woronzoff begegnet sein!"
„Ich kenne diesen Herrn", rief der Engländer. „Er zählt zu den wenigen Lebemännern, denen ich absichtlich ausweiche."
„Dann werden Sie auch wissen, daß dieser stolze, junge Kavaner einer der hartherzigsten Menschen ist!"
„Ich habe davon gehört!"
„Dieser Graf Woronzoff ist — mein Herr", fuhr der Russe fort. „Sein Vater besaß Güter
bei der Stadt Orel, wo ein Paar tausend Leibeigene wohnten; darunter befand sich auch mein Vater, der ihm so treu diente, daß dieser ihm eines Tages eine große Geldsumme schenkte. Wir zogen nach Moskau und alles, was der Vater hier unternahm, glückte. Als er starb, hatte ich eine Million Rubel, die Fabrik in Tula wie das Bankgeschäft in Moskau, so daß ich heute einer der reichsten Kaufleute Rußlands bin. Trotzdem bleibe ich ein Unglücklicher, denn ich stehe noch immer unter der Leibeigenschaft des Grafen Woronzoff, der nicht ein Drittel des von dem besitzt, was mein Eigentum ist. Ich erhielt in Paris die beste Erziehung und wäre, zum Manne gereift, im Ausland geblieben, hätte nicht die Liebe mich in die Heimat zurückgeführt. In London lernte ich — Eudoxia, die Tochter eines russischen Generals kennen, und folgte ihr hierher. Sie erwidert meine Liebe, kann aber nicht Frau werden, denn das Gesetz verbietet die Ehe zwischen einer Freien und einem Leibeigenen. Ohne — Eudoxia hat das Leben trotz der Millionen keinen Wert für mich!"
(Schluß folgt.)
Warnung für deutsche Mädchen. Die „Neue Zürcher Ztg." schreibt: Schon früher wurden deutsche Mädchen gewarnt, nicht ohne vorherige genügende Erkundigung Stellen nach Italien anzunehmen; diese Warnung verdient wiederholt zu werden. Es giebt Familien die mit ungenügenden Mitteln doch auf großem Fuß leben wollen, die suchen in der Haushaltung zu ersparen, was für zur Schau getragenen Luxus draufgeht. Auch Geiz und Hartherzigkeit spielen ihre Rolle. Im Kreise der Dienstboten des Ortes sind solche Herrschaften genügend bekannt und sozusagen boykottiert, weshalb dann unter dem Vorwände, deutsche Mädchen seien viel arbeitsamer und reinlicher, solche gesucht werden. Zahlreich folgen diese den verlockenden Versprechungen, um dann im Lande, wo die Zitronen blühen, arg enttäuscht zu werden. Ihrer wartet geringer Lohn, karge Kost, die kaum dem Hunger wehrt. Wagen solche unerfahrene Personen aus dem Dienst zu laufen, so verlieren sie den Lohn, die versprochene Reisevergütung nnd geraten in ihrem Unglück dann leicht auf böse Wege. Es sollte somit keine junge Tochter in italienischen Landen Dienststelle annehmen, ohne daß sie vorerst genaue Erkundigung über die Herrschaft eingezogen oder bekannte Familien hat, bei denen sie im Falle der Not Hilfe findet.
An alle Christiane. Die kürzlich aus Schier stein bei Wiesbaden an alle Vornamensvettern des tapferen Burenführers Christian Dewet ergangene Anregung zu einer Ehrenstiftung für diesen ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Aus allen Teilen Deutschlands, auch schon aus Italien und Belgien, sind bei der Schiersteiner Zeitung und bei Herrn Christ. Schneider Geldbeiträge eingelaufen. Ein preußischer Hauptmann begleitete seine 10 Mark-Spende mit folgenden Worten: „Ich heiße zwar nicht Christian, möchte aber bei der Ehrung für den Blücher der Buren nicht fehlen. Möchte der tapfere Dewet das erreichen, was Jeder, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, wünscht ein freies Burenreich auf lange Zeit."
In Osterfeld bei Duisburg sind vier in einem Geschäft thätige Mädchen in ihren Betten unter Vergiftungserscheinungen aufgefunden worden. Zwei derselben sind tot, zwei schwer erkrankt.
(Ein selten anzutreffendes Brautpaar schloß vor dem Standesamte in Itzehoe den Bund fürs Leben. Beide Brautleute zählen nämlich zusammen 145 Jahre. Der unternehmungslustige Bräutigam steht im 76., die junge Frau im 71. Lebensjahre.
Burenreliquen unter dem Hammer. Man schreibt aus London: Dieser Tage versammelte sich eine zahlreiche Wenge zu der Auktion bei Stevens, in der ein seidener Cylinder- hut Ohm Krügers unter den Hammer kommen sollte. Der Hut, der etwa 40 Jahre alt ist und innen den von Krüger, selbst mit Bleistift ge
schriebenen Namenszug trägt, ist von ihm, wie ein beiliegendes Zeugnis bekundet, auf seiner Farm in Rustenburg getragen worden. Er erzielte 500 ^ Eine Pfeife Krügers, auf der eins seiner eigenen Threepenny - Stücke eingelegt war, erzielte 182 ,,/rl, eine Photographie mit Unterschrift 50 -/L In derselben Auktion wurden 6 Burenfahnen, die während des Krieges in Gebrauch waren, für 150 -.E verkauft, General Joberts Uhr, die er während der Belagerung von Ladysmtth getragen hatte, brachte 110 c/tl Am interessantesten war vielleicht ein von Burenfrauen angefertigtes Bandelier, das rund herum mit Medaillen verziert war, die von den Uniformen brittischer Soldaten genommen waren. Dasselbe wurde für 45 versteigert,
(Entschuldigungs-Zettel.f „Ob mein Sohn könnte aus die Schule bleiben, wir haben einen kleinen Jungen gekricht, der Herr Rektor hat's erlaubt."
fSekundärbahn-Hundecoupo. „Wo ist denn eigentlich das Hundecoupö'?" — Schaffner: „Dazu sind diese Stricke, da müssen die Viecher hinterm letzten Wagen nachlaufen."
Rätsel.
Das erste Zeichen find'st du bei den Damen, Das zweite ist versteckt im Namen,
Das dritte liegt Wohl selbst im Zeichen,
Das vierte suche bei den Reichen,
Den sünften Buchstab' findst du bei den Armen, Den sechsten in der Stadt Barmen.
Den siebenten bei Gaben Und den achten bei den Raben.
Doch alle diese achte Zeichen,
Zu einem Teil des Jahres reichen.
Mutmaßliches Wetter am 6. und 7. Jan.
..Nachdruck verboten.'
lieber ganz Mittel- und Norddeutschland, ebenso über Holland, Böhmen, Russisch. Polen und Lithaucn liegt nunmehr ein Hochdruck von 775 wm. Die Depression über Untciitalien ist aufgelöst, so daß nirgends mehr in Europa ein Luftwirbel vorhanden ist. Infolge des kräftigen Hochdrucks kann ein Lustmirbel, der sich offenbar im atlantischen Ozean neu entwickelt, vorerst noch nicht nach Irland gelangen Für Sonntag und ! Montag ist demgemäß fortgesetzt trockenes, und von vereinzelten Frühnebeln abgesehen, auch durchweg heiteres Frostwetter in Aufsicht zu nehmen.
Telegramme.
Potsdam, 4. Jan. Der Kaiser ist heute Nachmittag hier wieder eingetroffen.
Hamburg, 4 Jan. Der Kaiser verlieh dem Generaldirektor der Hamburg-Amerika- Linie, Ballin, den Kronenorden erster Klaffe mit Brillanten.
Washington, 4. Jan. Einem Telegramm aus Peking zufolge fand die Versammlung der Gesandten am 3. Januar statt. Es wurde mitgeteilr, Li-Hung-Tschang und Prinz Tsching seien bereit, das Friedensabkommen zu unterzeichnen, sobald es wirklich fertig vorliege,
Wien, 4. Jan. Die „Polit. Corresp." meldet ans London, man lege großen Wert auf die öffentliche Stimmung Japans, die sich für einen Zusammenschluß mit Deutschland und England erkläre.
BesteMzen litis ökii „EiiMtt"
für das 1 Quartal 1901
werden noch von allen Poststellen und Postboten entgegengenommen. In Neuenbürg abonniert man bei der Expedition. Wir bitten davon recht zahlreich Gebrauch zu machen.
Inserate iw Enzthäler
als alleiniges Bezirksamtsblatt, haben bei der dichtesten Verbreitung im ganzen Oberamtsbezirk bis in die kleinsten Parzellen desselben anerkanntermaßen den wirksamsten Erfolg, weshalb wir unser Blatt bei bisherigem Jnsertionspreis zu recht ausgiebiger Benützung empfehlen.
Med. u Werlag des HnzlHälers.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.
Anzeiger m
Nr. 5.
Erscheint Montag, Mit Viertels. " l.35, monatlich
Bekannt
^ Anmeldung d
I. Bezüglich der l der Wehrordnung folge
1. Alle Militärpst bis 1. Februar zur Auf
2. Die Anmeldun an welchem der Militär
Als dauernder At u. für militärpi Handlungsd und andere Pflichtige de oder in Arb als dem de der Ort, in b. für militärp stiger Lehra befindet, sof
3. Hat der Militc er sich bei der Ortsbefl
4. Wer innerhalb halt noch einen Wohnsil rolle und wenn der Gei in welchem die Eltern r
5. Bei der Anmeli zulegcn, sofern die Anm
6. Sind Militärp! Ziff. 2 oder 3 anzumeb Vormünder, Lehr-, B Stammrolle anzumelden
7. Die Anmeldun schriebenen Weise so lan Entscheidung über die ! Bei Wiederholung der erhaltene Losungsschein Aenderungen in Betreff dabei anzuzeigen.
8. Von der Wied nur diejenigen Militärpfl raum von den Ersatzbel das laufende Jahr hina
9. Militärpflichtige Laufe eines ihrer Mili Wohnsitz verlegen, haben beim Abgang der Behö: ausgenommen hat, als jenigen, welche daselbst l Tage zu melden.
10. Versäumnis de
II. Wer die vorgi Berichtigung derselben ui oder mit Haft bis zu d,
11. Anzumelden 15. Januar bis 1. ; Angehörige anderer deutj
1. Alle im Jahre
2. Alle diejenigen 1880, welche weder am ausgemustert, noch der