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Mißtrauen Hervorrufen und zwar nicht nur im deutschen Reich, welches in allernächster Zeit gegen 16000 Mann in China stehen hat. Der Ernst kriegerischer Verhältnisse und kriegerischer Stürme wird an unsere wackeren Brüder nur allzu­bald hcrantreten und nicht in letzter Linie wird ihnen das Klima Schwierigkeiten und Mühselig­keiten bereiten. Aber wie vor drei Jahrzehnten der deutsche Krieger in den Winterstürmen so­wohl, als auch in den glühendheißen Augusttagen seine Schuldigkeit gethan hat, so wird dies auch sicherlich im fernen Ostasien in unseren Tagen der Fall sein.

Wenn man gegenwärtig gewisse sozial­demokratische Blätter ließ, meint man, dieselben wären von Chinesen geschrieben, so chinesen­freundlich sind sie. Diese vaterlandslose Chinesen- sreundlichkeit verspottet der Dichter Gozel in einem GedichtBorwärts-Marseillaise", dessen erste und dessen letzte Strophe lauten:Chinas Zöpfe, Chinas Galgen, Chinas Folter, Chinas Gift, Stehn in mancher Narren Herzen obenan mit goldner Schrift. Schlachtet ab das Heer der Deutschen, Brüder, wie es euch gefüllt! China, China über alles, über alles in der Welt! Der brutale deutsche Söldner schlägt sich für die Barbarei", Der Chinese für dieMenschheit," darum stehen wir ihm bei: Darum ruft der Vorwärts" täglich, daß es in den Ohren gellt: China, China über alles, über alles in der Welt!" Sehr gut!

Der Schutzverein der deutschen Seifen­in dustrie hat am Sonntag in seiner General­versammlung in Nürnberg beschlossen, dem preußischen Kriegsministerium 50000 Pakete deutsche Einheitsseife zur Verteilung an unsere Truppen in Ostasien zur Verfügung zu stellen und dies dem Kriegsministerium in einer De­pesche mitgeteilt. Die Seife wird von den Mit­gliedern franko nach Mainz an die Sammelstelle geliefert und von dort in Ladung auf Kosten des Schutzvereins der deutschen Seifenindustrie an den vom Kriegsministerium zu bestimmenden Hafenplatz weitergesendet.

In Karlsruhe will man ebenfalls Anar­chisten gefangen haben. Am 6. ds. wurden auf dem Hauptbahnhof zwei Herren und eine Dame verhaftet, die mit dem Orientexpreßzug aus Paris kamen. Einer der Herren habe einen Revolver bei sich getragen. In Kehl wurde ein Italiener verhaftet, der seinen Logisherrn mit dem Tode bedrohte.

Karlsruhe, 8. Aug. Gestern abend um ö Uhr brach an dem hier abgehenden Motor­wagen der Albthalbahn bei der Station Rüppurr eine Achse, wodurch der Wagen auf dem Gleise liegen blieb und eine anderthalbstündige Ver­kehrsstörung eintrat.

Gegen das Papier-Fabrikanten- Syndikat hat jüngst in Berlin die General- Versammlung des Vereins deutscher Zeitungs- Verleger Stellung genommen. Es wurde ange­sichts der immer noch steigenden Papier-Preise beschlossen, behufs Gründung der am 1. Sept. d. I. in Berlin zu eröffnenden Papier-Einkaufs­stelle für die gesamte deutsche Presse eine Gesell­schaft mit beschränkter Haftung zu bilden. Das erforderliche Kapital wurde in der Versammlung durch Zeichnungen aufgebracht. Bereits haben über 600 deutsche Zeitungen, darunter d>e großen Blätter der Reichshauptstadt und der provinzial-Hauptstädte, die Deckung ihres Papier­bedarfs durch die Einkaufsstelle angemeldet. Die kleinen Blätter sollen ihr Papier zu dem­selben Preise durch die Einkaufsstelle beziehen können, wie die großen Zeitungen.

" Württemberg.

im Herbst d. I. werden Mädchen z: Menst bei den Telephonanstalten des Lan! angenommen. Voraussetzungen für die Annah Müssendes Lebensalter (zwischen 16 v Zähren), den Anforderungen des Telephc - ^sprechende Körperbeschaffenheit v saUstigkelt, insbesondere normales Hör- und S vermögen, guter Leumund, gute Schulbildu me Erstehung einer Aufnahmeprüfung, li Gesuche um Annahme sind spätestens bis z un die Generaldirektion der Pos und Telegraphen zn richten. Die Aufnahr

Prüfung wird am 22. und 23. Oktober in Stutt­gart gehalten werden.

Gerabronn, 8. Aug. Auch die Hohen- loh'sche Nährmittelfabrik Gerabronn hat, wie der Vaterlandsfreund" meldet, dem kaiserlichen Marineamt 1000 Erbswürste u. sonstige Suppen­konserven, sowie der Zentralstelle des Roten Kreuzes eine Sendung ihrer diätetischen Präparate zur Verfügung gestellt.

Laussen a. N., 7. August. Vom 15. d. M. ab wird auch hier eine Bierabgabe er­hoben. Für 1001 Bier werden 65 ^s, für 100 ungeschrotenen Malzes 2 -/L 50 .ff gefordert.

Gutenberg OA. Kirchheim, 8. Aug. Die Ernte der Spätkirschen, welche fast ausschließlich zur Bereitung von Kirschengeist verwendet werden, hat begonnen. Der Preis des Kirschengeistes, welcher bisher auf 3 bis 3.50 ^ Pr. Ltr. stand, dürste bei der reichen Kirschenernte auf 2 bis 2.50 ^ zurückgehen.

Laupheim, 9. Aug. Vorgestern mittag war in der Wirtschaft zum Paradies in Achstetten der Wirt ganz allein mit einem Gaste beisammen und unterhielt sich mit demselben. Plötzlich zog der Gast ohne Grund ein Messer heraus und stach den Wirt in die Wange. Der Thäter ist der früher schon einmal wegen Körperverletzung zu 4 Jahren Gefängnis verurteilte Stefan Dorn von Griesingen. Ob der nicht in eine gewisse Anstalt gehören würde?

Ausland.

Die gesamte europäische Politik wird zur Zeit von der Besprechung der anarchistischen Unthaten in Atem gehalten, welchen König Humbert von Italien zum Opfer gefallen und der in Paris zum Besuch der Weltausstellung weilende Schah von Persien durch einen glück­lichen Zufall entgangen ist. Trotzdem über die Schreckensthat in Monza, bezw. über die gegen den Verbrecher eingeleitete Untersuchung noch wenig sichere, glaubwürdige Meldungen vorliegen, steht doch das Eine unverrückbar fest, daß wir es mit einem der verabscheuungswürdigsten politischen Verbrechen zu thun haben, welche die Geschichte kennt. Die Mordwaffe Bressis hat einen der edelsten Fürsten, einen wirklichen Bürgerkönig aus purer Mordlust, aus Purem Haß gegen die monarchischen Einrichtungen mitten aus einem dem Wohle des italienischen Volkes gewidmeten Streben, mitten aus einer auch auf der Menschheit Höhen be­wundernswerten, schönen Häuslichkeit gerissen. Diese Thatsache wird für alle Zeiten unange­fochten bleiben. König Humbert ruht jetzt im Pantheon zu Rom. Sein Sohn, der jetzige König Italiens, Viktor Emanuel III., hat sich in warm empfundenen Ansprachen an Volk und Heer gewendet und hat damit einen durchaus sympatischen Eindruck gemacht. Er versprach in feierlicher Weise und in einem Augenblick, dessen tiefer Ernst geradezu ergreifend ist, daß er die staatlichen Einrichtungen in treue Hut nehmen, die Freiheit allezeit schützen und die Monarchie festhalten und verteidigen werde. Gerade die letzterwähnte Versicherung ist in einem Zeitpunkt bedeutungsvoll, da anarchistische Gesellen darauf ausgehen, die monarchischen Einrichtungen durch schnöde, frivole Mordthaten zu zerstören. Was die künftige, auswärtige Politik Italiens anbe­langt, so wird man es nur begreiflich finden, daß der König in seiner Ansprache an sein Volk darüber sich noch in keiner Weise geäußert hat. Es erscheint uns auch müßig, sich im jetzigen Augenblick darüber in Kombinationen zu er­gehen, die wir füglich den Professionellen Politischen Zeichendeutern überlassen können. Der Drei­bund dauert noch bis zum Jahre 1903 und wird, falls er nicht von einem der kontrahier­enden Staaten gekündigt wird, ohne eigentliche besondere Erneuerung zehn Jahre Weiler an­dauern. Die Innigkeit der Beziehungen aber, wie sie z. B. zwischen dem deutschen Reichsober­haupt und Viktor Emanuel III. bestehen, ist aus dem anläßlich der Blutthat von Monza erfolgten Depeschenwechsel zwischen Berlin und Monza zu Tage getreten.

London, 8. Aug. Nach englischen Berichten verloren die Verbündeten bei Peitsang zwischen 758 und 1000 Mann, darunter die Engländer 64 Tote u. Verwundete.Daily Mail" meldet

aus Shanghai von vorgestern, außer 2 Mit­gliedern des Tsung-li-Aamen seien noch 5 höhere Beamte in Peking hingerichtet worden, indem man sie nach einer seit dem Jahre 1735 außer Uebung befindlichen Methode an den Lenden in 2 Stücke gehauen habe. Nach einem angeblichen Geheimerlaß wären auch die Vizekömge von Nanking und Hankau sowie Taotal und Scheng zum Tode verurteilt. Auch von anderer Seite werden« diese Angaben bestätigt und als Er­klärung angeführt, warum LiHüng--Tschang und Scheng neuerdings zusehends ängstlicher ge­worden sind.

London, 8. Aug. Lord Roberts meldet aus Prätoria vom 7. August: Ich fürchte, die Garnison von Elandsriver unter Oberstleutnant Hoare wurde nach lO täg. Widerstand gefangen. Als Delarey erfuhr, General Hamilton rücke auf Rustenburg und er, Delarey, habe keine Aussicht, Baden-Powell gefangen zu nehmen, wandte er sich in aller Eile nach Elandsriver. Dewet be­gann gestern den Vaal zu überschreiten. Lord Kitchener befindet sich aus dem Marsch, um Lord Methuen aufzusuchen (!), der an dem rechten Ufer des Vaalflusses offenbar mit Dewets Vor­hut zusammenstieß, da Lord Kitchener heute früh Methuens Geschütze gehört hat.

Die Freisprechung Sipidos, des Attentäters aus den Prinzen von Wales, hat die englische Regierung zu einem diplomatischen Schritte gegenüber Belgien veranlaßt. Im eng­lischen Unterhause erklärte der Erste Lord des Schatzes, Balsour, die britische Regierung habe der belgischen Regierung nutgeteilt, daß sie in dem Ergebnis des Prozesses gegen Sipido einen schweren, unseligen Mißgriff der Justiz erblicke, und daß sie mit Bedauern und Ueberraschung erfahren habe, daß die belgische Regierung keiner­lei Maßnahmen getroffen habe, Sipido fest­zuhalten.

In Arhus veranstaltete der dänische Guts­besitzer Bache ein Fest, zu dem er auch einige Freunde einlud. Nach Tische erkrankten sämtliche Anwesenden. Der Gutsbesitzer, seine Stiefmutter, seine Frau, die Tochter und die Schwester starben am folgenden Tag. Von den übrigen Gästen liegen mehrere so schwer darnieder, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen werden. Die Untersuchung ergab, daß die Köchin bei der Be­reitung des Puddings aus Versehen Arsenik statt Zucker benützt hatte.

HUtteryaltenSer Heit.

Die Irre von Sankt Rochus.

Kriminalroman von Gustav Höcker.

(Fortsetzung.^

Der Müller seufzte schwer auf und blickte finster zu Boden.

Aber er geht in die Schlinge, Heinrich," fuhr die Baronin flüsternd fort,heute Nacht noch! Er ist uns sicher!"

So, so!" sagte Heinrich erleichtert und hob den Kopf, wobei der Blick seines dunklen Auges sich erwartungsvoll auf ihre Lippen richtete.

Himmel! was habe ich diesem Spione alles vorgelogen," rief die Dame mit gedämpfter Stimme.Bei meinem ersten Besuche erfand ich das Märchen von dem mit einem Rubin­schmuck durchgegangenen Ehegemahl, nur um einen Vorwand zu haben, mich m der Höhle des Fuchses umzusehen. Als ich dann zu Dir eilte, um Dich von der Gefahr, die uns von ihm droht, zu unterrichten, und während der Ueberfahrt über den Fluß von dem Geheimnis­vollen erzählen hörte, der im Lindenhofe ver­borgen gehalten wird, gab mir dies die Fort­setzung zu meinem Märchen ein und verhals mir aus den Einfall, den Aufenthalt meines Märchen­prinzen in den Lindenhof zu verlegen und das Wasser zu unserem Verbündeten zu machen. Um Allrams Zweifel zu beseitigen, ob der Gast im Lindenhofe auch wirklich der Gesuchte sei, waren mir das Hinken und der Sprachfehler sehr willkommene Retter aus der Verlegenheit. Daraus zeigte er mir die Photographie eines Mannes, auf den, wie er sagte, diese Kennzeichen paßten. Ich besann mich nicht lange, sonde* sagte ja, dieser sei es."