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leicht dahin ausnützen könnte, sich mit Hilfe seiner Bajonnette eine starke Position in China zu ver­schaffen. Was den Standpunkt Deutschlands in dieser Angelegenheit anbelangt, so wird neuer­dings von Berlin aus offiziös versichert; Deutsch­land werde der Uebertragung eines europäischen Mandats an Japan zur Wiederherstellung der Ordnung in China zustimmen, falls auch Ruß­land einwillige; in dieser Beziehung liegt aber von russischer Seite noch keine ganz bestimmte Erklärung vor. Jedenfalls trifft Japan jedoch seine Vorbereitungen, um unverzüglich in Aktion treten zu können, denn es wird der unverzüg­liche Abgang von weiteren 20 000 Mann japan­ischer Truppen nach Taku signalisiert.

Berlin, 9. Juli. DasMarineverord­nungsblatt" veröffentlicht eine kaiserliche Ordre, wonach die bisherige 2. Division des 1. Ge­schwaders die 1. Division wird, während die bisherige 1. unter Hinzutritt des kleinen Kreuzers Hela" die 2. wird. Die nunmehrige 2. Divi­sion wird ab 8. Juli als besonderer Kommando­verband detachiert und begiebt sich nach Ostasien, wo sie unter Beibehaltung der Bezeichnung 2. Division des 1. Geschwaders in allen Bezieh­ungen dem Kommando des Kreuzergeschwaders unterstellt wird. Sämtliche nach Ostasien ent­sandten Schiffe unterstehen auf der ostasiatischen Station dem Kommandeur des Kreuzerge­schwaders.

Berlin, 9. Juli. Da die Chinesen noch immer einen Teil der Stadt Tiensin besetzt halten, von dem aus sie die europäischen Niederlassungen beschießen, so gestaltete sich die Lage der euro­päischen Besatzung so unangenehm, daß die ältesten Offiziere am 5. d. die ernstesten Besorg­nisse hegten und den Beschluß faßten, Japan um schleunige Sendung einer Felddivision zu bitten; diese Division wird so rasch wie möglich von Japan abrücken, und es ist möglich, daß Teile von ihr bereits in Taku eingetroffen sind. Die für China bestimmte Brigade wird den NamenSeebrigade" führen, 4500 Mann stark sein und von einem Generalleutnant befehligt werden, der in China dann das Oberkommando über die gesamten dortigen deutschen Landstreit- kräfte übernehmen wird. Im Stabe der See­brigade werden mehrere Generalstabsoffiziere sein.

Wilhelmshafen, 9. Juli. Der Kaiser hat befohlen, daß die beiden KreuzerGeier" von der amerikanischen undSeeadler" von der australischen Station ebenfalls zum Kreuzer­geschwader stoßen.

Glatz, 10. Juli. Dem Generalstabsoffizier der 11. Division, Frhr. v. Reitzen st ein, wurde der Rest seiner Festungshaft erlassen (die er wegen seiner Teilnahme am Burenkrieg erlitt) und derselbe zugleich dem Stab des neuen Ex­peditionskorps nach China zugeteilt.

Sennheim i. Elf., 8. Juli. Ein eigen­artiges Wiedersehen ist vielleicht zwei Brüdern aus einer hiesigen Familie in China beschieden. Der eine davon steht nämlich in französischen Diensten in Tonking, der andere dient in einem Preußischen Infanterieregiment; letzterer geht jetzt als Freiwilliger nach China.

Straß bürg 9. Jnli. Die Temperatur ist letzter Tage in ganz Elsaß-Lothringen anormal gesunken. Gestern nachmittag 2 Uhr trat in dem Vogesenstädchen Rappoltsweiler leichter Schneefall ein.

Württemberg.

Stuttgart, 10. Juli. DemSchwäb. Merkur" zufolge stellt zu der nach China be­stimmten Brigade das württembergische Armeekorps eine aus Freiwilligen zusammen­gesetzte kriegsstarke Kompagnie Infanterie. (Bayern stellt, den Blättern zufolge, ein kriegs­starkes Bataillon.

Stuttgart, 10. Juli. Wie man von authentischer Seite erfährt, ist der Sonderzug zum Regimentsbesuch der 126er in Straßburg gesichert. Die Teilnehmerzahl beläuft sich jetzt IIon auf über 400. Der Sonderzug fährt am Samstag, den 14. Juli abends 9 Uhr in Ulm

.Stuttgart, 5. Juli. Der württ. Haupt- verem der Gustav Adolf-Stiftung hielt am 3. Uno 4. d. M. seine 57. Hauptversammlung ab.

Nach einem gemeinsamen Gesang eröffnete der Vorstand des Vereins, Oberkonsistorialrat Dr. v. Braun die Versammlung mit einem kurzen Gebet und einer Ansprache. Der Departements­chef des Kirchen- und Schulwesens überbrachte die Grüße und Wünsche des Königs für einen schönen Verlauf des Festes und sprach die Ver­sicherung aus, daß der König dem Verein und dessen segensreichem Wirken auch fernerhin sein Interesse und Wohlwollen bewahren werde. Der Vorsitzende dankte für diese Worte, worauf Kabinettsrat Kübel die Versammlung namens der Königin begrüßte. Die Königin nehme gern auch diese Gelegenheit wahr, um ihren Sympa­thien Ausdruck zu geben für das Werk des Gustav-Adolf-Vereins und für Alles, was an diesem Werk lebendig sei, an Wohlthun, Liebes- thätigkeit, friedlicher Kultur und geistiger Arbeit. Konsistorialpräsident Frhr. v. Gemmingen be­grüßte die Versammlung namens der ev. Ober­kirchenbehörde u. Oberbürgermeister Gauß namens der Stadtverwaltung. Der Gustav-Adolf-Verein verfolge keine agressive Tendenzen, sondern er habe es sich zur Aufgabe gemacht, denjenigen hilfreich beizuspringen, die ihm in religiöser Be­ziehung nahestehen. Diese Bestrebungen müsse jeder schätzen, welcher Konfession er auch ange­höre. Der Vorsitzende erwidert hierauf dankend, worauf Prof. Buder die Grüße der theologischen Fakultät Tübingen und Prof. Hieber die Grüße und Wünsche des evang. Bundes aussprach. Schriftliche Grüße und Wünsche waren einge­gangen vom Prinz und der Prinzessin Weimar, der Herzogin Wera und von dem bayr. Haupt­verein der Gustav-Adolf-Stiftung. Zum Schluß wurden die Festangebinde überreicht, darunter auch dasjenige der Stadt Stuttgart, welches die Summe von 12 891 ^repräsentiert. Nachdem Verteilungsplan betrugen die Einnahmen des württ. Hauptvereins im letzten Jahr 120734 Beiträge 76000 , Legate 13 700 Bei­

träge des kgl. Hauses 1870 ^ Ausgegeben wurden 7508 für Verwaltungskosten u. dgl., so daß zur freien Verwendung 113 226 ^ kommen können. Davon sind bestimmt 4800 ^ zur Unterstützung von Konfirmanden, 4834 -L. für auswärtige Bedürfnisse, 1700 ^ für per­sönliche Unterstützungen, 42 000 ^ für die Diasporagemeinden in Württemberg und Hohen- zollern und 12 000 als Angebinde für 17 neue österreichische Gemeinden.

Stuttgart, 9. Juli. Der hiesige Bankier Eduard Becker erschoß, demSchw. Merk." zu­folge, wie es heißt infolge starker Verluste in Baumwollgeschäften, seine Frau und dann sich selbst.

Lorch, 9. Juli. Zu dem Raubmord ist noch nachzutragen, daß der Raubmörder Kunzer heißt, 3040 Jahre alt und mittelgroß ist, mageres Gesicht und dunklen Schnurrbart hat, ziemlich Hellen Anzug mit dunklem Hut trägt und nur einen dunklen Stock bei sich hatte. Kunzer hat sich jedenfalls selbst Verletzungen zugezogen. Die That geschah zwischen 5 und 6 Uhr.

Crailsheim, 9. Juli. Aus dem Abend­zug Nr. 107 sprang zwischen Jagstheim u. hier ein Passagier aus dem Zuge, kam unter den­selben zu liegen und es wurden ihm beide Beine abgefahren. Er ist ein ca. 24jähriger lediger Schreiner aus Mariä-Kappel, namens Lechler. Er wurde ins hiesige Bezirkskrankenhaus ver­bracht, woselbst er im Laufe der Nacht verstarb. Was denselben zu seiner unüberlegten That ver­anlaßt hat, ist nicht bekannt.

Privatdozent Dr. Küttner, der erst vor kurzem vom Kriegsschauplatz in Transvaal zu­rückgekehrt ist, hat nach derTüb. Chr." am Samstag von seiten des Zentralkomitees des Roten Kreuzes in Berlin eine Anfrage erhalten, ob er sich an einer für China auszurüstenden Sanitätsexpedition beteiligen wollen. Die Ver­handlungen sind noch im Gange. Dasselbe Blatt giebt Kenntnis von einem bei der Baseler Mission am Samstag nachmittag um 2 Uhr ein­getroffenen Telegramm aus Accra (Goldküste), wonach sämtliche Mitglieder der Baseler Mission, die in Kumase von den Aschantis belagert waren, gerettet sind. Das Telegramm lautet: Station zerstört, Geschwister konnten sich retten."

Die hier in Betracht kommenden, mit dem Namen Geschwister" bezeichneten Mitglieder der Mission sind: Missionar Ramsayer und Frau, Missionar Jost und Frau, Missionar Weller (aus Vaihingen), und die Wittwe des verstarb. Missionars Haasts (aus Göppingen).

Heilbronn a. N., 7. Juli. Vor dem Schwurgericht fand heute die Mordaffaire am 15. Juni aus dem Vorhof, Gde. Unterheinrieth, in welcher der Bauer Christian Müller von Nordheim ein gewaltsames Ende fand, seine Sühne. In jener Nacht hatte Müller in der Linde in Vorhof logiert; es müssen sich aber hiebei Vorgänge ereignet haben, welche den Linden­wirt Gottlieb Kurz in höchste Eifersucht versetzten, und um die verletzte Ehre seines Hauses zu rächen, stach er den Müller über den Haufen. Er hatte sich dann sofort dem Gericht gestellt. In der heutigen Verhandlung wurde der Ange­klagte wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.

Stuttgart. jLandesproduktenbörse.j Bericht vom 2. Juli von dem Vorstand Fritz Krcglinger. In den letzten 8 Tagen war die Notierung in Amerika für Weizen wiederum kleinen Schwankungen unter- warfen. Jeweils nach dieser Bewegung ändert sich die Stimmung. Nachdem man jedoch hier der ursprünglich rapiden Steigerung nur sehr mäßig folgte, blieben die Preise ziemlich stabil, umsomehr, da von Amerika und Argentinien nur wenige Angebote vorliegen. Hier ist ruhiges Geschäft. Die Jnlandsmärkte zeigen unver­änderte Preise. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29 bis 29 50 Nr. 1:

27 bis 27 50 ^,Nr. 3: 25 50 bis 26

Nr. 3: 24 ^ bis 24 50 Nr. 4: 21

<4 bis 21 50 Suppengries 29 ^ bis 29

50 Kleie 10

Ausland.

In der Samstagssitzung derfranzösichen Deputiertenkammer gab, der Minister des Aus­wärtigen, Delcasso, eine längere Erläuterung über die chinesischen Vorgänge, wobei ihm wiederholt Beifall seitens der Kammer gezollt wurde. Auch die Stelle in der Rede des Ministers, in welcher es hieß, man müsse sich in Hochachtung vor dem ermordeten deutschen Gesandten in Peking beugen, der ein Opfer seiner Pflichttreue geworden sei, wurde von der Kammer durch Beifall ausge­zeichnet. General Dodds, der den siegreichen Feldzug der Franzosen gegen Dochomey leitete, ist zum Oberbefehlshaberder gesamten französischen Landtruppen für China ernannt worden.

Das englische Kriegsamt bereitet die Entsendung von 40000 Mann nach China vor, was für die englischen Verhältnisse eine ganz respektable Leistung wäre, besonders nach der starken militärischen Inanspruchnahme Eng­lands durch den südafrikanischen Krieg. Die Mannschaften dieses englischen Expeditionskorps für Chma sollen teils den britischen Kontingenten im Sudan und in Südafrika, teils den noch in England befindlichen Truppenbeständen entnom- nommen werden. Die im britischen Heere in Südafrika infolge der Abbeorderungen entstehen­den Lücken sollen durch Entsendung neuer Frei- Willigen-Kontingente wieder ausgefüllt werden; nur ist es recht fraglich, ob sich die nötige Zahl von Kriegsfreiwilligen für Südafrika auch zusammen­finden wird. Auch Italien hat sich zur Ent­sendung eines Expeditionskorps nach China entschlossen; die Notwendigkeit einer solchen Maß­nahme wurde vom Ministerpräsidenten Saracco in der Samstagssitzung der italienischen Depu­tiertenkammer hinlänglich erläutert. Das Ex­peditionskorps wird aus etwa 1800 Mann In­fanterie, 2 Abteilungen Artillerie sowie aus je einer Abteilung Genie und Train bestehen und vom Obersten Gariosei befehligt werden.

London, 9. Juli. Die hiesigen Abend­blätter melden aus Tientsin vom 6. Juli: Die Chinesen machten heute früh einen erneuten hef­tigen Angriff. Die Verbündeten antworteten mit dem Feuer dreier Zwölfpfünder vom Kriegsschiff Terrible". Sie zwangen die Chinesen nach 7stündigem Kampfe, sich zurückzuziehen.

Yokohama, 9. Juli. (Reutermeldung). Die strengsten Maßregeln zur Geheimhaltung werden durchgeführt, um das Bekanntwerden der japanischen Rüstungen zu Lande und zu Wasser zu verhindern. Die Blätter erklären, falls die Ausländer in Peking umkommen, könne Japan