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Württemberg.

Stuttgart, 7. Mai. Der König, dessen Befinden in fortschreitender Besserung begriffen ist, hat dem Kaiser und dem Kronprinzen anläßlich der Großjährigkeit des Kronprinzen seine Glückwünsche übersandt und gestern dem preußischen Gesandten seinen Besuch abgestattet, um persönlich seine Gefühle auszudrücken.

Stuttgart, 5. Mai. Kammer der Ab­geordneten. Präsident Payer eröffnet die 110. Sitzung um 9 Uhr. Das Haus fährt in der Beratung des Umgeldsgesetzes fort. Zu Art. 14 liegen wieder eine Reihe von Anträgen vor. Die Abgg. Henning u. Gen. beantragen, den Schwand und sonstige Abgänge mit 3°/o zu be­rechnen. Die Abgg. Rembold und Kiene haben 2 Anträge eingebracht, den Abgang an Hefe und Trübwein bei neuen Weinen mit den Beeren mit 20 °/o, bei sonstigen neuen Weinen und bei neuem Obstmost mit 7°/«, bei nach dem ersten Ablaß eingelegten Weinen und Obstmost mit 2°/ der eingelegten Menge zu berechnen und für den Hausbrauch die Satzung des Kommissionsantrags zu belassen. Abg. Bantleon bekämpft den An­trag Henning, weil der Schwand und sonstige Abgänge bei neuen Weinen weit größer sei als 30/0 und empfiehlt die Anträge Rembold und Kiene. Abg. Stockmayer spricht auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen über den Ab­gang an Weinen in guten und schlechten Jahr­gängen. Wenn man in diesen Fragen den Wirten nach Recht und Billigkeit entgegenkomme, so werde die Agitation zur Schaffung des Umgelds zum Stillstand kommen. Er empfiehlt den von ihm und dem Frhrn. v. Gaisberg eingebrachten Antrag, welchen Abg. Betz gleichfalls unterstützt. Rembold verteidigt seinen Antrag. Einen Aus­fall des Umgeldertrags mit 800000 könne man nicht verantworten, weil sonst die direkten Steuern erhöht werden müßten. Man müsse den Wirten entgegenkommen, aber nur insoweit, als die übrigen Steuerzahler nicht geschädigt werden. Haußmann-Balingen tritt für den Antrag Henning ein, welchen er in längeren Ausführ­ungen begründete. Der Finanzminister entgegnete ihm, indem er ausführt, den Schwand 34mal in Anrechnung zu bringen, sei entschieden zu viel verlangt. Mit der besonderen Feststellung des Schwunds auf 2 °/o sei er einverstanden, dann aber müsse die von der Kommission aufgestellte Skala des Hausbrauchs geändert werden, weil der Schwand wiederum berücksichtigt sei. Es werde ein Gesamtausfall von 347 000 ^ ent­stehen. Da die Wirte selbst mit der Fixierung des Hausbrauchs nicht einverstanden find, so könnte man es bezüglich des Hausbrauchs beim alten lassen. Haußmann-Balingen bringt einen Antrag ein, wonach einem Wirt, der einen dies­bezüglichen Nachweis erbringt, gestattet werden kann, mehr als laut Skala als Hausbrauch zu berechnen. Henning begründet seinen Antrag nochmals. Schach glaubt, daß bei der Durch­schnittsberechnung die Staatskasse nicht nur keine Ausfälle, sondern eine Mehreinnahme erzielen werde. Frhr. v. Gaisberg tritt für den von ihm und Stockmayer gestellten Antrag ein. Der Berichterstatter Maur er empfiehlt ebenfalls diesen Antrag und im übrigen die Kommissionsanträge, v. Geß führt aus, nachdem nun doch einmal das Umgeld nicht abgeschafft werden könne, so solle man doch den Wirten in weitestgehender Weise entgegenkommen. Die Anträge Henning und Haußmann entsprechen seiner Ansicht nach der Sachlage. Der Ausfall an Staatseinnahmen könne leicht verantwortet werden. Rembold spricht für den Antrag Haußmann, aber gegen die nochmalige Anrechnung von 3°/o Schwand. Der Finanzminister betonte, daß es seine Pflicht sei, vor den großen Einnahme-Ausfällen zu warnen. Hege Plaidiert für den Traubenver- kaus seitens der Weingärtner. Kloß erklärt, daß er als Gegner aller indirekten Steuern zwar am liebsten für die Aufhebung des Umgelds stimmen würde, nachdem er aber einen solchen Antrag nicht stellen könne, so werde er für die weitestgehenden Anträge eintreten. Auch Egger glaubt, daß man den Wirten so weit als mög­lich entgegenkommen sollte. Nach weiteren Er­klärungen der Abgg. Haußmann-Balingen, Schach,

Dr. Kiene und Kloß wird der Antrag von Gaisberg-Stockmayer mit 59 gegen 15 Stimmen, der Antrag Henning u. Gen. mit 40 gegen 31 und schließlich der Antrag Rembold - Kiene zu Ziffer 6 angenommen. Der Antrag Haußmann- Balingen zu Art. 15 betr. Schwand und Koch­wein wird mit 37 gegen 33 Stimmen ange­nommen; im übrigen werden die Kommissions­anträge genehmigt.

Stuttgart, 8. Mai. Bei der Kammer der Abgeordneten ist eine Wahlan sechtu ng gegen das Mandat des Abgeordneten für Welz­heim, Prof. Dr. Hieb er, eingelaufen, die sich auf eine Reihe von Beschwerden stützt.

Stuttgart, 7. Mai. Am gestrigen 6. Mai war ein Jahr verflossen, seit der kommandierende General des 15. Armeekorps, Frhr. v. Falken­stein, Generaladjutant unseres Königs im besten Mannesalter gestorben ist. Noch lebhaft in der Erinnerung steht der tragische Tod dieses Mannes, der nur wenige Stunden zuvor an der Seite des Kaisers vom Paradefeld in die Garnisons­stadt Straßburg zurückgeritten war. Nun haben die Angehörigen auf dem Pragfriedhof, wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hat, ein Denk­mal errichten lassen, das einzig in seiner Art dasteht. Es ist ein mächtiger Granitblock, aus dem Schwarzwald (bei Enzklösterle) stammend, der die Höhe der Kirchhofmauer noch um einige Meter überragt und ein Gewicht von ca. 140 Zentner hat. Einer Blättermeldung zufolge wird dem verstorbenen General auch in Straß­burg i. E. ein einfaches würdiges Denkmal vom Offizierkorps des 15. Armeekorps errichtet werden.

Stuttgart. In einigen Wochen werden hier 2 neue Warenhäuser eröffnet, das eine in der Herzogstraße, das andere in der Friedrich­straße; in der letztgenannten Straße sind es dann 5 Bazare, die kaum 100 Meter von einander entfernt sind.

Stuttgart, 7. Mai. Gestern abend 8 Uhr wurde Großfeuer im Kronprinzenpalast ge­meldet, so daß alsbald beide Feuerwachen aus­rückten und sehr schnell zur Stelle waren. Es brannte unter dem Dachslocke in der Nähe des Kamins. Hunderte von Menschen umstanden den Palast. Durch das schnelle, sichere Eingreifen unserer Berufsfeuerwehr ist der schöne Palast vor größerem Brandunglück verschont geblieben. Entdeckt wurde das Feuer durch den Besitzer des nahen Residenzkafes, der den Brand von seiner Wohnung im Entstehen bemerkte. Als Ent­stehungsursache hat die Untersuchung ergeben, daß das Feuer in einer hölzernen Werkzeugkiste der Flaschner, die am Hause beschäftigt waren, entstanden ist. In letztere wurden vermutlich beim Geschäftsschluß glühende Lötkolben auf kurze Zeit gelegt; durch diese ist die Kiste in Brand geraten, die Zinkdeckung durchschmolzen; ein Balken hat Feuer gefangen. Der Schaden ist unbedeutend.

Heilbronn, 1. Mai. Wie dieHeilbr. Ztg." mitteilt, hat eine dortige Tischgesellschaft, die vor längerer Zeit an den Burengeneral Lukas Meyer einen Glückwunsch sandte, aus dem Hauptlager bei Glencoe 18. März folgende Ant­wort erhalten:Ihre werte Karte habe ich er­halten und freue mich über die unserem Volke zugebrachte Sympathie. Wenngleich der Streit ein sehr ungleicher ist, so soll doch das kleine Burenhäuflein zeigen, daß englische Räubereien und Unterdrückungen nicht so leicht mehr ausze- führt werden können. Hochachtend L. Meyer, General.

In Westgartshausen bei Crailsheim hat sich ein Knecht beim Hochzeitsschießen 3 Finger seiner linken Hand total abgeschossen.

Stuttgart. iLandesproduktenbörte.i Bericht vom 7. Mai von dem Vorstand Fritz Kregling-i. In der abgelaufenen Woche hat Weizen in Folge starker Ankünfte von Laplata eine Kleinigkeit nachgegeben, während direkte Offerte im Preise gleich geblieben sind. Hier ist der Verbrauch etwas stärker geworden; die Jn- landsmärkte zeigen schwächere Zufuhren und behauptete Preise. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 28 ^ bis 28 SO Nr. i:

28 bis 28 so ^. Nr. 2 : 24 ^ 50 ^

bis 25 Nr. 3: 23 ^4 ^ bis 236 SO

Nr. 4: 2t -kt bis 21 -kt SO Suppengries 28 bis 28 SO ^l. Kleie 9 80

Redaktion, Druck und Verlag von L. Me eh in Neuenbürg.

Ausland.

Der französische Kriegsminister General Gallifet hat für die gesamte französische Armee ein unbedingtes Verbot erlassen, in den Kantinen irgend welchen Branntwein oder alkoholische Li- queure oder irgend eine der unter dem Namen aporitik" bekannten Mischungen zu verkaufen. In den Katinen dürfen nur verkauft werden die gegohrenen Getränke (Wein, Bier, Apfelwein, Birnenmost) und die gewöhnlichen Getränke (Kaffee, Thee, Milch, Schokolade u.s.w.)

Paris, 8. Mai. Die deutsche historische Uniformausstellung, die einzige bisher fertige Gruppe des Heeres, wurde heute im Marine­palais auf Einladung Richters vom Botschafter Münster, Schlachtenmaler Detaille, Vertretern der Kunst und der Schriftstellerwelt besichtigt.

Paris, 7. Mai. Gestern abend gegen 6Uhrbrach über Paris ein furchtbares Sturm­wetter los, dem ein wahrer Wolkenbruch folgte, In der Rue Boissy dÄnglas wurden die Kanal­bauten vollständig überschwemmt, sodaß die Gegend einem See glich. Auch die Keller benachbarter Häuser wurden unter Wasser gesetzt. In der Provinz hat es zur selben Zeit viel Gewitter, Sturm und Hagelschlag gegeben.

Paris, 7. Mai. Auf der Westbahn er­eignete sich gestern abend zwischen Sevres und Chaville, wo zur Herstellung eines Doppelgeleises umfangreiche Arbeiten ausgeführt werden, ein Unglück. Der von Paris nach Brest bestimmte Expreßzug entgleiste und der nachfolgende Post­zug fuhr auf ihn auf. Mehrere Wagen wurden zertrümmert, der Führer des Postzuges und 2 Reisende wurden getötet, 12 Personen verletzt.

Neapel, 8. Mai. Seit 48 Stunden wirst der Vesuv andauernd Lavamassen aus. Der Anblick ist großartig. Die Thätigkeit des Vesuv wurde gestern abend eine sehr ausgiebige. Der Krater schleuderte unter gewaltigem Getöse große Steinmassen in eine beträchtliche Höhe empor, während die brennende Lava vom Kraterrand herabfließt. Der obere Bahnhof und die Schienen der Drahtseilbahn sind beschädigt.

Aus St. Petersburg berichtet man dem B. T.: Das Projekt einer Reform der Ver­bannung nach Sibirien ist dem Reichsrat vorge­legt worden; man vermutet, daß letzterer sich für völlige Aufhebung der Verbannung aussprechen werde.

Eine schreckliche Feuersbrunst hat die Stadt Dolhinow, Gouvernement Wilna, voll­ständig eingeäschert. Ueber 4000 Personen sind obdachlos. Acht Menschen sind bei den Rettungs­versuchen verbrannt. Das Feuer war an allen Ecken angelegt.

New-Dork, 7. Mai. DerNew-Hork Herald" meldet aus Guayaquil: Am Samstag wurde ein M 0 rdans chlag auf den Präsidenten von Ecuador, Alfaro, ausgeführt. Der Präsident wurde nicht verletzt. Der Thäter wurde verhaftet.

Kalkutta, 7. Mai. Die Bekanntgabe der Beisteuer Deutschlands zu dem Fonds zur Be­kämpfung der Hungersnot, rief überall lebhafte Genugthuung hervor. Das BlattEnglishman" schreibt in einem Leitartikel, eine solche Hoch­herzigkeit beweist, wenn ein Beweis überhaupt noch nötig war, daß die Deutschen das Herz auf dem rechten Fleck haben. Der Eindruck der Gabe wird noch erhöht durch die begleitende kaiserliche Kundgebung. Curzon spricht in der That für ganz Indien, wenn er die Versicherung giebt, daß die Depesche des Kaisers lebhafte Dankbar­keit im ganzen Lande erweckt habe. Der Kaiser in seinem edlen impulsiven Charakter war ge­rührt durch die furchtbare Not, von der Indien heimgesucht wird, und er wählte einen glücklichen Weg, um dieses Gefühl bekannt zu geben.

Die Lage der in Kumassi (Westafrika) eingeschlossenen englischen Besatzung ist nach Telegrammen des Gouverneurs der Goldküste eine sehr ernste. Die Zahl der die Stadt ein­schließenden Aschantis wird auf 10000 geschätzt. Die eingeborenen Lilfsmannschaften der Eng­länder leisten denselven sehr schätzenswerten Bei­stand.

Mit einer Beilage.

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