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gestaltet; die dunklen Schatten, welche der Tod ihrer Mutter auf ihr junges Leben geworfen hatte, waren allmählich verschwunden und nun wiegte sie sich wieder im Hellen, goldigen Frühlings­licht der Jugend und wand sich aus den Blüten und Blumen am Wege den bunten Kranz des Lebens.

In der letzten Zeit hatten sich freilich einige stachelige Ranken und Zweige in diesen Kranz gedrängt, Sorgen und Befürchtungen, wie sie Wohl jedes Mädchenherz in diesem Alter mehr und minder beschleichen, und diese waren es auch Wohl, welche heute ihr Herz bewegten, so daß sie gar nicht hörte, als die Thür ihres Zimmers aufging und die alte Brigitte eintrat.

Leisen Schrittes ging sie auf Martha zu, die noch immer gedankenvoll zum Fenster hinaus­sah, legte ihr sanft die Hand auf die Schulter und sagte:

Nun, was bewegt denn das Herz meines Lieblings, daß es gar so tief in Gedankenver­loren dasteht und nicht einmal hört, wenn seine treue Freundin kommt?"

Ach, Brigitte," erwiderte Martha,denke Dir nur, der Onkel hat mir heute morgen zu Verstehen gegeben, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, mich bald vermählt zu sehen. Er sei alt und könne bald sterben, da möchte er mich vor seinem Tode noch versorgt und in der Hut eines guten, tüchtigen Mannes wissen. Und wen glaubst Du Wohl, daß er mir zum Manne bestimmt hat? Niemand anders als Vetter Hermann!"

Nun, und darüber bist Du so betrübt?" antwortete Brigitte.Ist der Vetter nicht ein junger, hübscher Mann und dazu der einstige Erbe des Onkels? Andere Mädchen würden über­glücklich sein über solche Aussichten."

Aber ich kenne ja Hermann kaum; jung ist er freilich und mag auch ganz hübsch sein, aber ich liebe ihn nicht und werde ihn auch nie lieben können. Als ich dem Onkel dies sagte, meinte er, dies finde sich schon, er habe seine Frau auch nur auf den Wunsch seiner Eltern geheiratet, ohne sie vorher zu lieben, und sei doch mit ihr recht glücklich geworden. Aber ich kann mir nicht denken, daß ich je mit einem Manne glücklich werden könnte, dem nicht auch mein Herz gehört."

Dabei rollten ein paar große Thränen über die dunkler glühenden Wangen und laut auf­schluchzend lehnte sie sich an die Brust der mütterlichen Freundin. Liebkosend strich diese ihr mit der Weichen, durchsichtigen Hand über das wellige Haar und sagte in ihrer liebevollen, tröstenden Weise:

Sei ruhig, mein Kind, bis zur Hochzeit fließt noch viel Wasser die Weichsel herunter und ich bin überzeugt, daß der Onkel nur Dein Bestes im Auge hat und Dich nie zwingen wird, einem ungeliebten Manne Deine Hand fürs Leben zu reichen. Warte ruhig ab, vielleicht gewinnst Du den Vetter doch noch lieb. Oder sollte Wohl gar Dein Herzchen nicht mehr frei sein?"

Ach geh!" rief Martha,wie magst Du nur so sprechen. Mein Herz ist frei, aber ich habe noch gar keine Lust, mich schon so bald zu verheiraten."

In diesem Augenblicke schallten vom Markte die schmetternden Klänge eines lustigen Marsches herauf und machten dem Zwiegespräch ein Ende.

Ei du gütiger Himmel", rief Brigitte aus, als sie die Musik hörte, da kommen ja schon die Soldaten und ich saumselige Person stehe hier und schwatze, während ich doch in der Küche nach dem Rechten sehen müßte, damit das Essen heute recht gut wird, hat Herr Behrends befohlen, daß es heute aus Anlaß der Ein­quartierung einen Gang mehr geben soll."

Damit eilte sie hinaus, während Martha das Fenster öffnete, um sich das militärische Schauspiel anzusehen, welches sich unten auf dem Langen Markte" entwickelte.

Mit klingendem Spiel zog das xte Infan­terie-Regiment nach beendetem Manöver in die Stadt ein, welche ihm fortan zur Garnison dienen sollte, nachdem es lange Jahre am Rhein ge­standen hatte. Der Oberst ließ das Regiment an sich vorbeimarschiereu, dann wurden die

Quartierbillete verteilt und bald marschierten die einzelnen Gruppen ab, um ihre Quartiere aufzusuchcn.

Auch Behrends erhielt Einquartierung und zwar zwei Offiziere, Leutnant Miller u. Leutnant Wessel. Sie hatten nicht weit zu gehen, nur wenige Schritte waren es bis zum Hause, wo­selbst sie der alte Diener schon an der Thüre erwartete und aus ihr Zimmer geleitete.

Währenddessen saß Behrends in seinem Privatkomptoir. Es war ein alter Herr von vielleicht 70 Jahren; sein Haar war schneeweiß und umgab nur noch in einem dünnen Kranz das Haupt. Vor ihm ans dem Tisch lag das Hauptbuch aufgeschlagen mit dem Abschluß des letzten Jahres.

Mehr als eine Million nenne ich mein; fast verdoppelt hat sich das Vermögen des Hauses Jakob Behrends, seit ich Chef desselben bin. Doch für wen habe ich geschafft und gestrebt?" fuhr er nach einer Pause in seinem Selbst­gespräche fort.Mein Großvater, mein Vater, sie arbeiteten und schafften für ihre Kinder, ich habe kein Kind mehr!" Er seufzte tief auf und strich mit der Hand über die hohe Stirn als wollte er die trüben Gedanken verscheuchen, welche ihn überkamen, sobald er diesen Punkt berührte. Dann klingelte er und befahl dem eintretenden Komptoirdiener ihm seinen Neffen zu rufen.

^Fortsetzung folgt.)

Trauer-Kouverts (Briefumschläge mit schwarzen Rändern) sind nach einer Verfügung des Staats­sekretärs des Reichspostamts bei Einschreibe­briefen künftig nicht mehr zulässig, nachdem ihre Benutzung für den Verkehr mit dem Ausland schon lange untersagt war. Briefumschläge mit farbigen Rändern lassen sich nämlich viel leichter als einfache Weiße an den Seiten in betrüger­ischer Weise aufschneiden. Auf glatten Brief­umschlägen läßt das mehr oder minder deutliche Spuren zurück, während die schwarzen Ränder eines heimlich geöffneten Briefumschlags fast unmerklich wieder geschlossen werden können, in­dem man nötigenfalls die Schnittfläche schwärzt.

(Gut abgefertigt.) Ein Oberingelheimer Weingeschäft richtete, wie dieRhein- und Nahe­zeitung" meldet, an ein erstes Haus in London ein deutsch gehaltenes Schreiben. Das Londoner Geschäft schickte jedoch den Brief einfach wieder zurück und schrieb schräg auf die eine Ecke der Rückseite: ure extremis sorr^, dut rvs

clo not unckerstancl Kermun" (ohne Unterschrift). Auf deutsch:Es thut uns sehr leid, aber wir verstehen kein Deutsch." Wenn auch der deutsche Absender sich durch dieses formlose Verfahren nicht geradezu beleidigt fühlte, so glaubte er doch darin so recht die Nichtachtung und den Haß des Engländers gegen das Deutsche zu erkennen; er ließ daher dem englischen Geschäft folgende Abfertigung englisch zukommen:Ich bedauere aufrichtig, daß Sie als Besitzer eines großen Cafes mit internationalem Verkehr nicht einmal die heute in allen Weltteilen verstandene deutsche Sprache verstehen. Hier in Deutschland versteht man sogar die Burensprache, und ich habe die beste Hoffnung, daß die Lektionen, die Old England eben in dieser Sprache erhält, für dessen Bescheidenheit von größtem Nutzen sein werden." Wir wollen es hoffen.

Lebensmittelpreise in Ladysmith. Einem Briefe des Berichterstatters des Standart vom 25. Dezember vorigen Jahres entnehmen wir folgende Schilderung: Vor drei Wochen hatte der Bürgermeister angekündigt, daß an be­stimmten Tagen die eingesammelten Mundvorräte der Stadt versteigert werden sollten. Da gab es denn einen so lebhaften Wettbewerb, daß die Versteigerung nur einmal stattfand, weil sonst die Preise nie mehr auf ihren gewöhnlichen Stand zurückgekehrt wären. Hier einige Beispiele aus den Büchern des Stadtschreibers: Ein Dutzend Eier 10 ^ 60 Konfekt 3 50 das

Pfund; Gurken 1 ^ 75 das Stück! Aepfel 2 50 für 50 Stück; Kartoffeln 24 ^

für 25 Pfund; Tomaten 35 das Stück; ein

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.

Kürbis 2 75 rote Möhren 3 ^ 10 u

für ein kleines Bund; Rotrüben 2 ^ 50 n das Bund. Für 56 Kartoffeln wurden 60 ^ bezahlt, also etwa 1 für das Stück, während die Eier für 8 50 bis 11 ^ 50- das

Dutzend abgingen, ein Huhn 8 50 .ff kostete

eine Ente 10 50 ch) rote Möhren 60 ^f das

Stück, eine Flasche Whisky 100 bis 140 ^ und ein Päckchen Zigarretteu von sonst 25 ^ 3 ^ 50 ^f.

Wie sich die weiblichen Rechtsdoktoreu denen ja eine richterliche oder anwaltliche Thätig- keit verschlossen ist, nützlich machen, ersieht man aus folgender Vriefkastennotiz eines Frauen- blattes:Auf Ihre Anfrage teilen wir mit, daß I)r. jur. Anita Augspurg und Or. jur. Marie Naschke die Aussetzung von Eheverträgen über­nehmen und daß durch diese weiblichen Juristen die Interessen der Frau jedenfalls in vollem Umfange gewahrt werden." Hoffentlich setzen die beiden rechtsgelehrten Damen auch mal einen Ehevertrag ineigener Sache" auf.

sRücksichtslose Hasen.j Herr Wamperl hat zu seiner Treibjagd mehrere Freunde eingeladen. Während diese munter darauf lospuffen, kommt Herr Wamperl nie zum Schuß. Da naht sich endlich ein Hase aber auch der kehrt um, ehe Wamperl schießen kann. Wütend schreit der Jagdherr:Gehst gleich hierher, Vieh dummes! Wer hat denn die Jagd gepachtet ich oder die andern?"

(Schnell abgeholfen.j Direktor:Sie , wollen denWilhelm Tell" spielen? Sie können ja Ihren sächsischen Dialekt nicht lassen! Schauspieler:Macht doch nischt, kutester Herr Direktor. Spielen wir einmal den Wilhelm Tell aus der sächsischen Schweiz!"

(Faule Ausrede.) Sie:Das ist ein sehr hübscher Ring, den Du mir da geschenkt hast; aber warum steht denn innen A. K., ich heiße doch Emmy!" Er: (der schon einmal verlobt gewesen):Ja, das heißt auch nur Achtzehn Karat." (Lust. Bl.")

Auflösung des Rätsels in Nr. 23.

Granate.

Hononynr.

Im Handel ist's nicht zu entbehren,

Drum hält der Kaufmann es in Ehren,

Daß es zu groß nicht und zu klein,

Muß immer seine Sorge sein.

Doch wehe, wer's im Krieg erlitten, Obwohl sie wie die Braven stritten, Vernichtet ist des Heeres Macht In dieser unglücksel'gen Schlacht.

Mutmaßliches Wetter am 13. und 14. Februar.

lNachdruck verboten.!

Im inneren Rußland ist der Hochdruck aus 770 mm gestiegen, lieber Spanien und Südfrankreich behauptet sich ein solcher von wenig über Mittel. Ueber Mittel- und Unteritalien nebst Dalmatien liegt ein Luftwirbel von 7öO mm und ein gleich tiefer Luftwirbel am süd­lichen Ausgang des irischen Kanals. Für Dienstag und Mittwoch ist zwar noch zeitweilig bewölktes, aber in der Hauptsache trockenes Wetter bei ziemlich frischer Temperatur zu erwarten.

Telegramm.

Pretoria, 11. Febr. Eine Depesche aus dem Hauptquartier der Buren bei Ladysmith vom 9. d. M. besagt : Vom oberen Tugela wird gemeldet, daß in dem gestrigen Kampfe, in dem die Buren von Transvaal und aus dem Oranje­freistaat die Engländer gezwungen haben, unter schweren Verlusten sich wieder über den Tugela zurückzuziehen, die Buren 4 Tote und 8 Ver­wundete hatten. Als die Buren das Kopje, das die Engländer besetzt hatten, wieder einnahmen, fanden sie dort 22 tote Buren. Gegen Mitter­nacht wurde gemeldet, daß die Garnison von Ladysmith in der Richtung des Lagers der Buren des Oranjefreistaates durchzubrechen ver­suchen. Man hörte ein heftiges Geschützfeuer. Einzelheiten fehlen noch.

Nr. 25.

Erscheint «»«tag, Mi,

Mertels. X l.2S, monatlich

zur Anbringung der G,

Diejenigen, welch wegen häuslicher Verh tz 32 Ziff. 2 lit. u bis wollen, werden aufgef, machen, daß sie noch t rüber berufenen Ersatz!, Die Ortsvorsteher lich eingereicht oder nach den Vorschriften d betr. das Verfahren b, 8. April 1876 Ziff. 1 von 1876 S. 114 ff.) Formulare werde. Es wird nachdrüö Gesuche nicht berücksicht Die Ortsvorstehei forderung zu sorgen. Neuenbürg, di

an die Reservisten, La> gebildeten Lar Unter Bezugnahm der deutschen Wehrordn jenigen Reservisten, Lai Landsturmpflichtigen de hinter die letzten Jahr häuslicher oder gewerbl ihre Gesuche innerhalb termin bei dem Ortsvor' Wegen der Behm Vorschrift des § 123 de des Innern und des Kr und Klassifikationsgesucl K. Ministeriums des I Neuenbürg, 1i

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In Engelsbrand ausgebrochen und in 6 Den 12. Februar

Revier Wildl

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am Donnerstag den 22. mittags 12 1

auf dem Rathaus in ! I Abt. 19 Hinterer U Abt. 26 Kohlsteigle Pöllert u. II 106 Ob und zwar:

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