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Festessen, welches die Direktion der Hamburg- Amerika-Linie anläßlich des Stapellaufes der Deutschland" gab. In ihr verbreitete sich der Staatssekretär, nachdem er die Versicherung vor­angeschickt hatte, daß er sich stetig bemühe, die auswärtige Politik in den ihr vom verewigten Fürsten Bismarck vorgezeichneten Geleisen ruhiger Besonnenheit und fester Sicherheit und Würde zu erhalten, über die Flottenfrage. Er warf einen Rückblick auf die bis ins Jahr 1817 zu­rückreichende Vorgeschichte der jetzigen deutschen Flotte und verlieh dabei der Hoffnung Ausdruck, daß der Reichstag auch der kommenden neuesten Flottenvorlage seine Zustimmung nicht versagen werde. Die Rede klang in einem Hoch auf die Hamburg-Amerika-Linie und auf den "Vulkan" aus.

Der Kaiser hat sich von Stettin aus nach Kiel weiterbegeben, um seiner erlauchten Schwägerin, der Frau Prinzessin Heinrich von Preußen, persönlich seine Glückwünsche zu der Geburt des jüngsten Sohnes des Prinzen und der Prinzessin Heinrich zu überbringen.

Mit der gleichzeitig erfolgten Wiederauf­nahme der Verhandlungen des Reichstages nach Ablauf seiner Weihnachtsferien und dem Zusammentritte des preußischen Land tages zu seiner neuen Session hat sich wiederum die alljährliche parlamentarische Hochflut eingestellt. Im Reichstage hat man zunächst die Spezial- beratung des Etats in Angriff genommen, welche Arbeit die Reichsboten in den nächsten Wochen vorwiegend beschäftigen dürfte. Zu der beim Spezialetat des Reichskanzlers erwarteten großen Politischen Debatte, bei welcher auch die Be­schlagnahme deutscher Schiffe seitens englischer Kreuzer eingehend erörtert werden sollte, ist es jedoch noch nicht gekommen, da der genannte Etat einstweilen zurückgestellt worden ist; indessen werden die deutsch-englischen Zwischenfälle vor­aussichtlich in den ersten Tagen nächster Woche im Reichstage zur Sprache gelangen, und zwar infolge einer von allen Parteien vereinbarten, besonders auch vom Vorstand des Alldeutschen Verbands angeregten Interpellation an die Reichsregierung. Im Preußischen Abgeordneten­hause wurde am Mittwoch, der zweiten Sitzung des Hauses in der neuen Session, zunächst das bisherige Präsidium: v. Kröcher (kons.) durch Zuruf wiedergewählt, woraus Finanzminister Dr. v. Miquel den Etat einbrachte. Im zweiten Teile seiner Rede schwang sich Herr v. Miquel zu einem hochpatriotischen Ton auf, einen Ver­gleich ziehend zwischen der elenden Lage Preußens beim vorigen Jahrhundertwechsel und den heu­tigen blühenden Zuständen des Landes; zum Schluffe appellierte der Minister an den opfer­willigen Patriotismus des Hauses. Am Donners­tag befaßte sich dasselbe mit der Arendt'schen Interpellation in Sachen der gemaßregelten Landräte.

Der Reichstag trat am Mittwoch in die Spezialberatung des Etats ein, doch verlief die Diskussion vom Tage ziemlich un­interessant. Der Etat des Reichstages fand nach ganz kurzer Debatte selbstverständlich Ge­nehmigung, worauf der Etat des Reichsamtes des Innern in Angriff genommen wurde. Es entwickelte sich hierbei eine allgemeine, die ge­samte weitere Sitzung ausfüllende Erörterung, in welcher die verschiedenartigsten Wünsche wie auch Beschwerden vorgebracht wurden, mit deren Beantwortung Staatssekretär Graf Posadowsky übergenug zu thun hatte. Der Maximalarbeits­tag, die Bäckereiverordnung des Bundesrates, die Wirksamkeit der Gewerbeinspektoren, der internationale Vogelschutz, die Frage eines Reichs- Wohnungsgesetzes, die Angelegenheit des zu ver­bessernden Patentschutzes und noch sonstige Themata gelangten hierbei auf's Tapet; am Donnerstag wurde diese Debatte fortgesetzt.

Berlin, 12. Jan. Wie die Post erfährt, ist in der Angelegenheit des DampfersBundes­rat" bis jetzt keinerlei Fortschritt zu verzeichnen. Die Beschlagnahme wurde bisher noch nicht auf­gehoben, weil das Ergebnis der Durchsuchung des Schiffes noch aussteht. Die deutsche Re­gierung führt inzwischen die Verhandlungen mit dem Londoner Kabinet fort, und zwar erstrecken diese Verhandlungen sich nicht blos auf den Fall

Bundesrat", sondern auch auf die grundsätzliche Frage der Beschlagnahme nnd die Leistung von Schadenersatz an die Ostafrika-Linie.

Berlin, 12. Jan. DieNordd. Allgem. Ztg." schreibt: In der Presse wurde wiederholt berichtet, daß die Firma Krupp in Essen mit der schleunigen Ausführung eines großen Auf­trages zur Lieferung von Stahlgranaten an England beschäftigt sei, und dabei die Frage aufgeworfen, ob es mit den Pflichten strenger Neutralität, die von Deutschlaud in dem süd­afrikanischen Krieg beobachtet werde, verträglich erachtet werden könne, wenn Lieferungen von Kriegsmaterial an eine der kriegführenden Mächte ausgeführt würden. Wie wir erfahren, wird diese Frage an zuständiger Stelle verneint, und deshalb ist die Firma Krupp alsbald nach dem Erscheinen jener Meldungen ersucht worden, eine beabsichtigte Versendung von Waffen, Geschützen, Munition oder anderweitigem Kriegsmaterial an eine der beiden kriegführenden Parteien ein­zustellen.

Im Reichskanzlerpalais zu Berlin fand gestern die Generalversammlung des unterm Pro­tektorate der Kaiserin stehenden Zentralkomitees zur Errichtung von Heimstätten für Lungen­kranke statt. Der Generalsekretär Dr. Pann- witz erstattete den Geschäftsbericht. Es stehen jetzt zur Aufnahme Lungenkranker der minder- und unbemittelten Bevölkerung 33 Volksheilstätten zur Verfügung. Mit Beginn des neuen Jahr­hunderts sei es möglich, 20000 Heilbedürftige den Heilstätten zuzuführen. Der Herzog von Ratibor berichtete über den Kongreß zur Be­kämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit. Deutschland stehe auch nach dem Urteile des Auslandes an der Spitze der Bewegung und müsse an dieser Stelle bleiben.

Vom Bodensee, 12. Jan. Ueber die Verbesserung der Lage des Mühlengewerbes be­riet eine Versammlung von Mühlenbesitzern -in Meßkirch. Die Ansichten gingen dahin, daß der übliche Lohnsatz für Mahlen, der 12. oder 10. Teil ein zu geringer sei; dieser entspreche einem Geldwert von 4860 Per Zentner. Hiebei ist das Abholen und Rückverbringen inbegriffen. Es wurden dann folgende Lohnsätze festgesetzt: Für Mahlen von Getreide den 9. Teil, für Schälen den 20. Teil und Schroten den Zentner für 40 .fl. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich bei Nichteinhaltung der Lohnsätze zu einer Geld­strafe von 200 die der Armenkasse anheim­fallen.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Jan. Am letzten Sams­tag hielt dahier die Württemberg. Volkspartei ihre Landesversammlung ab und tags darauf die deutsche Partei. Beide Versammlungen waren sehr zahlreich besucht und nahmen jede in ihrer Art einen flotten Verlauf. Beide Versammlungen, über die wir in der Nr. v. 10. ds. Mts. Bericht gaben, zeichneten sich auch darin aus, daß dies­mal von Erörterungen über die Bestrebungen anderer Parteien Abstand genommen wurde. Die Volkspartei hat die Lage der Bauern u. Hand­werker durch zwei besondere Berichterstatter er­örtern lassen, sichtlich im Ausblick auf die inner­halb Jahresfrist bevorstehenden Neuwahlen zum württb. Landtag. Freilich kam ein irgendwie grundlegender neuer Gedanke hiebei nicht zum Vorschein. Den Handwerkern wird der Anschluß an die Gewerbevereine und allenfalls die Bildung von freien Innungen empfohlen; im übrigen soll der Staat möglichst viel Geld für die Hand­werkerorganisation hergeben. Wie aber das Handwerk selbst aus seiner Notlage herauskommen soll, das wußte der betr. Referent freilich ebenso­wenig anzugeben, als der nach ihm folgende Redner über die Lage der Bauern eine gründ­liche Abhilfe für die Notlage der Landwirtschaft anzugeben wußte. Der Schwerpunkt der Ver­handlungen der Volkspartei lag zweifellos in der Rede des Reichs- und Landtagsabg. K. Hauß- mann, der sich, wie natürlich, gegen eine Ver­mehrung der deutschen Flotte aussprach und von einer sprunghaften Politik redete. Daß die Ver­hältnisse der großen Politik sich sprunghaft ändern, scheint der Redner nicht erwogen zu haben und das wird er wohl selbst nicht glauben, daß der

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

Kaiser aus Liebe zum Wassersport die ver­mehrten Kriegsschiffe haben will. Gerade in dieser Frage hat die deutsche Partei durch ihren Redner Dr. Lgelhaaf die wahren Bedürfnisse des deutschen Vaterlandes in überzeugender Weise beleuchtet.

Stuttgart, 5. Jan. Ein hiesiges großes Geschäftshaus hatte mit der K. und K. öster­reichischen Tabakregie eine sehr bedeutende Liefer­ung von Sumatratabaken abgeschlossen und, wie das bei solchen Geschäften üblich ist, als Garantie für die richtige Lieferung eine Kaution von 120000 Gulden hinterlegen müssen. Die Regie­verwaltung, welche schon einige Posten der Waren übernommen hatte, glaubte nachträglich Anlaß zu haben, die gelieferten Tabake als nicht ent­sprechend beanstanden zu sollen und hat, abge­sehen von der Zahlungsverweigerung, ohne weiteres die gestellte Kaution für verfallen erklärt. Es steht nun in dieser Angelegenheit ein Prozeß in Aussicht, welcher wohl große Dimensionen annehmen wird.

Ausland.

Die englische Regierung hat durch den Mund des Finanzministers Balfour, der zu diesem Zweck gleich zwei Reden in Manchester hielt, erneut ihren Entschluß bekunden lassen, die Burenrepubliken trotz aller Niederlagen der englischen Waffen noch zu Boden zu schlagen, wobei sie sich allerdings in Übereinstimmung mit der öffentlichen Meinung Englands befindet; es ist dies freilich eine kostspielige Dickköpfigkeit! Lord Selborn erklärte in einer Rede, die er beim Bankett der Vereinigten Londoner Handels­kammern hielt, weder die englische Regierung noch die Londoner Militärbehörden hätten je versucht, die Strategie der kommandierenden eng­lischen Generäle in Südafrika irgendwie zu beeinflussen.

Aus London liegt die Meldung der Voss. Z. vor: Durbaner Drahtungen der Daily Mail und des Standart melden, eine gründliche Prüfung sichrerer Tonnen der Ladung desBundesrat" habe keine Kriegskontrebande zum Vorschein ge­bracht.

London, 11. Januar. Die Blätter ver­öffentlichen die sentationelle Meldung, das Kriegs­amt werde Maßregeln von außerordentlicher Wichtigkeit treffen. Sämtliche Freiwillige und sämtliche Spezialkorps, sowie sämtliche Miliz­truppen werden einberusen. Die gesamten Streit­kräfte des Königreichs werden mobilisiert, 50000 Mann (!!?) sollen nach Südafrika gesandt werden, und gleichzeitig genügend Truppen vor­handen bleiben, um einer etwaigen europäischen Verwickelung Widerstand leisten zu können, die durch die Besitznahme der Delagoabai, welche die englische Regierung als notwendig betrachtet, entstehen könne.

Mutmaßliches Wetter am 14. und 15. Januar.

«Nachdruck verboten.)

Ueber Südskandinavien liegt nunmehr ein Hoch­druck von 775 mm über der nördlichen Hälfte von Frankreich, Norddeulschland, Südirland und England, sowie dem übrigen Skandinavien, ferner über der nörd­lichen Hälfte von Rußland ein solcher von über 770 mm. Bon Nordwesten her scheint ein neuer Luftwirbel gegen Schottland im langsamen Anzug zu sein in Mittel- und Unteritalien ist die Depression auf 750 mm verliest worden. Bei weiterhin sinkender Temperatur ist für Sonntag und Montag noch rmmer größtenteils bewölktes, aber nur noch zu sporadischen Schneefällen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Gnzthiiler-

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So ist es gekov Sitte von einem Ges, hat, und daß sich immer mit einem B der Sprache, in den Lebensgewohnheiten schroffen Gegensatz ; stellung und dem V Es ist selbst den , schwer, sich von bei befreien, denn die Sprache so verwüste Begriffe keinen deut Andererseits dünkt vi wiedergegebener Ged habener, als wenn Ist das nicht thörich

Dasselbe gilt v sich viele zu blinden machen und Million, in die Fremde wand der Vervollkommn unl eher den auswärtiger guten Geschmacks in ! Lebensführung bieter die sogenanteEnglä Zeit so üppig ins Kr deutsche Auge davn sich aus der Höhe d fein" gelten will, englisch, spielt englisck Fordern wir nid den Spott des Aus! unfern Vätern entschr heutigen Geschlecht du erfreuen uns wieder > Vaterlandes, und wer sich durch Nachäffung des englischen Wesens geben sucht, verfällt Lächerlichkeit. Das Weltstellung nur beha die Eigenart seiner m