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ausgesprochen. Als Ort der nächstjährigen 42. Wanderversammlung wird Biber ach gewählt, wo zu gleicher Zeit eine Bezirksausstellung statt­finden wird. Durch Akklamation aus der Ver­sammlung wird der bisherige verdiente Vorstand für das nächste Bereinsjahr wiedergewählt. Nach Schluß der Verhandlungen in der Turnhalle be­gaben sich die Teilnehmer in das Gasthaus zum Waldhorn", wo gemeinsames Mittagsmahl stattfand. Abends fand die Beleuchtung der St. Nikolaus-Brückenkapelle statt. Auf dem hohen Felsen wurde ein Feuer abgebrannt. Das Wetter war den ganzen Sonntag über prachtvoll.

Nagold, 2. Oktbr. Der Gasthof zum schwarzen Adler" wurde heute vom seitherigen Besitzer Hrn. Degele an Hrn. Voith, genannt Franz! der lustige Wirt, bisher auf dem Hotel Metropol in Konstanz um 45 000 ^ verkauft. Der neue Besitzer wird am 15. Okt. aufziehen.

Pforzheim, 2. Okt. Bei der vorgestern in Karlsruhe stattgehabten Verhandlung vor der Strafkammer über die jüngst hier verhafteten Goldschnipfler ist nunmehr das Urteil ergangen. Es wurden Gefängnisstrafen von 3 bis 10 Monaten gefällt, 2 Angeklagte erhielten eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren.

Neuenbürg, 2. Okt. Auf dem Bahnhof waren heute hessische Mostbirnen zum Preis von 5 ^ 30 Pr. Ztr. angeboten.

Nagold, 30. Sept. Der heutige Obst­markt war mit ca. 50 Zentner befahren. Der Verkauf (Aepfel 5.20 bis 5.50 c//^, Birnen 7.20 Zwetschgen 8. gebrochenes Obst

8 ging rasch von statten. Zufuhr erwünscht.

Deutsches Weich.

Das Kaiserpaar ist am Sonntag noch nicht aus Rominten nach Potsdam zurück­gekehrt, obwohl die Rückkehr der Majestäten vielfach für den genannten Tag angekündigt worden war. Anderseits hat sich auch die An­kunft der beiden Königinnen von Holland am kaiserlichen Hofe noch verzögert. Zum Befinden der Kaiserin wird neuerdings gemeldet, daß dasselbe gegenwärtig ganz vorzüglich sei und daß sich die hohe Frau jetzt wieder ohne jegliche fremde Hilfe frei bewegen könne, auch beim Treppensteigen.

Hamburg, 3. Okt. Als gestern Abend der von Norden konlmende Zug mit Rekruten, meist nach Metz und Diedenhofen bestimmten Dragonern, in den Klosterthorbahnhof einge­laufen war, stiegen viele Rekruten gegen den Befehl des kommandierenden Offiziers aus und blieben auf dem ersten Geleise stehen. Gleich darauf lief der Zug von Blankenese ein und fuhr in die Menge hinein. 3 Personen wurden getötet und etwa 30 verletzt, davon 7 schwer. Von allen Seiten sind Aerzte und Ambulanz­wagen zur Hilfeleistung an der Unglücksstelle eingetroffen.

München. Der Gesamtausschuß des Deutschen Sängerbundes faßte in seiner Schlußsitzung folgende Beschlüsse: Das nächste^ Sängerbundesfest soll 1902 in Graz abgehalten werden, wenn, was zu erwarten ist, der aus den Delegierten der 68 Einzelbünde bestehende Sänger­tag im Jahre 1900 seine Genehmigung erteilt. Die Bundesfeste sollen in musikalischer Richtung verbessert werden. In der ersten Hauptaufführ­ung sollen einmal Gesamtchöre und Vorträge von Einzelbünden stattfinden und sodann ein größeres geschlossenes Werk aufgeführt werden. In der zweiten Hauptaufführung sollen Gesamt­chöre und das Volkslied gepflegt werden und ferner hervorragende Einzelbünde zur Vorführung kommen, aber ohne den üblichen Wettbewerb.

Kaysersberg, 29. Sept. Im hiesigen Kreise wird die Weinlese kommende Woche eröffnet werden. Der Ertrag giebt einen soge­nannten Glücksherbst. Qualität und Quantität läßt viel zu wünschen übrig. Aus dem Kreise Rappoltsweiler, 30. Sept. Unsere Wein­bauern klagen insgesamt über die zur Zeit herrsch­ende schlechte Witterung, die den Reben großen Schaden verursacht. In frühen Lagen sind die Trauben von Fäulnis befallen und sind im Ab­gang. Mit der Weinlese wird man noch 8 bis

10 Tage warten. Müllheim, 29. Sept. In Buggingen hat der Herbst seinen Anfang ge­nommen. Im nahen Rebdorf Auggen beginnt er ebenfalls, während in einem Teil der Reb- bezirke anderer Orte vorläufig ein oder zwei Tage zu einem Vorherbst gestattet sind. Der Wurm hat in einzelnen Lagen nicht unerheb­lichen Schaden verursacht. An alten Weinen wurden diese Woche noch 2 Posten hier abge- gegeben und zwar etwa 48 Hektol. 1895er zu 65 -//5, 27 Hektol. 1897er zu 53 der Hekto­liter.

Karlsruhe, 1. Okt. Seit gestern ist in den Räumen des städtischen Ausstellungs­gebäudes die mit der 26. Jahresversammlung des badischen Geflügelzuchtvereins ver­bundene Ausstellung eröffnet und zieht zahl­reiche Besuche an. Von 140 Ausstellern sind 500 verschiedene Katalognummern ausgestellt und geben ein belehrendes wie erfreuliches Bild der auf diesem Gebiete herrschenden Thätigkeit zur Vervollkommnung der Rassen des Geflügels nach Schönheit und Nutzbarkeit. Zur Vermehr­ung der Ausstellungspreise sind wie von der Gesellschaft so auch vom Großherzog und von der Stadt namhafte Beiträge beigesteuert. Der Vorbericht zum Ausstellungsverzeichnis weist auf die Bedeutung der Geflügelzucht hin, die von unseren Landwirten noch lange nicht in ihrer vollen Bedeutung erkannt ist, sonst könnten aus dem deutschen Reich nicht jährlich etwa 100 Millionen für eingeführtes Geflügel ins Ausland gehen. Seit Jahren bemüht sich auch die land­wirtschaftliche Abteilung des Ministeriums des Innern, auf diesem Gebiete eine Besserung her­beizuführen, hier wie bei der Obstzucht noch nicht mit dem gewünschten Erfolg. Mit der diesmaligen Ausstellung ist auch eine Brut- masch ine zur Anschauung vorgeführt, die all­gemeines Interesse erregt. Auch dem Glücks­hafen, dem Spender von Gänsen, Enten und Hühnern für den glücklichen Gewinner, wird eifrig zugesprochen.

Württemberg.

Telephonisches. Schon in allernächster Zeit wird in Herrenberg die Telephonum- schaltestelle dem Betrieb übergeben werden, da die Vorarbeiten nahezu fertig sind. Im Laufe dieses Monats erfolgt sodann die Eröffnung der Telephonstellen in Ehingen, Munderkingen und Riedlingen. Auch Saulgau sollseinen längst gewünschen Telephonanschluß erhalten, was voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres der Fall sein wird; ebenso wird in allernächster Zeit die neugebaute, direkte Linie Stuttgart- Ravensburg fertig sein, wodurch die bis­herigen Leitungen Stuttgart-Ulm und Ulm- Friedrichshafen erheblich entlastet werden. Be­züglich der direkten Telephonverbindung Stutt­gart-Berlin sollen die Arbeiten so rasch voran­schreiten, daß die Eröffnung wenigstens dieser Strecke auf 1. November sehr wahrscheinlich geworden ist. Ob aber auch die Leitung Stutt­gart-Basel zu diesem Termin fertiggestellt wird, ist insofern nicht sicher, als die Reichspostver­waltung, wie es scheint, auf der Strecke von Basel bis zur württembergischen Landesgrenze mit ihren Arbeiten nicht recht vorwärts kommt. Von den 64 württ. Oberamtsstädten ist nur noch Welzheim nicht an das Telephonnetz angeschlossen.

Stuttgart, 27. Sept. (Zur Beachtung für Rekruten.) Die demnächst zur Ableistung ihrer Militärpflicht einrückenden Rekruten werden gut thnn, ihre Quittungskarten über gezahlte Beiträge zur Alters- und Jnvaliditätsversicherung bei den Krankenkassen und Ortsbehörden abzu­holen und sorgfältig aufzubewahren, da dieselben nach der Entlassung bei Wiedereintritt in ver­sicherungspflichtige Beschäftigung abzugeben sind. Die Militärdienstzeit wird den Versicherten so angerechnet, als Hütten sie während dieser Zeit ihre Beitrüge gezahlt.

Stuttgart, 27. Septbr. Die württemb. Baugewerbs-Berufsgenossenschaft zählte nach dem in ihrer Generalversammlung am 28. September erstatteten Bericht 16 762 Betriebe, von den 928 vorübergehend eingestellt waren.

In Versicherung waren also thatsächlich 15 334 Betriebe mit durchschnittlich 34 353 beschäftigten Arbeitern. Die Zahl der 1898 überhaupt ver­sicherten Personen betrug 12 967 Arbeitgeber und 89 897 Arbeiter. Unfälle kamen 1408 zur Anzeige. Ausbezahlt wurden im Ganzen 303 779 Mark für 1929 Unfälle. Die Zahl der 1898 erlassenen Bescheide, durch welche erstmals Renten festgesetzt oder abgelehnt wurden, betrug 621 die Zahl der Bescheide, durch welche Renten ab- geändert wurden, 620. Gegen diese Bescheide wurden 157 Berufungen beim Schiedsgericht angemeldet, von denen 67 abgewiesen wurden- in 31 Fällen wurde der Bescheid geändert, in 7 die Berufungsklage zurückgezogen. 47 Fälle endigten durch Vergleich. Das Vermögen der Genossenschaft, das 1898 um 28 266 ^ ange­wachsen ist, beträgt 886349 c/ch wovon 854462 Mark auf Reservefonds, 30 000 ^ auf Betriebs­fonds und 1887 ^ auf Inventar entfallen.

Stuttgart, 26. Septbr. Ein junger Württemberger, Graf Zeppelin, der früher als Leutnant beim 20. Ulanenregiment in Lud­wigsburg gestanden hat, befindet sich, wie der Bad. Landesztg." geschrieben wird, jetzt in Diensten der transvaalischen Republik. Er ist nämlich, diesem Blatt zufolge, in das von Oberst Schiel gebildete deutsche Freiwilligenkorps einge­treten und als Mitglied des Korpsstabes einge­schworen worden. Graf Zeppelin ist, wenn wir nicht irren, ein Sohn des bekannten Geschichts- und Altertumsforschers Eberhard Grafen Zeppelin ans Ebersberg im schweizerischen Kanton Thur­gau, der neulich von der Tübinger Universität zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt worden ist.

Tübingen, 2. Okt. In der Strafsache gegen Joh. Georg Pfeifer, Kaufmann und Fruchthändler von Gültlingen und 3 Genossen wegen betrügerischen Bankerotts u. A. wurde vom Schwurgericht Tübingen folgendes Urteil gefällt: Ehr. Pfeifer wegen betrügerischen Bankerotts zu Iffe Jahren Zuchthaus, wovon ftr Jahr als durch Untersuchungshaft verbüßt abgeht, Joh. Pfeifer wegen einfachen Bankerotts zu 4 Monaten Gefängnis, welche durch die Untersuchungshaft verbüßt sind, Paul Pfeifer und Müller sind freigesprochen.

In Ueberberg hielt Molkerei-Instruktor Betz von Gerabronn einen Vortrag über die Vorzüge der Molkereien unseres Landes, dem­zufolge gegen 20 dortige Viehbesitzer alsbald eine Genossenschaft gründeten. Einen über­raschend günstigen Erfolg hat die Viehzucht- Genossenschaft mit der dieses Frühjahr in Unter­schwandorf errichteten Jungviehweide zu ver­zeichnen. Die seit 1. Mai ds. Js. dort weiden­den Tiere haben durchschnittlich pro Stück um zwei Zentner zugenommen.

Vom Lande, 28. Sept. Gegenwärtig ist man allerorten eifrig mit der Kartoffel­ernte beschäftigt. Mit dem Ergebnis derselben kann man sowohl in Bezug auf Menge als auch mit deren Güte durchaus zufrieden sein. Nur begehen viele Landwirte, namentlich solche mit kleinerem Betriebe, den Fehler, daß sie die Kartoffeln zu früh einbringen. Auf vielen Aeckern, besonders auf den spätgepflanzten, sind die Kartoffelstauden noch ganz grün, ein Zeichen, daß die Knollen noch nicht reif sind. Die in diesem unreifen Zustande geernteten Kartoffeln sind zu weich und verderben bald, wenn sie im Keller aufeinander liegen.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse. Berickt vom 2. Okt. von dem Vorstand Fritz Kreqlinger.s Während der abgelaufenen Woche konnte sich Getreide weiter befestigen und die Forderung für amerik. und argentinischen Weizen wurde abermals erhöht. Der Konsum beteiligte sich zur Deckung des nötigen Bedarfs etwas stärker im Einkauf, doch bleibt immerhin eine gewisse Zurückhaltung ersichtlich. Die Jnlandsmärkte haben durchweg höhere Preise. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack Mehl Nr. 0: 28 4t 50 4 bis 29 4, Nr. l: 26 4t 50 ^ bis 27 4, Nr. 2:

25 4t ^ bis 25 4L 50 4. Nr. 3: 23 4t 50 4 bis 24 4L 4. Nr. 4: 21 4« 50 4 bis 22 4t 4. Suppengries 28 4t 50 4 bis 29 4t 4- Kleie 8 4t 80 4.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.