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Jubiläum des Gewerbevereins Calw zum Aus­druck. Er schloß mit einem Hoch auf die Stadt Calw. Professor Haug - Calw dankte im Namen des Calwer Vereins für die Glückwünsche des Verbandes und wünschte den Arbeiten des Ver­bandes den besten Erfolg. Zwei Schwarzwälder Kinder brachten einen poetischen Willkommgruß dar und überreichten den Anwesenden hübsche Schwarzwaldsträußchen. Ein kleines Liederspiel sowie einige lebende Bilder abwechselnd mit Vor­trägen des Liederkranzes und der Stadtkapelle verschönerten den Abend. Am Sonntag Vorm. 10 Uhr begannen die Versammlungen des Ver­bandstages, über welche wir in der nächsten Nr. d. Bl. möglichst ausführlich berichten wollen.

Deutsches Weich.

Einrichtung einer direkten deutschen Schiff­fahrtslinie von Hamburg nach Syrien und Palästina. Die deutsche Levantelinie in Ham­burg richtet vom 15. Oktober d. I. eine regel­mäßige Schifffahrtslinie von Hamburg über Antwerpen nach den Haupthäfen Syriens und Palästinas ein. Die Abfahrten werden einst­weilen monatlich erfolgen. Als Haupthäfen sind in erster Linie Jaffa, Beirut, Alexandrien und Mersina ins Auge gefaßt, doch werden auch andere Häfen, wie Haifa, Akka Tripoli u. s. w., von den Dampfern ängelaufen werden.

Mannheim, 26. Sept. Geh. Kommerzien­rat Heinrich Lanz soll sich ernstlich mit dem Gedanken tragen, seine große weltbekannte Maschinenfabrik von hier zu verlegen, und zwar hat er als neuen Wohnsitz Darmstadt oder Frankfurt in Aussicht genommen. Der Firma sind von Seiten zahlreicher Gemeindevertretungen ganz außerordentlich günstige Anerbietungen unterbreitet worden, da man, wie leicht zu denken ist, allerseits das eifrigste Bestreben hegt, eine solche Steuerkraft und damit Arbeit und Erwerb für Tausende von Einwohnern heranzuziehen. Für Mannheim würde die Verlegung der Lanz- schen Fabrik ein schwerer Schlag sein, der nicht so leicht zu überwinden wäre. Eine große An­zahl von Beamten- und Arbeiterfamilien müßten ihren Wohnort wechseln. Ein Sinken der Miet- und Häuserpreise wäre die Folge. Wie tief einschneidend die Verlegung der Lanzschen Fabrik auf die künftige Gestaltung der städtischen Ver­hältnisse sein würde, kann man aus dem Umstand ermessen, daß in dem Riesenwerk ungefähr 3000 Arbeiter beschäftigt werden.

Württemberg.

Im Laufe dieses Sommers ist das württ. Eisenbahnnetz durch die ebenso wichtige, als interessante Zweigbahnen erweitert worden. Zunächst wurde die Kirchheimer Bahn in das Lenninger Thal weitergeführt; außerdem wird im Oberland die Linie Biberach-Ochsenhausen dem Verkehr übergeben und endlich ist durch die neue Linie Lindau-Friedrichshafen die Bodensee­gürtelbahn vollendet worden. Die wirtschaftliche Tragweite der genannten Strecken ist sehr be­deutend. Der Industrie wie der Landwirtschaft werden dadurch erhebliche Erleichterungen zu Teil.

Friedrichshafen, 1 . Okt. Die Eröff­nung der Bodenseegürtelbahn Lindau-Friedrichs­hafen ging bei heiterer Witterung Programmgemäß vor sich. Um 2 / 411 Uhr trafen die Vertreter der württ. Regierung, darunter Staatsrat v. Betz, Vizepräsident Dr. Kiene, Ministerialrat Zluhan, Oberfinanzrat Leo und Finanzrat Leo mit Extrazug von Stuttgart hier ein. Zum Empfang war Ministerpräsident v. Mittnacht, Regierungs­rat Liebherr v. Tettnang rc. anwesend. Um 11 uhr fuhr mit den bayerischen Vertretern, dem Generaldirektor, den Oberbeamten, den Bezirks- nnd Magistratsvertretern, der aus bekränzter Lokomotive, Schutzwagen und 7 Salonwägen bestehende Sonderzug unter den Klängen der öiegimentsmusik, dem Gedröhne der Böllersalven und den lebhaften Beifallsrufen der Bevölkerung im dem mit bayerischen und württ. Flaggen geschmückten Bahnhof ein. Um V/ 21 Uhr fuhr ein Teil der hohen Herrschaften mit Extraschiff nach der Luftballon-Station Manzell. Um 2 uhr erfolgte die Abfahrt nach Lindau.

Stuttgart, 29. Sept. In der gestrigen geheimen Gemeinderatssitzung wurde von dem

Gemeinderat Frey darauf hingewiesen, daß vom 1 . Januar 1900 ab die Sporteln für die Ge­meinderäte in der Hauptsache wegfallen; da aber im Dezember eine Gemeinderatsergänzungswahl vorgenommen werde, so sollte man wissen, ob künftig die Gemeinderäte irgend welche Entschädig­ung erhalten oder nicht. Stadtschultheiß Gauß weist darauf hin, daß man nach dem Gesetz die Bürger sogar zur unentgeltlichen Versehung eines Gemeinderatpostens zwingen könne; aber in Stuttgart hätten die Gemeinderäte große Opfer an Zeit zu bringen, weshalb bekanntlich schon vor einiger Zeit an das Ministerium des Innern eine Eingabe gerichtet worden sei, daß die Gemeinde gesetzlich ermächtigt werde, im Wege des Ortsstatuts geeignete Entschädigungen für die Gemeinderatsmitglieder einzuführen. Ein Bescheid hierauf sei noch nicht erfolgt, aber be­kanntlich habe sich der Minister des Innern in der Kammer der Abgeordneten schon vor einigen Monaten einem solchen Gedanken nicht geneigt gezeigt und bemerkt, in größeren Gemeinden könne ja durch Anstellung weiterer besoldeter Gemeinde­räte geholfen werden. Der Stadtvorstand hält diese Ansicht des Ministers nicht für zutreffend, denn es handle sich weniger um die Ausarbeit­ung von Referaten als um die Teilnahme an den zahlreichen und häufig lang andauernden Sitzungen. Gemeinderat Frey regt die Frage an, ob nicht die größeren Städte des Landes zu einer gemeinsamen Eingabe an die Staatsregier­ung eingeladen werden sollen, worauf Stadt­schultheiß Gauß erwidert, daß eine Verhandlung hierüber in dem sogen. Städtetag in allernächster Zeit in Aussicht stehe. Uebrigens hätten die Gemeinderäte in Stuttgart viel mehr zu thun als in irgend einer Stadt des Landes. Schließ­lich wird ein Antrag der Gemeinderats Stähle, das Stadtschultheißenamt möge bei dem Mini­sterium des Innern einen baldigen Entscheid auf die frühere Eingabe herbeizuführen suchen", ein­stimmig angenommen. So weit die Verhand­lungen des Gemeinderats, deren Veröffentlichung schließlich beschlossen wurde. Es will nur etwas eigentümlich erscheinen, daß man in Stutt­gart nur gegen Diätenzahlung soll Gemeinderäte bekommen können. In Preußen, wo es noch viel größere Städte giebt als Stuttgart, erhalten die Stadtverordneten keine Diäten. Deren Wegfall wird ja eigentlich von dem bürgerl. Gesetzbuch verlangt. Es wäre doch wünschens­wert, daß man zuerst einmal einen Versuch machte, ob in Stuttgart nicht diätenlose Ge­meinderäte zu finden wären. Die Diätenlosigkeit würde vor allem die erfreuliche Folge haben, daß bei den Gemeinderatswahlen und namentlich bei deren Vorbereitung nicht mehr der blanke Egoismus so zu Tage treten würde, wie das seither schon oft vorgekommen ist.

Stuttgart, 30. Septbr. Biel Aufsehen erregt hier gegenwärtig eine Skandalgeschichte, die sich verschiedene Teilnehmer an dem hier stattfindenden Notariatskurs geleistet haben. Die Staatsanwaltschaft, die die Sache bereits in die Hand genommen hat, wird darüber zu entscheiden haben, inwieweit die Herren gegen einen zwischen den tztz 170 und 180 des Strafgesetzbuches liegenden Paragraphen sich vergangen haben.

Bietigheim, 1. Okt. Als gestern abend der Knecht des Pferdehändlers Maier aus Stuttgart über die Enzbrücke ritt, scheute das Pferd und warf den Reiter ab, so daß derselbe schwer verletzt ins hiesige Krankenhaus verbracht werden mußte. Das Pferd konnte nur mit vieler Mühe eingefangen werden.

Eb Hausen, 28. Sept. (Zwetschgenverkauf.) Heute kaufte hier ein auswärtiger Händler ein größeres Quantum Zwetschgen auf per Ztr. 8 ^

Ulm, 30. Sept. Auf dem hiesigen Güterbahnhof stehen heute 28 Wagen Mostobst, das zum Preis von 5.80-.14 6.10 pr. Ztr. verkauft wird. Handel lebhaft.

Anstand.

Wien. Graf Clary-Aldringen, Statt­halter von Steiermark, ein verfassungstreuer uud im Lager der Deutschliberalen stehender Staats­mann, ist vom Kaiser Franz Josef mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut worden. Herr v. Körb er, der voraussichtliche Inhaber des Portefeuilles des Innern in diesem Kabinet,

ist in erster Linie dazu bestimmt, demselben ein deutschfreundliches Gepräge zu geben. Daß die entdeutschenden Sprachenverordnungen aufge­hoben werden sollen, hat der Kaiser bereits vor einigen Tagen in einer persönlichen Ansprache an die Parteiführer der Rechten verkündet.

New-Iork, 30. Sept.DerNew Jork Herald" meldet aus Panama, der Dampfer Montoya" sei auf dem Magdalenenstrom ver­brannt. Von fünfzig Passagieren, welche sich an Bord befanden, seien nur zwanzig gerettet worden. Der Schatzsekretär von Kolumbien be­finde sich auch unter den Opfern.

Mnteryattender Heil.

Beim Kampf um Orleans.

Erzählung aus dem Kriege 1870/71.

^Fortsetzung.»

Der alte, erfahrene Patrouillenführer hatte sich dem Dorfe mit aller vorgeschriebenen Sorg­falt und Vorsicht genähert, war aber, ohne etwas Verdächtiges zu bemerken, bis zu dem ersten Gehöft gelangt. Hier hatten drei seiner Leute das Fouragierungswerk begonnen, während Kunze selbst mit den zwei letzten im Sattel blieb und für alle Fälle den Rückzug deckte. Das war wahrscheinlich ihre Rettung gewesen. Denn schon nach 10 Almuten, als Kunze zur Rückkehr drängte, waren plötzlich aus den Gebäuden vor vor ihnen jene Schüsse gefallen, die der Leut­nant in der Stille der Nacht vernommen, und Wohl an 2030 Gesellen hatten sich den Preuß­ischen Reitern mit Geschrei in den Weg geworfen. Einige Säbelhiebe hatten die Bande gesprengt und die Bahn frei gemacht, dabei hatte Kunze einen der lautesten Schreier an den Kragen ge­prallt und trotz alles Sträubens mit sich ge­schleift. So waren sie unversehrt und unbehelligt mit guter Beute an Hafer wenigstens zurückgekehrt.

Und der Gefangene? Sie haben ihn hoffentlich nicht laufen lassen?"

Nein, Herr Leutnant, den müssen Rose und die übrigen noch bei sich haben."

Führen Sie mir den Mann sofort hierher."

Zu Befehl, Herr Leutnant."

Apropos, Sergeant, was ist es mit der Meldung des Rose, daß er unsere Molly dort im Stalle gesehen haben will?""

Ja, Herr Leutnant, gesagt hat er es mir auch. Das war aber gerade in dem Augenblicke, wo die Schüsse fielen, und da habe ich weiter keine Rücksicht derauf genommen."

Also doch! Schicken Sie mir den Franzosen,!"

Der Alarm wurde mehr herbeigeschleift ms angeführt. Augenscheinlich befürchtete er, daß sein letztes Stündlein gekommen sei und daß ihm im nächsten Augenblicke eine preußische Pistolen­kugel das Hirn zerschmettern würde. Sein Ge­wissen mochte ihm sagen, daß er solch Schicksal verdient habe; jedenfalls stand er zitternd und zähneklappernd nicht vor Frost, denn der Schweiß troff ihm in Strömen von der Stirne vor dem Offizier.

Daß dieser ihn in seiner Landessprache zwar kurz und gemessen, aber nicht barsch an­redete, gab dem Franzosen einen Teil des Alutes zurück. Nun konnte er sich doch verteidigen, und alsbald sprudelte und hastete eine Flut von Redensarten auf den Leutnant ein, welcher dieser erst nach einigen Momenten wehren konnte.

Monsieur, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, antworten Sie auf meine Fragen. Was sind Sie?"

Mein Herr Kommandant, ich bin Soldat, Franktireur der Vou^ours cko tu patrie."

Also Mitglied jener Räuberbande, die den Marquis von Chaumont ermordet und sein Schloß angesteckt haben."

Der Franzose fuhr entsetzt zurück. Solche Kenntnis ihrer Heldenthaten hatte er nicht er­wartet. Verwirrt stammelte er einige Worte. Der Leutnant schnitt ihm das Wort ab.

Lassen Sie das. Sie sehen, ich bin gut unterrichtet. Ihr Leben ist mehr als einmal verwirkt und ich habe Befehl, jeden Ihres Ge­lichters sofort zu erschießen. Wollen Sie jedoch sich retten, so geben Sie mir wahrheitsgetreu Antwort auf meine Fragen. Vielleicht lasse ich dann Gnade für Recht ergehen und Sie laufen."