447

schulbehörde übertragen werden. Beiderseits bleibt Kündigung des Dienstes Vorbehalten. Die mit dem Mesnerdienst verbundenen Bezüge dürfen nicht in den Gehalt der Schulstelle eingerechnet werden.

Gmünd, 18. Juni. Der 14. Württemb. Kriegerbundestag, der gestern hier seinen Anfang nahm, ist über Erwarten glänzend ver­laufen. Die Stadt Gmünd hat aus Anlaß des Festes ein farbenprächtiges Gewand angelegt, das namentlich auf dem Marktplatze einen malerischen Anblick bietet. Auf dem Bahnhof ist eine imposante Ehrenpforte errichtet. Gegen Mittag wurde der Ehrenpräsident des Bundes, Se. Hoh. Prinz Herrmann v. Sachsen-Weimar, und die übrigen Präsidialmitglieder am Bahn­hof vom Festausschüsse, den bürgerlichen Kollegien, dm beiden militärischen Vereinen und der Sanitätskolonne empfangen. Nachmittags trat der Bundesausschuß im Rathaussaale zu einer Sitzung zusammen, an die sich ein vom Prinzen gegebenes Vesper im HotelRad" anschloß. Abends 8 Uhr begann das Bankett in der neuen Turnhalle unter Mitwirkung des Lieder­kranzes und der Militärkapelle. Heute vor­mittag begannen die Verhandlungen des Bundes­tags im kath. Vereinshaus. Vor Beginn der­selben begrüßte Stadtschultheiß Möhler in einer beifällig ausgenommen Rede die erschienenen Gäste. Prinz Weimar verbreitete sich über Treue zu Kaiser und Reich, Vaterlandsliebe und Kameradschaft, die für die Mitglieder des Bundes keine hohlen Worte seien und überbrachte die Grüße des Protektors des Bundes, S. Maj. des Königs. Als Ort des nächsten Bundestages wurde Heilbronn bestimmt. Mittags fand in der Turnhalle das Festessen zu etwa 600 Ge­decken statt. Bei demselben wurde ebenfalls eine Reihe von Toasten ausgebracht. Nachmittags gegen 3 Uhr bewegte sich der Festzug durch die Straßen, an dem sich über 11700 Bundes­mitglieder mit 314 Fahnen beteiligten. Der Vorbeimarsch am Prinzen dauerte "/«, Stunden. Nach der Ankunft des Festzuges auf dem Fest- Platz war gemütliches Beisammensein, wobei mehrere Musikkapellen spielten und ein Männer­chor verschiedene Lieder zum Vortrag brachte. Für morgen ist ein Ausflug auf den Rosenstein vorgesehen.

^ Mit den Aenderungen, die der Minister­präsident bezüglich der Personentarife ir Aussicht stellte, sollen die jetzigen Grundtaxer vom 1. April k. I. ab um etwa 25°/« in aller 3 Wagenklassen ermäßigt werden. Der Nachlaß ist bedeutend und würde Wohl auch Veranlassung werden, daß man anderwärts die Personentarifl ermäßigt. Auf dem ganzen Kontinent würd« dann nur in Oesterreich-Ungarn ein noch billigerer Personentarif Geltung haben, und auch da wäre der Unterschied nicht mehr groß. Allerdings würden gleichzeitig eine Anzahl der jetzt geltender Ausnahmspreise in Wegfall kommen. Die zr erwartenden billigen Taxen wird man namentlich m.flEresse unserer unteren Stände mit großer Befriedigung begrüßen können. Der finanziell! Ausfall wird durch die wahrscheinliche Verkehrs- Mahme wohl bald ausgeglichen werden. Di« Manipulation und Kontrolle wird jedenfalls vuch eine leichtere. Der vielfach geäußert« Wunsch daß der Zuschlag bei Schnellzügen ir ^M^ll komme, wird mit der Zeit Wohl anck uoch erfüllt werden; im Moment einer so nanu Mten Ermäßigung ist er aber schwer erreichbar MU besonderer Freude erfüllt es, daß 4 Bahn- ge rete,- darunter auch die Reichslande, gleichzeitig « gleichartige Tarife einführen wvller

Verhandlungen auf Veranlassunc

ru x"!chseisenbahnamts stattfanden. Man kam

Absicht vollkommen teilen, daß auch ein, Einigung mit der nördlichen BahnengruPPi Vorgang erleichtert werden und au >wr Konferenz aller Verwaltungen bald weiter« ja der Richtung der von uns ersehnter werd E Rutschen Verkehrswesen geschehen

A^?/^igart. In Betreff der geplanten sfuhrung einer schmalspurigen Nebenbahn -Zuffenhausen (Strohgäubahn) U Firma Lenz und Cie. in Stettin haben H un August 1897 Vertreter der Gemeinden

Zuffenhausen, Hemmingen und Weissach an den Gemeinderat hier mit der Bitte gewendet, das Gesuch der Stadt Pforzheim und von 16 württ. Gemeinden um Konzessionierung der genannten Bahn zu unterstützen. Veranlassung hiezu gab das Bestreben der Stadt Ludwigsburg und einer weiteren Gemeinde, die Ausmündung der Bahn­linie in Ludwigsburg zu erreichen, während die anderen 17 Gemeinden darin einig sind, daß die Bahnverbindung möglichst direkt nach Stuttgart unter Benützung der nächstgelegenen Hauptlinie bei Zuffenhausen geführt werden solle. Da es im Interesse der Stadt Stuttgart liegt, daß das Projekt in der von diesen 17 Gemeinden geplanten Weise ausgeführt wird, und die geplante Bahn auch nur dann ihren Zweck eine möglichst kurze und rasche Verbindung der beteiligten Gemeinden und ihres Hinterlandes mit dem Verkehrszentrum des Landes, der Stadt Stuttgart erfüllt, hat der Gemeinderat vom 2. Septbr. 1897 beschlossen, das Konzesstonsgesuch der 17 Gemeinden zur Genehmigung zu empfehlen, was mittelst Eingabe an das kgl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, geschehen ist. Neuerdings hat nun das Schnltheißenamt Weissach ein an die kgl. Staatsregierung und die Landstände gerichtetes Gesuch der Gemeinden Weissach Heimerdingen, Hemmingen, Schwieberdingen, Münchingen und Zuffenhausen nm Festsetzung der Station Zuffenhausen als Ansmünd­ungspunkt für die in dem Gesetzentwurf über die NebeneisenbahnenvorgeseheneStrohgäubahn" zwecks Unterstützung mitgeteilt; es ist dabei bemerkt, daß das Gesuch erwachsen sei aus der Notwendigkeit der Bekämpfung einer von Lud­wigsburg mit allen Mitteln betriebenen Agitation behufs Erreichung der Einmündung der geplanten Stroh gäubahn in Ludwigsburg statt in Zuffen­hausen. Die Bauabteilung hat am 29. Mai d. I. in der Angelegenheit beraten, und stellt an den Gemeinderat den Antrag, sich im Hinblick auf die von Ludwigsburg entfaltete Agitation und unter Bezugnahme auf die schon früher dar­gelegten Gründe zunächst mit einer Eingabe an das kgl. Ministerium der auswärtigen Angelegen­heiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, zu wenden und wiederholt darum zu bitten, daß als Ausmündungspunkt für die fragliche Bahn die Station Zuffenhausen und nicht Ludwigsburg bestimmt werde. Dieser Antrag wird vom Gemeinderat einstimmig angenommen.

Kirchheim, 18. Juni. Gestern fand im HotelPost" die letzte Generalversammlung der Aktionäre der Kirchheimer Privateisenbahn statt. Die Bahn selbst ist bekanntlich mit dem 1. Jan. d. I. in den Besitz des Staates übergegangen. Die Schlußabrechnung zeigt ein überaus günstiges Ergebnis. Das im Anfang seines Bestehens so vielfach angefochtene Unternehmen, das durch weise Sparsamkeit und Umsicht der Verwaltung durch viele schwierige Verhältnisse sicher hindurch­geleitet wurde, hat mit der gestrigen Versamm­lung einen finanziell sehr befriedigenden und glänzenden Abschluß gefunden.

Hall, 18. Juni. In verflossener Nacht ist die Dampssägerei des Fr. Sommon in Sulz­dorf, hiesigen Oberamts, vollständig nieder­gebrannt. Die Entstehungsursache ist vorerst unbekannt, doch vermutet man Brandstiftung.

Leutkirch, 18. Juni. In der sogen. La Salette-Kapelle bei Engerazhofen wurde dieser Tage ein auf einem Seitenaltare stehendes Käst­chen erbrochen und aus demselben ein goldenes Kreuz gestohlen. Vom Dieb fehlt jede Spur.

Ausland.

Die Frage der Flotten-Verstärkung steht auch in Italien jetzt auf der Tages­ordnung, trotzdem dieses Land finanziell sehr ungünstig steht. Italien hat, obgleich es von 1878 bis 1898 957 Millionen Lire für die Kriegsflotte aufgewendet hat, doch bloß neun Schlachtschiffe. Innerhalb mehrerer Monate werden dazu vier weitere Schiffe kommen, und im Verlaufe von fünf Jahren wird eine aber­malige Verstärkung der Flotte durch drei Schiffe erfolgen, so daß die Marine dann im ganzen 16 Schlachtschiffe zählen wird. Der Ausschuß der italienischen Kammer über das Marine-Budget

stellt die nachdrückliche Forderung, daß für die Hebung der unzulänglichen Seemacht Italiens Sorge getragen werde, und empfiehlt, da die finanzielle Lage des Landes bedeutende Erhöh­ungen des Marine-Budgets nicht gestatte, eine Reihe von überflüssigen Ausgaben in diesem Ressort betreffende Streichungen, um die dadurch ersparten Beträge für den Bau neuer Schiffe zu verwenden.

Mit ihrer bekannten Unersättlichkeit wollen die Engländer nunmehr auch die Transvaal­republik einsacken. Den seinerzeit von der Kap- kolonie vertriebenen holländischen Boeren war das große Glück beschieden, auf ihren neuen Weidetriften in Transvaal Gold zu finden. Eine Masse Engländer sind natürlich gleich einge­wandert, um die Goldminen gleich auszubeuten, und nachdem der Jameson'sche Raubanfall miß­glückt ist, verlangen jetzt diese Uitlanders gleiches Wahlrecht, wie die alten angesessenen Boeren und hoffen mit diesem Wahlrecht dereinst die Majorität zu verlangen, sodaß England den Transvaalstaat mittels Parlamentsvotums in Pretoria ohne Schwertstreich einschieben könnte. Dagegen wehren sich begreiflicher Weise diese Boeren und bei einer Besprechung ihres Präsi­denten Krüger mit dem Ministerpräsidenten der engl. Kapkolonie, Milner, kam eine Einigung nicht zustande, weil Krüger in etwaigen Streit­fall mit England von letzterem das Zugeständnis verlangte, daß ein europ. Schiedsgericht darüber entschieden müsse. Damit war Milner nicht ein­verstanden, und die Engländer besinnen sich jetzt, ob sie der Transvaalrepublik gleich oder erst später den Krieg erklären sollen. Auf der Friedenskonferenz im Haag verlangen sie die Einrichtung eines ständigen Schiedsgerichts, von dem aber natürlich sie selbst nur profitieren wollen; anderen Leuten, speziell den Transvaal- boeren, soll es unter keinen Umständen jemals Recht geben dürfen. England hätte wahrschein­lich der Transvaalrepublik bereits den Krieg erklärt, wenn die Boeren nicht eine so krieger­ische Nation wären, die bekanntlich schon einmal die Engländer mit blutigen Köpfen aus ihrem Land hinausgeschlagen haben.

Anteryattender Heil.

Die Lebensversicherung.

Kriminal-Novellete.

«Nachdruck verboten.)

(SchlußO

Tatsächlich erhielt Detroit monatlich eine nicht unbedeutende Geldsumme von außerhalb; jedoch hatte Frau Turnau bisher nicht erspähen können, durch wen und von welchem Orte aus, diese Zuwendungen kamen. Bon seinem Leben erfuhren die Frauen, daß der junge Mann zu­nächst in einer scole militaire erzogen, dann einige Jahren auf Reisen verbracht und zuletzt das Leben eines eleganten Cavaliers in Paris gelebt habe; bis er den Entschluß gefaßt, sich noch im Deutschen zu vervollkommnen und nebenbei seiner größten Passion, der Malerei ein wenig nachzugehen. So vergingen einige Monate in immer herzlicher werdenden Beziehungen zwischen den jungen Leuten. Ellen verliebte sich immer heftiger in den vornehmen interessanten Fremdling, so daß sie allmählich seinetwegen alle alten Beziehungen abbrach, um nur ihm zu leben. Georges Detroit schien ihre Gefühle zu teilen, seine Besuche wurden häufiger, Blick und Sprache leidenschaftlicher. Es kam, wie es unter diesen Verhältnissen nicht anders ;ein konnte, zu einer Aussprache. Die Verlobung des jungen Paares folgte dieser auf dem Fuße. Frau Turnau war erfreut und doch beunruhigt. Eigentlich war ihr dieser Detroit noch herzlich fremd, sie wußte nicht einmal den Namen seiner Heimat. Da zeigte er den Beiden auf der Karte, einen kleinen Ort in der Provence, in dessen Nähe die väter­liche Besitzung liegen sollte. Von dem alten Marquis lief alsbald auch ein Telegramm ein, welches seine herzlichen Wünsche zur Verlobung enthielt und den Wunsch, die Verlobten möchten mit der Hochzeit nicht lange zögern und nach derselben in ihre Heimat und an sein Herz eilen. Sonst empfingen weder Ellen noch Georges irgend einen weitern Glückwunsch aus dessen