446

1 30 Nl TLr" für- Juki, August und September "Ts durch die Post freist

^ ins Haus kostet der von allen Blättern am weitesten und dichtesten in ganz Württem- ^

berg, Bade» und Hohenzoller» verbreitete

Hchumywiilder Mole in Hlmndors a.N.

Erscheint 7mal wöchentlich ^ H spQ O/I /IOO Jnsertionspreis 20 Pfg. die Zeile,

mit täglichem Unterhaltungs-Blatt. -Liv imal monatlich Gemeinnützige Blätter.

Erfolgreichstes und billigstes Publikations-Organ. Prebeblatter gratis.

Aus Stadt Bezirk und Umgebung.

-ü- Herrenalb,17. Juni. (Korr.) Ueber die Thermalwasser-Bohrung bei Herrenalb laufen gegenwärtig die erstaunlichsten Gerüchte um, teilweise hervorgerufen durch eine Korre­spondenz imSchw. Boten", die ans ganz falschen Angaben beruht, so daß eine authentische Berichtigung nötig geworden ist. Leider haben mehrere Zeitungen auch die in genannter Korrespondenz enthaltene Beleidigung des geschäft­lichen Leiters und Teilhabers nachgedruckt, wes­halb Schritte zur gerichtlichen Verfolgung eingeleitet sind. Auch sonst wird viel Falsches berichtet: Man bohre gar nicht nach heißem Wasser sondern nach Erz, dann auch wieder nach Kohlen u. s. f. An sich ist es ja nicht auffallend, daß unbefriedigte Neugierde sich nicht schenk, falsche Gerüchte in die Welt zu setzen, um die Beteiligten zu zwingen, jedermann in ihre Karten schauen zu lassen; im politischen Leben begegnen uns sehr häufig ähnliche Anzapfungen. Geschäfts­leute folgen aber mit Recht der Gewohnheit, solchen Neugierigen die Thüre zu weisen. Wir sind nur in der Lage, die Erklärung abzugeben, daß die Arbeiten mit neuen maschinellen Ein­richtungen aufs nachdrücklichste fortgesetzt werden und daß Interessenten, um nicht falsch unterichtet zu werden, sich an die Leitung des Unternehmers selbst wenden mögen.

Deutsches Aeich.

Der Kaiser hat am Freitage bei Hannover das Königs-Ulanenregiment besichtigt, dem er die dem Regiment jüngst verliehenen Kesselpauken überreichte und ist dann nach Hamburg gefahren. Hier begann am Samstag bei Brunsbüttel die große Elb-Regatta, an derMeteor" n.Iduna", die pachten des Kaisers und der Kaiserin, teil- nahmen. In dieser Woche werden in Gegenwart des Kaisers bei Kiel große Regatten statt­finden. 32 deutsche in Dienst befindliche Kriegs­schiffe werden im Kieler Hafen sein, ohne daß die Fahrzeuge der Torpedoboots-Flotille mitge- rcchnet sind. Da die Nennungen zu den Wett­fahrten noch die vorjährigen übersteigen, so wird die Kieler Woche, besonders während der Zeit vom 22. bis zum 30. Juni, ein sehr ansprechen­des Bild liefern.

Der Reichstag hielt am 16. d. M. die erste Beratung des Gesetz-Entwurfs betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche. Die Diskussion wurde vom Abg. Graf Kanitz (dk.) eingeleitet, der die Annahme der Vorlage em­pfahl. Der Abg. Dr. R ö s i ck e - Kaiserslautern (B. d. L.) schilderte dagegen eingehend die Schäden, die sich aus der Differenzierung der Zölle auch für die deutsche Industrie entwickeln müßten, und erklärte es für durchaus nötig, daß England und seine Kolonien als ein Ganzes betrachtet würden, und daß demgemäß nur solche Handels-Verträge mit England geschlossen werden dürften, die auch für die Kolonien bindend seien. Staatssekretär Graf v. Posadowsky widersprach ihm und erklärte, da die deutsche Ausfuhr nach Kanada 17 Millionen Mark betrage, während sich die Einfuhr aus Kanada nur auf 4 Millionen be­laufe, würde ein Zollkrieg zwecklos und gefähr­lich sein. Nachdem alsdann noch die Abgg. Dr. Oertel (dk.) und Dr. Hahn (B. d. L.) den Entwurf bekämpft, die Abgg. Brömel (frs. Vg.) und Möller (natl.) dagegen ihre Zustimmung kundgegeben hatten, schloß die erste Beratung.

Zur General-Aussperrung der Maurer Berlins hat eine vom Berliner Arbeitgeber- Verbände einberufene Versammlung der Berliner Bau- und Maurermeister Stellung genommen. Es wurde mitgeteilt, daß der Landtagsabgeordnete Baumeister Felisch nach Berlin eine Versammlung des Bauarbeitgeber-Verbandes von ganz Deutsch­land einberufen hat, um festzustellen, ob die Kollegen aus dem Reiche sich mit den Berliner Unternehmern solidarisch erklären wollen.

Berlin, 17. Juni. Nach den Meldungen der Abendblätter befinden sich heute 6700 Maurer und 1000 Hilfsarbeiter im Ausstande.

Ueber den Militär-Radfahrer-Gruß beim Begegnen eines Vorgesetzten enthält die so­eben veröffentlichteFahrrad-Vorschrift" für die deutsche Armee folgende Bestimmungen:Die Ehrenbezeugung des Grüßens (vor sämtlichen Vorgesetzten) besteht im Fahren darin, daß dce Geschwindigkeit im Fahren ermäßigt wird, der Radfahrer sich gerade aufrichtet und den Vorge­setzten frei und offen ansieht. Zum Frontmachen sitzt der Fahrer ab. Nur wenn starker Straßen­verkehr es nötig macht, daß der Radfahrer zur eigenen und allgemeinen Sicherheit seine Auf­merksamkeit auf die nächste Umgebung richtet, ist er von der Ehrenbezeugung befreit.

Die Zahl der Mitglieder des Deutschen Flotten-Vereins betrug am 1. Juni 36411. Hierzu kommen die Vereine und Körperschaften, die demDeutschen Flotten - Verein" geschlossen beigetreten sind, mit rund 100000 Mitgliedern.

Die Stadtverordneten-Versammlung von Magdeburg hat 50000 o/L für die Förder­ung der Heilstätten-Bewegung bewilligt.

Ueber Vieh-und Fleischpreise hat das Kaiserliche Statistische Amt bemerkenswerte Angaben veröffentlicht. Darnach kosteten im September 1898 im Durchschnitte der Doppel­zentner Schlachtschweine im Großhandel am Berliner Biehhof 117 Mk. Dieser Preis war im April 1899 um 26 Mk., auf 91 Mk. gesunken. Dagegen betrug der Preis des Kilogramms Schweinefleisch im Kleinhandel im September 1898: 140, im April 1899: 139 Pf. Der Preis war also nur um einen Pfennig gefallen, ja der Preis für inländischen Speck im Klein­handel betrug im September 1898 durchschnittlich 145, im April 1899 aber 160 Pfennig für das Kilogramm. Er war also um 15 Pf. gestiegen, während der Preis für den Doppelzentner Schlachtschweine um 26 Mk. gefallen war. Durch diese Preis-Bewegung wird wieder einmal bewiesen, daß bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Zwischenhandel zwar einer Steigerung der Engrospreise sofort folgt, aber das spätere Sinken entweder gar nicht oder nur teilweise und zögernd mitmacht. Die Schlächter und Fleischhändler haben freilich davon keinen Nutzen, den haben vielmehr die Großhändler, die Kommissionäre und die Aufkäufer.

Karlsruhe, 4. Juni. Die Stadt Karls­ruhe zählte zu Beginn des laufenden Jahres 92 087 Einwohner mit dem Stadtteil Mühl­burg; zugleich wird festgestellt, daß seit dem Jahre 1897 die Zunahme erheblich rascher sich vollzieht, als in früheren Jahren. Man bringt diese mit dem bedeutenden wirtschaftlichen Auf­schwung in Zusammenhang; natürlich trifft das Anwachsen in erster Reihe die minder bemittelten Stände. Der Stadtrat bereitet eine Bekannt­machung vor, wonach diejenigen, welche städt­isches Gelände an dem im Bau begriffenen städtischen Rhein Hafen für industrielle und

Handelszwecke pachten wollen, ihre Wünsche bis zum 1. September beim Stadtrat behufs Vor­merkung anzumelden veranlaßt werden. Gleiches wolle von denjenigen geschehen, welche in der Nähe g-legenes Gelände kaufen wollen behufs Vormerkung und Vermittlung geeigneter Kauf- gelegercheit. Bezüglich des Erfolgs der Karls­ruherLiederhalle" bei dem Gesangwettkampf in Kassel hat der Stadtrat beschlossen, dem Verein ein in Schönschrift ausgeführtes Glück­wunschschreiben zugehen zu lassen.

Deggendorf (Niederbayern), 16. Juni. Der Donaubote meldet: Der Forstgehilfe Johann Gegenfurtner von Klingenbrunn traf gestern Abend 3 bis 4 Wilderer, von denen einer auf den Forstgehilfen anlegte. Dieser schoß sofort auf den ihn bedrohenden Gegner und traf ihn so, daß er stürzte. Sogleich legte ein zweiter Wilderer auf den Forstgehilfen an; doch dieser kam ihm zuvor und schoß ihn nieder. Während der eine der getroffenen Wilderer bei­seite geschafft wurde, fand man den zuletzt ge­troffenen am andern Tage als Leiche. Er wurde als Kleingütler erkannt.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Juni. 57. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Tages- Ordnung: Fortsetzung der Beratung des Volks­schulgesetzes. Berichterstatter Prälat v. Sand­berger referiert zu Art. 19, der die Ständigmachung der Lehrerinnen von einer zweiten Prüfung abhängig macht. Der zweite Absatz betrifft Uebergangsbestimmungen. Der Artikel wird genehmigt. Der Kommissionsantrag, welcher angenommen wurde, lautet: Auf Lebenszeit angestellteLehrerinnen erhalten neben angemessener Wohnung folgende pensionsberechtigte Gehalte: mit der ständigen Anstellung 1100^.; nach vollendetem 7. Dienstjahre 1150 ; nach

vollendetem 11. Dienstjahre 1200 c/E; nach vollendetem 29. Dienstjahre 1500 Art. 23 bestimmt, daß die Lehrerinnen im Fall ihrer Verehelichung den Anspruch auf ihre Stelle gnd den Ruhegehalt verlieren, ev. kann hievon eine Ausnahme gemacht werden. Der Art. wird an­genommen. Art. 24 lautet: Die unständigen Lehrerinnen sind hinsichtlich des Gehalts, der Dienstwohnung und des Holzbezugs den Unter­lehrern bezw. Lehrgehilfen (Art. 8) gleichgestellt. Der Art. wird angenommen, ebenso Art. 25 und 26. Art. 27 handelt von den Arbeitslehrerinnen und bestimmt nach den Kommissions-Anträgen: Lehrerinnen, welche ausschließlich für Unterricht in weiblichen Handarbeiten oder in Haushaltungs­kunde bestimmt sind, werden durch die Orts­schulbehörde im Benehmen mit dem Gemeinde­rate vorbehältlich der Genehmigung des Bezirks­schulaufsehers im vertragsmäßigen Dienstverhält­nis angestellt und entlassen. Die Entlassung erfolgt auf Antrag des Bezirksschulaufsehers im Fall ungenügender Leistungen oder nicht an­standsloser sittlicher Ausführung. Der Art. wird debattelos genehmigt. Zur Beratung kommt nun Abschnitt 11, Trennung des Mesnerdienstes vom Schuldienst. Berichterstatter ist Domkapitular v. Stiegele, der einen historischen Rückblick giebt. Nach längerer Beratung wird der Antrag der Kom­mission angenommen, derselbe lautet: Art. 11: Die Volksschullehrer dürfen den Mesnerdienst künftig nicht mehr übernehmen. Derselbe kann nur aus­nahmsweise, wo die örtlichen Verhältnisse dies begründen, an einen Volksschullehrer mit dessen Zustimmung und mit Genehmigung der Ober-