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nach wie vor andere unter den obwaltenden Ver­hältnissen wahrscheinlichere Erklärungen für die Entstehung der Typhusepidemien in Pforzheim offen." sAnm. d. Red. Wenn wir gleich nach Erscheinen des ersten Artikels die Richtigkeit der darin enthaltenen Behauptungen in den wesentlich, sten Punkten bezweifeln mußten, so beanstandeten wir auf Grund unserer Information namentlich auch die Behauptung,daß sich schon nach 15 Stunden dieselben Bakterien massenweise in der Ouellstube Nachweisen ließen." Bon einer Nach­messung massenweisen Vorkommens konnte nach so kurzer Zeit keine Rede sein, es könnte sich dabei nur um einen Rückschluß handeln. Nachdem wir heute die imSchw, Merk." selbst erfolgte Berichtigung von sachverständiger Seile zugleich mit dem erst erschienenen Artikel bringen, müssen wir es unseren Lesern überlassen, die gemachten Behauptungen auf ihr gehöriges Maß zurückzusühren.j

Calw, 16. März. Herr Kaufmann, Emil Georgii, ein Vetter von dem früheren Vorsitzenden der deutschen Turnerschaft. Rechts­anwalt Th. Georgii in Eßlingen, seit langen Fahren Vorsitzender des hiesigen Turnvereins und des Nagolüturngaues, hat aus Gesundheits­rücksichten sein Amt als Mitglied des Kreis- turnratesdes 11. deutschen Turnkreises niedergelegt.

Altensteig, 16. März. Eines jähen Todes starb heute Vormittag der hiesige Holzhändler Chr. Braun. Während der Verkaufsverhand­lung auf dem Rathaus in Pfalzgrasenweiler wurde er von einem Herzschlag befallen und war augenblicklich tot. Gebürtig aus Spielberg, hat sich der Verstorbene durch den Holzhandel ein beträchtliches Vermögen erworben, zog hieher und wurde Teilhaber deS Maier-Braun'schen Sägewerks und Besitzer des stattlichen Gebäudes nächst dem Bahnhof.

Oberjettingen. 17. März. Am ver­gangenen Samstag verletzte sich der 24 jährige Sohn des Schultheißen Baitinger beim Aus» graben eines Baumes an einem Finger; leider trat Blutvergiftung ein und sollte der Bedauerns­werte gestern operiert werden, starb jedoch noch vor der Operation.

Calw, 17. März. Der hiesige evang. Kirchengesangverein wird am nächsten Sonntag den 20. März das OratoriumMessias" von Händel unter Mitwirkung hiesiger und aus wärtiger Kräfte zur Aufführung bringen. Es ist dies die 100. Aufführung des Vereins.

Ettlingen, 15. März. Eine Nieder­trächtigkeit, der leicht hätten Menschenleben zum Opfer fallen können, wurde gestern Abend auf der neuen Strecke derAlbthalbahn verübt. Als der von Herrenald zurückkehrende Material­zug, bestehend aus 5 leeren und 5 mit Bau­steinen beladenen Wagen in die Nähe von Neurod kam, wurde die Maschine plötzlich durch einen quer über die Schiene gelegten Grenzstein zum Entgleisen gebracht. Die Loko­motive wurde seitwärts in den Graben geschleudert und an derselben vorbei suchten die nachdrückenden Wagen sich ihren eigenen Weg, indem sie teilweise auf der anderen Seile die Hohr Böschung hinabstürzren oder aber einer auf den andern auffuhr. Menschenleben sind glücklicherweise uichl zu beklagen, auch sind nennenswerte Ver­letzungen nicht vorgekommen. Der heute Morgen gefundene Stein zeigt deutlich die Spuren des Bahnräumers der Lokomotive. Heule Morgen ging ein Zug mit Hilfsmannschasten und Arbeits­geräten nach der Unfallstelle ab. Der Material­schaden ist bedeutend.

Pforzheim, 16 März. Auf dem heutigen «chweinemarkt waren 2 Läufer und 75 Ferkel zugeführt. Die Läufer wurden nicht ver­kauft, von den Ferkeln 62 Stück und zwar zu 3032

Deutsches Aeich.

Berlin, 16. März. Nach den heutigen Beratungen der Budgetkommiffion darf man wohl mit ziemlicher Sicherheit auf das Zustande­kommen des Flott engesetz es rechnen. In den Endadstimmungen über die Deckung der Kosten wurden die sozialistischen und freisinnigen Anträge auf Reichseinkommen- und Reichsver- wogensteuer gegen 4 Stimmen verworfen, nach­

her der Antrag Bennigsen-Lieber mit allen gegen 1 4 Stimmen angenommen. Müller Fulda zog > seine Anträge, die Erhöhung der Zölle gesetzlich auszuschließen, nach längerer Erörterung zurück

Berlin, 17. März. Die Budgetkommission des Reichstags hat in ihrer heutigen Sitzung die Flottenvorlage in zweiter Lesung angenommen. Dagegen stimmten die Sozialdemokraten, die freis Volkspartei, die Abgg. Jazdzewski (Pole), Galler (Südd. Vp.) und Müller-Fulda (Ztr.).

Berlin, 15 März. In der Budget­kommission des Reichstags wurde beim Reichs- eisenbahnetat von dem Abg. Hammacher eine Anfrage über die Erfolge mit den württemb. Landcskarten gestellt. Der Regierungs­vertreter erwiderte, daß bestimmte Ergebnisse noch nicht vorgelegt werden können. Es seien Klagen darüber laut geworden, daß sie nur den kaufmännischen Reisenden nützten.

Saarbrücken, 15. März. Dem wirk­lichen Geh. Obermedizinalrat Dr. v. Coler, Generalbstabsarzt der Armee, ist es gelungen, die Ursache der Typhusepidemie beim dritten Bataillon des 70. Regiments mit Sicherheit sestzustellen. Dr. v. Coler ging bei seiner Untersuchung von der Zeitdauer aus, den der Typhusbazillus zu seiner Entwicklung gebraucht, und konnte so konstatieren, daß die Erkrankungen der Mannschaften auf einen an Kaisersgeburtstag genossenen Kartoffelsalat zurückzuführen sind. Die Zubereitung dieses Salates lag einem Soldaten ob, der kurz vorher mit der Reinigung einer Kloake zu thun gehabt hatte. Infolge ungenügender Säuberung der Hände übertrug sich der Kcankheitsstoff auf die Kartoffeln, die, wie Herr v. Coler betont, einen ganz besonders geeigneten Nährboden für den Typhusbazillus abgeben, und verursachte so die Epidemie. Sämtliche Mannschaften, die von dem Kartoffel­salat genossen, etwa 300 Mann, erkrankten. Die Unteroffiziere und die beurlaubten Leute, die an der Mahlzeit nicht teilgenommen hatten, sind vollständig verschont geblieben.

Bonder bayerischen Grenze, 15. März. Ein fünfjähriges Mädchen des Schreiners Roll- ziller in Schvvfloch brachte ein Stückchen Fleisch rn die Luftröhre und mußte, obschou alsbald ärztliche Hilfe zur Stelle war, elend ersticken.

Markolsheim, 15. März. Gestern er­schoß ein elfjähriger Knabe sein dreijähriges Schwesterchen mit dem Gewehre seines Vaters, das mit Schrot geladen war. Die Eltern waren während dieser Zeit abwesend.

Gutenbrunnen i. Elf.. 14. März. Die vom Bezirkspräsidenten zu Straßdurg angeordnete Polizeijagd auf Schwarzwild in den v. Schlum- verglichen Waldungen für den 12. u. 13. März ist ohne Erfolg verlaufen. Trotzdem etwa 35 Jäger und ebenso viele Treiber an den Jagden teilnahmen, kamen bloß zwei Füchse zur Strecke. Wie stark die Wildschweine hier vertreten sind, beweist der Umstand, daß in der Gemarkung Diedenhofcn allein für 6000 «kL Schaden abge­schätzt wurde.

Württemberg.

In rascher Reihenfolge hat unser Heimat­land Württemberg zwei hervorragende Männer durch den Tod verloren, die sich große Ver­dienste um das Land erworben haben. Finanz- mlnister Dr. v. Ri ecke, gleich ausgezeichnet durch Gaben des Geistes wie des Herzens. ist am letzten Samstag mit großen Ehren zur Erde bestattet worden, und am Montag früh folgte ihm Präsident Karl v. Leibbrand, Vorstand der Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau im Ministerium des Innern, im Tode nach. Während der Finanzminister als schöpfer­ischer Geist in der Neuorganisation des württb. Steuerwesens sich ein dauerndes, ehrenvolles Andenken gesichert hat, erwies sich Präsident v. Leibbrand als ein epochemachender Ingenieur. Hat er doch die prächtige König-Karl Brücke zwischen Stuttgart und Cannstatt erbaut und allein aus Beton den weitest gespannten Brücken­bogen der Welt an der Donaubrücke bei Munder- kingen errichtet. Die Staatsstraßen Württem­bergs hat er ganz bedeutend verbessert und ver­mehrt und neben seiner überaus angestrengten Berufsthätigkeit als vieljähriger Abgeordneter

des. Bezirks Oberndorf sich namentlich als Be» richterstatler in Eisenbahnangelegenheiten bewährt. Für den Fiaanzminister Dr. v. Riecke und für den Präsidenten v. Leibbrand gleichtüchtige Nach­folger zu finden wird nicht leicht sein.

Ein neuer Finanz minister ist bis jetzt nicht ernannt Präsident v. Zeyer im Finanz­ministerium wurde mit der provisorischen Leitung dieses Departements betraut. Die Führung der Stimme des Finanzministeriums un Gesamt- Staatsministerium aber dem jüngsten der im Amt befindlichen Staatsminister, nämlich dem Justizminister v. Breitling übertragen. Aus letzierem Umstand wird vielleicht der Schluß ge­zogen, daß die anderen Zivilminister nicht mehr lange im Amt sein werben, so daß in dem künftigen Kabinet von den seitherigen Ministern nur diejenigen der Justiz und des Kriegs ver­bleiben werden. Noch vor dem 1. Juli d. I. wird es sich zeigen, ob diese Schlüsse berechtigt waren oder nicht.

Die Kammer der Abgeordneten ver­handelte in der letzten Berichtswoche über eine ganze Reihe von Eisenbahnvorlagen und Eisen- baynwünschen. Die nächste Bahn, welche in Württemberg gebaut wird, ist jedenfalls diejenige von Schelklingen nach Münstngen. Auch die Fortsetzung der Bottwarthalbahn von Bellstein nach Heilbronn wird nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. Ob und wann eine Ver­bindungsbahn zwischen Schwäb. Gmünd und Göppingen gebaut werden wird, ist trotz der vielen dafür in der Kammer der Abgeordneten gehaltenen Reden eine nicht in nächster Zukunft zu lösende Frage.

Stuttgart, 17. März. In der heutigen Gemeinderatssitzung wurde der Antrag auf Aus­führung eines großen Rathauses vom Markt­platz bis zur Küferstraße einstimmig angenommen, desgleichen der Antrag auf Herabsetzung der Bürgerannahmegebühr von 10 ^ auf 5 mit 19 gegen 6 Stimmen.

Stuttgart. (Motoromnibus.) Ein neues Fuhrwerk war in den letzten Tagen in den Straßen Stuttgarts zu sehen, ein Motor­omnibus. Derselbe ist mit einem Daimlermotor ausgerüstet, enthält im Innern 1012 Sitzplätze,

4 desgl. auf dem Jmperialsttz, 3 auf dem Lock, wovon einer für den Führer bestimmt ist, und noch 46 Stehplätze auf dem hinten angebrachten Perron. Der Omnibus hat 4 Geschwindigkeiten von 4, 8, 12 und 16 km und nimmt Steigungen von 1012 °/o Die Hohenheimerstraße wurde z. B. bei voller Besetzung mit einer Geschwindigkeit von 8 km per Stunde befahren. Die Lenkbarkeit ist ganz vorzüglich, so daß man alle Ecken und auch enge Straßen mit aller Sicherheit nehmen kann. Derselbe durchfuhr u. A. auch die enge Rosenstraße. Im Winter kann der Wagen geheizt werden. Die Federung ist gegenüber gewöhnlichen Wagen viel besser, so daß die Erschütterungen keine größeren sind, als bei einem auf Schienen laufenden Wagen. Der Hauptvorzug liegt in den geringen Betriebs­kosten, welche per Stunde Fahrt höchstens 1 betragen, und der großen Leistungsfähigkeit, indem der Wagen ohne irgend einen Aufenthalt 12 Stunden und, wenn es nötig ist, auch noch länger im Betrieb bleiben kann. Der Führer hat nur darauf zu sehen, daß die Schmierung regelmäßig vor sich geht, eine andere Bedienung ist nicht notwendig. Das System ist also dasselbe, wie bei den schon im vorigen Frühjahr im Betrieb befindlichen Motor-Taxameter-Droschken. Der erwähnte Wagen wird seine Fahrten in England ausführen. Dem Vernehmen nach sind gleiche Moloromnibusse für Holland, Italien, u. A. auch 3 Stück für München in Arbeit. Sodann soll auch die Frage der Einstellung einer Motor Omnibusvervindung vom West- bahnhvs auf die Solitude schon in Erwägung gezogen sein, was für die Besucher dieses beliebten AusslugpunkteS eine große Annehmlich­keit wäre.

Ulm, 16. März. Hotelier Emil Hauser vom Baumstark hier hat das Hotel Viktoria in Karlsruhe um 360000 gekauft. Die lieber- nähme erfolgt am 1. Februar 1899.

Hessigheim b. Besigheim, 16. März. Bei der gestrigen erneuten Schultheißenwah^