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Göttingen in einer Eingabe an das Reichspost, amt gemachten Vorschlag einverstanden, wonach die Abonnementsgebühren nach einer Skala be- messen werden sollen, welche sich nach der Größe der einzelnen Städte richtet. Auch diese Kammer führt zur Begründung ihres Gesuchs aus:Die zur Zeit zur Anwendung kommenden Grund- sätze sind unbillig und ungerecht; sie stehen einer gedeihlichen Weiterentwicklung des Telephon­wesens hindernd im Wege. Daß es unbillig und ungerecht ist, von den Inhabern einer Fern- spcechstelle in einer kleinen Stadt mit nicht ganz 20 Anschlüssen dieselbe Gebühr zu verlangen, die in einer Großstadt mit über 30000 An­schlüssen erhoben wird, bedarf keiner Erörterung." Die hiesige Kammer beschloß einstimmig, an die A. Generaldirektion die Bitte zu richten, es aus die eine ober andere Weise zu ermöglichen, daß die Abonnentsgebühren für kleinere Orte billiger und damit gerechter geregelt werden.

Calw, 9 März. Auf dem heute statt- gefundenen Biehmarkt ging der Handel in Nutzvieh sehr lebhaft bei gleichbleibenden Preisen, während für fette Ochsen keine Käufer am Platze waren. Auf dem Schweinemarkt waren Milch- schweine begehrt und wurden mit 2535 pro Paar bezahlt. Gesamtzufuhr 679 Stück Rindvieh, 76 Pferde. 27 Körbe Milchschweine und 126 Stück Läufer.

Deutsches Aeich.

Berlin, 9. März. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Der Kaiser nahm heute vor. mittag den Vortrag des Reichskanzlers in dessen Amtswohnung entgegen.

B e r l i n, 8. März. Bei der Abendtafel, welche am Samstag im königlichen Schlosse statlfand, drehte sich das Gespräch, wie das Kleine Journal" berichtet, vornehmlich um den Gesundheits Zustand der Kronprinzessin Stefanie. Im Uebrigen wurden Fragen der inneren Politik nicht berührt. Dagegen besprach der Kaiser die Vorgänge in Ostasien und die Reise des Prinzen Heinrich. Viel bemerkt wurde der ungemein herzliche Empfang des Grafen und der Gräfin Herbert Bismarck seitens des Kaiserpaares, sowie die besondere Intimität zwischen Herrn v. Bülow und dem Grafen Herbert Bismarck.

Wie dieSüddeutsche Reichskorrespondenz" mitteilt, hat in den d e u t s ch e n K o l o n i st e n - kr eise n P a l ä st i n a s, die ja bekanntlich zum weitaus überwiegenden Teile süddeutschen, ins­besondere schwäbischen Ursprungs sind, die Kunde, daß der deutsche Kaiser den heiligen Stätten des gelobten Landes einen Besuch ab- statten wird, eine tiefgehende freudige Bewegung hervorgerufen. Man sinnt schon darauf, dem Oberhaupte des deutschen Reiches bei seinem Betreten Palästinas patriotische Huldigungen darzubringen. Es herrscht unter unseren in Palästina als Kolonisten ansässigen Landsleuten im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch des Kaisers eine um so gehobenere Stimmung, als wesentlich dem kräftigen Eintreten der deutschen Politik in Konstantinopel es die Kolonisten zu danken haben, daß die Grundeigentumsfrage endlich zu der so lange verschobenen, die Privat- elgentumsqualiiät der Kolonistengüter rückhaltlos anerkennenden Lösung geführt werden konnte. Wre wir aus bester Quelle erfahren, steht die PMstinafahrt des Monarchen im Prinzip fest, und zwar dürfte sie im Herbste des laufenden Jahres angetreten werden, also zu einer Zeit, wo eine normale Beschaffenheit der internationalen Polnischen Conjunktur und der sanitären Zu- vorausgesetzt, die klimatischen Verhältnisse

Morgenlandes dem europäischen Reisenden sich am zuträglichsten erweisen. Man dürfte in der Annahme vielleicht nicht fehlgehen, daß der Kaiser seine Dispositionen bezüglich des Besuches -Palästinas so treffen wird, daß seine Anwesenheit an den heiligen Städten der Zeit nach zu- sammenfällt mit dem Termin, da sein Vater, Kaiser Friedrich, als Kronprinz an den heiligen Statten weilte.

^brli n, 7.März. EineGasexplosion ^Sestern Früh in der Andreas-Kirche ^.Pfunden. Als der Kirchendiener Licht an« runden wollte, gab es plötzlich einen starken

Knall. Die Hauptthür sowie eine Seitenthür wurden aufgrsprengt und der Kirchendiener durch die Hauptthür hinausgeschleudert. Auch mehrere Kirchcnfenster flogen auf die Straße. Der Kirchendiener hat leichte Brandwunden an den Händen davongetragen, das Kopfhaar ist ihm zum Teil versengt.

Das Berliner Magistratskollegium hat das Gesuch des Komitees für die Errichtung eines Denkmals für die März - Gefallenen, auf dem Friedhofe in Friedrichshain eine zwei Quadratmeter große Fläche gegen die üblichen Gebühren für die Aufstellung des Denkmals zu überlassen, ablehnend beschieden. Das Denkmal sollte aus einer einfachen Marmortafel mit der Inschrift:Den am 18. März 1848 Gefallenen" bestehen.

Mannheim. 8. März. Das von Baumeister L. Riesterer erbaute, im Besitze der Annweiler Thalbrauerei befindliche neue Restaurant in <2 5, 1 hat den Namen Kiaot schau" angenommen.

Sulzim Obercls., 4. März. Die wichtigste Frage war für uns stets die der Wasser­versorgung, da unsere Brunnen hier in der Ebene meist so schlecht sind, daß Typhus und ähnliche Krankheiten nie aufhören. Oowohl wir den Bergen so nahe sind, findet man doch in der Umgegend keine Quelle, die für unseren Bedarf genügen würde. Bei der Anlage des Lauchenweiers war daher darauf Rücksicht genommen, daß auch wir mit Gedweiler von dort versorgt werden sollten. Eine Einigung mit unserer Nachbarstadt ließ sich aber nicht erzielen, und wir müssen jetzt mit den Arbeiten allein Vorgehen. Nehmen wir nun auch das Wasser in unserem eigenen Walde, so müssen wir doch eine Leitung von mehr als 13 Kilometer Herstellen und da infolge des starken Falles (fast 1000 Meter) viele Arbeiten an den Zwischen­stationen u. s. w. nötig sind, so werden sich die Kosten der ganzen Anlage nach dem gemachten Voranschläge auf 200 000 belaufen. Hand in Hand hiermit muß die dringend notwendige Kanalisation gehen, zu der weitere 150 000 gefordert werden. Diese großen Summen sollen durch eine Anleihe gedeckt werden.

Erklärung des Zentralvorstandes des Evangel. Bundes.

Merseburg, 28 Februar 1898.

Die gesamte deutsche Presse hat sich mit unserer Eingabe an den Fürsten Reichskanzler in betreff der ultramontanen Sonderfeier des Geburtstages unseres Kaisers in Rom und mit dem uns gegebenen Bescheide des Staatssekretärs des Aeußern beschäftigt. Wir halten es für an­gezeigt, den verschiedenen dabei laut gewordenen Urteilen gegenüber folgendes festzustellen.

Zunächst weisen wir die Entstellung gewisser Blätter zurück, als hätten wir das katholische Bewußtsein verletzen wollen, während es aus­schließlich die Ehre des evangelischen Bekennt­nisses war, für welche wir eingetreten sind.

Mit Dank erkennen wir es an, daß die große Mehrheit der uns zugegangenen Preß- erzeugnisse für das gute Recht unserer Beschwerde eingetreten ist. In weiten Kreisen ist es er- kannt worden, daß die Antwort des Herrn Staatssekretärs v. Bülow auf den eigentlichen Grund dieser unserer Beschwerde keine Rücksicht genommen hat. Wir stellen sie noch einmal in das rechte Licht.

Wir haben als deutsche Männer unser Befremden darüber kundgegeben, daß der preußische Gesandte am päpstlichen Hofe durch seine her­vorragende Mitwirkung einer Sonderfeier den offizielles Charakter gegeben hat, welche die aus­gesprochene Bestimmung hatte, gegen den König von Italien als dennicht legitimen Herrscher in Rom" zu protestieren. Die Presse hat mit darauf hingewiesen, daß das Festmahl überdem nicht auf vatikanischem, sondern auf italienischem Boden stattgefunden hat.

Wir haben als protestantische Christen der schmerzlichen Empfindung vieler Tausende darüber Worte gegeben, daß der evangelische Vertreter eines evangelischen Fürsten sich durch diesen Schritt und die Art, wie er denbeiden erhabenen Souveränen" durch Bezeugung gleicher

Liebe und Verehrung" eine gemeinsame Huldig­ung darbrachte, sich in die Lage versetzt hat. es ohne Widerspruch mit anhöcen zu müssen, wie man einen Papst alsFriedensbringer" für Deutschland und alsneuen Heiles Unterpfand" verherrlichte, der soeben den deutschen Reformator als Anführer und den evangelischen Glauben als verderbliches Gift gebrandmarkt Halle; und wie weiter das Kaisertum des neuen deutschen Reiches mit diesem Papsttum vereint gefeiert wurde, als wären sie zwei von Gott zum Segen der Welk zusammengeordnete Herrschergewalten.

Wir haben unsere Eingabe veröffentlicht, weil es uns darauf ankam, dem durch diesen Vorgang tief verletzten deutsch-protestantischen Bewußtsein Genüge zu thun, nicht aber irgend welche politische Manifestation ins Werk zu s tzen, welche von den Aufgaben, die sich der Evangelische Bund gestellt hat, von vornherein ausgeschlossen ist.

Wir verlangen Schonung für dieses Be­wußtsein und Schutz gegen ein durchaus nicht vereinzelt dastehendes Verhalten, welches den Schein erweckt, als ob einer zunehmenden Rück­sichtnahme auf ultramontane Anfprüche alles andere, auch die Ehre des evangelischen Namens, untergeordnet werden solle.

Mit dem allem haben wir eine unabweis- liche Pflicht erfüllt und können auch in Zukunft nur thun, was uns das Gewissen bietet.

Der Vorstand des Evangelischen Bunde- zur Wahrung der deutsch-protestantische«

Interessen.

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 9 März. Zu Beginn der heutigen Sitzung macht der Präsident Payer Mitteilung von dem in der vergangenen Nacht erfolgten Tode des Finanzminister v. Ri ecke und widmete dem Verfchiedenen einen herzlichen Nachruf. Er betonte, daß Württemberg in dem Verstorbenen einen Minister von großen Fähig­keiten verloren habe, der sich allerseits der größten Sympathie erfreuen konnte. Alsdann erhob sich das Haus zu Ehren des Verschiedenen von den Sitzen. Aus der Tagesordnung stand der Bericht der volkswirtschaftlichen Kommission über 6 Eingaben betr. Erbauung neuer Eisen­bahnlinien. Zunächst handelt es sich nm die Linie Kißlegg-Wurzach Ochsenhausen. Der Be­richterstatter Stockmayer (D. P.) begründete den Antrag der Kommtffion, die Eingabe des Eisenbahn-Komites zur Erbauung dieser Lrnie der Regierung zur Kenntnisnahme zu übergeben. Die Zentrumsabgg. Eggmann, Schick und Rembold sprechen zu Gunsten des Kommtssions- antrages, der auch angenommen wurde. Die zweite Linie, um die petitioniert wurde, ist Geislingen a. St.-Wiesensteig. Der Kommissions­antrag, eingebracht durch den Abg. Vogler (Zlr.) lautete auf Uebergabe an dre Regierung zur Berücksichtigung. Die Abgg. v. Hohl (D. P.) und Schwarz (Ztr.) traten warm für den Antrag ein. dem das Haus dann auch zu« stimmte. Die Eingabe um Erbauung der Linie Süßen-Weißenstein - Herbrechtingen wird, dem Kommisstonsantrag gemäß, durch einen Beschluß der Kammer der Abgeordneten vom 12. Mar 1897 als erledigt angesehen. Bei der Eingabe um die Linie Göppingen-Gmünd hatte die Kom- mifsion Ueberwetsung an die Regierung zur Kenntnisnahme beantragt. Die Abgeordneten Erhardt(V.P) Schwarz (Zlr.) u. Ellinger (V.P.) brachten einen Antrag auf Berücksichtig­ung ein. Die drei Antragsteller empfahlen ihren Antrag mit beredten Worten und es gelang ihnen, die Mehrheit des Hauses für denselben zu gewinnen. Die Eingabe um Erbauung der Linie Gaildorf-Aalen wurde auf Wunsch der Petenten, die weiteres Material beibringen wollen, von der Tagesordnung abgesetzt. Die letzte Eingabe um Erbauung der Bühlerthalbahn Sulzdorf-Bühlerzell war von der Kommission dahin erledigt worden, daß sie der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen werden soll. Diesem Antrag schloß sich das Haus debattelos an, damit war die Tagesordnung erschöpft.