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einzelnen Fall Vorbehalten, von dem ihr nach Art. 15 der Waldfeuerlöschordnung zustchenden Rückgriffs- Recht auf die Waldeigentümer des Oberamtsbezirks Calw Gebrauch zu machen.
Calw, den 25. Okt. 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Zu vorstehender bezirkspolizeilichen Vorschrift haben der Amtsversammlungsausschuß am 25. Okt. d. I. und zu § 5 und 6 derselben die Amtsversammlung am 26. Okt. d. I. ihre Zustimmung erteilt, auch ist dieselbe durch Erlaß der K. Negierung des Schwarzwaldkreises vom 5. Dez. d. I. Nro. 14567 für vollziehbar erklärt worden.
Die Ortsbehörden werden beauftragt, von vorstehender Vorschrift den Feuerwehrkommandanten unter Eintrag in das Schnlth.-Amts- Protokoü Eröffnung zu machen.
Calw, 16. Dez. 1901.
K. Oberamt.
Vo elter.
Tagesneingkeiicn.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Se. Mas. der König haben am 2. ds. allergnädigst geruht, dem Oberamtswundarzt l>r. Georgii in Rottenburg die erledigte Oberamtsarztstelle in Maulbronn zu übertragen.
Se. Königl. Majestät haben am 13. Dez. allergnädigst geruht,
den Expeditoren bei dem Oberlandesgericht und bei den Landgerichten (OberlandeSgerichts- sekretären, Landgerichtssekretären, Landgerichtsregistratoren, Landgerichtsrevisoren), sowie den Expeditoren der Staatsanwaltschaften bei dem Oberlandesgericht und bei den Landgerichten (Kanzleiassistenten der Staatsanwaltschaften) den Titel „Obersekretär",
ferner den Landgcrichtsschreibern den Titel „Landgerichtssckretär" und den Amtsgerichtsschreibern den Titel „Amtsgerichtssekretär" zu verleihen,
hiebei übrigens denjenigen Expeditoren, welchen bereits der Titel einer höheren Dienststelle verliehen ist, diesen Titel vorzubehalten.
ff Neubulach, 15. Dez. Noch vor dem Schluffe des Jahres war es heute möglich die im Laufe des Sommers fast durchgängig renovierte Kirche für das Kirchspiel Neubulach in Gegenwart zahlreicher Gäste und Kirchengenossen, die es sich trotz des unschönen Wintertagcs nicht nehmen ließen, die Freude über die nun so schön gewordene Kirche mit uns zu teilen, einzuweihen. Seitens der Oberkirchenbehörde war Herr Generalsuperintendent Prälat Tr. von Wittich zugegen, das gem. Oberamt vertreten durch die Herren Reg.-Rat Voelter und Dekan Noos, ferner nahmen teil Hr. Landtagsabgeordneter Rechtsanwalt Krautt und sonstige Gäste. Das Städtchen halte Festschmuck angelegt, die Dächer und Fluren waren mit Schnee bedeckt.
Auf dem Rathaus sammelten sich die Gäste und Vertreter der Kirchspiclsgemeinden, um sich in einem Zug nach der neu restaurierten Kirche zu begeben. Der Kirchenplatz war so gedrängt voll mit den Kirchengenossen, wie man es hier noch selten gesehen Hai, da Alles begierig war in Be
antwortung der Frage, wie ist auch die Renovation ausgefallen? Durch die harmonischen Klänge der auf ihrem neuen Platz im Schiff der Kirche sehr zur Geltung kommenden Orgel und durch Vortrag eines Liedes seitens des Hrn. Schullehrers des Kirchspiels unter Mitwirkung befähigter Sängerkräfte empfangen, waren sämtliche Besucher von der wohlgelungenen Restaurierung erfreut, auch wenn vielleicht einige sich es nicht so modern gewünscht Hütten. In die Herzen dringende Ansprachen seitens des Hrn. Dekan Roos, des Hrn. Stadtpfarrer Schlaich und des Hrn. Prälaten Dr. von Wittich zum Schluß brachten die Weihe der Kirche zu einer erhebenden Feier.
Nach Schluß des Vormittags-GottesdiensteS versammelten sich die Gäste mit den Vertretern der beteiligten Gemeinden und der Bauleitung zu einem Festessen im Gasthaus zum Adler hier, wo den Reihen der Toaste Hr. Prälat Dr. von Wittich auf Seine Majestät den König Wilhelm II. eröffnete.
Zu gleicher Zeit wurde den Akkordanten mit ihren Arbeitern ein Essen im Gasthaus zur Sonne gegeben, daS ebenfalls in sehr gelungener Weise verlief. Die Ausführung der sehr schwierigen Renovation lagen in den Händen der HH. Architekten Böcklin und Feil, welche die Leitung der einzelnen Arbeiten den HH. Bauführer Stotz und Bürkle anvertraut hatten. Auf eine nähere Beschreibung hier einzugehen, wolle erlassen werden, da ja das zu erhoffende Frühjahr jedem Interessenten Gelegenheit giebt, unsere schöne Kirche zu besichtigen. Möge in ihr wieder Jahrhunderte den Nachkommen das Wort Gottes zum Segen verkündet werden und sie einen Gedenkstein unserer Zeit bilden.
Herrenberg, 16. Dez. In verflossener Nacht brannten inOcschelbronn 2 Wohnhäuser, darunter ein Doppelhaus, und 3 Scheunen nieder. Das vermutlich von böser Hand gelegte Feuer machte die Familie Böckle, Gulde und Weimer obdachlos; dieselben konnten kaum ihr Leben, ihre Kinder und ihr Vieh retten und sind, wie man hört, nur schwach versichert.
Stuttgart, 16. Dez. Ein Dieb, der in letzter Zeit in hiesigen höheren Lehranstalten ca. 35 Diebstähle verübte, konnte am Samstag abend fest- gcnommen werden. Beim heutigen Transport zum Verhör gelang es ihm aber zu entfliehen, und man konnte seiner bis jetzt nicht wieder habhaft werden.
Feuerbach, 14. Dez. Ein frecher Diebstahl wurde gestern Abend hier ausgeführt. Zu Schmiedmeister Münz kam ein Handwerksbursche und fragte um Arbeit nach. Während nun die Frau sich unren mit ihrem Manne besprach, stahl der Strolch aus der Kommode 200 Mark. Als er auf sofort betriebene Verfolgung hin abends in Stuttgart verhaftet wurde, hatte er schon 22 verbraucht.
Freudenstadt, 16. Dez. In den letzten Tagen hatten wir andauernden Schneesall, so daß der gesamte Verkehr bei einer Schneedecke von etwa 40 ei» bloß noch auf Schlitten erfolgt. Durch den starken Schneefall, verbunden mit heftigem Schneewehen, hatte besonders der Verkehr auf der Murgthalbahn zu leiden, wo die Züge mit zum Teil recht großen Verspätungen ankamen.
Kirchheim u. T., 16. Dez. Im kommenden
„Gewiß, denn Tante Emily giebt niir die Schuld. Sie behauptet, sobald ich einwillige, Philipp zu heiraten, würde er zu sich kommen und wieder häuslich sein, und daß nur meine Widerspenstigkeit ihn zu allen Ausschweifungen verleite. ! Um meinetwillen, Tony, überrede ihn, das Spielen aufzugeben."
Ihre Worte weckten Antony's Gewissen. Er sah ein, daß er Philipp gegenüber wenig rechtlich gehandelt hatte, und daß es seine Pflicht war, gutzumachen, was in seiner Macht lag.
Lily in seine Arme schließend, versprach er, ihren Wunsch ohne Zögern zu erfüllen. „Ich will alles thun, um Philipp vor weiterem Schaden zu bewahren," sagte er. „Bisher war mir die ganze Welt gleichgültig, weil mein hartes Geschick mich verbitterte, aber nun ich Dich wieder habe, nun ich Deiner Liebe gewiß bin, fühle ich mich wie neugeboren. Du bist der Schutzengel meines Lebens, Lily, und von dieser Stunde an will ich ein anderer, ein besserer Mensch werden."
Erst als der Reisewagen von Lady Culwarren wieder in Sicht kam, trennten sich die beiden Liebenden, nachdem Antony seiner Cousine das Wort gegeben, noch an demselben Abend dem Grafen ernstliche Vorstellungen zu machen.
15. Kapitel.
Eine folgenschwere Beleidigung.
Erfüllt von dem wiedererrungenen Glück der Liebe kehrte Antony in seine Wohnung zurück, um Nachdenken zu können, wie er sein Lily gegebenes Versprechen Philipp vor dem Ruin zu bewahren, einlösen sollte. Er schämte sich jetzt der wenig ehrenhaften Rolle, die er dem Jugendgefährten gegenüber gespielt hatte und er war fest entschlossen, das Acußerste zu wagen, ihn aus dem Netz zu befreien, in das er sich verstrickt, selbst auf die Gefahr hin, Fosbrookes Pläne zu durchkreuzen. Er fand seinen Freund auf dem Balkon sitzend, eine Cigarre rauchend und die warme Luft einatmend.
Jahr findet hier eine Bezirksgewerbeausstellung statt. Die Vorarbeiten sind in vollstem Gange. Die Kommissionen sind schon in emsiger Thätigkeit. Demnächst erfolgen die Annoncen in den Blättern, zu welchem Zweck Kunstmaler Ostermayer hier ein sehr markantes und packendes Reklamebild zu einem Clichs angefertigt hat.
Potsdam, 15. Dez. Wolffs Bureau meldet: Der König und die Königin vonWürttem- berg sind heute vormittag 10 Uhr 30 Min. hier eingctroffen und von dem Erbprinzen und der Erbprinzessin zu Wied am Bahnhof empfangen worden. Mittags ffand in der Villa des Erbprinzen die Taufe des jüngsten Sohnes des erbprinzlichen Paares statt. Die Taufe vollzog der Hof- und Garnisonprediger Keßler. Der Täufling erhielt die Namen: Dietrich Wilhelm Friedrich Karl Paul. Der Feier wohnten bei: der König und die Königin von Württemberg, die Fürstin von Bentheim, die Herzogin von Albany mit Prinzessin, Tochter und Sohn, der Herzog von Koburg, der württ. Gesandte Freiherr v. Varnbüler und sämtliche Offiziere deS dritten Gardeulanen-Regiments mit ihren Damen. An die Taufe schloß sich eine Frühstückstafel an, bei der das Musikkorps des dritten Gardeulanen- Regiments spielte. Abends 8 Uhr fand Familien- tafel statt.
Berlin, 16. Dez. Der Großfürst Thronfolger von Rußland ist gestern' Abend gegen 7 Uhr auf dem Bahnhöfe Fricdrichstraße eingctroffen. Hier hatten sich der Commandant von Berlin, Polizeioberst Krause sowie viele Offiziere eingefunden. Um 6'/- Uhr rückte die vom Kaiser Alexander-Regiment gestellte Ehren-Compagnie an. Bald nach 6°/- Uhr erschien der Kaiser in der Uniform des russischen Dragoner-Regiments Narva (Nr. 39). Als der Extrazng mit dem Großfürsten eintraf, ging der Kaiser dem Fürsten entgegen und begrüßte ihn auf das herzlichste. Um 7 Uhr 20 Min. erfolgte die Weiterreise nach Potsdam, wo der Kaiser mit seinem Gaste um 8 Uhr 10 Min. eintraf.
Berlin, 16. Dez. Das Kleine Journal meldet aus Peking: Die Kaiserin-Witwe und der Hof haben vorgestern ans ihrer Rückreise nach Peking den gelben Fluß überschritten. Der Regierungsschatz von einer Million Silbertaels ist gestern aus dem Süden hier eingetroffen, um die Mittel zur Bestreitung und Deckung der Reisekosten und anderer Ausgaben zu liefern.
Berlin, 17. Dez. Nach einem Telegramm aus London erklärte Lord Rosebery gestern in seiner Rede in Chesterfield, England werde von der ganzen Welt gehaßt, das sei nicht so gewesen, als die gegenwärtige Regierung ans Ruder kam. Chamberlains Reden seien harmlos gewesen für England, aber im Auslande eine nationale Gefahr für England. Die Regierung hätte Krüger fragen sollen, warum er rüstete. Dadurch wäre der Krieg vermieden oder abgekürzt worden. Sie hätte den Naubzug Jamesons untersuchen und Transvaal eine Entschädigung zahlen sollen. Der Krieg habe Englands internationale Stellung geschwächt, die Reformen im Innern aufgehalten und die Regelung in Südafrika verzögert. Der Krieg müsse jedoch zu Ende geführt werden. Das Ende werde ein
„Nun, won ober, wo hast Du gesteckt?" rief Fosbrooke, seinen Genoffen freundlich begrüßend. „Das ist schon der dritte Morgen, daß Du mich so lange warten läßt. Was in aller Welt hat Dich zum Frühaufstehen verleitet?"
„Wahrscheinlich das schöne Wetter," entgegnete der Andere, sich eine Cigarette drehend. „Ist es nicht eigentlich eine Schande, den herrlichen Morgen zu verschlafen? Freilich, wir sind in der letzten Zeit rechte Nachtschwärmer geworden, aber — ehrlich gestanden, Fosbrooke, das Leben, das wir führen, fängt an, mich zu ermüden."
Fosbrooke zog die Augenbrauen in die Höhe. „Holla, was ist das? Bist Du auf einmal so tugendhaft? Na, ich werde Dir das schnell austreiben, indem ich Dich drei Tage hintereinander um acht Uhr ins Bett schicke."
„Meinen Sie, das würde mich kuriren? Nicht im Geringsten, es wäre mir sehr lieb. Und ich wünschte, Philipp folgte dann meinem Beispiel, — er schlief noch, als ich vorhin bei ihm im Hotel war."
„Das ließ sich denken, — er hat bis fünf Uhr heute Morgen mit mir und Braganza gespielt."
Antony biß sich auf die Lippen und sah schweigend vor sich hin.
„Nun mein Junge," nahm Fosbrooke nach einer Weile das Gespräch wieder auf, „hast Du etwas dagegen einzuwenden?"
Antony fühlte, daß der Augenblick gekommen sei, offen mit seinem Freunde zu reden und daß er diese Gelegenheit nicht ungenützt vorübergehen lassen dürfe.
„Ja, Fosbrooke", erwiderte er deshalb auf dessen Frage, „ich wünschte, Sie ließen von Lord Culwarren ab. Er hat in den letzten Wochen mehr als genug verloren und ich denke, man sollte ihn jetzt freigeben."
(Fortsetzung folgt.)