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bestimmten Teile deS Saales eindringen. Die Advokaten machen eine Kundgebung gegen den Präsidenten, so daß die Gardes Repudlikoines gezwungen sind, einzuschreiten. Es kommt zu einem Zusammenstoß, bei dem mehrere Gardist-m von den Advokaten geschlagen werden. Ein Advokat wird verhaftet. Um I I Uhr erschienen die als Zeugen geladenen Offiziere in Uniform und werden aus der Place Dauphine von der Menge mit dem Ruf: „Es lebe die Armee!" begrüßt Zola tritt vollständig unbemerkt um IIV» Uhr ein. Der Saal ist überfüllt. Die Zuschauer scheinen indrss-n ruhiger zu sein als gestern. Unter den als Zeugen erschienenen O'fizieren werden besonders bemerk» General de Boisdkffre, Oberst du Paty de Clam und ^^Major Esterhazy
Petersburg, IO Febr. Bei Besprechung der Rede, die Staatssekretär v. Bülow im deutschen Reichstag gehalten Hut, schreibt „Nowosti," eine Trennung der Großmächte sei nach dieser Rede nicht sehr wahrschein, lich Die „Petersburger Zeitung" meint, die beruhigenden Versicherungen des Staatssekretärs dürfen als eine willkommene Ergänzung der Mitteilungen der russischen Regierung aufgefaßt werden.
Kronstadt Ungarn, 9. Febr. Gestern fand hier ein Zweikampf zwischen dem Oberlieutenant Prinzen Friedrich zu Hohenlohe- Waldenburg und dem Oberlieutenant August Scheitz statt. Letzterer erhielt einen Hieb über die Brust, der Prinz einen über die Nase. Beide Offiziere dienen beim Husaren Regiment Kaiser Franz Josef Nr. 1. Der Grund des Duells wird geheim gehalten. (Prinz Georg Friedrich zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillings- fürst hat am 22. Januar sein 31. Lebensjahr vollendet. Er ist der älteste Sohn des verstorbenen Prinzen Karl, Batersbruders des regierenden Fürsten Friedrich Karl.)
Konstantinopel, 9 Febr. Gestern Abend wurden zwei Matrosen des deutschen Schulschiffes „Loreley" in Tophane von Gesindel überfallen. Einer wurde verwundet und in das deutsche Hospital gebracht, doch ist seine baldige Genesung sicher. Der Vorfall ist ohne jede politische Bedeutung — Der Sultan ließ sofort dem deutschen Botschafter sein lebhaftes Bedauern über den Vorfall aussprcchen und versprach strengste Bestrafung der Schuldigen.
Im nordamerikanischenKabinets- rate hat nun der Kabinetssekrctär für Ackerbau erklärt, es sei unzweifelhaft bekannt, daß Obst- krankheiten durch Obst übertragen nnd auf gesunde Bäume auf große Entfernungen ver- pflanzt werden können. Das Vorgehen Deutschlands dürfte daher angemessen sein, und Deutschland sei offenbar in seinem Rechte gewesen.
Pretoria. 9. Febr. Präsident Krüger ist auf weitere fünf Jahre zum Präsidenten der Südafrikanischen Republik gewählt worden.
Pittsburg (Pensylvanien). 10. Februar. Gestern abend zerstörte eine Feuersbrunst einen Häuserblock, in dem sich ein von der Regierung unterhaltenes Warenhaus befand. 2000 Barrels Whisky explodierten, zertrümmerten die Mauer und zerstörten die nebenstehenden Häuser. Es steht fest, daß 6 Personen getötet wurden; doch fürchtet man, daß noch viele andere unter den Trümmern begraben sind. Nach weiteren Ermittelungen sind 15 Personen ums Leben gekommen.
Unterhaltender Heil.
Auf verwegener Bahn.
Krimmalnovelle von Gustav Höcker.
(Fortsetzung)
Frauen haben ein aufmerksames Auge für die Außenseite der Dinge. Siglinde kannte jeden Winkel, jedes Stück Möbel in Volkmars Sprech. z»mmer. Um so mehr war ihr heute eine Ver änderung ausgefallen. Das Zimmer besaß zwei Thüren: die eine bildete den Ausgang nach dem großen Bureau, in welchem die Schreiber saßen, die andere führte in entgegengesetzter Richtung nach Volkmars Wohnräumen. Es war Siglinden
nicht entgangen, daß die letztere Thür heute entfernt und durch eine bis zum Fußboden herabreichende geschlossene Portiere ersetzt war. Da der Advokat seine beiden Clienten während der Verhandlung so placiert hatte, daß beide der verhangenen Thür den Rücken zuwenden mußten, so blieb es von diesen unbemerkt, daß die Portiere sich zuweilen bewegte, ja, daß in der Mitte, wo sie sich teilte, dann und wann ein Paar Augen zum Vorschein kamen und wieder verschwanden.
Als Sialinde und Harnisch sich entfernt batten. a»ng Volkmar auf die Portiere zu, schob sie zurück und blieb auf der Schwelle stehen. Das Zimmer war ein kleiner, mit zierlicher Eleganz ausg-statteter Salon. Auf einem Fauteuil saß eine weibliche Gestalt, den Ellbogen aus ein daneben stehendes Marmortischchen und die Stirn in die Hand gestützt. Ihre Lippen waren fest zusammengepreßt; ihre schwarzen, glühenden Augen starrten mit wildem Ausdruck vor sich hin; ihr Antlitz brannte in jener dunkeln, von der holden Schamröte weit verschiedenen Glut, unter w lcber in mühsam verhaltenem Zorne das Blut kocht und siedet; ihre verzerrten Züge drückten eine leidenschaftliche Erregung aus die ein Kamps zwischen wühlendem Schmerz und wahnsinniger Wut zu sein schien; die eine herniederbängende Hand hatte sich unter dem grauen Glacehandschuh krampfhaft zusammengeballt
Dieses regungslose düstere Bild stand in grellem Kontrast zu der heiteren Umgebung, denn ein grünender und blühender Hain kostbarer Blattpflanzen, die teils auf Blumentischen standen, teils terrass-niörmig aussteigende Gruppen bildeten, füllte fast den ganzen kleinen Raum aus. Obwohl die finster Brütende diesen Ort vorher noch nie betreten hatte, so sah sie sich hier doch unter lauter alten Bekannten; alle diese lieblichen Kinder Flora's stammten aus Ritters Gewächshäusern, wo der Rechtsgelehrte sie bei den verschiedenen Besuchen selbst ausgewählt hatte, und der fremde Gast, der sich hier in so heimischer Umgebung wiederfand, war niemand anders als Anna
Sie hatte sich in Folge einer schriftlichen Ladung des ihr nur dem Namen nach bekannten Advokaten, der ihr in einer Erbschaftsangelegenheit eine wichtige Mitteilung zu machen habe, pünktlich um die festgesetzte Stunde eingefunden, und maßlos war ibr Erstaunen gewesen, als sie in dem berühmten Rechlsgelehrtcn jenen Garten- besucher wiedeterkannte, dessen zudringliche Neu- gier ihr einst eine so peinliche Stunde bereitet, und dem sie erst vor einigen Tagen durch die kühle Ausnahme seines Grußes zu erkennen gegeben hatte, wie wenig sie ihm das vergessen konnte.
Der Einladung eines Advokaten folgt niemand gern; die Verheißung einer Erbschaft aber ist ein unwiderstehliches Anziehungsmittel und dieser List hatte sich Volkmar bedient, um sicher zu sein, daß Anna nicht versäumen werde, sich um die bestimmte Zeit bei ihm einzufinden. Er hatte sich hierin auch nicht verrechnet und klärte sie sofort über die Täuschung auf, die er sich mit ihr erlaubt hatte. Es sei dies nur geschehen. um ihr über eine noch viel schlimmere Täuschung, deren sich ein Unwürdiger an ihren zartesten Gefühlen, an ihrem vertrauenden Herzen schuldig gemacht habe, die Augen zu öffnen. Sie habe sich durch die gefälligen Manieren, durch die blendende Außenseite und wohl auch durch die Liebesschwüre eines Mannes bestechen lassen, der ihrer nur als Mittel für seine selbstsüchtigen Zwecke bedurft habe und sie fallen lassen werde, sobald er sein Ziel erreicht habe. Dieses Z'el sei eine Heirat mit einer jungen Dame, welcher ein großes Vermögen in Aussicht stehe. Noch in dieser Stunde werde sich Anna von der Wahrheit dieser Behauptungen überzeugen, — was sie aber auch als unsichtbare Ohrenzeugin hören möge, wie schwer es ihr auch werden möge, den Ausbruch ihrer empörten Gefühle zurückzudrängen, so solle sie sich doch ja zu keinen Unvorsichtigkeiten hinreißen lassen, sondern sich ganz ruhig verhalten» denn noch sei es nicht an der Zeit,
tion. Druck und Verlag von C. Meeh tu Neuenbür
jenem falschen Mann die Maske vom GM zu reißen.
Anna war anfangs sehr verschnupft darüber daß der Rechtsanwalt sie unter einem falsch^ Borwand zu sich gelockt hatte; bei der Erwähn, ung ihres Liebesverhältnisses zeigte sie sich sch, beleidigt; die Hindeulung, daß sie betrogen und hintergangen worden sei, nahm sie mit einen, überlegenen, ungläubigen Lächeln auf; die Er< öffnung aber, daß sie noch in dieser Stunde von der Treulosigkeit ihres Liebhabers übersühii werden sollte, wandelte ihren Trotz in Bestürzung um und in sehr herabgestimmten Tone versprach sie dem Rechtsgelehrten, seiner Anweisung genau nachzukommen.
Sie hielt Wort und verriet sich durch keinen Laut, während sie hinter der Portiere den Bei, Handlungen lauschte. Wenn sie den Geliebten in den Armen einer anderen überrascht hätte und beide Küsse und Liebesschwüre hätte aus, tauschen sehen. so würde ihr dies keinen über, zeugenderen Beweis seines treulosen Verrates beizubringen vermocht haben, als es diese trockene Verhandlung über den Ehevcrtrag that.
Diese ganze Verhandlung, die Siglinde so viel Herzeleid verursacht hatte, war weiter nichts als eine von Volkmar geschickt in Szene gesetzte Komödie und Anna war das dazu geladene Publikum. Volkmar rechnete auf die Leidenschaftlichkeit dieses verratenen Mädchens, ,e wollte ihre Eifersucht, wollte die ganze Glut rachedürstenden Haff s, dessen ein betrogenes Weib fähig ist, in ihr entfachen, um ihr die Zunge zu lösen und über den Mann, von dem sie sich verraten sah, alles zu erfahren, was sie über ihn sagen konnte. Daß sein Experiment gelungen war, erkannte er bei dem ersten Wch als er hinter die Portiere trat und Anna in ihrer Vernichtung und so ganz ihrer stumme» brütenden Wut hmgegeben wiederfand, daß sie sein Eintreten gar nicht bemerkte und erst bei seiner Anrede wie aus einem furchtbaren Traume emporfuhr.
„S>e werden jetzt die lleberzeugung gewonnen haben", sagte der Anwalt, daß ein herz- und gewissenloser Betrüger sein Spiel mit Ihne» getrieben hat."
„Wenn Sie ihn als solchen kennen, wie vermögen Sie Hs dann zu verantworten, Fräulein Schönaich zu einem Ehevertrage mit,hm die Hand zu bieten?" erwiderte Anna trotzig. „Hm! vielleicht bezahlt er sie dafür, daß sie ihn von mir befreien. Vielleicht haben sie mich mit feinem Wissen und Willen hier lausche» lass n und sind von ihm beauftragt, mit mil ein Arrangement zu treffen und mich abzufinde», Woher wüßten Sie sonst um mein Verhältnis mit ihm?"
Volkmar ließ sich durch diese Anklage nicht aus seiner Ruhe bringen. Er fand es nalür- lich, daß die Bitterkeit, von welcher Anna'S Gemüt übervoll war, sich zugleich auch gegen ihn entlud, der ihr diese schmachvolle Stund! bereitet hatte.
„Woher ich Ihr Verhältnis mit ihm kenne?' srug er. „O, der Generalanzeiger ist ein gl» plauderhaste Geselle. Für das englische Wort LuiAiit das deutsche Wort Ritter zu finden, ist keine allzu große Kunst. Und die Pferdebahnen sind ein beliebter Vereinigungspunkl siir Liebende."
Anna blickte den Sprecher erstaunt nn. „Wenn Sie so allwissend sind," entgegnete sie nach kurzem Schweigen, „was könnte ich Ihne" dann noch zu sagen haben?"
„O, gar Vieles. Sie könnten mir z. B. von Ihrer kürzlichen Reise nach London erzählen?"
Anna schrak zusammen.
„Könnten mir sagen" , fuhr Volkmar fort, „wohin Sie die kleine Jenny gebracht habe", nachdem Sie das Kind seiner Pflegerin, Fr"" Webster, entführten." ..
„Ha! er hat mich doppelt verraten!" riet Anna, deren Antlitz totenbleich geworden war. „Er hat mich zu einer strafbaren Handlung verleitet» durch die ich in seine Hand gegeben bin!
(Fortsetzung folgt.)
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