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SuS Stadt, Berirk und Umgebung.
Hirsau. Am letzten SamStag versammelten sich im Gasthof zur Schwane hier eine größere Anzahl Einwohner von Hirsau, Ottenbronn uns Ernstmühl zwecks Gründung eines Militär. vereinsHirsau. Schultheiß Maser wurde zum Vorstand des Vereins gewählt. Bei Fest- stkllung der Statuten waren diejenigen des Calwer Militärvereins zu Grunde gelegt. Des Ferneren wurde einstimmig beschlossen, sowohl dem Wüctt. Kriegerbund als auch der Bezirks- sterdekasse beizutreten, was besonders den Bemühungen des Bezirksobmanns Hrn. Professor Haug zu verdanken ist, welcher schon in einer früheren Versammlung den Beitritt zu diesen Verbindungen befürwortete. Dem Verein traten sofort ca. 40 aktive Mitglieder bei.
Der Bahnbetrieb auf der Lokalbahn Nagold—Altensteig wurde seit Momag nacht durch die immer dichter niedcrfallenden Schneemassen schon mehrmals gestört. Der in Nagold am Montag nachts II Uhr abgehende Zug blieb 2 Kilometer unterhalb Altensteig im Schnee stecken, so daß die Reisenden in später Stunde, tief im Schnee watend, den Weg zu Fuß zurück- legen mußten. Der Zug selbst kam erst morgens früh um 4 Uhr in Altensteig an. Auch der heute früh um 9 Uhr in Nagold abgehende Zug kam infolge der Hemmung der Fahrt durch die Schneemassen eine Stunde zu spät dort an. In den höher gelegenen Orten ist bereits die Schneedecke bis 1 Meter tief; auch im Thal mußte überall der Bahnschlitten geschleift werden.
Aus dem Albthal, 8. Fedr. Die Alb> thalbahn soll dem Vernehmen nach jetzt erst am l. Mai d. I. auf der Strecke Ettlingen Herrenalb dem Verkehr übergeben werden, weil die Lokomotiven für die Gebirgsstrecken erst bis dahin beschafft werden könnten. Darüber herrscht allgemeiner Unwille, besonders in den Gemeinden, welche Zuschüsse zu der Bahn gewährt und auch bereits bezahlt haben.
Pforzheim, 10. Febr. Der am letzten Montag dahier abgehaltene Pferdemarkl war mit 286 Pferden und 9 Fohlen befahren. Der Handel war sehr flau; es wurden nur wenige Käufe zu mittleren Preisen abgeschlossen. Mehrere Händler hatten hübsche Kollektionen kräftiger Zugpferde des kalten Schlages (Belgier, Luxemburger und Percheronkceuzung ausgestellt. — Auf dem Schweinemarkl waren nur 40 Ferkel zugeführt, welche alle verkauft wurden zu einem Durchschnittspreis von 20—28 vfL das Paar. Die Preise sind etwas gestiegen.
Deutsches Aeich.
Der deutscheLandwirtschaftsrat ist am Montage in Berlin zu seiner 26. Plenar. Versammlung zusammengelreten. Der Bericht über die Lage der Landwirtschaft im Jahre 1897 konstatiert eine erfreuliche Besserung der Getreide- Preise, während die Viehbestände durch Seuchen erheblich reduziert wurden und auch die Zucker- Industrie keine günstigen Ergebnisse zu verzeichnen halte.
Berlin. Bei der Beratung des Justizetats im preuß. Abgeordnetenhauje wurde auch die Frage ungeeigneter Behandlung von Strafgefangenen berührt. Der Justizminlster bemerkte hierzu, daß die Mitteilungen hierüber doch nicht immer begründet seien, und belegte das mit einer Geschichte, die große Heiterkeit im Hause hervorrief. In der sozialdemokratischen Presse wurde vor einiger Zeit von einem Fall berichtet, wonach ein Gefangener dieser Parteirichtung an die Kette gelegt worden wäre. Es wurden sogar Photographieen verbreitet, die ihn in einer Gefängniszelle angekettet in ganz schrecklicher Weise darstellten. Nachher stellte sich aber heraus, daß die ganze Sache aus Erfindung beruhte. Der Mann hatte sich nachher dazu hergegeben, in einer gefängnisähnlichen Kleidung Ketten photographieren zu lassen. Das Bild wurde in aller Welt verbreitet und von sozialdemokratischer Seite auch ins Ausland geschickt, um die angebliche Barbarei in den Preußischen Gefängnissen zu beleuchten. Der brave Mann und soi-äisaut Märtyrer ist nachher wegen groben Unfugs unter Anklage gestellt
und verurteilt worden. Das prosaische Ende einer io phantastisch angelegten Geschichte!
Zum Geburtstage des deutschen Kaisers sandten auch die Deutschen in Jerusalem und Jaffa, sowie die deutsche Kolonie Hiifa die ehrerbietigsten Glückwünsche Eine besonders sympathische Kundgebung traf aus Castro (Insel My ilene) ein, wo das Geburtstaqsfest unter der Beteiligung der Behörden und der Geistlichkeit feierlich begangen wurde.
Metz, 9. Febr. In der vielerörterten Frage der Metzer Umwallung ist heule eine wichtige Entscheidung gefallen. Der Kaiser hat das Fallenlassen der Süd- und O't llmwallung der Stadt Mch befohlen.
Vom Kaiser st uhl, 7. Febr. Durch den Preisrückgang der gewöhnlichen 1897er Weine kamen einige größere Abschlüsse zustande. In Jhringen wo in der Herbstzeit unter 40 per Obm nicht verkauft wurde, wurden jetzt einige Ohm zu 35 »fL, in Rothweil zu 36 und 37 c/fki, in Endingen zu 34 ^ die Ohm ab- gesetzt. Auch einige Pöstchen Weine älterer Jahrgänge wurden von Spekulanten zu entsprechend billigeren Preisen abgegeben.
Die Erbschaft des Fürste« zu Fürstenberg.
Vom Schwarzwild schreibt ein Mitarbeiter der Freiburger Zeitung: Ueber die Höhe des vom Fürsten Max Egon zu Fürstenberg zu bezahlenden Erbschafts- accises sind in verschiedenen Blättern Angaben erschienen, die nichts weiter als Mutmaßungen sein können. Das ist sicher, daß die angegebene Summe von S Millionen zu nieder gegriffen ist. Mindestens die Hälfte dieser Summe wird allein zu entrichten sein für den in Donau- ejchingen selbst vorhandenen Wert: Residenzschloß mit großem Park, Karlshof mit Garten, Billa Dolly, Fürstl. Kammergebäude, Museum u- s. w. Einen unschätzbaren Wert haben ja ferner die Gemäldegallerie mit ihren vielen seltenen Werken erster Künstler (viele alte Meister), die mineralogische, paläontologische und zoologische Sammlung, ferner in bedeutend höherem Grade die berühmte, reichhaltige Bibliothek mit ihren seltenen Handschriften, Archiv und Altertumssammlung, der Marstall mit seinem köstlichen Inhalte. Dazu kommen die Fürstl. Brauerei, welche mit den andern industriellen auswärtigen Anlagen in Friedenweiler und Jmmen- dingen und (Stalleg) einen sehr bedeutenden Schätzungswert vorstellen. Die Besitzungen in Liegenschaften, vornehmlich in Wald (aber auch die zugehörigen Dienstgebäude, Wohnhäuser, Schlösser) im Amt Donaueschmgen, Engen, Wolsach, am Boöensee (Heiligenberg) und auf dem hohen Schwarzwald (z. B. ganze Gemarkung Grünwald) sind eine Unsumme wert. Hat ja z. B. allein Las Neustädter Amt 3 F. F. Forstämier (Friedenweiler, Hammereisenbach und Lenzkirch), welche alle drei sehr ausgedehnte und prächtige Waldungen zu bewirtschaften haben.
Wohl ist dem Einsender dieses bekannt, daß bei Festsetzung des Reinertragswertes (der ja nach badischem Gesetz für diese Liegenschaften zu Grunde gelegt werden muß) Rücksicht darauf zu nehmen ist, daß etliche 1000 Morgen Wald, deren Eigentümer der Fürst ist, in Wirklichkeit ursprünglich nur einen idealen Besitzstand zweifelhafter Güte bilden wegen der außerordentlich großen Lasten, welche daraus durch Naturaileistung freien Bau- und Brennholzes an die Bürgerschaft ruhen. Bezieht ja doch in Len sogen. 7 Berbands- gemeinden des Amtes Neustadt fast jeder Hausbewohner neben vollständig freiem Bauholz für Reparaturen und notwendige Neubauten, auch 12—32 Ster Brennholz jähr.ich. Hat ja allein die Gemeinde Lenzkirch neben allem Bauholz für ihre Bürger (auch bei Neubauten!) etwa 6000 Ster Brennholz anzusprechen.
Nichtsdestoweniger haben auch diese belasteten Waldungen durch die rationelle Bewirtschaftung und durch die gesteigerten Holzpreise umsomehr an Wert gewonnen, als die Verwaltung in etlichen dieser Gemeinden das zu liefernde Brennholz von den Bezugsberechtigten Jahr für Jahr zurückkaufte und so die Wälder schonte (teilweise auch ganze Holzrechte für 1500 bis 2500 »kL ablöste). Wenn wir aber auch diese belasteten Waldungen nur ganz gering anschlagen und nur die sonstigen Besitzungen in Rechnung bringen, dürfte der reelle, gegenwärtige Kaufwert aller Liegenschaften des Fürsten immerhin über 50 Millionen betragen (ohne den Donaueschinger Besitz) und so dürfte das Gesamtaccisgeld, welches vom Fürsten als Erbe zu entrichten ist, mindestens 7—8 Millionen beiragen. Dabei ist zugleich noch vorausgesetzt, daß der verblichene Fürst Carl Egon kein Vermögen in Wertpapieren hinterlassen hat.
Württemberg.
Stuttgart, 11. F.-br. II. MM. der König uno vie Königin wernea nur der Prinzessin Pruline am nächsten Montag abend znr V.rmäyiung der Prinzessin Adethald von Schaumvnrg.Lippe, Schwester der Königin, av- relsea. Die Königin ist wieder ganz yecgestetlt.
Stuttgart, 8. Februar. (Aus der WajserrechtSkommlsjion) Infolge der Beratungen der Berfassungs- und Octs-
vorst'her-Kommisston waren die Arbeiten der Wnsserrechls Kommission länger, als beabsichtigt war. unterbrochen worden. Am Montag nahm auch sie ihre Sitzungen wieder auf und erledigt ein zweiter Lesung die Art. 38—45 des Gesetz» Entwurfes betr. die Benützung der öffentlichen Gewässer. Verschiedene Artikel genehmigte man nach den Beschlüssen der ersten Lesung; andere wurden nach den von dem Minister des Innern gegebenen Aufklärungen in der Fassung des Entwurfes wieder hergestellt. Längere Auseinandersetzungen riefen die Artikel hervor, welche von den Zwangsverpfl-chtungen zu Gunsten fremder Wafferbenützungsanlagen handeln. Mehrere Mitglieder der Kommission gaben nämlich ihren Bedenken Ausdruck gegen zu große Eingriffe in das Pcioatcecht sebst bei voller Entschädigung der Besitzer reip. Berechtigten. Diesen Bedenken wurde auch Folge gegeben, indem der Act. 44, welcher in genannter Richtung am weitesten geht, von der Kommission, wenn auch nur mit kleinerer Majorität, abgewiesen und aus dem Entwurf gestrichen wurde. Da der Entwurf 102 Artikel enthält, so wird die zweite L sung wohl noch mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen.
Stuttgart, 9. Febr. Der Bürgerausschuß hat sich nahezu einstimmig für ein großes Rathaus am Markiplatz entschieden and das sogenannte kleine Marktplatz-Projekt abgelehnt.
z Straßdorf. 9. Febr Heute Nacht wurde laut „Remszeitung- von ruchlosen Händen die hiesige Kapelle erbrochen und alles, was nicht niet- und nagelfest war, zerbrochen und zerstört; der Opferstock wurde erbrochen und geplündert. Dann gings an die Kirche. Hier wurde dieselbe Verheerung angerichtet, alles durcheinander ge» morsen und zerbrochen. Auch hier wurde der Opferstock erbrochen und seines Inhalts beraubt. Von dem oder den Thätern hat man bis zur Stunde noch keine Spur.
Ausland.
Die österreichische Regierung hat nunmehr zu den Kundgebungen der deutschen Studenten auf den Hochschulen in Prag, Wien, Graz u.s.w. Stellung genommen. Das Wintersemester wurde bei all diesen Hochschulen mit dem 7. Februar geschlossen und der Beginn des Sommersemesters auf den 7. bezw. 14. März angesetzr. Nur solche Studenten dürfen immatrikuliert werden, welche im Voraus die Versicherung abzeben, daß sie sich allen Demonstrationen enthalten und den Unterricht nicht stören werden. Wenn der österreichische Unternchtsminister das Prager Verbot des Farbenlragens für die deutschen Studenten nicht aufhebt und für die Sicherheit der deutschen Sludenten vor tschechischen Insulten nicht eintritt, so wird ec mit dieser Verordnung wenig oder gar nichts erreichen. Jazwischen haben mehrere deutsche Provinzial- Landtage in Oesterreich auch die endliche Aufhebung der Badeni'schen Sprachenoerordnung nachdrücklich gefordert. Der heillose NationalttäiS- streit in Oesterreich muß naturgemäß dem Kaiser Franz Joseph schwere Sorgen bereiten, und bereits ist das Gerücht ausgelaucht, derselbe wolle einen Teil der Regierungsgeschäste an den Thronfolger, Erzherzog Ferdinand (Bruder der Herzogin Albcecyl von Württemberg) avtreten. Das Gerücht bedarf aber noch sehr der Bestätigung.
Aus Pest meldet man der Köln. Zig.: In einer Gegend Südungarns ist unter den Kindern eine hier bisher unbekannte tätliche Epidemie sufgelreten. Die Krankheit dauert ungefähr 8 Stunden. Die Symptome sind heftige Kopfschmerzen, Bewußtlosigkeit, große Unruhe und Erstarrung des Hinrerkopfes; sodann versinkt der Kranke in Apathie und tiefen Schlaf, aus dem nur sehr wenige wieder erwachen.
Paris, 9 Febr. Am heutigen dritten Tag des „Prozeß Zola- hatten sich schon um 10 Uhr oocmmagS zahlreiche Neugierige vor dem Justizpalast eingefuaden. Im Innern des Gerichtsgeoäudes sind sehr energische Maßregeln getroffen. Ungefähr 200 Advokaten, die sich in den Windelgängeo aufhteltca, verursachten Lärm. Der Präsident hat verboten, daß die Advokaten wie gestern in die für das Publikum