zurück, und viele Mädchen, die früher in den Privatdienst gingen, arbeiten jetzt in den Fabriken. Wenn das so fortqeht, werden bald Italienerinnen auch in diesem Berufszweige sich einnisten, wie bisher Italiener bei den Arbeitsbetrieben

Die glückliche Hamburger Garten­bau-Aus st ellung, die 300000 Ueber- schuß brachte, wird bei ihren Leitern in gutem Gedenken bleiben. Der Ueberschuß wird an die Leute verteilt, die ihn durch ihren Eifer und ihre Umsicht verdient haben. Der technische und der geschäftliche Leiter erhalten je 30000 -M, der Erbauer der Festhalle 25000 Ent­sprechend werden auch alle anderen Beamten bedacht und auch die untergeordnetsten erhalten noch je 80

Krupp hat die Kieler Germaniawerft angckauft und läßt sie bedeutend vergrößern. Nach der Fertigstellung der Neubauten sollen 2000 Arbeiter neu angestellt und im Dorfe Gaarden am Kieler Busen angesiedelt werden.

M ü n st e r i.Els., 18 Okt. Frau Aime Harl- mann und Herr Alfred Hartmann haben der Stadt >e 80000 zusammen 160000 ge­schenkt zur Herstellung einer Wasserleitung, deren Bedürfnis schon lange allseitig als vorhanden erklärt wurde. Es ist dieses ein wahrhaft fürst­liches Geschenk zum Wohle der ganzen Bürger­schaft.

In den Ob er moseler Weinber g en erschienen dieser Tage 19 Wildschweine, die argen Schaden annchteten, indem sie Stöcke und Trauben zerstörten Die Wachen waren außer Stande, die ungefügen Gäste zu vertreiben.

Weißenburg, 16. Okt. Der O b st- verkauf war in den letzten Tagen sehr be- lebt. Für Mostbirnen wurden 4 für Aepfel bis 11 -/kL für den Zentner erlöst Die Firma Heinrich Meh r aus Pforzheim hat für etwa 20000 Kernobst in unserer Gegend ange- kaust. Der hiesige Gemeinderat hat dem Ver­schönerungsverein für die nächsten 5 Jahre aber- mals einen jährlichen Zuschuß von 1200 be- willigt.

Enzheim i.Els., 15. Okt. Die Kartoffel­ernte fällt vorzüglich aus. Jeden Tag werden große Wagenladungen davon versendet, von welchen die meisten nach der Schweiz gehen. Für den Doppelzentner werden 2 »-L 40 L bezahlt.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Okt. Die Eröffnung der zu einer außerordentlichen Tagung einbe- rufenen 5. evang. Landessynode wurde heute vormittag 10 Uhr durch einen öffentlichen Gottesdienst in der Stiftskirche eingeleitet. Die Festpredigt hielt Stiftsprediger Prälat Dr. von Burk.

Stuttgart. 15. Okt. Zur Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von hier über Wangen, Hedelfingen u. s. w. nach Eßlingen hat die Kontinentale Gesellschaft für Elektrizität in Berlin bei dem Gemeinderat ein Gesuch ein- gereicht; die Linie soll schon innerhalb eines Jahres gebaut werden.

Aus Württemberg, 15. Okt. Der Landwehrunteroffizier aus Eßlingen, der kürzlich vom Militärgericht Tübingen zu zwei Monaten verurteilt wurde, weil er unbe­dachterweise dem der Kompagnie voranreitenden ihm persönlich befreundeten Landwehrhauptmann die schnoddrige Bemerkung zugerufen hatte: »Fallen nur Sie nicht vom Pferde!", ist be- gnadigl worden.

Herbstnachrichten v. 17./18. Okt.

Preise für 3 Hektoliter.

Besigheim. Käufe zu 130 bis 155 -4L, noch Vorrat an guten Bergweinen. Kirchheim a. N. Verkauf flau, von 140155 -4«, noch Ausstichbergweine feil. Untertürkheim. Verkauf ging heute ordentlich, Preise bewegten sich zwischen 148 bis 158 -4t, noch Vorrat. Heilbronn. Stadtkelter: Käufe in Rotgew. zu 160180 -4t, weiß zu 134140, Gew. nach Oechsle bis zu 82 Gr., Säure 910°/>. Jngelfingen. Käufe zu 100, 102, 103 -4L, Verkauf flau, Käufer eingeladen. Asperg. Käufe zu 130 bis 145 -4L, vorrätig noch etwa 500 Hektol., worunter recht gute Reste, Käufer erwünscht. Marbach a. N. Käufe zu 124 und 125 -4L.

Sulzburg (Kr. Lörrach.) Von hier allem sind im Ganzen an die Champagnerfabrik Kupferberg 1186 Zentner Trauben zum Gesamtpreise von 16,306 abgeliesert worben.

Ausland.

Brüssel, 19. Okt. Eine Frau wurde hier verhaftet, die acht kleine Kinder lebendig verbrannt haben soll.

Rom, 19. Okt. An Bord des nach Amerika abgehenden DampfersAgordat" erkrankten 200 Auswanderer an Vergiftung durch schlecht ge­reinigtes Kochgeschirr. 60 mußten ins Kranken­haus gebracht werden.

Simla. 19. Okt. Auf englischer Seite sind beim gestrigen Gefechte in den Samana bergen ein Offizier und 10 Mann gefallen, so­wie 53 Mann verwundet. Die Verluste der Eingeborenln waren schwer.

Die Ausfuhr Englands ist in den letzten 9 Monaten um ca. 90 Millionen Mark geringer gewesen, als im gleichen Zeiträume des Vorjahres Fast der ganze Fehlbetrag kommt auf Rechnung der englischen Textil-Jndustrie. Darüber machen sich die Engländer begreiflicher­weise schwere Sorge und zwar um so mehr, als die Ursache nicht allein ln dem Zolltarif der Vereinigten Staaten zu suchen ist, sondern auch in dem verschärften Wettbewerb Deutschlands auf dem großen Weltmarkt.

Gestern abend geriet in Baku eine Naphtaquelle in dem Vororte Romany in Brand. Das Feuer verbreitete sich rapid über benachbarte Naphtaquellen, so daß das ganze Thal Romany ein Flammenmeer bildet. Im ganzen brennen vier Naphtaquellen und 23 Bohrlöcher. Mehrere Geschäftshäuser sind be­reits vernichtet. Das Feuer konnte bisher nicht bewältigt werden. Der Schaden ist ungeheuer. Verunglückungen von Personen sind bis jetzt nicht gemeldet.

Unterhaltender Heil.

Die letzten Gravensteiner.

Kriminal-Novelle von C. Meerfeld t.

(Fortsetzung)

So war denn der traurige Vorgang noch immer in scheinbar undurchdringliches Dunkel gehüllt, als am Spätnachmittag Baron Herbert in Begleitung des KreisphysikuS, eines Polizei- kommissars und des Untersuchungsrichters, der sich einen Protokollführer mitgebracht hatte, auf Schloß Gravenstein eintraf.

Georg hatte die Herren auf dem Bahnhofe t der Kreisstadt empfangen und begleitete sie in einem Jagdwagen nach dem Gute. Die Be­grüßung zwischen den beiden Brüdern war eine sehr kurze und förmliche gewesen. Herbert hatte es seltsamerweise beinahe ängstlich vermieden, den jüngeren Bruder anzusehen, und er saß während der ganzen Fahrt schweigend und in sich gekehrt in einer Ecke des Wagens. Als sie auf der Terrasse des Schlosses hielten, hatte sich dort beinahe die Dienerschaft aufgestellt, und Marlin war einer von Denen gewesen, die sich am meisten vordrängte. Auf ihn fiel dann auch Herbert's Blick zuerst, als er vom Wagen herabsprang und in seinem ohnedies schon erd­fahlen Gesicht ging dabei eine seltsame Ver- änderung vor. Seme Lippen verzogen sich wie die eines Menschen, der einen schweren körper- lichen Schmerz erduldet; seine Augen nahmen einen unheimlich starren gläseren Ausdruck an und seine Wangen schienen mit einem Male viel hagerer und eingesunkener als vorher. Er taumelte und mußte sich an dem Wagen fest- halten, um aufrecht zu bleiben, und es verging wohl eine Minute, ehe er die volle Herrschaft über seine Glieder wiedererlangt hatte.

Als der Untersuchungsrichter erklärte, daß man wohl mit einer Besichtigung der Leiche den Anfang machen müßte, bat Herbert, mit Rücksicht auf ein heftiges Unwohlsein, welches ihn bei seiner Ankunft befallen habe, mit Rücksicht auf seinen angegriffenen Zustand im Allgemeinen, um die Erlaubnis, sich für diesen Abend auf sein Zimmer zurückziehen zu dürfen. Da er in der That vorläufig ganz überflüssig war, so halte Niemand gegen sein Ersuchen etwas einzu­wenden, und der Baron entfernte sich mit einer beinahe auffälligen Hast, um droben die Thür seines Zimmers fest hinter sich zu verschließen.

Da die eigentliche Sektion der Leiche erst später vorgenommen werden sollte, so beschränkte

man sich vorläufig auf ein einfaches Protokoll über die Aufnahme des Thatbestandes. Der KreisphysikuS konnte ja nach einer ganz ober­flächlichen Untersuchung bereits feststellen, daß der Tod unfehlbar durch den Schuß in den Kopf herbeigeführt worden und sicherlich fast in dem Augenblick der Verwundung eingetreten war. Da nach der bestimmt ausgesprochenen Meinung des Arztes ein Selbstmord schon deshalb ganz ausgeschlossen schien, weil die Verletzung nur von einer Büchsenkugel herrührcn könne, der Oberst eine solche Waffe erwiesenermaßen aber nicht bei sich geführt hatte, so blieb nur die Möglichkeit eines aus Rachsucht verübten Meuchelmordes bestehen, und auf dieser Basis bauten denn auch die Beamten sofort ihre Untersuchung auf.

Auch an demselben Abend wurden sämtliche Diener und Beamte des Verstorbenen vernommen. Nur der Förster auf dessen Aussage naturgemäß das meiste Gewicht gelegt wurde, konnte noch nicht herbeigeschafft werden, da er nach der Mitteilung >einer Tochter in den Wald ge­gangen und bisher nicht nach Hause zurückgekehrt war. Als der Untersuchungsrichter im Begriff war, die aussichtslosen Verhöre für diesen Tag einzustellen, erschien zu seiner Ueberrajchung der Potizeikommissar, der sich inzwischen auf eigene Hand im Dorfe und in den Tagelöhncrhäusera umgethan hatte, mit einem Zeugen, dessen Aus­sagen von einer ganz gewaltigen Bedeutung za werden versprachen.

VII

Kein Anderer als Martin war es, der als der Letzte dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde. Der Polizeikommiffar, welcher diesen Zeugen aufgestöberl hatte, sprach eine Weile leise mit seinem Vorgesetzten und die verdrieß­lichen Mienen des letzteren hellten sich dabei sichtlich auf. Er schärfte seinem Protokollführer mit flüsternder Stimme für die folgende Ver­nehmung besondere Aufmerksamkeit em, und begann den ganz bescheiden und unbefangen Dastehenden auszufragen.

Sie haben dem Polizeikommiffar gegenüber geäußert, daß Sie Zeuge eines Streites gewesen leien, welchen der Oberst v. Gravenstein gestern mit einem seiner Beamten gehabt. Was wisse» Sie also davon zu sagen?"

Martin hatte die Augen niedergeschlagen und drehte mit gut gespielter Verlegenheit seine Mütze zwischen den Fingern. Erst als der Richter seine Frage noch mit größerem Nach­druck wiederholt hatte, meinte er zögernd und schüchtern:

Ach, Herr Gerichtsrat, wenn ich gewußt hätte, daß der Herr, der mich vorhin ausfragte, von der Obrigkeit sei, so hätte ich ganz gewiß nichts gesagt. Ich bitte Sie, nicht weiter in mich zu dringen. Ich weiß gar nichts, wirklich rein gar nichts!"

Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie verpflichtet sind, uns Alles zu sagen, was Ihnen bekannt ist, und daß Sie sich einer harte» Bestrafung aussetzen, wenn Sie uns irgend etwas verschweigen!"

Ach, Du mein lieber Himmel! WaS habe ich mir da angerichtet!" jammerte Martin. Wenn das der Herr Förster erfährt, wie wird es unr ergehen!"

Machen Sie sich darum keine Sorge! Weshalb fürchten Sie sich denn überhaupt vor dem Förster?"

O, er ist ein jähzorniger Mann» Herr Gerichtsrat! Ec würde mrch in seiner Wut erschlagen wenn ihm zu Ohren käme, daß ich hinter seinem Rücken von ihm gesprochen habe! Ach, bitte verraten Sie mich doch nur ja nicht an ihn!"

Der Untersuchungsrichter hat einen raschen Blick mit dem Polizeikommiffar gewechselt» und er wandte sich nun im beruhigenoen Ton gegen Martin:

Sie können in dieser Hinsicht ganz ohne Sorge sein! Der Förster wird Ihnen nichts zu Leide thun» und Sie müssen uns unter allen Umständen die volle Wahrheit sagen. Sie be­lauschten also einen Streit zwischen dem Förster Hagemeister und dem Oberst. Ist es so?"

Nun, wenn Sie es doch schon einmal