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Die Operation gelang, Tiede wurde wiederhergestellt und lebte ohne weitere Beschwerde. Jetzt ist sein Tod infolge von Brustfell-Entzündung eingetreten.-
Naumburg, 15. Okt. Der Militärzug mit Rekruten für das Gardekorps lief gestern Abend auf einen im Bahnhofe Naumburg haltenden Güterzug. Der Militärzug blieb unbeschädigt. Die sieben letzten Wagen des Güterzuges wurden beschädigt, drei davon sind entgleist. Die Schuld trifft den Lokomotivführer des Militärzuges, der das Haltesignal nicht beachtet hat.
Aus Baden. 14. Okt. Die freisinnige Partei, deren Zusammengehen mit den National- lrberalen bei d-n bevorstehenden Landlagswahlen vielfach angenommen wurde, hat nun ebenfalls einen selbstständigen Wahlaufruf ergehen lassen, während die konservative Parteilung jetzt mit schwerem Herzen ihre Gesinnungsgenossen zur Unterstützung der nationalliberalen Kandidaturen auffordert. Von den Konservativen hatte man allgemein selbstständiges Vorgehen und von den Freisinnigen wie erwähnt, Anschluß an die Nationalliberalen erwartet.
Eine wenig erfreuliche Ueberraschung ist 129 Familienväter aus Schnega (Hannover) und Umgegend bereitet worden. Auf der letzten Synode zu Lüchow wurde Klage geführt, daß Kinder an öffentlichen Tanzlustbarkeiten teilnähmen, ohne daß die Polizei dagegen einschreite. Es sind nun die Väter aller Kinder, welche an dem letzten Erntefest teilgenommcn hatten, zur Anzeige gebracht und sämtliche mit einem Strafbefehl bedacht worden.
Württemberg.
Zur Zeit sind in Stuttgart die Mitglieder der Justizkommission der Kammer der Abgeordneten anwesend, um ein neues Polizei- strafgesetz zu beraten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn bei dieser Gelegenheit der Unbot- Mäßigkeit der Jugend, dem allz'wielen Wirtshauslaufen , dem Aufsuchen der Tanzböden ein wirksamer Damm entgegengesetzt würde. Es handelt sich dabei um so tief einschneidende Interessen für das gesamte Volk, daß sämtliche Parteien ohne Ausnahme guten Grund hätten, der Gesittung und Ordnung zu ihrem Recht zu verhelfen. Leute, die in ihrer Jugend Thor- heiten und Rohheiten verübt haben, pflegen sie später regelmäßig zu bedauern und zu bereuen, deshalb wird die heutige Jagend den Gesetzgebern nur dankbar sein, wenn ihr ein wohlthätiger Zügel angelegt wird. In den Landorten ist überall die Polizeistunde eingeführt, aber in kleineren Teilgemeinden, wo eine Polizei nicht anwesend ist. ist der Wirt einzelnen Kneipbrüdern gegenüber machtlos. Es empfiehlt sich daher, dem Wirt selbst empfindliche Strafen, sogar zeitweilige, und wenn auch dies nicht hilft, völlige Konzessionsentziehung anzudrohen, wenn er die Polizeistunde überschreitet. Wenn ein Gast bis nachts 12 Uhr seinen Durst nicht hat stillen können, ist er überhaupt nicht mehr zu stillen. In der Regel bleiben in einzelnen Wirtschaften immer nur einige wenige Zechbrüder sitzen, rauben dem Wirt und seinen Angestellten den Schlaf und verursachen mehr Gas- u. Petroleum- Verbrauch. als der Wirt an ihnen noch verdient. Die allermeisten Wirte wären äußerst dankbar, wenn ihnen eine Polizeistunde zu Hilfe käme. Wenn man reine Wirtschaften um 1 Uhr und reine CafoS um 2 Uhr nachts schließen würde, so würde das von allen geordneten Bürgern in größeren Städten mit Freuden begrüßt
schäften rührt von dem gewaltigen Wettbewerb der großen Brauereien her, die alle irgendwie gangbaren Wirtschaften durch Kauf zu erwerben suchen, um so ihren Bierabsatz zu sichern und noch weiter zu stützen. Da empfiehlt es sich, den großen Brauereien die Steuerschraube gehörig anzuziehen und überdies endlich einmal ein Braugesetz in Württemberg zu erlassen, wie ein solches in Bayern schon längst besteht.
Kartenbriefe. Vom 1. November ab wird auch die württembergische Postverwaltung die sogenannten Kartend riefe in den Verkehr bringen. Der „Staatsanzeiger" knüpft an diese Mitteilung die Bemerkung. daß der Ministerpräsident von Mittnacht schon im Jahre 1887 die Anregung gegeben habe, Karlenbriefe cinzuführen. Diese Anregung sei damals von der Reichspostverwaltung und von der bayerischen Postverwaltung zurückgewiesen worden. Die neuen Kartenbriefformulare werden aus einem länglichen Papierstreifen bestehen, der zum Zusammenfalten in Briefform zurechtgeschnilten und mit gummierter Klappe versehen ist. An zwei Seiten des Formulars befinden sich schmale, teilweise gumierte Streifen, welche beim Verschluß aufeinander geklebt werden. Zu leichterer Abtrennung bei Oeffnung des Briefs durch den Empfänger sind diese Streifen durchlocht. Die Adreßseite wird die Aufschrift: „K. W. Post- Kartenbrief" und den Wertzeichenstempel tragen.
Der Verkauf an das Publikum soll durch die Postanstalten gegen Bezahlung des Betrags des Wertzeichenstempels (einfaches Briefporto) ohne
Ersatz der Herstellungskosten des Formulars! ^ ^
erfolgen. Vorerst sollen nur Kartenbriefe mit "der zu den bekannten blutigen Stratzenfzenen dem Wertzeichenstempel von 10 ausgegebcn § Vielfach grlt die Stellung des Mrmster-
werden Präsidenten Rudmr wegen der üblen Wirkungen
Rottweil. 11. Okt. Eine Versammlung ! Anziehens der Eiukommensteuerschraube auf der Körperschaftsbeamten des Schwarz-^ ^"^Eiche Meinung des Landes als er-
waldgaues tagte heute im Rathaussale hier! leiten. .....
und feierte zugleich das 10jährige Bestehen des ^ Wegen der F.schererrechte ln den Gewässern Vereins. Es hatten sich über 50 Teilnehmer v°n Reufundland liegen d,e Engländer eingefunden. Der Vorstand. Stadtschulthe.ß - bekanntlich schon lange im Streit m^^^
Glükher von hier, begrüßte die Versammelten. °nern. Letzterer soll durch besondere Verhand- indem er einen Rückblick auf die Vereinsthätig. »ngen und event durch e.n Schiedsgericht ge- keit warf. Nach einem Bericht über die Heil-i ^l'ch °t werden Nun haben aber d-e Amerikaner bronner Landesversammlung bezüglich der Lebens- Rußland als Japan zur Teilnahme an
läuglichkeü der Ortsvorsteher erklärte sich diesen Verhandlungen eingeladen und davon
Versammlung mit jenen Beschlüssen einverstanden.! die Engländer absolut nichts wissen,
Es kam der Wunsch zum Ausdruck, daß ^ s offenbar weil sie furchten ubers^ jetzt geprüften Verwaltungskandidaten das Recht! " Entgegen ihren sehr bestimmten Versprech- der Grundbuchführung gewahrt werden sollte. ? U"gcn gegenüber dem Emir von Afghanistan
Käufe zu 125, 127 Ziemlich verstellt. Käufer sind freundlich eingeladen.
Müllheim. Mostgew. nach Oechsle 65—85, 26 pr. Hektol. — Rheinweiler. Mostgew. 66—76, 45 ^ pr. Hektol. — Oberrrothweil A.-B. Breisach. Mostgew. 55-85, 28-40 ^ pr. Hektol. — Schallstadt. Mostgew. 70-77, 45 pr. Hektol. — Wolfenweiler. Mostgew. 63—82 30—31 ^ pr. Hektol.
Obstpreiszettel.
Stuttgart, 14. Okt. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Zugeführt: 4 Waggon aus Hessen und Rheinland, 26 aus Belgien und Holland, 1 aus Oestreich-Ungarn, 1 aus Italien, zus. 32 Waggon, zu 1210—1270 Im Einzelverkauf: 6 UL
40 bis 6 70 ^ per Ztr.
Heilbronn, 14. Okt. Preis pr. Ztr.: gebroch. Aepfel 13 ^ 50 bis 16 Birnen 10-kt, Oden- Wälder Mostobst, Aepfel 6 ^kt 80 Birnen 5 ^t 60 ^ bis 5 ^ 80
Ausland.
In der Schweiz hat jetzt das bedeutsame Werk der Verstaatlichung der Hauptbahnen des Landes seine parlamentarische Sanktion erhalten. In beiden Häusern des schweizerischen Bundesparlaments, im Nationalrat wie im Ständerat, ist die betreffende Regierungsvorlage in allen wesentlichen Punkten genehmigt worden.
Durch den Handelsstand in ganz Italien geht ein Entrüstungssturm gegen das Ministerium Rudini, weil dasselbe eine besonders scharfe Vornahme der Einschätzungen zur Einkommensteuer angeordnet hat. In vielen Städten fanden Protestversammlungen der kaufmännischen Kreise statt, welche Demonstrationen in Rom infolge der Einmischung radaulustiger Elemente
Auch die neue Steuergesetzgebung wurde be sprachen, ohne daß jedoch ein bestimmter Be- schluß gefaßt wurde. Das Kautionswcsen der Gcineindebeamten wurde als veraliel und nicht mehr zeitgemäß bezeichnet. Es sei durch die Höhe der verlangten Kaution gar manchem tüchtigen Kandidaten die Bewerbung unmöglich gemacht; es wäre deshalb zu wünschen, daß die Kaution wie bei den Staatsverwaltungen nach bestimmten Sätzen geregelt würde. Es wurde beschlossen, den Landesverband zu ersuchen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen.
Vom Unterland, 15. Okt. Gestern Vormittag dampfte ein neues Schiff auf den Fluten des Neckars zuthal. Es war ein Per- sonendampfer der Mosel-Dampfschifffahctsgesell- schaft Koblenz, der gemietet war, um die Fahrwasserverhältnisse des Neckars zwischen Heilbronn und Mannheim zu prüfen, da die Absicht besteht, zwischen den genannten Städten eine regelmäßige Dampfschiffverbindung einzurichten.
Herbstnachrichten v. 14./15. Okt.
Preise sür 3 Hektoliter.
Hessigheim. Käufe zu 145—150 ^, Vorrat
InStuttgart trägt sich der Gemeinde- j 1800 Hektol.) Käufer erwünscht. — Freudenthal, ist mit dem Gedanken, die Konzessionserteilung Käufe zu 112 und 115 — Kirchheim. Käufe
für neue Wirtschaften nicht mehr vom Bedarf A* E/(, 156 ^. —Fellbach.
.,^ - .---r ' Heute einige Kaufe zu 38'/,, 402/, und 41'/, ^ pr. 1
abhängig zu machen, weil die bisher konzessionier- ! Hektol. für Mittelfeldwein. - Eßlingen Eßlinger ten Wirtschaften nach wenigen Jahren vom j Gesellschastskeller. Käufe zu 165 'Vieles verstellt, bisherigen Besitzer mit enormem Gewinn wieder ? Verkauf lebhaft. — Sulzgries. Noch kein Kauf,
Veräußert werden. Mit Recht bemerkt dazu die! Flein. Bersch. Reste verstellt
arr:..«,-!,.._ i und mehrere Kaufe auf den Mitteipr. abgeschlossen,
Wirtszeltung, daß eine solche Maßregel gleich- 1 ^ster Kauf zu 150 (rot. Gew.) — Owen.
bedeutend wäre mit der Austreibung des Teufels s immer noch kein fester Preis, Käufer erwünscht. — durch Beelzebub. Was zu viel Wirtschaften f Asperg. Gewicht 72-82°. Bersch, verkauft auf für das Volksleben bedeuten, ist schon vor einer ! MMelpr. mit Draufschlag. Käufer freundlich eingeladen.
R-ih- «,SH.. g,°Mich
Die enorme Preissteigerung einzelner Wirt- beendigt. Qualität schlägt vor, Quantität zurück.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.
dringen die englischen Truppen nach ihren Siegen über die Afridlstämme immer weiter nordwärts vor unter dem Vorwand, daß die aufrührerischen Stämme ihre Zusage gebrochen hätten Bei dem Ränkespiel der Engländer glaubt man ihnen das nicht, und sie werden mit ihrem Vormarsch erst dann aufhören, wenn Rußland ihnen ein „Halt" zurust.
Mailand, 14 Okt. Eine Benzinexplosion verursachte gestern in der bedeutenden Färberei von Benutin in Padua einen Brand. Die ganze Anstalt wurde zerstört. Zwei Arbeiter verloren das Leben, 4 wurden schwer verletzt.
P a r i s , 13. Okt. Daß M e n e l i k, der Negus von Abessinien, sich für alle Errungenschaften der Zivilisation lebhaft interessiert, ist bekannt. Neu jedoch dürfte es sein, daß der König aller Könige von Aelhiopien auch Musik- liebhaber ist. Er hat bei einer der großen Pariser Pianofortefabriken ein prächtiges Piano käuflich erworben, das in diesen Tagen an feinen Bestimmungsort abgeht. Das Instrument ist, da es im Reiche des Negus auf dem Rücken der Kamecle transporucrr werden muß, in mehrere Teile zerlegbar.
Mutmaßliches Wetter am Sonntag den 17. Oktober. In Oberitalien, sowie über der südlichen Hälfe von Oesterrelch-Ungarn behauptet sich ein Hochdruck. Der letzte von Schottland in rein südlicher Richtung weiter gewanderte Lustwirbel kann seine Vereinigung mit dem nunmehr allmählich sich abflachenden Luftwirbel über Skandinavien nicht vollziehen. Demgemäß ist für Sonntag und Montag noch immer warmes trockenes und größtenteils heiteres Wetter zu erwarten. ^Nachdr. Verb.)
Mit einer Vellage.