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Deutschlands bei den im ersten Jahrzehnt des kommenden Jahrhunderts erforderlich werdenden neuen Abschluß der deutschen Handelsverträge möglichst mit einander ausgleichen lassen würden.

In der Kolonialabteilung des aus- wärtigen Amtes haben die einleitenden Vor. arbeiten für die nächste Reichstagssession ihren Anfang genommen und wurde in die Vorberatung der Forderungen des neuen Etats der Schutz gebiete emgetreten.

DerReichsanzeiger" schreibt: In Ham­burger Blättern werden von L. Hue, 6 Hastings Street, King's Croß in London R., Gelddar­lehen an ehrbare Leute gegen Unterschrift angeboren. Hinter dieser Anzeige steckt eine Schwindlerbande, die unter Annahme der ver­schiedensten Namen und Adressen das Publikum zu betrügen sucht. Vor einer geschäftlichen Ver- bindung mit dem angeblichen Hue, der seine An­erbietungen wohl noch in anderen Blättern ver- öffentlichten dürfte, kann unter diesen Umständen nicht eindringlich genug gewarnt werden."

Wilhelmshaven, 14. Sept. Bei dem heute erfolgten glücklichen Stapellauf des Panzer­schiffesErsatz Friedrich der Große" taufte Prinz Heinrich das SchiffKaiser Wilhelm II."

B e u t h e n (Oberschlesien), 14. Sept. Die gesamte Belegschaft derJenny- Otto"-Grube in Oberschlesien, gegen 700 Mann, welche seit Ende vergangener Woche die Arbeit eingestellt hat, ist auf Grund der Gewerbe­ordnung wegen Ungehorsams entlassen worden.

Ein für weitere Kreise interessanter Prozeß ist in H a n n o v er zur Entscheidung gelangt. Der Kläger, dem der Generalvertrieb für die 1896er Gold- und Silberlotterie des Hausfrauenvereins zu Magdeburg übertragen war, übersandte zum kommissionsweisen Verkauf ohne Bestellung einem Geschäftsmann 28 Stück dieser Lose und bat ihn, falls er den Vertrieb dieser unter den angegebenen Bedingungen nicht übernehmen wolle, um unfrankierte Rücksendung der Lose. Der Verklagte überlieferte sie dem Papierkorb. Im Wege der Klage behauptete nun der Kläger, der Verklagte habe die Ver­kaufskommission stillschweigend übernommen und hielt ihn für sein Verhalten für haftbar. Das auch in der Berufsinstanz bestätigte Urteil wies jedoch den Kläger mit seiner Klage kostenpflichtig ab. da das Handelsgesetzbuch eine allgemeine Pflicht des Empfängers zur Antwort auf ihm zugehende Angebote nicht kenne und die diesen Grundsatz durchbrechende Annahme des Art. 323 Abs. 1 des Handelsgesetzbuches nicht Platz greife.

München, 10. Sept. Wie verlautet fand gestern in der Nähe von Regensburg ein Pistolenduell zwischen einem württemb. Offizier und einem Studenten statt. Dieses Duell mit dreimaligen Kugelwechsel soll aber ohne Verletzung verlausen sein.

Karlsruhe, 12. Sept. Die halbamt­licheKarlsr. Ztg." fährt fort, in lebhafter und energischer Weise für eine den deutschen Handelsinteressen entsprechende Verstärkung der deutschen Kriegsflotte einzutreten. Das Blatt weist nach, wie Deutschland außer Stande war, in Ostasten, in Marokko, bei den Wirren im Orient, in Mittelamerika, in Trans- vaal, der Delagoabay und den deutschen Kolonien, entsprechend seinen Interessen und seiner Macht­stellung, aufzutreten. DerUeberfluß an deutschen Kriegsschiffen", von dem gern in der gegnerischen Presse die Rede ist, schlägt also thatjächlich in das Gegenteil um.

Karlsruhe, 12. Sept. Die Heb­ungen der 28. Division finden in der Zeit vom 11. bis einschließlich 18. September in der Gegend von Achern bis gegen Rastatt über Bühl, Gaggenau und Oos her statt.

Karlsruhe, 12. Sept. Wie sehr die Sozialisten für die nächsten Landtagswahlen ins Zeug gehen» beweist der Umstand, daß in Pforzheim in der letzten Stadtratssitzung allein wieder 52 Gesuche um Aufnahme in den badischen Stäatsverband zur Vorlage kamen.

Karlsruhe, 12. Sept. Die Verzöger­ung in dem Bau und in der Fertigstellung der Nebenbahn nach Herrenalb durch

die Firma Lenz u. Komp, wird in den in Betracht kommenden Landesteilen sehr ungünstig beurteilt. Ein größerer Aufsatz derBad. Landesztg." giebt darüber Einzelheiten, die, wenn sie sich in vollem Umfange bewahrheiten, in der Thal geeignet sind, Erstaunen zu erregen und die auch vom Standpunkte der eigenen Interessen der Unternehmerfirma Befremden Hervorrufen müssen.

Am 25. Juli d. I. schoß der 15 Jahre alte Zigarrenmacher Julius Rasig in Hoffenheim aus dem Fenster seiner Schlafstube mit einem Re­volver aus Anlaß einer Hochzeit, die in der Nähe stattfand. Als er die Hülse der abge- schossenen Patrone aus der Trommel entfernen wollte, gieng eine noch geladene Patrone los und der Schuß traf den im Bette liegenden Bruder Ludwig Rasig direkt ins Herz. Wegen fahrlässiger Tötung wurde der unglückliche Schütze von der Mannheimer Strafkammer zu 1 Monat Gefängnis und wegen verbotenen Schießens zu 10 Geldstrafe verurteilt.

Heiligenberg in Baden» 11. Sept. Wir lesen in derBad. Landesztg.": Hier hat es von gestern Abend 10 Uhr bis heute früh 8 Uhr ununterbrochen geschneit. Der Schnee blieb bis weit herunter liegen, sodaß wir heute Morgen den bei der jetzigen Jahreszeit recht ungewohnten Anblick einer Winterlandschaft hatten.

Rappoltsweiler, 11. Sept. Die naßkalte Witterung hat den Reben Schaden gebracht und die Peronospora nimmt überhand. Die zeitig bespritzten Reben sind wohl fast völlig von der Krankheit verschont; diejenigen aber, bei welchen dies unterblieb, bieten, besonders in den tiefen Lagen, ein wüstes Bild. Außerdem macht die Fäulnis sich bemerkbar. Colmar. Das Wetter war seit Ende August der Entwickel­ung der Trauben ungünstig. Die Peronospora hat sowohl hier wie in den umliegenden Geländen Schaden angerichtet. Partieen 1896er wurden zu 12,40 pro Ohm verkauft. Von der Moßig. Was im letzten Bericht vom 13. August über den günstigen Stand der Reben gesagt ist, trifft leider heute nicht mehr zu. Wie im letzten Jahre, droht die durchaus ungünstige Witterung die guten Aussichten auf die Weinlese zu verderben. Regen und immer wieder Regen. Dabei ist die Temperatur in den letzten Tagen eine recht kühle geworden. Kein Wunder, wenn man in unseren Weinorten recht traurige Gesichter sieht, haben sich doch infolge dieser ungünstigen Witterung alle feind­lichen Elemente verschworen, um den Winzern die Ernte streitig zu machen. Peronospora, Oidium, Sauerwurm, Fäulnis und Sturm, alles liegt im Bunde. Die Blattfallkrankheit hat in den letzten drei Wochen derartige Fortschritte gemacht, daß in unserer Gegend ganze Weinberge vollständig entlaubt sind und die Winzer nur zu sehr befürchten müssen, daß die Trauben gar nicht zur vollen Reife kommen. Diese durch die Peronospora geschaffene Lage ist um so trauriger, da in unserer Gegend nur wenige Winzer dem wohlgemeinten Rat: Bespritzt eure Reben! nachgekommen sind. Als zweiter Feind im Bunde tritt der Aescher in einzelnen Lagen stark auf. Bis jetzt hat die Fäulnis noch keinen allzu großen Schaden angerichtet. Doch dürfte dieser Schaden ein großer werden, wenn die naßkalte Witterung noch einige Zeit fortdauert. Von der mittleren Haardt. Mit der Witterung der letzten Tage konnte man nur wenig zufrieden sein. Peronospora und Sauer- wurm setzen ihr Zerstörungswerk fort. Es steht so ziemlich sicher, daß man an der Mittelhaardt weder eine hervorragende Qualität, noch eine über mittelmäßig hinausgehende Quantität zu erwarten hat. Mittelpreisige 1895er und 1893er sind heute Losung des Handels. Erstere bilden noch ziemlich belangreiche Bestandteile des Lagers.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Sept. Am heutigen Tag ist hier nach langen, schweren Leiden General­major;. D.v. Bullinger gestorben. Theodor v. Bullinger wurde am 22. Dezember 1838 zu Herrenalb geboren, trat im Mai 1859 frei­

willig in die Armee ein und wurde am gleichen Tage Sekondelieutenant im 8. Jnfanterie-Reg., im Juni 1866 zum Premierlieutenant befördert. Er machte in dieser Stellung die Feldzüge 1866 und 1870-71 mit und wurde mit dem Eisernen Kreuz und später mit dem Ritterkreuz 2. Klasse des Ordens der württ. Krone mit Schwertern ausgezeichnet und im März 1872 zum Haupt­mann und Kompagniechef im gleichen Regiment befördert und später ins 3. Jnfanterie-Regiment Nr. 121 versetzt. Im Juni 1879 erfolgte die Beförderung zum Major, hierauf die Versetzung als Bataillons-Kommandeur ins Jnfanterie-Reg. Nr. 122, im September 1884 ins Infanterie- Regiment Nr. 120 als etatsmäßiger Stabsoffizier, im Februar 1887 die Beförderung zum Oberst­lieutenant, im Dezember 1888 die Ernennung zum Kommandeur des Infanterie - Regiments Nr. 124. Im Mai 1889 wurde B. zum Oberst befördert, im März 1890 als Regiments-Kom­mandeur ins Infanterie-Regiment Nr. 125 ver­setzt, 8. Januar 1892 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches unter Verleihung des Karakters als Generalmajor mit Pension zur Disposition gestellt und am 1. April 1892 mit der Besorg­ung der Geschäfte des Vorstandes des Ober­rekrutierungsrats beauftragt.

Stuttgart. Einen erfreulichen Beweis der Anteilnahme an dem Unglück, das die württ. Hagelbeschädigten betroffen, hat der in Lo uisville in Nordamerika U.S. bestehende Schwäb. Unterstützungsverein" geliefert, indem er durch seinen Sekretär W. Wagner aus Balingen für diese Beschädigten einen schönen Beitrag an die Stuttg. Hauptsammelstelle ein­senden ließ.

Stuttgart, 12. Sept. Gestern Mittag gelang es einem im hiesigen Zuchthaus interuierten Verbrecher, welcher im Hofe bei einer Herdreparatur beschäftigt war, über die hohe Mauer ins Freie zu entkommen. Er entfloh in einen der benachbarten Weinberge und versah sich im Weinbergshäuschen mit einem Wengerteranzug. Mittlerweile hatte man seine Flucht aber schon bemerkt und trotz seiner Ver­kleidung gelang cs den aufgebotenen Feldschutz' Wächtern, den Flüchtling bald wiedereinzubringen.

Heilbronn, 13. Sept. Die Ausstellung war gestern wiederholt sehr gut besucht und wurde abends von 8 Uhr an durch ein Bankett geschlossen. Den ersten Toast brachte Ober­bürgermeister Hegelmaier auf den König aus; alsdann folgte vom Vorsitzenden der Ausstellung, Gemeinderat Kögel, ein Toast auf den Ehren­präsidenten, Oberbürgermeister Hegelmaier. Das Bankett verlief in glänzendster Weise.

Cannstatt, 13. Sept. Bei der heutigen Versteigerung der Plätze für Schau- und Photo­graphiebuden, Karousells rc. fürs Volksfest wurde u. a. ein Dampskarousellplatz um 1870 Mark ersteigert, die Dampfkaroujellbesitzer Sie­bold u. Locher, Esten bezahlten im vorigen Jahr für ihren Platz 1116 Man sieht, die Preise gehen von Jahr zu Jahr in die Höhe. Bei der am 6. Sept. erfolgten Versteigerung von Plätzen für Wirlschastsbuden wurden im Ganzen 12031 für die Stadtkasse eingenommen.

Reutlingen. 13. Sept. Veranlaßt durch ein von der Kgl. Zentralstelle ergangenes Rund­schreiben hatte der hiesige Gewerbeverein behufs Stellungnahme zu der Frage der Organisation des Handwerks auf gestern abend eine Versamm­lung etnberufen. Nach einem eingehenden Re­ferat des Vorstandes, Herrn Prof. Beißwanger, erklärten sich die Anwesenden für die Errichtung von 4 Handwerkskammern in Württemberg, in jedem der vier Kreise je eine, wobei der Wunsch ausgesprochen wurde, Reutlingen den Sitz einer solchen zu sichern und für Herabminderung der Handels- und Gewerbekammern auf die gleiche Anzahl. Die Bestimmung über die in der neuen Organisation nicht berücksichtigten Kleingewerbe­treibenden, als Wirte, Hausierer u. dergl., muß nach Ansicht des Gewerbevereins der Regierung überlassen bleiben.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.