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AuS Stadt, Bezirk und Umgebung.

Bei den im Juni und Juli l. I. an den Gymnasium des Landes gehaltenen Abiturienten- prülungcn hat u. A. Wilh. Bätzner. Sohn d. Stadtschulthcißen inWildbad, das Zeugnis der Reife und damit die Berechtigung zum Be­zug der Universität erlangt.

Neuenbürg, 15 Septbr. Eine sehr zahlreiche Gesellschaft versammelte sich gestern abend zum Abschied um den noch Ellwangen beförderten Hrn. Hauptamtsassistenten August Maier. Die Wirtschaftslokalitätcn vonKaiser", früher Essig, waren dis auf das letzte Plätzchen besetzt, als sprechender Beweis, welche Beliebtheit der Scheidende sich während seines 10jährigen Hierseins erworben hat. Seine Eigenschaften als liebenswürdiger Mensch und Gesellschafter, wie als tüchtiger Beamter fanden durch die Redner deS Abends, Hrn. Oberamtssparkassier Holzapfel und Hrn. Kameralverwalrer Moser einen beredten Ausdruck. Im allgemeinen Chorus gesungene Volksweisen und Commerslieder, sowie Sologesänge unter Klavierbegleitung bekräftigten die Gefühle für den Scheidenden, der hier seinen Familienstand gegründet und eine zweite Heimat gefunden hat. So gestaltete sich der Abend zu einer gemütlichen Abschiedsfeier. Unter Bezug an ein gesungenes bekanntes Volkslied brachte Hr. Lehrer Braun in launigen Worten der l. scheidenden Familie seine Wünsche dar. Wir schließen uns all den aufrichtig gemeinten Wünschen an, sie finden sich zusammen in dem Ruf:Herzliches Lebewohl! auf Wiedersehn!"

Herren alb, 13. Sept. (Korr.) Daß Herrenalb Feste zu feiern versteht, zeigte sich wieder am vergangenen Sonntag, dem Tag, an welchem der Militärverein daselbst seine Fahnenweihe feierte. Am Vorabend be­wegte sich durch das prächtig geschmückte und illuminierte Städtlein ein flotter Fackelzug unter Borantritt der Kapelle der K. Unterofftzierschule zu Ettlingen. 29 Vereine, zur kleineren Hälfte aus Baden, fanden sich Sonntags kameradschaft- lich zusammen. Mit Böllersalven und Tagwache wurde der Festtag eingeleitet. In seiner Fest- Predigt zog Stadtpfarrer Hartter einen treffen- den Vergleich zwischen dem unter die Mörder Gefallenen und dem lange darniedergelegenen deutschen Vaterland, das sich erst nach dem glor­reichen Jahr 1870 zu machtvoller Größe ent­faltet hat. Nach dem Festzug begrüßte der Vorstand des Militärvercins, Hotelier Hauber, die Festversammlung, dankte den Vereinen für ihr zahlreiches Erscheinen und brachte ein Hoch aus auf den obersten Kriegsherrn, den deutschen Kaiser. Herr Stadtpfarrer Hartter hielt eine schwungvolle Festrede und seine Fräulein Tochter übergab die enthüllte Fahne in die Hände des Fahnenträgers mit folgenden Strophen:

Ihr Männer, längst geeint als Waffenbrüder,

Heut steht ihr unter diesem neuen Zeichen.

Die Fahne, wie sie strahlt! o Wonnetag!

O Friedenssonne, die so freundlich lacht Zum Fest, das froh wir heut begehen dürfen!

Ob's Feinde giebt es schafft uns keinen Harm.

Die Fahne rauscht! es ist als ob der Barde Machtvolle Töne seiner Harfe weckte;

Das Lied der Helden, die fürs Vaterland Gekämpft, geblutet und den Sieg errungen!

Schaut, wie die Fahne fliegt! sie kennt das Ziel, Das stolze, das ein jeder deutsche Mann Mit hochgemutem, festem Sinn verfolgt:

Ein Vaterland! ein fester Bruderbund!

Vorwärts und aufwärts, jetzt und allezeit!

Treu eures Banners Glanz u. Laut u. Flug!"^

Der Liederkranz Herrenalb sang einen von Hrn. Schullehrer Müller in Gaisthal komponierten Festchor, worauf Stadtpfarrer Hartter einen Toast auf unfern König ausbrachte. Mit dem Singen der Nationalhymne endete dieser offizielle Teil der Festfeier. Auf dem Festplatz entwickelte sich ein volksfestartiges Treiben, das trotz eines Regenschauers bis zum Beginn deS Festballes an­dauerte, der im Konvcrsationshaus abgehalten wurde. Volles Lob gebührt dem Vorstand des Militärvereins, Hrn. Hauber z. Lslls vue, der sich trotz seines umfangreichen Geschäftes alle Mühe gab, das Fest so glänzend zu veranstalten.

lH Neuenbürg, 14. Sept. Gestern abend gegen 6 Uhr fuhr ein Herrschaftswagen

von Herrenalb kommend hier durch, derselbe war mit 3 Pferden bespannt. Bei der Eisen- bahnbrücke am Bahnhof wurden die Pferde durch den eben von Rothenbach einfahrenden Güterzug scheu, kehrten um und rasten im stärksten Galopp wieder der Stadt zu. Den beiden Jnsaßen, Herr und Dame, gelang eS noch aus dem Wagen (einem sog. Jagdwagen) zu springen, ohne eine ernstliche Verletzung davonzutragen; der Kutscher jedoch, der bemüht war, die Pferde zum Stehen zu bringen, wurde eine Strecke weit geschleift, wodurch ihm Mantel und Anzug stark zerrissen wurden, im übrigen aber erlitt er ebenfalls keine Verletzungen. Das Gefährt, das einige male um­zufallen drohte, wurde durch Stürzen eines der Pferde bei der Einmündung der Schwanengasse zum Stehen gebracht. So wie die Pferde mit dem Wagen durch die Hauptstraße gerast sind, ist es nur zu verwundern, daß kein Unglück entstanden ist. Heute wurden nun Pferde und Wagen in die Bahn verladen, um so nach ihrem Ziele, wie man hört, nach Elberfeld gebracht zu werden.

Gräfenhausen, 14. Sept. Heute vor- mittag begab sich der hiesige Bürger Johannes Ahr auf ein Allmandstück bei der sogenannten Mördergrube, um daselbst ersteigertes Obst vom Baume zu pflücken. Als derselbe nach auffallend langer Zeit nicht nach Hause zurückkam, begab sich seine Frau ebenfalls zum Baumacker, um ihn zu suchen. Sie fand ihren Mann entseelt auf dem Boden unter dem Baum liegend. Ob Ahr vom Baume gefallen und aus welcher Ur­sache, ob vielleicht in Folge eines Schlaganfalls, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Der so rasch aus dem Leben Geschiedene ist etwa 55 Jahre alt, war in der letzten Zeit neben seinem Gehörleiden auch sonst kränklich. Er war früher eine Zeit lang in Amerika. Die Witwe ist kinderlos.

Calw, 13. Septbr. Gestern feierte der RadfahrervereinHirsau unter großer Beteiligung seitens seiner Mitglieder, sowie des Radfahrervereins Calw, sein I Stiftungsfest. Mit der Feier war zugleich ein Straßenrennen von Hirsau nach Wildberg, ein Vereinswett­fahren und ein offenes Hauptfahren verbunden. Auf elfterer Strecke (34 km) errangen sich Preise: I. Kühn-Pforzheim, II. Grosselfinger- Pforzheim. III. Treiber-Wildbad, IV. Häuser- Hirsau, V. Beukert-Pforzheim; 2) im Vereins- wettfahren (4000 m, von Hirsau nach Calw und zurück): I. Treiber-Wildbad, II. Häußer- Hirsau. III. Critzmann-Hirsau, IV. Beukert- Pforzheim, V. Bilharz-Hirsau; 3) im offenen Hauptfahren (4000 m): I. Kühn-Pforzheim. jedoch disqualifiziert, wodurch Grosselfingcr- Pforzheim den I., Eberhardt-Calw den II., Treiber-Wildbad den III., Pfitzenmayer-Calw den IV., Bauer-Calw den V. und Kühn-Pforz­heim den VI. Preis erhielten. Nach Beendigung des Wettfahrens war großer Umzug durch Hirsau und Calw, wobei die Calwer Stadt­musik pr. Wagen vorausfuhr. Nach der Rück­kehr in den Gasthof z. Schwanen fand die Preisverkündigung mit Verteilung von wertvollen Gewinnen statt.

Calw, 14. Sept. Die Hopfenernte ist über die Hälfte beendet. Wider Erwarten hat sich der Hopfen in den letzten Wochen sehr günstig entwickelt; er ist im allgemeinen schön voll, gut geschlossen und lupulinreich, so daß das Produkt ein gutes werden wird. Das Trocknen ist infolge der nassen und kalten Witterung erschwert, doch ist Ende der Woche verpackbare Ware zu haben. In der Umgegend von hier wurden Käufe zu 80100 »>6 per Zentner abgeschlossen.

Nagold, 13. Sept. Der Gesamtertrag der hiesigen Hopfenernte beläuft sich auf 400500 Ztr. schöne zum Teil sackbare Ware.

Nagold, 10. Sept. In seiner heutigen Sitzung hat der hiesige Kirchengemeinderat die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung der Kirche vergeben. Herr Elektrizitätswerk­besitzer Klingler hier hat die Ausführung der Anlage um den Anschlag von 1560 «16 über­nommen, einschließlich der Lieferung der Be­leuchtungsarme. Kandelaber u. s. w. Es sollen ausschließlich Glühlampen verwendet werden, da

sich u. a. auch bei einer Besichtigung der elek­trisch beleuchteten evang. Kirche in Horb deutlich gezeigt hat, daß die Verwendung von Bogen­lampen sich jedenfalls für die Raum- und Kon- struktionsverhältnissc unserer Kirche nicht em­pfehlen würde. Man hofft, daß 100 Glüh, lampen ausreichen werden. Es sind bis jetzt, ohne daß man dazu irgend drängen und treiben mußte, über 1000 »16 an freiwilligen Gaben für den Zweck geflossen, so daß der Kirchengemeinde­rat das Zutrauen haben darf, daß auch die noch fehlenden 500 «16 ihm auf die gleiche Weise zu- kommen werden. Bis zum 1. Advent hofft man eine würdige Beleuchtung unserer Kirche zu haben.

Pforzheim, 14. Sept. Ueber Erwarten großartig erweist sich die Freigebigkeit der hies. Bevölkerung den unbemittelten Typhuskranken gegenüber. Die erste Sammelwoche brachte nahezu 800 und die vergangene nahezu 1500 Mark, außerdem noch eine Menge sonstiger Gaben, namentlich Wein, Cognac rc. Hält diese herrliche Opferwilligkeit an. so brauchen nicht einmal städtische Mittel in Angriff genommen zu werden. Nach der amtlichen statistischen Ver- öffentlichung für den Monat August sind wäh­rend desselben hier nur 17 Personen am Typhus gestorben, 19 dagegen an Lungenschwindsucht und akuter Erkrankung der Atmungsorgane. Die schleichende tükische Lungenschwindsucht er­fordert also mehr Opfer wie der Typhus. Und dabei ist nicht zu vergessen, daß der August für Brustkranke noch eine günstige Jahreszeit ist.

Pforzheim. Eine unglaubliche Roh. heit beging am Samstag mittag in der Nähe des Benckisrr'schen Hammerwerkes der 26jährige verheiratete Maurer Henninger. Er versuchte, ohne die geringste Veranlassung, einer Frau Gann aus Conweiler deren zweirädrigen mit Waren beladenen Wagen umzuwerfen, was er auch trotz Bitten der Frau vollführte. Als Frau G. den Wagen wieder aufgerichtet hatte, wollte er denselben zum zweiten Male umwerfen. Frau G. verbat sich dieses jedoch in etwas deutlicher Weise, weshalb Henninger der ersteren einen so wuchtigen Schlag mit der Faust ins Gesicht versetzte, daß Mund und Nase blutete. Von Seiten der Polizeiorgane wird H. als ein durch­aus roher und verkommener Patron geschildert» unter dessen Mißhandlungen seine Ehefrau viel zu leiden hat.

Neuenbürg, 14. Sept. Kartoffeln, rote und weiße, von der Haardt bei Rastatt, wurden heute zu 2 -16 70 pr. 50 Kilo rasch verkauft.

Deutsches Zleich.

Homburg v. d. H., 12. Sept. Bei dem Mittagsmahl, das der Abreise der italienischen Majestäten vorausging, tauschten König Humbert und der Kaiser nochmals Worte der innigsten Freundschaft und hohen Verehrung aus. Der Trinkjpauch des Königs von Italien galt dem ruhmvollen deutschen Heere, und der deutsche Kaiser brachte ein dreifaches Hurrah auf die tapfere italienische Armee aus.

Der Staatssekretär im Reichsamte deS Innern, Graf Posadowsky. empfing letzthin in Berlin den Vorsitzenden des Direktoriums de- Zentralverbandes deutscher Industrieller, Häßler. Der Staatssekretär nahm von demselben die vom genannten Direktorium in Sachen der Verbreit­ung der Handelsverträge beschlossene Eingabe entgegen. Unter Leitung des .Grafen Posadowsky wird dann am 25. September eine Konferenz von Mitgliedern des deutschen Land- Wirtschaftsrates, des Zentralverbandes deutscher Industrieller und des deutschen Handelstages im Reichsamt des Innern stattfinden, deren Der- Handlungen jedenfalls mit Interesse entgegenge­sehen werden kann. Dies schon deshalb, weil hierbei Staatssekretär Graf Posadowsky vermut­lich Veranlassung nehmen wird, seine Auffassung von der künftigen Handelspolitik Deutschland- eingehender zu kennzeichnen. Außerdem dürfte eS sich bei den Beratungen der angekündigten Konferenz namentlich auch darum handeln, eine Mittellinie zu finden, auf welcher sich die Inter­essen. Forderungen und Wünsche der Landwirt­schaft, wie des Handels und der Industrie