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kommensten Typ eines modernen Ozeanschnell. Kampfers ersten Ranges dar. Das Schiff ist in der I. Kajüte für die bevorstehende Reise bereits vollständig ausverkauft, auch für die II. Klasse wird die Annahme von Anmeldungen in den nächsten Tagen geschloffen werden. Bei voller Besatzung einschließlich der 500 Köpfe zählenden Mannschaft wird der DampferKaiser Wilhelm der Große" nicht weniger als 2000 Personen über den Ozean befördern.

Der Norddeutsche Lloyd hat jetzt den Betrieb im neuen Kaiserhafen in Bremen an der Unterweser in voller Ausdehnung ausge­nommen. Der LloyddampkerStuttgart" war der erste Dampfer, der dort Passagiere landete. Ec traf dort am Donnerstag nachmittag ein und brachte die abgelöste Mannschaft der in den australischen Gewässern stationierten Kriegsschiffe Falke" undBussard".

München. lO. Sept. In einem Hause an der Elisenstraße suchte heute Abend ein Kaufmann seineSchwägerinzu erstechen und als dies nicht gelang verwundete er sie durch Revolverschüsse tödlich, worauf er sich selbst durch einen Schuß den Tod gab.

Karlsruhe, 9 Sept. Neuerdings wird die Bahnhoffrage wieder lebhafter erörtert, und man spricht davon, daß die Eisenbahn­verwaltung der Sache, die für die Entwicklung von Karlsruhe eine Lebensfrage bildet, näher getreten sei. Abgesehen davon, verlangen schon längst Erwägungen der Verkehrserweiterung und der Betriebssicherheit die Höherlegung oder die Verlegung des Bahnhofs. Die Kosten betragen freilich viele Millionen, aber auch in dieser Be­ziehung ist der Augenblick verhältnismäßig günstig, da ja gerade vom Oktober ab durch die Herab- setzung des Zinsfußes der Eisenbahnschuldver- schreibungen eine erste Jahresersparnis von mehr als einer Million eintritt.

Die Verstärkung unserer Seemacht

behandelt dieKöln. Ztg." in einem längeren Artikel, der darauf hmweist, daß unsere günstige Finanzlage den Flottenplänen in keiner Weise entgegensteht, folgendermaßen: Was von Sachkundigen erstrebt wird und was erstrebt werden muß. ist weiter nichts, als daß die deutsche Kriegsflotte wieder werde, was sie im Jahre 1880 war, an Zahl und Tüchtigkeit der Schiffe die drittstärkste Marine, weit zurückstehend hinter Frankreich und unendlich wert hinter England. Heute ist die deutsche Panzerflotte von Italien und Rußland überholt, im nächsten Jahre auch von den Vereinigten Staaten. Sie sank von der dritten Stelle, die sie 1880 inne hatte, 1885 auf die vierte, 1897 auf die fünfte und sinkt im Jahre 1898 auf die sechste Stelle.

Die deutsche K r e u z e r f l o t t e ist heute von Rußland, den Vereinigten Staaten, Italien und Spanien überholt; im nächsten Jahre wird sie auch von Japan überholt sein und wird dann statt der dritten Stelle, die sie 1880 inne hatte, die achte Stelle einnehmen. Wenn wir von Staaten wie Italien, Rußland, Spanien und Japan überholt werden, so können wir das jeden­falls nicht damit begründen, daß unsere Finanz- kraft schwächer sei als die jener Staaten. Der Kurs und der Zinsfuß der betreffenden Staats­papiere belehrt uns darüber am einfachsten.

Um die deutsche Flotte wieder auf ihren früheren Rang zu heben, den sie lediglich in Folge des Unterlassens nötiger Ersatzdauten für abgängige Schiffe im Laufe der Jahre verloren hat, bedarf es in der Thal nur einer einmaligen größeren Anregung, und es ist eine reine Zweck- mäßigkeitsfrage, ob man sie auf ein Jahr oder drei Jahre verteilt. Später wird der regel- mäßige Ersatz der regelmäßig wegen Alter und Invalidität ausscheidenden Schiffe vollkommen genügen.

Württemberg.

Stuttgart. Norddeutsche Blätter er­zählten vor kurzem, der neue Staatssekretär des deutschen Reichspostamtes, Herr v. Podbielski, habe in einem Postamt verschiedene aus- und eingehende Beamte gefragt, was sie für einen Dienst hätten und immer wieder die Antwort bekommen, sie seien zur Aufsicht angestellt, so

daß Herr v. Podbielski schließlich erstaunt ge­fragt habe, wo denn eigentlich diejenigen Be­amten zu treffen seien, die zu arbeiten hätten. Auch in Württemberg ist bei manchen Post­ämtern der Aufsichtsdienst offenbar überladen, was nach mehr als einer Hinsicht nicht gerade empfehlenswert erscheint. Durch die Einführung des höheren Postexamens hat man denjenigen Beamten, die diese höhere Prüfung glücklich be­standen haben, auch entsprechende Oberstellungen schaffen müssen und zu dem Zweck das System der Oberpostsekretäre eiageführt. Diese müsse» dann auch etwas zu kommandieren haben und nun wurden Aufsichtsämter geschaffen, welche des Guten mehr als zuviel gebracht haben. Ohne diese Aufsichtsbeamten hat früher die Post ihre Schuldigkeit auch gethan. Diese Aufsichtsstellen erscheinen demgemäß als eine unnütze Belastung des Budgets. Dazu kommt, daß diese Aussichts­beamten doch auch irgend etwas leisten, eine praktische Thätigkeit entfalten wollen. Diese Thätigkeit scheint sich in einer möglichst bureau- kratischen Anwendung der Postordnung oder irgend einer. dem Publikum gar nicht bekannt gegebenen Verfügung zu konzentrieren, und nun ereignen sich die widerwärtigsten Dinge für das Publikum. So sind einer, der Post sehr genau bekannten Firma, 2 Postkarten nach einander nur deshalb mit je beträchtlicher Verspätung zugestellt worden, weil der Absender eine un­richtige Straße angegeben hatte. Nicht weniger als 4 Briefträger mußten schon auf der ersten Postkarte bescheinigen, daß in der betr. Straße die angegebene Firma nicht existiere, und als derselbe Absender die zweite Postkarte wieder mit einer unrichtigen Straße bezeichnete, mußten die­selben Briefträger nochmals dieselben vergeblichen Gänge machen, um abermals zu konstatieren, was sie vorher schon genau gewußt hatten. Im Interesse des gesunden Menschenverstandes, des Publikums und der Staatskasse sollte man die höher geprüften Beamten so lange mit den anderen Postbeamten die Schalter- u s. w. Ar­beiten besorgen lassen, bis irgendwo eine höhere Stelle aufgeht. Aber das Auffichtswesen scheint sich nachgerade zu einer Kalamität ausgestalten zu wollen.

Aus Württemberg, 9. Sept. Wieder- lautet wird die evang. Landessynode auf den 19. Oktober d. I. berufen werden, um sich über die gegenwärtige Lage des Reversalien­gesetzes für den Fall einer katholischen Thron­folge auszusprechen. Die Oberkirchenbehörde wird der Synode Vorschlägen, daß man den Be­schlüssen der zweiten Kammer gemäß sich mit der staatlichen Erlaubnis begnügen soll, daß Minister, wenn sie wollen, in die zu bildende evangelische Kirchenregierung eintreten dürfen. (Das kirchliche Gesetz hatte den Eintritt der drei dienstältesten Minister ausgesprochen.) Man hofft, für diesen Vorschlag die große Mehrheit der Synode zu gewinnen.

Stuttgart, 11. Sept. Die Hoffnung der würlt. Lehrerschaft, daß zu der vom Kgl. Kultusministerium auf 29. Sept. einberufenen Schulkommission auch die Vorstände der ver­schiedenen Lehrervereine geladen werden würden, scheint sich zu erfüllen, wenigstens wird Ober- lehrer Honold-Langenau, Vorstand des württ. Bolksschullehrervereins, beigezogen werden. Die Beratungen werden sich auf Regelung der Lehrer­gehälter, Trennung der Meßnerei vom Schul­dienst u. s. w. erstrecken und 2 Tage in An­spruch nehmen.

DerGesellschaftsausschußder allgemeinen Rentenanstalt Stuttgart hat an Stelle des schwer erkrankten und am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand tretenden Direktors, Kommerzien­rats Huber, den Bankier und Landtagsab­geordneten Gustav Pf aff in Cannstatt zum Direktor der Anstalt gewählt.

Stuttgart. Auf der hiesigen Fach- Ausstellung für das Hotel- und Wirtschaftswesen war ein eigenartiger Industriezweig durch R. Widmers Nachf., Otto Wohlfarth veran­schaulicht, die Fabrikation von Papiermachewaren und Holzstoffgefäßen. Dieselbe beruht auf einer bedeutsamen Erfindung der Neuzeit, welche durch industrielle Verwertung dahin vervollkommnet worden ist, daß nicht nur Eisenbahnräder, Tele­

graphenstangen, Ruderboote rc., sondern auch alle möglichen nützlichen Gegenstände des täg­lichen Gebrauchs aus diesem Material hergestellt werden. Von der Mannigfaltigkeit konnte man sich bei der Beaugenscheinigung des sehr hübschen pyramidenförmigen Aufbaues der genannten Firma einen Begriff machen. Man sah dort neben Artikeln, bei denen das reine Nützlichkeits­prinzip größte Einfachheit in der Ausstattung bedingt, reizende Luxusgegenstände in größter Auswahl. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß die aus diesem Material gefertigten Waren eine große Zukunft haben. Die ganze Fabrikation liegt in den Händen eines Konsortiums, welches zurzeit sechs Fabriken mit 810000 Arbeitern umfaßt.

Aus Rottweil wird berichtet, daß die Staatsanwaltschaft in dem von dem früheren demokratischen Reichstagsabgeordneten Frhrn. Oskar v. Münchzu Hohenmühringen geführten Prozeß wegen Aufhebung der Entmündigung auf die Berufung gegen das Urteil der Zivil­kammer Rottweil, das die Entmündigung des Frhrn. v. Münch aufgehoben hat. verzichtet hat. Es hat hiernach das erwähnte Urteil, daS übrigens nicht weniger als 740 Seiten in seinem Text zählte, Rechtskraft erlangt und Frhr. v. Münch ist wieder zur Selbstverwaltung seiner Güter berechtigt.

Stein heim a d. M., 11. Sept. Der hiesige Gemeinderat hat kürzlich beschlossen, an den künftigen Viehmärkten für jedes zugeführte Stück Vieh 5 zu erheben, ebenso für jedes zugeführte Holzfuhrwerk auch eine entsprechende Abgabe zu verlangen. Eine neue Art von Ein­nahmequelle.

Vom Vorbachthal e, 11. sept. Auf unseren Markungen konnte der Haber gut eingeheimst werden und ist die Nachfrage eine anhaltende. Größere Posten bis zu 7 20

wurden aufgekauft.

Ausland.

Die italienische Regierung interessiert sich lebhaft für den Plan einer Reihe großer Städte Deutschlands wegen einer gemeinsamen Beteilig, ung an der Pariser Meltaus st ellung. Der italienische Botschafter in Berlin hat seinen Stuttgarter Konsulatsertreter beauftragt, bei dem Oberbürgermeister von Stuttgart hierzu nötige Erkundigungen einzuholen, die ihm be­reitwillig zur Verfügung gestellt worden sind.

In Zaskocz, Kreis Briefen, Ostpreußen, brannte eine Kate der Akkordsleute nieder, wobei drei Kinder in den Flammen umkamen; zwei andere erlitten schwere Brandwunden. Die Eltern waren auf dem Felde zur Arbeit und hatten die Kinder zu Hause eingeschloffen. Das Feuer ist dadurch entstanden, daß die Kinder mit Streichhölzern spielten.

Wegen der Anarchistenfrage erhebt die spanische Presse gegen England den Vorwurf, daß es durch die Verweigerung einer inter­nationalen Anarchistenkonvention den Anarchis­mus begünstige. Infolge des jüngsten Attentats in Barcelona erfährt das vorbereitete.Anarchisten. gesetz abermals eine neue Verschärfung. Im Ministerrate erklärte der Ministerpräsident General Azcarrage, Spanien müsse sich un­bedingt die Anarchistenpage vom Halse schaffen.

Die Aufständischen auf Kuba haben einen großen Erfolg zu verzeichnen, der in Madrid um jo betäubender wirkt, als man sich dort im Vertrauen auf die Berichte des Generals Weyler schon seit Monaten in den Gedanken gewiegt hatte, die Lebenskraft des Aufstandes sei dem Erlöschen nahe. Die Stadt Viktoria de las TuaaS in der Provinz Santiago de Kuba ist von den kubanischen Aufständischen genommen worden. Die genommene Stadt ist strategisch ein ziemlich wichtiger Punkt.

Die Republik Uruguay hat wohl einen neuen Präsidenten in der Person des frühem Senatspräsiventen Cuestas gewählt, aber an Ruhe und Frieden ist nicht zu denken. Es herrscht volle Anarchie; die Aufständischen haben von Argentinien neue Verstärkungen erhalten, und die Anhänger des ermordeten Präsidenten Borda halten ihre Herrschaft nur noch unter Anwendung der äußersten Gewaltmittel aufrecht.