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Welche künstlichen Düngemittel sind zu Roggen

anzuwenden?

Wenn der Acker in gehöriger Dungkraft steht, die Bestellung bei trockenem Wetter und zeitig in dem gut vorbereiteten Boden staltfindet, so wird die Saat rasch keimen und aufgehen, ihre Wurzeln gut entwickeln und vor Eintritt des Winters genügend erstarken und sich bestocken. Das ist nach aller Erfahrung besonders für den Roggen, der im Friihsahre meist rasch emporschießt, so daß zur Bestockung keines Gelegenheit bleibt, von großer Bedeutung.

Da nur ein kleiner Teil des Roggens in frischer Mistdüngung gebaut werden kann, so hat man leicht Veranlassung dem Kraftzustande des Bodens zu mißtrauen. Man muß befürchten, daß sich der Roggen bis zum Eintritt des Winters nicht kräftig genug entwickelt. Dann entsteht die Frage, welche künstlichen Düngemittel soll man wählen? Dabei ist natürlich stets die eigene Wahrnehmung und lokale Erfahrung zu Rate zu ziehen. Als allgemeine Anhaltspunkte mag man indes folgende beachten. Zunächst erweist sich der Roggen für eine Stickstoffdüngung dankbar; doch kommt dieser Nährstoff nur zur Geltung, wenn Phosphorsäure und Kali in ausreichendem Maße im Boden vorhanden sind. Das ist eine alte Erfahrung, u. a. aber auch von Prof. Wagner überzeugend nachgewiesen. Von stickstoffhaltigen Düngemitteln ver­dient das schwefelsaure Ammoniak beim Roggen den Vorzug, da ein Verlust hierbei kaum zu befürchten ist. Je nach dem Kulturzustande des Bodens dürfte eine Düng­ung mit 72100 kx schwefelsaurem Ammoniak angezeigt sein.

Auf einem nicht phosphorsäurearmen Boden wird eine Gabe von 4050 kg Phosphorsäure pro ba genügen. Da sich die Phosphorsäureaufnahme beim Roggen ziemlich gleichmäßig über die ganze Vegetationsperiode verteilt, der Roggen also ein Phosphorsäuredüngemittel verlangt, welches nach und nach Phosphorsäure ab- giebt, so ist vor anderen phosphorsäurehalligen Düngemitteln die Verwendung des stetig und nachhaltig wirkenden Thomasschlackenmehles besonders angezeigt. Auch die praktische Erfahrung spricht dafür, daß die Anwendung dieses Düngemittels für Roggen stets von ausgezeichnetem Erfolge begleitet ist. Als passendes Quantum sind etwa 300500 kg Thomasschlackenmehl pro La zu bezeichnen, je nach dem Kulturzustande des Bodens. Dieses Quantum wird in allen Fällen, wo Klee in den Roggen eingesäet werden oder eine andere schmetterlingsblütige Pflanze als Zwischenfrucht folgen soll, mit Nutzen um 100 kg pro Iis, erhöht.

Auf moorigen und sandigen Bodenarten erweist sich der Roggen auch für eine Kalizufuhr meist recht dankbar; in solchen Fällen bedient man sich des Kaimts, wovon etwa 400600 kg pro Im genommen werden. Auch hier empfiehlt sich, sofern schmetterlingsblütige Pflanzen eingesäet werden oder folgen sollen, eine Steigerung des Quantums auf 700800 kg pro ka.

-Aus Nichts wird Nichts" und wenn wir den Acker nicht ordentlich mit Nähr­stoffen versorgen, so dürsen wir selbst bei dem sonst sehr genügsamen Roggen nie auf reiche Ernten rechnen.

Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreide, gattungen nach dem Schrannen-Ergebnis vom 8. Sept 1897.

Quantum

Gattung

Gewicht per Simri

Preis per Simri

höchstes

mittleres ^niederstes

höchster

mittlerer

niederster

Pfd.

Pfd.

Pfd.

-6

Simri

Kernen

32

32

32

3

36

3

36

3

36

Dinkel

21

20

19

1

64

1

47

1

33

"

Haber

22

21

20

1

65

1

54

1

40

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

§§ Neuenbürg, 13. Sept. Letzten Sams­tag waren 40 Lehrer des Bezirks zum Lehrer­gesangverein im Gasthaus zumBären" hier versammelt. Nach den Singüvungen galt es den Abschied des Kollegen Pfänder in Birken­feld zu feiern, der zum I. Schullehrer in Heimsheim ernannt würde. Bühle- F-ldrennach beglückwünschte den Scheidenden zu seiner schönen Beförderung und brachte ihm namens der Kol­legen herzlichen Dank dar für die treugeleisteten Dienste, welche Pfänder insbesondere als Kassier der llnterstützungsoereine den Lehrern des Be- zirks erwiesen hat. Göhner-Birkenseld dekla­mierte und sang in sehr heiterer, launiger Weise ein Gedicht auf den scheidenden Amtsbruder. Psander dankte für die Glückwünsche und ver­sicherte, daß er die Kollegen des Neuenbürger Bezirks immer in gutem Andenken behalten werde.

Deutsches Aeich.

Homburg v. d. H., 11. Sept. Die letzte Manöveraufgabe, und nicht die geringste, war dem Bahnhof Frankfurt gestellt: Ja der heutigen Nacht und am frühen Morgen galt es einer förmlichen Mobilmachung gerecht zu wer­den: nahezu sämtliches Fußvolk des bayerischen Heeres mit dem ganzen Gepäck wurde in mehreren Dutzend Sonderzügen eingeschifft. Durch Fuß marsch, unmittelbar vom Kloppenheimer Schlacht­feld hatten die Truppen um 4 Uhr den Frank­furter Güterbahnhot erreicht, wo in großartigem Stil das Abkochen stattfand. Nach ganz kurzer Rast begannen bei herrlichstem Wetter die aus­gelassenen Lagerspiele der Mannschaften. Das zu Tausenden herdeigeströmte Publikum war ent­zückt über die Leute, denen kein Mensch die Manöverstrapazen anmerkte. Bis Mitternacht dauerte der Mummenschanz, während bereits ein Regiment nach dem andern mit klingendem Spiele zum Bahnhof hinunterzog Eine Division bi- wackierte bis zum frühen Morgen.

Berlin, 9. Sept. Das Margarine- gesetz vom 15. Juni 1897 tritt bekanntlich am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft. Z 5 dieses Gesetzes bestimmt, daß in öffenllichen An­geboten. Rechnungen. Frachtbriefen, Lagerscheinen und sonstigen im Handelsverkehr üblichen Schrift­stücken, welche sich auf die Lieferung von Mar­garine, Margarinekäse oder Kunstspeijetett be­ziehen, die im Gesetz vorgeschriebenen Waren- vezeichnungen angewendet werden müssen. Dem- gemäß ist es von genanntem Zeitpunkt ab nicht mehr zulässig, daß dem Schweineschmalz ähnliche Zubereitungen, deren Fettgehalt nicht ausschließ­lich aus Schweinefett besteht, unter den bisher vielfach auch für diese Kunstspeisefette noch üb­lichen Bezeichnung Schweineschmalz oder der­gleichen in den Verkehr gebracht werden; für sie ist vielmehr nur die Bezeichnung Kunstspeisefett anzuwenden.

Berlin, 9. Sept. Die kürzlich ver­storbene frühere berühmte Schauspielerin Frau MarieSeebach hat bekanntlich vor einigen Jahren in Weimar ern Altersheim für in den Ruhestand getretene bedürftige Angehörige des Schauspielerstandes errichtet. In ihrem Testament hat sie diesem Stift 150 000 ausgeworfen mit dem Wunsch, die Zahl der Pfleglinge auf dreißig zu erhöhen. Der Gesamtbetrag der Aufwendungen, die Frau Seebach für dieses Heim gemacht hat, beträgt nunmehr 274000 24 000 für die Erbauung des Hauses, 100000 Mark bares Kapital zur Beköstigung der Pfleg linge und jetzt testamentarisch 150000 «-6.

Was wir von Bismarck noch nicht gelernt haben. Unter diesem Titel ver­öffentlicht die deutscheWochenschrift in den Niederlanden" einen Aufsatz, in dem auf die hervorragenden Eigenschaften des Fürsten Bis­marck als Politiker hingewiesen wird. Eines, heißt es u. a. in dem Artikel, sollte das deutsche Volk von dem großen Manne lernen: Die Be­hauptung eines sicheren Selbstgefühls. Fürst Bismarck hat so viel Größe des Geistes, verbunden mit der Selbsterkenntnis, die jedem

großen Manne eigen ist. besessen, um, wenn ihn einmal ein berechtigter Borwurf traf, die Richtig­keit anzuerkennen; aber er hat auch als eine Persönlichkeit aus einem Gusse das feste Selbst­gefühl gehabt, um sich nicht dadurch aus dem Geleise werfen zu lassen. Dieses sichere Selbst, gefühl fehlt leider im deutschen Volke noch sehr. Und es kann sich freilich auch nicht entwickeln, wenn das Volk so zerfahren und zersplittert ist, wie eben jetzt, und wenn cs obendrein noch immer nicht genug Selbständigkeit erlangt hat, um selbst genau zu empfinden, was es wert ist und welche Kraft in ihm steckt. Fürst Bismarck hat neulich sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß der einzelne Deutsche sich immer nur als das oor- kommt» als was er staatlich abgestempelt ist. Aber was von dem Einzelnen gilt, das gilt auch vom Volke als Ganzes Wird nicht der höchste Wert darauf gelegt, wenn ein Ausländer geruht, etwas Freundliches über Deutschland zu sagen oder zu schreiben? Wir sollten endlich dahin kommen, selbst zu wissen, was wir sind, und nicht mit einer gewissen nervösen Unruhe darauf zu achten, was etwa andere von uns sagen."

Der neue große Doppelschraubendampfer des Norddeutschen Lloyd in BremenKaiser Wilhelm der Große", bekanntlich der größte Dampfer der Welt, wird Anfang Sep­tember mit seinen Probefahrten bvginnen. Das Schiff ist bis auf einige innere Ausstattungs­arbeiten jetzt in allen Teilen ferliggestelll, so daß dasselbe am 14. September bestimmt seine erste Reise über den Ozean antreten wird. Der Bau des riesigen Dampfers von 198 in Länge und 20000 t Wasserverdrängung hat 22 Monate in Anspruch genommen. Wie der Schiffskörper sind auch die beiden mächtigen Maschinen des Schiffes von zusammen etwa 28 000 Pferde- kcäitcn auf der WerftBulcan" erbaut worden. Der Einbau der Maschinen und die Fertig­stellung des Schiffes nach dem Stappellauf ist in der außerordentlich kurzen Zeit von vier Monaten erfolgt. Der Dampfer ist ganz aus Stahl gebaut und stellt gegenwärtig den voll«