ginnen; viele fleißige Hände regen sich, das gute Futter auch heimzubrmgen, freilich muß man sich um so mehr tummeln, da ja die heiße Witterung auch immer wieder elektrische Ent« ladungen mit sich bringt. Gestern und heute nachmittag giengen im mittleren und unteren Enzthal Gewitter mit starken Regengüssen nieder. In unserem unteren Amt (Gräfcnhausen) gab es sogar Schlossen von der Größe einer Kirsche.

Neuenbürg. Ueber die beiden Pfingst- feiertage werden tm Lande wieder außer- ordentliche Personenzüge zur Ausführ- ung gebracht. Auf der Enzbahn wird ein Extrazug von Pforzheim nach Wildbad eingelegt, der in Pforzheim 6 Uhr morgens abgcht.

Pforzheim, 4. Juni. Jeder Tag bringt neue Typhuserkrankungen und sind es I denen jetzt 54. Gestern Nachmittag hatten wir hier ein schweres Gewitter, das von einem orkanartigen Sturmwinde begleitet war, der mehrfachen Schaden anrichtete. Eine entsetz­liche Verletzung erlitt gestern der jugendliche Handlanger Schickte von Eisingen, der an einem Neubau hier beschäftigt war. Vom Gerüst herab fiel ihm aus beträchtlicher Höhe ein schweres Stemmeisen mit solcher Wucht auf den Kopf, daß ein Teil des Schädels förmlich weg­geschlagen wurde und die zertrümmerte Gehirn- Masse herausquoll. Selbstverständlich war der Getroffene nach wenigen Augenblicken eine Leiche.

Pforzheim. Unlauterer Wett- bewerb. Zum Zwecke der Täuschung zeichnen bekanntlich die Schleuderfirmen ihre Waren pfennigweise aus; so hatte gestern die Firma Wronker ein Kinoerhütchen mit 48 Pf. notiert, welches einer hier auf Besuch weilenden Bauers- frau derart gefiel, daß sie in den Laden trat, um es zu kaufen. Hier aber erklärte ihr der bedienende Geist:ja der Hut sei irrtümlicher­weise falsch vom Hausknecht ausgezeichnet worden und koste in Wirklichkeit 1,30 Der gut­mütigen Frau kam diese Antwort allerdings etwas seltsam vor, besonders daß der Haus- knecht die Waren auszeichne, doch ließ sie sich leider den teuren Hut doch noch aufreden. Durch solche unsaubere Geschäftspraktiken werden wohl auch bald Denjenigen die Augen aufgehen, die noch in dem Wahne leben, diese Firmen verkauften gute Waren tatsächlich billiger, als der reelle Kaufmann. Erwähnen wollen wir noch, daß die Frau in einem andern Geschäfte einen soltdern, bessern Hut zu billigerm Preise bekam.

Neuenbürg, 5. Juni. (Schweinemarkt.) Zufuhr 40 Stück Milchschweine, welche zu 22 dis 28 verkauft wurden.

Altenste tg, 3. Juni. Der Verkauf von Fichten rinden und eichenen Schälrinden ist gegenwärtig hier ein sehr reger. Fichten- rinden gelten per Klafter 1618 »tL, während für eichene Schälrinden 46 ^6 per Ztr. bezahlt werden.

Deutsches Aeich.

Berlin, 3. Juni. Wie dieHamburger Korresp." aus parlamentarischen Kreisen erfährt, werde Staatssekretär Frhr. v. Mar sch all, der Dienstag nach der Parade vom Kaiser zum Bortrag empfangen wurde, Mittwoch oder Donnerstag einen längeren, wie man sagt, zwei­monatlichen Urlaub antreten. Hr. v. Marschall begiebt sich auf seine Besitzung in Baden. Sollte das der Vorbote der Demission des Staatssekretärs sein.

Der Prozeß Tausch-Lützow vor dem Berliner Landgericht I. hat zur Stunde vielleicht seinen Abschluß erfahren. Man muß sagen, vielleicht, denn gerade in den letzten Tagen hat sich die Zeugenvernehmung in dem Prozeß noch unerwartet hinausgedehnt, ja, die Ver­teidiger des Hauptangeklagten v. Tausch haben sogar ihren Entschluß angekündigt, daß sie unter Umständen auf die Vernehmung einer ganzen Reihe weiterer, teilweise hochgestellter Persön- lichkeiten als Zeugen sie nannten von letzteren u. A. den Fürsten Bismarck und den Grafen Caprivi dringen würden. Jedenfalls kann es aber jetzt schon als feststehend erachtet werden, daß diejenigen, welche bei dem Prozeß Tausch auf besonders effektvolle Wendungen und sensa­

tionelle Ergebnisse spekulierten, nicht auf ihre Rechnung gekommen sind. Im Speziellen darf wohl die vielverbreitete Annahme von den hoch- gestellten Hintermännern, welche den Kriminal- kommissar v. Tausch bei seinen angeblichen Treibereien gegen das Auswärtige Amt unter­stützt oder ihn hiezu ermutigt haben sollen, auf Grund der bisherigen Ergebnisse des Prozesses als hinfällig betrachtet werden, und auch mit diesen behaupteten Treibereien selber scheint es nicht so sehr schlimm gewesen zu sein.

Bekanntlich sind bezüglich der zu erwarten­den Vorlage einer neuen Militärstrafprozeß­ordnung an den Reichstag dadurch Schwierig­keiten entstanden, daß Bayern wenigstens für Friedenszeiten sich nicht dem vom Reich zu er­richtenden obersten Militärgcrichtshof unter­werfen, sondern einen solchen für sich separat haben will. Nach dem Wortlaut der Versailler Verträge haben die Bayern nicht unrecht. Man sollte aber meinen, daß die Sonderinteressen des Königreichs Bayern durch einen obersten deut- ^ schen Militärgerichtshof ebensowenig entleiben, als beispielshalber durch das Reichsgericht in Leipzig.

München, 3. Juni. Im Konkurs des vormaligen Notars Biehler, der wegen Unterschlagung und Fälschung verurteilt wurde, kommen auf rund 400000 -/-L Schulden etwa 18 000 o-L zur Auszahlung.

Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten ver- handelte während der ganzen vorigen Woche über den Eisenbahnetat und wenn auch mancherlei Wünsche vorgetragen wurden, so ging doch aus der ganzen Debatte hervor, daß man in Württemberg mit der Leitung und Ver­waltung unserer Eisenbahn durchaus zufrieden sein kann. Eine andere Frage ist es freilich mit den Personen- und Gütertarifen. Es ist begreiflich, daß die Leute möglichst billig Eisen­bahn fahren und ebenso möglichst billig ihre Güter befördern lassen möchten. Aber unsere Eijenbahndirektion muß zunächst darauf Rücksicht nehmen, daß unsere Bahnen wenigstens so viel eintragen, um ohne Zuschuß aus der allge- meinen Steuerkasse die Zinsen für das aufge­wendete Baukapiial und auch dessen allmähliche Amortisierung selbst aufzubringen. Eine wichtige Frage, ob oer Volksvertretung ein Recht be­züglich der Festsetzung der Eisenbahntarife zu­stehen soll oder nicht, dürfte auf Grund eines mit Zustimmung des Herrn Mimsterpräsidenten gefaßten Beschlusses dahin führen, daß von größeren Tarisänderungen die Kammer jeweils in Kenntnis gesetzt wird. Daß eine derartige Einrichtung ihre Konsequenzen haben wird, ver­steht sich von selbst. Zunächst wird die Volks­vertretung auch über die Tarife der Posten- und Telegraphenverwaltung, wenigstens so weit sie das eigene Land betreffen, ein Wörtchen mitzusprechen haben, und das wird vielen Leuten sehr erwünscht sein; giebt es doch Verkehrs­beamte. welche jedes Gesuch von Interessenten um Verbesserungen oder Erleichterungen im Verkehr so behandeln, als ob sie selbst diese Neuerungen aus der eigenen Tasche bezahlen müßten und als ob das von ihnen verwaltete Ressort ihr Privateigentum wäre.

Stuttgart» 31. Mai. Dem Vernehmen nach hat am Samstag im Finanzministerium eine Sitzung betr. den Verkauf der Legionskajerne stattgefunden. Der einstimmige Beschluß ging dahin, das Finanzministerium werde von sich aus keine Entscheidung treffen, ohne vorher eine Vorlage an die Stände zu machen. Große Befriedigung erregt in den beteiligten Orten die Nachricht, daß in Folge der in den letzten Tagen stattgehabten Beratung der Wirtschaft!. Kommis­sion die Regierung die Absicht hat, die ihr zur Berücksichtigung empfohlenen Nebenbahnen inner- halb der 3 kommenden Etatsperiodeo also binnen 6 Jahren zu erbauen. In die erste Etatsperiode sollen kommen: Kirchheim-Oberlenningen, Blau- selben - Langenburg, Freudenstadt - Baiersbronn und Biberach-Ochjenhausen.

Die k. württ. Zentralstelle für die Landwirtschaft weist unter Bezugnahme auf die früheren Veröffentlichungen, betr. die

Warnung vor unsoliden Viehver­sicherungsgesellschaften, die Landwirte darauf hin, daß nunmehr auch derAllge­meinen Deutschen Vers. -Ges. in Lübeck" der fernere Geschäftsbetrieb im Groß­herzogtum Baden untersagt worden ist.

Herrenberg, 4. Juni. Gestern Nach­mittag ereignete sich in dem benachbarten Mönchberg ein schwerer Unglücksfall, indem der ledige 57 Jahre alte Georg Bahlinger von hier beim Füttern seiner sonst so vertrauten Pferde von einem derselben so unglücklich an den Kopf geschlagen oder getreten wurde, daß er heute Nacht seinen Verletzungen erlag.

Mühlacker. 4. Juni. Eine arge Schlägerei, eine Art Grenzschlacht, hat sich dieser Tage zwischen Burschen des benachbarten württ. Grenzortes Enzberg und des badischen Gcenzortes Niefern zugetragen. Es wurde so hitzig gekämpft, daß einer der Verletzten nach Pforzheim ms Spital gebracht werden mußte und an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Ein Wirt von Niefern holte Abends in zwei Fuhren diejenigen feiner Landsleute in Enzberg ab, welche infolge der empfangenen Prügel, den Heimweg nicht mehr anzutreten vermochten. Von seilen des diesseitigen, wie der jenseitigen Gendarmerie sind die Erhebungen bereits ange­stellt.

Ausland.

Der österreichische Ministerpräsident Gras Badeni hat das österreichische Abgeordneten­haus vertagt, weil in demselben vorerst ein« ruhige sachliche Gesetzgebungsarbeit nicht mög­lich ist. Graf Badem trägt sich mit der wohl etwas kühnen Hoffnung, bezügl. der Sprachen- Verordnung die Deutschen und Tschechen im böhmischen Landtag zu einer gegenseitigen Ver­ständigung zu bringen. Wahrscheinlich wird dann der Tumult in Prag ebenso groß sein, als er seither in Wien war.

Anläßlich einer Interpellation in der französischen Deputiertenkammer über die Pariser Brandkatastrophe und über die darüber gehaltene Predigt des Pater Olivier, wäre u« ein Haar das Ministerium Meline gestürzt worden, doch wurde der Antrag der Opposition» welcher dahin lautete, daß nur das Zufammen- gehen der Republikaner die gerechten Wünsche des Landes erfüllen könne, wodurch dem Mini­sterium ein ziemlich deutliches Mißtrauensvotum erteilt worden wäre, mit nur 35 Stimmen Mehrheit abgelehnt, worauf das Ministerium mit 296 gegen 231 Stimmen ein Vertrauens­votum erhielt. Neueren Meldungen zufolge wird Präsident Faure am 20. Juli in Peters­burg eintreffen, um den Besuch des ZarenpaareS in Paris zu erwidern.

Obgleich ein Verlängern des Waffen­stillstandes ausschließlich Griechenland z« gute kommt, welches bei dem vernichtenden Zu­sammenbruch der disziplinlosen und von un­fähigen Generalstabsoffizieren geführten Armee und ihrer unthätigen Flotte gar nicht in der Lage ist, den Vormarsch des türkischen HeereS und die baldige Besitznahme Athens zu ver­hindern, so hat der Lmltan auf Wunsch der Botschafter sich doch bereit erklärt, während der Dauer der jetzt in Konstantinopel «öffneten Friedensverhandlungen die vereinbarte Waffen­ruhe nicht zu unterbrechen. Es geschieht d«e- naturgemäß in der Voraussetzung, daß die Mächte es nicht unternehmen werden» daß griechische Kabinet im Verweigern irgend welcher Entschädigung für den frivol begonnenen Er­oberungskrieg zu bestärken. Daß der Verdacht, eine solche unehrliche Handlungsweise könnte thatsächlich Platz greifen, von der Pforte gehegt wird, welche infolge dessen ihre Rüstungen energisch fortsetzt, haben die verbündeten Re­gierungen der eigenmächtigen Erklärung Eng­lands zu verdanken, welches, ohne sich mit den übrigen Mächten in Vereinbarung zu setzen, erklärt hat, es werde sich jedem Abtreten eines griechischen, von Christen bewohnten Gebiets an die Türkei widersetzen. Diese Erklärung hat in der islamitischen Welt große Erbitterung hervor­gerufen und dem Sultan es wesentlich erschwert, seine bislang bewahrte Nachgiebigkeit und ver-