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schinen dort ihre Stätte gefunden. Man sieht hier thatsächlich eine ebenso riesige, als glänzende Entwicklung, die das Buchgewerbe in wenigen Jahrhunderten genommen hat, und muß cs be­wundern. in welch glücklicher Weise Kunst, und Wissenschaft, Technik und Handelsgeist sich dabei die Hände gereicht haben. Bei der Fülle des Gebotenen ist es unmöglich, alle Glanzstücke hervorzuheben, solch eine Ausstellung muß man eben sehen, um richtige Begriffe und Urteile darüber zu bekommen.

Der Magistrat von München beschloß eine Eingabe an die Regierung, worin diese ersucht wird, dem Landtage eine Vorlage zu machen über Aufnahme einer Bestimmung in das bayerische Polizeistrafgesctzbuch, wonachschlechtes Bierein schänken (Nichterreichen des Aich- streiches bei geaichten Gefäßen) mit Geldstrafe belegt wird.

Der deutsche Handel im Jahre 1 8 9 6. Der deutsche Handel hat im Jahre 1896 einen erfreulichen Aufschwung genommen. Die deutsche Handelsstatistik für 1896 weist, obwohl sie noch nicht ganz abgeschlossen ist, ein bedeutendes Mehr gegen das Vorjahr auf. Der Handelsbericht der Firma Gehe u. Comp, in Dresden bringt eine Zusammenstellung, wonach die deutsche Einfuhr 4324 Miü. und die Aus­fuhr 3404 Mill. betragen hat. Gegenüber den vorjährigen Einfuhr- und Ausfuhrzahlen bedeutet dies ein Wachstum des deutschen Handels um rund vier Prozent. Im einzelnen ist zu be­merken, daß an der Mehr-Einfuhr in das deutsche Zollgebiet Getreide und andere Erzeugnisse der Landwirtschaft mit 130 Mill. Mk. beteiligt sind, also für sich allein die größere Hälfte des ganzen Mehr ergeben, während die Verteilung der Mehr- ausfuhr auf andere Warengattungen sich nicht genau Nachweisen läßt, weil unter der Position Kurze Waren" eine neue statistische Nummer Spielzeug aller Art" erscheint, die allein die Summe von 39 Mill. Mk., also nahezu die Hälfte des ganzen Zuwachses ausmacht. Außer- dem haben ansehnliche Mehr-Ausfuhren bei Materialwaren (meistens Rohzucker), Eisen und Eisenwaren, Kleider und Putzwaren, künstlichen Blumen, Drogerie und Farbwaren stattgefunden. Die bedeutendste Ausfuhr in letzlern Artikeln bildeten Anilin und Theerfarbstoffe, ferner chemische Präparate, Chinin, Soda, Sprengstoffe und Chlorkalium. Ueber die Rentabilität des Berichtsjahres lassen sich genaue Berechnungen noch nicht aufstellen. Im ganzen ließen die Umsätze nichts zu wünschen übrig, dagegen waren keine Zeichen für eine Steigerung der Rentabilität vorhanden.

Württemberg.

Heilbronn, 30. Mai. Nach einem gestern hier eingetroffenen Telegramm an den H. Ober­bürgermeister Hegelmaier werden II. MM. der König und die Königin am nächsten Dienstag den 1. Juni zum Besuche der Stadt und der Ausstellung hier eintreffen und zwar gegen 11 Uhr vormittags mittelst Extragzugs. Gestern vormittag traf der Hr. Minister v. Pi sch eck, Hr. Regierungspräsident v. Riecker, Präsident v. Gaupp u. Oberregierungsrat Mosthaf hier ein und wurden am Bahnhof vom Ausstellungs- komite u. a. H. empfangen. Alsbald begaben sich die Herren zur Besichtigung der Ausstellung, welche Se. Exz. sehr eingehend vornahm, denn dieselbe dauerte bis gegen 4 */, Uhr. Nach Ver- lassen der Ausstellung standen 2 elektrische Straßenbahnwagen vor der Harmonie parat und verbrachten die Herren nach dem Bahnhof, von wo aus in besonders paratstehenden be­kränzten Wagen die Probefahrt bis zur Kaserne und zurück nach der Harmonie vorgenommen wurde, welche flott von statten ging, so daß morgen die Bahn öffentlich in Betrieb kommen kann. Abends 8 Uhr fand die Einweihung des Ratskellers statt.

8.6.8. Stuttgart. 30. Mai. Die Stutt­garterNeueste Nachrichten" sind seit 2 Tagen nicht mehr erschienen. Wie verlautet haben die Setzer und andere Angestellte die Arbeit ohne weiteres eingestellt, nachdem sie die fällige Lohn- Zahlung nicht erlangen konnten. Ein Teil der­selben soll bei dem hies. Amtsgericht die Kon­

kurserklärung gegen die Verlagsfirma beantragt j Haber,.

Rottweil. 30. Mai. Durch die gestern Nachmittag aus Köln eingelaufene telegraphische Nachricht eines Aktionärs der vereinigten Pulver- fabriken, derzufolge begründete Aussicht besteht, daß von der Verlegung der hies. Pulverfabrik nach Düneberg Abstand genommen wird, ist die hies. Bürgerschaft aufs freudigste berührt worden und hat ihrer Freude durch sofortiges Beflaggen der Häuser Ausdruck gegeben.

Tübingen, 30. Mai. Es ist jetzt ge­lungen. für die landwirtschastl. Vereine Herren­berg, Rottenburg und Tübingen eine Jungvieh- Weide bei Oeschingen zu gründen, welche am kommenden Dienstag eröffnet wird. Es sind jetzt schon sehr zahlreiche Anmeldungen von Tieren zur Weide eingelaufen, so daß an einen Bestand des sehr nützlichen Instituts gedacht werden kann.

Zuffenhausen, 30. Mai. Wegen Auf- i Hängens der roten Fahnen an den Telephon- leitungen im hies. Ort erhob die Generaldirektion der Württ. Staatselsenbahnen bei der K. Staats­anwaltschaft Stuttgart Klage, da dieser Unfug vorigen Jahres auf gleiche Weise getrieben wurde. Auf die Nachforschungen ermittelte man die Thäter in den Personen von 2 hies. Arbeitern, eines Schreiners und eines Schlossergesellen. Neben den Auslagen, welche dieselben zur An­schaffung des roten Tuches hatten, wird sie auch noch eine empfindliche Strafe treffen.

Ausland.

Brüssel, 26. Mai. Bei der Bank von Brüssel ist ein Mann verhaftet worden, der in Anwesenheit des Bankdtrektors Wiener einen gefälschten Check von 23 000 Fr. vorwies. Eine im Besitze des Verhafteten be­findliche große Zahl anderer Checks, wovon mehrere auf 100 000 Franken lauteten und auf Berliner, Wiener und Pariser Banken ausgestellt waren, ist beschlagnahmt worden.

Die diesjährigen großen französischen Manöver werden in der Zeit vom 5. bis 14. September beim 1. und 2. Armeekorps (Lille und Amiens) stattfinden und nach einem eintägigen Divisionsmanöver in einem dreitäg­igen Manöver der beiden Armeekorps gegen­einander bestehen, an das sich ein viertägiges Armeemanöver gegen einen markierten Feind anschließen wird. Als Manöoergelände ist die Zone von Rozieres, Chaulnes, Creämery, Gruy, Guyencourt, Le Quesnoy, Vrely in Aussicht genommen. Den Schluß bildet eine große Parade, an der 60- bis 80000 Mann, darunter auch eine große Anzahl von Reservisten, teil­nehmen werden. Das Paradefeld ist noch nicht bestimmt.

Die griechische Regierung richtete eine aus­führliche Note an die Mächte, in welcher sie die türkischen Forderungen zurückweist. Das Verlangen einer Kriegsentschädigung sei nicht berechtigt, weil nicht Griechenland den Krieg begonnen habe. Eine Grenzberichtiguug sei durch nichts begründet, weil, wie der Krieg bewiesen habe, die griechischen Stellungen durch- aus nicht wichtiger seien als die türkischen. Durch Aufhebung der Kapitulation würden die griechischen Unterthanen der türkischen Willkür ausgeliefert. Schließlich sei die Forderung nach einem Auslieferungsvertrag angesichts der Handhabung der Justiz in der Türkei überhaupt nicht erörterungsfähig.

Dem PariserFigaro" wird aus St. Petersburg gemeldet, die unaufhörlichen thör- ichten Streiche der griechischen Regierung sollen in politischen Kreisen Rußlands lebhafte Ungeduld erregt haben. Namentlich sei die Erklärung des Ministers Ralli, keinerlei Grenzberichtigung und keinerlei Kriegsentschädigung zuzugestehen, geeignet, Griechenland den letzten Rest der Sympathie zu entfremden. Falls Griechenland nicht innerhalb weniger Tage auf vernünftige Gedanken komme, sei man in Rußland entschlossen, es seinem Schicksal zu überlassen.

Als Dank der Pforte für die Haltung Deutschlands während der jüngsten orientalischen Wirren hat der Sultan

dem Kaiser Wilhelm eine Anzahl Kanonen deutschen Ursprungs geschenkt, welche die Türken in früher» Jahrhunderten erobert haben Die eigenartige Sendung ist bereits unterwegs nach Berlin.

Ein großes Feuer hat in der Stadt Lewanger in Norwegen große Verwüstungen angerichtet. Vier Fünftel der Stadt sind niedrrgebrannt. Beinahe die ganze Bevölkerung ist obdachlos, da die noch stehenden Häuser durch Wasser verwüstet sind.

Wie dieWorld" berichtet, wird das Jubi­läumsgeschenk des russischen Kaiserpaares an die Königin Viktoria in einem mit Smaragden besetzten Halsbande im Werte von 400 000 ^ bestehen. Die Lieblingsjuwelen der Königin I sind Smaragden und Perlen. Während der ersten 25 Jahre ihrer Regierung trug die Königin die berühmten Perlen der Königin Charlotte. Ihr Wert wird auf 3 000 000 geschätzt. Diese Perlen mußte die Königin aber 1857 dem König von Hannover ausanlworten; es hatte sich nämlich herausgestellt, daß eigent­lich der Vater des Königs Ernst nach dem Tode der Königin Charlotte die Perlen hätte erben sollen. Jetzt gehören sie der Herzogin von Cumberland.

Unterhaltender Heil.

Falsche Spuren.

Criminal-Novelle von Ferdinand Hermann.

(Fortsetzung.)

Obwohl im Osten bereits der junge Tag zu dämmern begann, als er mit erregtem Blute und pochendem Herzen die Weinstube verlteß, dachte er doch nicht daran, fein Lager aufzu­suchen. Er machte einen weiten Spaziergang durch die Wallanlagen und weiter hinaus am Ufer des Flusses entlang. Er nahm den Hur ab und ließ den frischen Morgenwind um seine Schläfe wehen, um sich allmählich zu beruhigen und mit klarem, nüchternen Verstände an die Erfüllung der großen und bedeutsamen Aufgaben zu gehen, welche ihm für diesen Tag bevor - standen. An eine Gefahr für seine eigene Person war ja freilich nicht zu denken; aber eine einzige Unvorsichtigkeit, ein einziger unbedachter Schritt konnte noch immer alle bisher errungenen Erfolge in Frage stellen, und es galt darum, ohne jede Leidenschaftlichkeit, ohne jede Erregung zu handeln.

Nachdem er sich in einem Kaffeehause er­frischt und einige Zeilen an seinen Vorgesetzten, den Untersuchungsrichter, geschrieben hatte, um sich im Fall seines Ausbleibens mit einer dringlichen Abhaltung, über welche er mündlich nähere Auskunft geben würde, zu entschuldigen, schlug er den Weg nach jener Straße ein. die ihm als die Wohnung desGiftmischers" be­zeichnet worden war.

Sie lag in einem recht armseligen Viertel der Stadt, und es war immerhin ziemlich ver­wunderlich, daß Jemand, der hier sein Domizil aufgeschlagen hatte, die kostspielige Neigung haben sollte, zu den Stammgästen einer Wein­stube gezählt zu werden. Tronow's Verwunder­ung und sein brennendes Interesse, den Sonderling kennen zu lernen, steigerten sich immer mehr, als er in das letzte bewohnte Stockwerk des Hauses gelangt war und nun die Wahrnehmung machen mußte, daß er zur Mansarde des Giftmischers der mit seinem wirklichen Namen Fredersdorf hieß hinauf­führende Aufstieg in einer aus rohen, umge­tünchten Latten notdürftig zusammengefügten» leiterartigen Treppe bestand, der sich besorgte Gemüter sicherlich nicht ohne einiges Zagen anvertrauen konnten. Trotz der Mangelhaftig­keit dieses Zuganges konnte er das Ziel seine- Weges um so weniger verfehlen, als ihm von oben herab eine unangenehm kreischende, keifende weibliche Stimme mit unfehlbarer Sicherheit die Richtung wies.

An einigen Lattenverschlägen vorbei, hinter denen die übrigen Bewohner ihre Wintervorräte von Brennmaterial und Kartoffeln neben allerlei ausrangiertem alten Gerümpel aufgespeichert hatten, schritt er dem äußersten Ende eine- langen Ganges zu, von woher die ungehaltene