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FackeIzug dar. Es waren im Ganzen 3000 Teilnehmer. Fürst Bismarck, der den Kürussir- hrlm trug, erschien aus dem Balkon Dr. Semler drückte die Freude über die Ge­nesung des Fürsten aus, gedachte des Friedens- schlusses vom 10. Mai und schloß mit einem brausend aufgenommenen Hoch auf den Fürsten. Fürst Bismarck dankte, bezeichnet? den Friedensschluß als seine angenehmste Erinnerung und betonte, daß er jetzt vor 50 Jahren in die Partamentspolitik eingetreten sei, im Vereinigten Landtag von 1847. Er habe seither viele Liebe und Haß erfahren. Der Vorteil des Altwerdens sei Gleichgiltigkeit gegen Haß Beleidigung und Verleumdung und zunehmende Empfänglichkeit für Liebe unb Wohlwollen. Der Fürst betonte ferner seine Liebe für Hamburg und hoffte, der Bestand der siebenjährigen guten Nachbarschaft sei eine Prüfung seiner Vergangen heit. (Jubelnde Zustimmung). Der Fürst schloß mit einem Hoch auf Hamburg und begab sich unter das Zeltdach im Parke, da es regnete Er ließ abwechselnd sitzend und stehend den Zug Vorbeigehen. Die Begeisterung wa, unbeschreiblich. Alle waren erfreut über das prächligeAussehen desFürsten.

Der wegen Unterschlagung von 97000 -ft in Untersuchungshaft befindliche Kassierer der Lesegesellschaft zu Köln ist plötzlich gestorben, j Todesursache ist unbekannt.

Beim Fenstcrputzen stürzte ein Dienstmädchen in Frankfurt a. M. vom 3. Stock aui »inen eisernen Gartenzaun, auf dem es aufge­spießt wurde. Die Verletzungen, welche die Arme erhalten hat, sind tödlich.

Württemberg.

Stuttgart, 8 . Mai. Die vom Schwäb. Merkur" gebrachte Mitteilung daß der König und die Königin sich zu der Jubiläumsfeierlichkeiten nach London begeben werden, wird diesem Blatte zuständigerseits als unrichtig bezeichnet.

Stuttgart, 8 . Mai. Die Erben des verstorbenen Geh. Kommerzienrats v. Knosp haben dem Wohllhätigkeits Verein ein Legat von 200000 -ft und der Diakonisfenanstalt ein solches von 30000 -ft übergeben

Fünftes großes Musik fest in Stuttgart. Die Beteiligung ist wieder eine Über Erwarten große. Ein gewaltiger Chor von über 630 Mitwirkendcn und ein Orchester von über 120 Künstlern werden das Podium füllen. Eine ziemlich beträchtliche Zahl von auswärtigen Künstlern (aus Karlsruhe, Darm stadt, Frankfurt, München u s. w.) werden unsre Hoskapelle verstärken. Angesichts des schrecklichen Brandunglückes in Paris hält man es betreffs der Feuersichcrheil der Gewerbehalle für ange­zeigt, darauf hinzuweisen, daß die Stuttgarter Gewerbehalle ein ganz massiver Bau ist, der nur aus Stein und Elsen besteht und daß fast keine Dekoration angebracht ist. Da außerdem breite steinerne Treppen, große nach Außen führende Thüren und eine ständige Abteilung der Berufsfeuerwehr vorhanden sind, so ist eine Feuersgefahr hier wohl als ausgeschlossen zu betrachten.

Heilbronn. Die Kunst-, Industrie- und Gewerbeausstellung dahier wird am 15. dS. Mts. eröffnet.

Ellwangen, 6 . Mai. Gegen den sus­pendierten Schultheißen Schlör von Beutels­bach, der durch seinen Beleidigungsprozeß gegen den Verlagsbuchhändler Robert Lutz in Slutt gart eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, ist nunmehr das Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Derselbe hatte sich bereits vor der K. Kreisregierung hier einem Verhör zu unterziehen

Rottweil. 8 Mai Eine keineswegs erfreuliche Nachricht bildet se>t einigen Tagen das Tagesgespräch: Der Betrieb unserer Pulver­fabrik, die erst kürzlich ihr 25 jähriges Jubi­läum feierte, soll nach und nach ganz nach Dünaberg verlegt und mit der Verlegung in Bälde begonnen werden. Es ist außer Frage, daß diese Verlegung ein schwerer Schlag für Rottweil wäre.

Mühlacker, 10. Mai. Daß es nicht nur vom Unglück, sondern auch vom Glück verfolgte Leute giebt, davon giebl ein in dem benachbarten

Eutingen wohnender Milchhändler Beweis. Der Mann hat früher schon einige Treffer gemacht, auch vor nicht langer Zeit ein ziemlich wert- volles Pferd gewonnen. Jüngst aber hat ihm dann Fortuna wiederum einen einträglichen Be­such abgestattet und ihn mit dem ersten Gewinn einer auswärtigen Pferdelotterie, aus einem be spannten Gefährt bestehend, beglückt Pferde und Wagen waren zu 8000 -ft angeschlagen, dieweil aber der Gewinner hiefür keine ange mrssene Verwendung hatte, ließ er sich von der Lotteriekommission sein Herrenfuhrwerk mit 5000 Märklein bezahlen und ist auch so noch ein zu friedener Mann.

Stuttgarl. jLandesproduktenbörse. Bericht vom 10. Mai von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Die Stimmung im GetreidegeschLft hat sich im Verlauf der letzten Woche befestigt, die Forderungen der Ex- portländer sind ohne Ausnahme höher. Auch h-er zeigt sich etwas mehr Kauflust. Die Umsätze sind jedoch immer noch nicht von Belang. Landmärkte sind schwach befahren bei unveränderten Preisen. Für Mühlen­fabrikate ist wieder etwas mehr Nachfrage zu verzeichnen. Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ. 17

bis 17 -44 25 bayr. 17 25 bis 17 -4L

50 -j, Ulka 18 25 bis 18 75 ^, Saxonska

18 -44 25 ^ bis 18 -4L 50 Rumänier 18 ^4 ^ bis 19-44 ^, Amerikaner 18 ^L 25 ^ bis 19 Walla-Walla 18 «44 50 -s, Kernen, Oberländer 18 «4L

^ bis 18 50 Dinkel, gering 10 gut 12 -44

Roggen russ. 14 «44 25 ^ bis 14 -44 50 - 1 , Hafer, württ. 13-44 bis 14 -44 70 russ. 15 ^4 25 bis 15 -44 70 Mais, Mixed 9 -44 30 Laplata gesund 9 -44 50 «!, beschädigt 8 -4L 50 ^ bis 9 -4L -l. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Letztwöchentlich.

Ausland.

Wien, 10 . Mai. Auf Griechen lands Bitte begannen die Verhandlungen der Mächte über eine ernstliche Friedens- Vermittlung, nachdem die Mächte überein­gekommen waren, auf kleine Vorbehalte der Griechen kein Gewicht zu legen. Man verkennt nicht die Schwierigkeit, die Türken aus dem be­setzten Lande zurückzudrängen, zumal der Sultan auf die Volkstümlichkeit seiner Feldherren ohne­hin eifersüchtig sein soll. Anderseits kann man das christliche Volk Thessaliens nicht wieder unter die Herrschaft der Türken kommen lassen. Man dürfte jedoch die billigen Forderungen der Türkei, eine strategische Sicherung bei Prevesa am Busen von Arta und im theffalischen Grenz gebirkskamme, sowie eine angemessene Kriegs- entschädigung unvermeidlich finden. Die Auslieferung der griechischen Flotte dürfte Rußland nicht zugeben. Es dürfte vielmehr, wie es heißt, nebst England am kräftigsten auf eine Milder­ung der türkischen Forderungen einwirken. Man glaubt hier nicht, daß Frankreich etwa die Her- stellung der Republik in Griechenland und Eng­land etwa eine Autonomie Kretas mit der Vorherrschaft der englichen Interessen anstrebe. Man glaubt vielmehr an ein ehrliches Zusammen­halten der Mächte. Doch bleibt die Herstellung der kretischen Autonomie durch die auf Kreta herrschende agrarische Verwirrung und die Not­wendigkeit, den mohamedanischen Grundbesitzern ihr Eigentum zu sichern, außerordentlich schwierig.

Brüssel, 10 . Mai. Die Eröffnung derWeltausstellung hat heute Nachmitt. 2 Uhr stottgefunden. Während des Zapfenstreichs bei Eröffnung der Ausstellungsfeier entstand in der Vorstadt Lacken ein Brand, der in einer Stunde die große Mehlfabrik der belgischen Müllerei vollständig vernichtete. Der Heizer verbrannte. I0 00Ö Mehlsäcke sind verloren. Mehrere Feuerwehrleute wurden verwundet. Oer Brand entstand infolge der Explosion eines Kessels. Die Verluste werden aus 1 Million Fr. geschätzt.

Den Opfern der entsetzlichen Pariser Brandkatastrophe sind mit der am Sams­tag mittag in der Notre Dame-Kirche stattge­fundenen prunkvollen offiziellen Leichenfeier die l'tzten Ehren erwiesen worden; hiemit hat der letzte Akt des tragischen Dramas der Rue Jean Goujon gespielt. Bemerkenswerter Weise erhielt der Ausschuß des niedergebrannten Wohlthätig- keitsbazars von einem ungenannten Geber die große Summe von 937 438 Fr. zugcstellt; die­selbe macht mit der am 1 . Verkaufstage des Bazars vereinnahmten Summe von ca. 45000

jFr. genau den Betrag aus, welcher von dem aristokratischen Wohlthätigkeitsbazar des vorigen Jahres erzielt wurde. Uebrigens scheint über den Pariser Wohlthätigkcitsveranstaltungen ein eigener Unstern zu schweben. Im Zirkus Malier, wo eine Wohlthätigkeitsvorstellung unter dem Vorsitz von Castmir-Perier statifinden sollte, brach Feuer aus, durch welches ein Feuer» wehrmann und ein Polizist ziemlich schwere Ver­letzungen erhielten.

Parts, 10 Mai. Die Brandstätte in der Rue Gonjon wird immer noch von der Pariser Bevölkerung lebhaft besucht. Gestern schätzte man die Zahl der dort Anwesenden auf über 300000 Personen Die Polizeipräfektur hatte, um das Publikum zurückzuhalken, die Brandstätte mit einem Zaun abschließen lassen. Gestern mußte sie letzteren, damit er nicht ein- gedrückt wurde, mit einer Mauer von Schutz, leuten umgeben. Viele Leute halten Blumen und Kränze mitgebcacht und warfen sie, da sie auf die Brandstätte nicht eingelassen wurden, über den Zaun.

Parts, 11 . Mai. Der Polizeipräsekt er­klärte auf eine Anfrage im Gemeinderat, er könne über die Ursache des Brandunglücks im Bazar nichts Bestimmtes miltctlen. Es sei mög­lich, daß eine Unvorsichtigkeit der Angestellten bet dem Klnematographen das Unglück verschuldet habe. Unter den fünf noch unerkannten Opfern dcü Brandes erkannten die Aerzte gestern Abend die Leiche der Comtesse Luppe.

Paris, 11 . Mai. Der deutsche Kaiser hat 10000 Franken für die von dem Wohl- lhätigkeitsbazar- unterstützten Anstalten gespendet. Der deutsche Botschafter. Gras Münster, hat die Summe bereits der Vorsitzenden des Komttes, Prinzessin Wagram, übergeben.

Die Uederführung der Leiche des Herzogs von Aumale von Italien nach Paris wird mittels der Eisenbahn erfolgen. Das dem Herzog und der Herzogin von Orleans von der italienischen Regierung gemachte Aner­bieten, die Leiche durch ein italienisches Kriegs­schiff nach Frankreich dringen zu lassen, ist dankend abgetehnt worden. Für die Ausdrücke des Beileids der italienischen Regierung und für die dem Herzog von Aumale nach seinem Hin- scheiden erwiesenen Ehrenbezeugungen sprach der Herzog von Orleans dem Ministerpräsidenten Rudlni seinen Dank aus.

Athen, 11. Mai. Man erwartet heute die Uebergabe einer Note an die Gesandten der Großmächte über einen Waffenstillstand von 14 Tagen. Es kommen immer noch Freiwillige an; gestern einige Hundert aus Frankreich und Amerika. Die griechische Regierung wies ihre Vertreter im Auslande an, weiteren Zuzug von Freiwilligen zu verhindern. Ministerpräsident Raüi ersucht in den Zeitungen, ihm keine namenlosen Briefe mehr zu schreiben; er habe kerne Zeit, diesen Verstößen gegen die gute Sitte sich besonderer Aufmerksamkeit zu würdigen.

Die türkischen Friedensbeding« ungen. Gestützt auf öle militärischen Erfolge der türkischen Truppen, tritt nun die Pforte mit ihren Friedensbedingungen hervor, die der griechischen Eitelkeit recht wenig gefallen werden. Der Inhalt dieser Bedingungen wird derN. F. P " folgendermaßen mügeieilt: 1. Drei Millionen türkische Pfund ( etwa 55 Millionen Mark) als Kriegsentschädigung. 2. Regelung der türkisch-griechischen Grenze bei Prevesa, und zwar wird verlangt die Abtretung des gegenüberliegenden Aktion. 3. Abtretung der griechischen Panzerflotte. 4. Auf­hebung aller Lpezialvecträge zu Gunsten der griechischen Untecthanen in der Türkei. 5. Regelung der krelenstschen Frage unter Ein­schränkung der Autonomie zu Gunsten der Pforte. _

Aufgabe.

. 44 Pfennige sind in die Felder

I_!> des Quadrats so zu verteilen, daß

I I das mittelste Feld ganz frei bleibt,

i> während die drei Felder, welche

> > an irgend einer der vier Qaad-

ratjeit'en liegen, zusammen 20 Pfennige enthalten.

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.