Amte zu bleiben gedenkt. Ein Zeichen dafür ist, daß das Zentrum, das in der Regel eine sehr gute Witterung kommender Dinge hat, oppositionelle Saiten aufzieht. DieKöln. Volksztg." erklärt,die Zeit ist vorbei, besondere Opfer zu bringen, um die Weiterführung der Rcichskanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe oder irgend eines sonstigen Reichskanzlers zu ermög­lichen." Nur noch fachliche Gründe, nicht per- sönliche Rücksichten würden fortan für die Stellung des Zentrums maßgebend fein. Aus demProgramm-Charakter" dieser Erklärung, die zudem gerade in einem Zeitpunkt friedlicher Ruhe auf dem Gebiet der inneren Politik er­folgt. während z. B die Wochen, in denen die Marinefrage eine große Rolle spielte, weit mehr Anlaß zu einer solchen Stellungnahme boten, läßt sich entnehmen, daß etwas wie eme Krisis sich vorbereitet."

Der in der Ostervorwoche abgestattete Besuch des bayerischen Thronfolgers, des Prinzen Ludwig, und seiner zweitältesten Tochter, Prinzeß Maria, am kaiserlichen Hofe zu Berlin hat erneut die herzlichen Beziehungen beleuchtet, welche zwischen dem deutschen Kaiserhaus? und der bayerischen Königs- familie obwalten. Bemerkenswert ist der äußere Anlaß des Erscheinens der erlauchten bayerischen Gäste am Berliner Hofe, die Teilnahme am Stapellaufe des auf der Bredow'schen Werft bei Stettin erbauten neuen Kreuzers II. KlasseL"; Prinz Ludwig war vom Kaiser eigens eingeladen worden, die Taufe des neuen stattlichen Kriegs­schiffes zu vollziehen. Stapellauf und- Taufe gingen am Mittag des 14. April in feierlicher Weise vor sich, Prinz Ludwig taufte nach voran­gegangener kerniger Ansprache, in welcher der künftige Bayernkönig sein großes Interesse am Blühen und Gedeihen der deutschen Kriegsflotte ausdrückte, den KreuzerHertha", welchen Namen schon ein früheres Kriegsschiff der ur­sprünglich preußischen und dann deutschen Marine rühmlichst geführt hat. Am Mittwoch Nachmittag 4 Uhr reisten Prinz Ludwig und Prinzessin Maria wieder von Stettin ab.

Berlin, 14. April. DerReichsanzeiger" veröffentlicht den Erlaß des Ministers der Justiz und des Innern, wonach die Standesbeamten bei den Berhandlungen über die Aufgebote bei Eheschließungen und bei der Beurkundung von Geburten auf die kirchlichen Verpflichtungen hin­zuweisen haben.

Berlin, 14 April. Nachdem in der Aus schußsitzung für die Falbspende bekannt ge­geben worden war, daß bis 10. d. Mts. als Rcinergebnis 75 214 eingegangen waren, wurde das Spendungsdokument gestern als an seinem 60. Geburtstag Falb überreicht. Von der Spende bleiben 40 000 zu Gunsten der Frau und der 4 Kindern Falb's festgelcgt.

Bei der Landtagsersatzwahl im Kreise Altona, der bisher durch den Margarine­fabrikanten Mohr vertreten war, ist der national- liberale Kandidat Volckens mit 265 Stimmen gewählt worden. Der freisinnige Professor Hänel erhielt 178 Stimmen. Bon den Wahl- männern beteiligten sich neun Zehntel an der Wahl.

Karlsruhe, 16 April. Nach Meld­ungen an verschiedenen Seilen beabsichtigt der Kaiser am 24. d. Mts. hierher zu kommen, um der Auerhahnjagd auf dem Kaltenbronn odzuliegen.

Aus Baden, 14. April. Bei der vor einigen Wochen in Pforzheim stattgehabten Versammlung der württ. Lehrer hat auch der Vorstand des badischen Volksschullehrer-Vereins, Heyd von Dill-Weißenstein, eine Rede gehalten, w welcher er Bezug nahm auf die fachmännische Schulaufsicht und u. A. sagte: Ein fachmännisch gebildeter Schulinspektor sei einem Akademiker Vorzuziehen und zu dem weit mehr geeignet, hinter gewissePraktiken und Kniffe" der Lehrer zu kommen. Damals hat schon in Lehrerkreisen diese sicher nicht schlimm gemeinte Aeußerung verstimmt und die Verstimmung hat sich in der Zwischenzeit zu einem Entrüstungssturm aus- gewachsen, der seit einigen Tagen in der Presse wbt und wohl darauf hinausläust, den auch als -Politiker manchen Leuten nicht angenehmen

Heyd. dem übrigens die badische Lehrerschaft sehr viel zu verdanken hat. unmöglich zu machen. Obs gelingen wird, wird sich schon in nächster Zeit zeigen.

Württemberg.

Stuttgart, 10. April. 119. Sitzung derKammer der Abgeordneten. Tages­ordnung: 1. Interpellation betr. Einführung periodischen Wahlen der Ortsvorsteher. 2. Ge setz betr. Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau. 3. Eingabe betr. Abstufung der Malzsteuer. Abg. Beuerlen begründet die An­frage betr. die Einführung periodischer Wahl der Ortsvorsteher. Minister v. Pis chek: Er habe s. Z. als er die Vorlage eines diesbezügl Gesetzentwurfs in Aussicht gestellt, betont, daß zunächst die Frage der Führung der Grundbücher erledigt fein müsse. Es fei dies nicht vollständig der Fall. Doch kann jetzt schon gesagt werden, daß die den Ortsvorstehern in dieser Richtung obliegenden Geschäfte auch von periodisch ge­wählten Orlsvorstehern versehen werden können Ueber den Gesetzentwurf finden zwischen den Ministerien z. Z. Verhandlungen statt und es werde noch in der gegenwärtigen Tagung der Entwurf den Ständen vorgelegt werden. Das Haus tritt in die Beratung der Z ffer 2 der Tagesordnung ein. Berichterstatter ist Abg Stockmayer. Die Kommission beantragt die letzte Quote für die Bahn Unlerlürkheim-Korn- westhelm mit 1550000 Mk. zu genehmigen. Abg. Henning behauptet, es werde bei der Bahnverwaltung manchmal zu rasch gebaut, ehe die Pläne vollständig ausgearbeitet werden. Die Unternehmer sollen besser beaufsichtigt werden. Das 2. Geleise der oberen Ncckarbahn werde dagegen langsam gebaut. Präsident v. Balz widerlegt eingehend die Behauptungen des Vor­redners. Abg. Pfaff: Es wäre wünschenswert, daß die Bahn auch für den Personenverkehr dienstbar gemacht würde. Es sei dies ja bereits teilweise geschehen, aber die jetzigen Verhältnisse seien in dieser Hinsicht durchaus unzulänglich Präsident v. Balz: Die Bahn Untertürkheim- Kornwestheim ist ausdrücklich als Güterbahn ge­baut worden. Was zur Erleichterung des lokalen Personenverkehrs gelhan werden konnte, ist ge­schehen, einige weitere Verbesserungen stehen noch in Aussicht. Abg. Schmidt unterstützt die Bitte des Abg. Pfaff. Die geforderte Rate wird bewilligt, ebenso die 2. Rate mit 1600000 Mk. zur Eisenbahn Friedrichshafen - bayc. Landes grenze. In Art. 2 des Gesetzes werden ge­fordert: zweites Gleis Bletighelm-Jagstfcld, 5 Rate 900000 Mk. Die Forderung wird be­willigt. Weiler soll erstellt werden ein 2 Gleis, Waiblingen-Schorndorf, 1. Rate 500000 Mk.. Plochingen.Tübingen, 1 Rate 700000 Mk. Abg. Ellinger-Rembold. Das 2. Gleis sollte bald möglichst nach Aalen weitergeführt werden. Letzterer bringt noch den unzulänglichen Zustand des Bahnhofs in Aalen zur Sprache. Präsident v. Balz: Der Bahnhof Aalen werde in kurzer Zeit verbessert werden. Minister v. Mittnach't: Eine spätere Weiterführung des 2. Gleises nach Aalen ist bestimmt in Aussicht genommen. Abg. Gabler: Das 2. Gleis Plochingen-Tübingen sei dringend notwendig. Art. 2 wird angenom- men. Zu Art. 3 werden verlangt für eine Reihe von Erweiterungen und Verbesserungen an den im Betrieb befindlichen Bahnen 5003 000 Mk. Der Art. 3 wird genehmigt, ebenso Art. 4 für Erbauung weiterer Familienwohnungen in Stutt- gart, 4. Rate mit 800000 Mk. Abg. Schrempf spricht den Wunsch aus, daß bei der Zuweisung dieser Wohnungen, die größeren Familien berück­sichtigt werden sollen, da diese in Stuttgart sehr schwer geeignete Wohnungen finden. Für Ver­mehrung des Fahrbetriebsmaterials wird in Art 5 die Summe von 2 850 000 Mk. ver­langt und genehmigt. Der Gesetzentwurf wird hierauf in namentlicher Abstimmung unverändert einstimmig angenommen. Der 3. Punkt der Tagesordnung wird abgesetzt. Nächste Sitzung: Donnerstag den 22. April. Tagesordnung: 1. Rest der heutigen, 2. Petitionen.

Stuttgart. Die beiden württemb. Feldartillerieregimenter werden vom 19. Juli bis 14. Aug. auf dem Schießplatz bei Darm- s

stadt Schießübungen halten. 1898 werden die Hebungen voraussichtlich auf dem Münsinger Schießplatz stattfinden.

Eßlingen. 12. April. Der Monteur Keller in der K. Eiscnbahnwerkstätte legte heute früh zwischen 9 und 10 Uhr einen Kolbenkörper ins Feuer, in dessen Hohlraum zweifellos noch etwas Wasser vorhanden war. Durch die Hitze entwickelte sich Dampf und der Kolben explodierte unter fürchterlichem Knall, so daß einzelne Stücke das Dach durchschlugen. Einem jungen erst 19 Jahre alten Monteurgehilfen NamenS Heinzmann, flog ein Stück durch den Oberkörper. Ec verschied nach einer Stunde. Zwei weitere Arbeiter und der Monteur erlitten mehr oder weniger leichtere Verletzungen, der eine von ihnen büßte ein Auge ein. Die Betroffenen sind lauter fleißige und nüchterne Arbeiter.

Waldenburg. 17. April. Vorgestern wurde lautHaller Tagbl." der Fürstl. Neu­mühlsee abgelassen und ausg'fischl. Es war ein reicher Fischzug, über 10 Zlr. Aale, Hechte und Karpfen barg der See. worunter Pracht» «x mplare, Hechte mit 20 Pfund. Neben einem großen Zuschauerpublikum waren viele Fremde, namentlich Wirte von den Bezirken Hall, Künzelsau und Oehringen herbeigeeilt, die bei der Versteigerung alle Fische auskauften.

Ausland.

In Wien hat man sich zum Empfang des deutschen Kaisers gerichtet, der daselbst am Vormittag des 21. April eintreffen und bis zum Abend des nächsten Tages verweilen wird. Inmitten der trüben Zeiten für das Deutschtum ,n Oesterreich bildet diese bevorstehende jüngste Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef wenigstens einen Lichtblick.

Der Appetit kommt mit dem Essen." Die Wahrheit dieses Sprichwortes zeigt sich auch bei den lieben Czechen in Oesterreich. Kaum haben sie, dank der Gefälligkeit des Ministeriums Badcni und der neuen Rcichsratsmehrhcit, die Sprachenverordnungen für Böhmen und Mähren auf dem Präsentierteller erhalten, so schreien die Herren schon nach mehr. Die czechlschen Blätter fordern jetzt die Regierung ganz unverfroren auf, die Sprachenverordnung nun auch auf die mährischen Enclaven Osterreichisch-Schlesiens aus» zudehnen, und es ist kaum zweifelhaft, daß das Badeni'sche Regime den neuen czechifchen Re» gierungsstützen auch dieses Verlangen erfüllen wird, dann kommt's wohl auch endlich zur Königskrönung in Prag!

Graz, 16. April. Im Hallerschen Familienarchiv in Meran wurden gegen 300 Originalbriefe von Andreas Hofer» Hajpinger und anderen Freiheitskämpfern, ferner von Douay, Erzherzog Johann, französi­schen Generälen u. a. gefunden, die für die Geschichte des Jahres 1809 wichtig sind.

London. 17. Apnl. Nach den neuesten Depeschen der hiesigen Blätter weicht auf griech­ischer Seite die unberechtigte Siegeszuversicht ernsten Befürchtungen. Gleichwohl erhält sich die thörichte Ueberzeugung, daß eia Kampf für die nationale Ehrenrettung notwendig sei. Selbst der Vertreter des wütend griechensreundlichen Daily Chronicle" an der thessalischen Grenze meldet, daß der versuchte Einfall in Macedoniea gescheitert sei. Hauptmann Mylonas sei zurück­gelehrt, Baltimo von den.Türken wieder einge­nommen. Er erkennt die Nutzlosigkeit von Freischaren gegen regelrechte Truppen an. Ciprianis italienische Schar wurde aufgelöst. Der Vertreter desDaily Telegraph" in Arta meldet, daß gestern die dortigen Freischaren sich weigerten, die Grenze zu überschreiten, falls die Truppen nicht folgen würden. Große Miß­helligkeit herrscht zwischen ihnen und der Elhnike Heiairia" wegen Nichtbezahlung des Soldes.

Konstantinopel, 17. Apr. Die mace- donisch-theffalische Grenze ist gestern von den Griechen an verschiedenen Punkten überschritten worden. Es soll sich um einen regelrechten Angriff handeln. Ein Blockhaus gegenüber Elassona ist von den Griechen verbrannt worden.

Konstantinopel, 17. April. Es heißt hier, gestern Abend hätten reguläre griechische