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stimmt. Sämtliche Kosten hat die beklagte Firma H. Schmollcr u. Cie. zu tragen und wird ferner der verfügende Teil des Urteils auf Kosten der Beklagten in 5 Mannheimer Zeitungen nach Eintritt der Rechtskraft ver­öffentlicht.

Württemberg.

Stuttgart. I. April. 112. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Tages ordnung: Etatsbcratung. Departement des Kirchen- und Schulwesens. Kap. 70 Die Posi­tionen der Technischen Hochschule. Baugewerk- schulen und gewerblichen Fortbildungsschulen werden ohne weiteres genehmigt. Zu Kap. 73: Besoldungen der Lehrer an Gymnasien u. s. w. wünscht der Berichterstatter Abg. Dr. Hart rauft höhere Staatsbeiträge. Namentlich sollte man sich die Förderung des Realschulwesens mehr angelegen sein lassen, hauptsächlich sind die sechsklassigen Realschulen zu empfehlen. Abg. Rembold dringt die ungenügenden Gehalls­und Anstellungsverhältnisse der Lehrer an Ge­lehrten- und Realschulen zur Sprache. Es sei ja allerdings bereits in Aussicht gestellt worden, für dieselben das Borrückungssystem einzuführen Prälat v. Sandberger hat Bedenken gegen die vom Berichterstatter empfohlene Vermischung der Latein- und Realschulen. Die realistische Bildung werde damit auf Kosten der humanisti­schen bevorzugt. Die Jugendbildung würde da­durch außerdem immer mehr kompliziert. Minister v. Sarwey: Die Anstellung der Lehrer er­folge nach objektiven Grundsätzen. Die Unter­richtsverwaltung sei immer bestrebt, die Stellung der Lehrer zu verbessern. Der Errichtung von sechsklassigen Realschulen steht der Minister sympatisch gegenüber. Zur Einjährigen Prüfung müßte dann ein Kommissar zugezogen werden. Eine übermäßige Belastung durch Hausausgaben sei nicht mehr vorhanden; man verlange von der Schule viel. Für gesunde Verhältnisse, ge­nügende Reinigung u. s. w. seien die lokalen Schulbehörden verantwortlich Die Reformschul­bewegung habe die Unterrichtsverwaltung mit Aufmerksamkeit verfolgt. Zunächst sei Zurück Haltung zu beobachten. Die Debatte wird ge­schlossen, Kap. 73 genehmigt. Zu Kap. 75 Realschulen nimmt Abg. Haußmann-BaUngen das Wort. Die Lehrerstellen werden längere Zeit nicht besetzt, das sollte anders werden. Die realistischen Referenten sind zu sehr beschäftigt, besonders mit Schulprüfungen. Die Schüler der zehnklassigen Realanstalten müssen zum höheren Verkehrs- und Postwesen zugelassen werden. Minister v. Sarwey: Für Zulassung der Real- anstaltsschüler zum Verkehrswesen sei er einge­treten. Ein Bedürfnis für einen schultechnischen Referenten bestehe bei den würlt. Verhältnissen nicht. Die Stellenbesetzung werde nicht ver­zögert, die diesbezüglichen Klagen sind nicht be­rechtigt. Abg. Haußmann-Balingen: Der Land- tag müsse den Kultminister unterstützen hinsicht­lich der Zulassung der Realschüler zum höheren Eisenbahn- und Postdienst. Die Diskussion wird geschlossen, das Kap. genehmigt, ebenso die fol­genden bis Kap. 79.

Aus Anlaß der zum 1. April d. I. er- folgten Umformung der vierten Bataillone der Jnfanterieregimenter werden von diesem Zeitpunkt ad a) als Garnison für die neu formierten Truppenteile bestimmt: für das 9. württ. Infanterie-Regiment Nr. 127 Stab, I. und II. Bataillon Ulm, für das 10. württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 Stab und I. Bataillon Tübingen. II. Bataillon Gmünd; d) bereits bestehende Truppenteile verlegt; das III. Bataillon, 7. würlt. Infanterie-Regiment Nro. 125, von Tübingen nach Stuttgart, das III. Bataillon 4. württ. Infanterie-Regiment Nr. 122 von Gmünd nach Heilbronn. Die beiden neuen Infanterie-Regimenter Nr. 127 und 180 sind der 54. Jnfanterie-Bcigade (4. k. württ.) unterstellt.

Stuttgart, 3. Apr. Bei der durch Se. Maj. den König getroffenen Bestimmungen der Standorte für die neu formierten Infanterie- Regimenter Nr. 127 und 180 wurde die Fest­setzung darüber Vorbehalten, welche Stadt dem aus den Halbbataillonen der Infanterie-Regi­

menter Nr. 120 und 126 zusammengesetzten II. Bataillon des Infanterie Regiments Nr. 127 als Standort anzuweisen sei. Die Entscheidung hierüber wurde hintangehalten, weil bei den gesetzgebenden Faktoren des Reichs Meinungs­verschiedenheit darüber bestand, ob Ulm oder Weingarten als künftige Garnison zu wählen sei. Nun hat der Reichstag, wie aus den Ver­handlungen über den Reichshaushalietat für 1997/08 bekannt, in der Sitzung vom 27. März d. I. entgegen dem Vorschläge der verbündeten Regierungen eine Resolution zu Gunsten Wein­gartens angenommen. Der Bundesrat hat sich aber der Ansicht des Reichstages nicht an- geschlosien. vielmehr unter dem 30. vor. Mts. bei der Verabschiedung des Etats einstimmig den Beschluß gefaßt, daß der Resolution keine Folge zu geben sei. Demzufolge hat Se. Maj. der König unter dem 2. d. Mts. befohlen, daß dem II. Bataillon des Infanterie-Regiments N. 127 Ulm als Standort angewiesen wird.

Ulm, 3. April. DaS Kgl. Württ. Kciegs- ministerium hat gestern nach wiederholter ge nauer Prüfung der Verhältnisse und der Ka- sernierungskosten von Ulm und Weingarten endgiltig entschieden, daß das ganze 9 Infanterie Regiment Nr. 127 nach Ulm kommt. Somit werden die beiden Halbbataillonen von Wein­garten und Straßburg in den nächsten Tagen hier einkreffen.

Ulm, 2. April. Das hiesige Schöffen­gericht verurteilte heute den Lolteriekoüekteur Ernst Heintzs in Berlin wegen Lotterievergehens zu 900 Geldstrafe und in die Kosten. Heintze hatte in 9 erwiesenen Fällen die in Württem­berg unerlaubten Wcseler Lose gesandt.

Tübingen. 1. April. Schwur­gericht. Der 32 Jahre alte, verheiratete Mechaniker Joh. Friedrich Pfrommer von Ottenhausen, der wegen eines Verbrechens der in betrüglicher und auf Erlangung eines Vermögensvorreils gerichteten Absicht begangenen Fälschung einer öffentlichen Urkunde angcklagt war. wurde wegen gewöhnlicher Fälschung mit 1 Monat und 15 Tagen Gefängnis bestraft. Er arbeitet in Pforzheim und benützt zur Hin und Herreise den Elfenbahnzug der Linie Psorz Heim-Neuenbürg und zwar regelmäßig mit einer Arbeiterwochenkarte, die für 6 Arbeitstage Giltig­keit hat; er wurde nun am 22 Febr. Morgens betroffen mit einer Arbeiterfahrkarte, in der das Datum 15 Febr. in 16. Febr. umgeändert war; er ist geständig, die Fälschung vorgenommen zu haben, machte aber weiter geltend, daß er am 15. Februar, an dem er die Karte gelöst habe, unwohl geworden sei und nicht nach Pforzheim habe reisen können; er habe, damit er zu seinen 6 Fahrkarten komme, aus dem 15. den 16. Febr. gemacht. Die Geschworenen sprachen den An­geklagten, dem Antrag des Verteidigers ent­sprechend, nur der gewöhnlichen Fälschung schuldig.

Neckarsulm» 26. März. Ihr 25jähriges Jubiläum feiert in nächster Zeit die Fahrrad­fabrik Neckarsulm, die sich aus ganz kleinen Anfängen heraus zu ihrer jetzigen hohen Blüte und ihrem Weltruf emporarveitete. Wahrhaft beispiellos ist der Aufschwung des Geschäftes. Vor 13 Jahren beschäftigte es bloß 25 Arbeiter. Die zehnpferdige Wasserkraft der Sulm genügte vollständig zum Betriebe. Heute ist diese durch eine 220pferdekräftige Dampfmaschine ersetzt; mehr als 600 Arbeiter haben dauernde Be­schäftigung gefunden. Ein kleiner Stab gut geschulter Bureaubeamter besorgt den kauf­männischen Teil. Von Jahr zu Jahr ver- größerte sich das Anwesen und auch in diesem Jahre ist ein großer Neubau in Aussicht ge­nommen. Erzeugt werden gegenwärtig jährlich mehr als 10000 komplette Fahrräder, und für kleinere Fahrradfabriken nicht weniger als 50 000 Paare Kugellagernarben und 80 000 Paar Pedale, von anderen kleinen Bestandteilen ganz zu schweigen. Heute schon ist die Fabrik die drittgrößte Maschinenfabrik Württembergs, eine der allerersten Fahrradfabriken Deutschlands, deren Erzeugnisse Weltruf genießen.

Löwen st ein, 1. Apr. Bei der gestern hier vorgenommenen Musterung der Rekruten wurde ein Mann gemustert, seines Zeichens ein

Schneider, der das stattliche Gewicht von 27V, Kilogramm 55 Pfund aufzuweisen hatte. Er soll nicht wenig erschrocken sein, als man ihn fragte, ob er nicht zur schweren Reiterei wolle.

Vaihingen a. F., 2 April. Wie wir als bekannt voraussetzen dürfen, werden in neuerer Zeit viele Pferde aus Amerika nach Deutschland eingesührt. Der unternehmungs­lustige Bierbrauereibesitzer Leicht, der einen Pferdebestand von 60 Stück hat, wird am Montag nach Amerika abreisen, um nicht nur einen Transport Pferde zu holen, sondern zugleich auch Studien in den amerikanischen Brauerciverhältnissen zu machen. (S. M.

Anstand.

In Oesterreich hat das gesamte Mini­sterium Badeni seine Entlassung gegeben, weil die Verhandlungen wegen Bildung einer parla­mentarischen Mehrheit unter Heranziehung der fortschriltltchen Fraktionen geicheilert sind. Die WienerPol. Corresp." berichtet aus Peters­burg als endgiltig feststehend, der Kaiser Franz Joseph werde am 25 April von Wien ab­reisen und am 27. zum Besuche des Zaren in Petersburg eintreffen.

Der französische Ministerrat hat den Marineminister, Admiral Besnard, ermächtig«, in der Depuliertenkammer e'nen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den der Regierung die Ge­nehmigung zum Bau neuer Schiffe im Gesamt­werte von 80 Millionen Francs erteilt wird. Diese Summe soll aus mehrere Jahre verteilt werden. Der Kredit für das Jahr 1897 soll 18,5 Millionen Francs betragen.

Am 5. Mai tritt in Washington der alle fünf Jahre wiederkehrende Weltpost-Kongreß zusammen. Von deutscher Seite dürsten Staats­sekretär v. Stephan, der Direktor im Reichspvst- amt Fritsch und der Geheime Postcat Naumann abgcordnet werden.

New-Aork, 3 April. Durch die Hochwasser des Mississippi sind zwischen Minneapolis und St. Paul etwa 3000 Familien obdachlos geworden. In den Niederungen von St. Paul stehen 2000 Häuser unter Wasser, und stündlich werden weitere ooa den Fluten erreicht. Das Unterland von St. Paul ist ganz und gar überschwemmt. Bis jetzt ist der Mississippi um 29 Fuß gestiegen. DaS Rettungswerk ist überall im Gange.

Die jüngsten Meldungen aus Kuba und den Philippinen lauten so günstig, daß dre Beendigung beider Kriege unmittelbar bevor­zustehen scheint. Besonders auf den Philippinen gestalten sich die Dinge derart, daß binnen wenigen Wochen die gänzliche Beruhigung erzielt werden dürfte. Auf Kuba werden demnächst die jüngst beschlossenen Reformen in Kraft gesetzt. Der spanische Kriegsminister erklärte, bald würdm Truppen von beiden Kriegsschauplätzen zurück­kehren.

Unterhaltender Heil.

Iw Dunkel der Nacht.

Eine Erzählung von Otto Eber st ein.

(Fortsetzung.)

Der große zottige Hund unter dem Tische erhob träge den Kopf, als er seinen Namen hörte, und schaute verwundernd zu seinem Herrn empor. Als er aber unbeachtet blieb, nahm er seine vorige ruhende Stellung wieder ein.

Wenn es der Gründling nur nicht mit seinem Pflichteifer übertreibt!" meinte Fuchs in drohendem Tone.Viele Freunde hat er unter uns ohnehin nicht, und es könnte sich leicht er­eignen, daß er mal an den Unrechten kommt, der ihm nicht aus dem Wege gehen, sondern ein sehr ernstes Wort mit ihm reden würde.

Es war schwer zu entscheiden, ob der Mann wirklich Fuchs hieß oder ob dieser Name nur als ehrenvolle Bezeichnung für besondere Schlau­heit diente.

Wenn einer Ursache hat. mit Gründling Abrechnung zu halten, so ist es der Pariser," versetzte der Breitschultrige, welcher zuerst daS Wort ergriffen hatte.Der Grenzer har es auf seinem Gewissen, daß der Pariser zehn Monate hat brummen und Wolle spinnen