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Bedingungen hätten die Buren zurückgewiesen. Damit wäre allem Entgegenkommen ein Ziel gesetzt. Chamberlain sagte, er bewundere die Beharrlichkeit der Buren, aber es sei Englands Pflicht, ihr mit gleicher Entschlossenheit zu begegnen. Die Burenführer sagten, sie würden keinen Frieden annehmen, der ihnen nicht die Unabhängigkeit gebe. Die Gewährung einer solchen Bedingung würde Wohl den Frieden bringen, aber nicht auf einer England ehrenvollen Grundlage und nur auf einer solchen sei England entschlossen, ihn abzuschließen. Chamberlain fügte -noch hinzu, daß die Entwickelung der Tinge in Südafrika die Anwendung größerer Strenge notwendig gemacht hätten.
Berlin, 26. Oktbr. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Chamberlains Versuch, die Regierung bezüglich der Behandlung der südafrikanischen Frage absolut rein zu waschen, wird selbst von den Regierungsorgancn Times und Standard zurückgewiesen. Das liberale Organ Daily News erklärt, es sei jetzt zweifellos, daß Chamberlain allein den Krieg verlängere. Diese Wahrheit klar zu machen, sei Pflicht der liberalen Partei. Das Blatt erfährt ferner, die Regierung erwäge für das nächste Jahr einen Appell an das Land durch eine allgemeine Parlamentswahl.
Breslau, 26. Oktbr. Heute nachmittag 2'/» Uhr fand bei herrlichem Wetter in Anwesenheit des Kronprinzen als Vertreter des Kaisers und der Spitzen der Militär- und Civilbehörden auf dem Museums-Platze die feierliche Enthüllung des Kai ser-Friedrich-Denk mals statt. Der Kronprinz traf mit dem fahrplanmäßigen Berliner Schnellzuge um 2 Uhr 04 Min. in Begleitung des Obersten von Pritzelwitz und des Oberleutnant von Stülpnagel auf dem Oberschlesischen Bahnhofe ein, wo er vom Stadt-Commandanten General- Leutnant von Trotha empfangen wurde. Der Kronprinz begab sich sofort per Wagen, der von einer Schwadron des Leib-Kürassier-Regiments Großer Kurfürst escortiert wurde, nach dem Denkmalsplatz, wo das Offizier-Corps der hiesigen Garnison, sowie eine Ehrenkompagnie des Grenadier- Regiments Kaiser Friedrich III. 2. Schlesisches Nr. 11 mit Fahne und Musik Aufstellung genommen hatte. Nach Abschreiten der Front der Ehren- Compagnie begab sich der Kronprinz in das Ehrenzelt, wo ihm verschiedene Herren vorgestellt wurden. Nach dem Gesang einer Jubel-Ouverture durch den Breslauer Lehrer-Verein ergriff der Vorsitzende des Denkmals-Comitees Herzog von Ratibor das Wort zur Festrede, nach deren Beendigung der Kronprinz das Zeichen zum Fallen der Hülle gab. Darauf brachte der Herzog von Ratibor ein dreifaches Hoch ans den Kaiser aus. Tie Truppen präsentierten, die Musik spielte die Nationalhymne, während eine Batterie des Feld-Arnl- lerie-Regiments von Peucker Salutschüsse abgab.
Der Kronprinz legte einen Kranz am Denkmal nieder, daraus das Offizier-Corps, die Vereine u. s. w. während sich die Ehren-Compagnie zum Parademarsch formierte. Nach Beendigung desselben fuhr der Kronprinz sofort nach dem Bahnhofe, um mit dem Zuge 3 Uhr 23 Min. nach Berlin zurückzukehren. Dem Kronprinzen wurden seitens des Publikums stürmische Ovationen dargebracht. Er dankte freundlich nach allen Seiten. Die Straßen waren festlich geschmückt.
In Biel stürzte nach der N. Zürch. Ztg. am 25. Nachmittags an der Zentralstraße die Hälfte eines im Bau begriffenen vier Etagen hohen Hauses ein. Es war bereits unter Dach. Das Unglück ereignete sich um vier Uhr. Die Arbeiter waren mit dem Ausrichten des Dachstuhls beschäftigt. Von dem Doppelwohnhaus ist die Westfassade des südlichen Teils nebst der südlichen Außenmauer eingestürzt. Der übrige Teil der Gebäulichkeit ist intakt. Der Dachstuhl schwebt frei in der Luft und stützt sich nur auf eine stehen gebliebene Steinsäule. Sieben Arbeiter sind verunglückt. Ein 24jähriger Piemontese ist tot, drei Arbeiter sind schwer und drei leicht verletzt. Ursache des Einsturzes war das nasse Wetter, welches das Trocknen des Mörtels verhinderte. Das Gebäude bestand aus gewöhnlichem Bruchsteinmauerwerk.
Paris, 26. Okt. Londoner Blättermeld- ungcn zufolge plant König Eduard eine Reise nach Südfrankreich. Ein Courier ist bereits abgesandt worden, welcher den für den König geeignetsten Aufenthaltsort ausfindig machen soll. Ter König wird alsdann mehrere Wochen in Südfrankreich verweilen.
Paris, 26. Oktober. Der Luftschiffer Smitter, welcher Santos Tumont in letzter Stunde den Deutsch-Preis streitig machen will, konnte gestern der schlechten Witterung wegen seinen Aufstieg nicht unternehmen. Es sind jedoch alle Vorbereitungen getroffen, den Versuch in den nächsten Tagen zu unternehmen, da der Termin zur Gewinnung des Deutsch-Preises am nächsten Donnerstag abläuft.
London, 25. Okt. Aus Teheran wird gemeldet: Ein Komplott gegen das Leben des Schahs sei angeblich entdeckt worden. Die Hauptschuldigen seien die beiden Brüder des Schahs und der Großvezier. Die beiden Brüder seien verhaftet und ins Gefängnis abgeführt, der Großvezier zum Tode verurteilt worden.
London, 25. Okt. Morning Leader berichtet aus Brüssel, Dr. Leyds habe auf Befehl des Präsidenten Krüger eine Protestnote an die Mächte gesandt betreffend die Behandlung der Burenfrauen und Kinder in den Concentrations- lagern.
London, 26. Oklbr. Hier eingetroffenen Meldungen zufolge hat die Sterblichkeit
in den südafrikanischen Concentra- tions-Lagern eine enorme Höhe erreicht. Die Kinder-Sterblichkeit ist bereits über 20 Prozent gestiegen. Die Krankheit soll infolge deS Genusses brandigen Hammelfleisches hervorgerufen worden sein.
London, 26. Okt. Aus Manila wird gemeldet: Der Aufstand nimmt neuerdings einen großen Umfang an. Die Aufständischen legen große Energie an den Tag. Sie steckten die Ortschaft Batangai in Anwesenheit der amerikanischen Garnison in Brand.
New-Jork, 25. Okt. Der MörderCzol- gosz, der am Dienstag mittelst Elektrizität hingerichtet wird, nahm die Mitteilung über den Zeitpunkt der Hinrichtung schweigend und anscheinend gleichmütig entgegen. Es werden nur 26 auf Namen lautende Karten für Zuschauer ausgegeben.
Philadelphia, 25. Oktbr. In einem Möbelgeschäft in der Marktstraße, das sich in einem 9stöckigen Hause befindet und in dem Hunderte von Männern und Frauen beschäftigt waren, brach heute Feuer aus. Die Flammen verbreiteten sich so schnell, daß die meisten Personen, die aus dem Hause flüchteten, sogar von den Rettungsleitern ab- springen mußten. 11 Leichen sind bereits geborgen. — Das Feuer zerstörte das Gebäude der Möbelhandlung, sowie zwei angrenzende Gebäude vollständig. 19 Personen sind ums Leben gekommen, viele sind verletzt. Die meisten Unglücksfälle ereigneten sich beim Abspringen von den Fenstern und von den Rettungsleitern.
Shanghai, 25. Okt. Die Hungersnot nimmt zu. Glaubwürdigen Nachrichten zufolge, die Generalkonsul Werren erhielt, sind im Kiang-su 300 000 Personen und in Ngau-Hwei 600 000 Personen dem Verhungern nahe. In Kiang-si soll die Lage noch schlimmer sein. Die Unterstützungsfonds sind unbedeutend. Die Fremden steuerten 1500 Pfund und die Chinesen 7500 Pfund Sterling bei. Ein gemeinsamer, aus den Konsuln und aus chinesischen Beamten zusammengesetzter Ausschuß überwacht die Verteilung der Gelder.
Vermischtes.
— Zeitungen sind zur unentgeltlichen Lieferung von Beleguum- mern nicht verpflichtet. Eine für Inserenten wichtige Entscheidung hat nach dem „Prakt. Wegweiser" in Würzburg unlängst das Landgericht in Plauen gefällt. Ter Auftraggeber einer Anzeige hatte die Zahlung verweigert, weil ihm kein Belegexemplar zugesandt worden sei. Das Landgericht als Berufungsinstanz verurteilte den Beklagten zur Zahlung, mit der Begründung, es sei Sache des Inserenten, sich selbst die Ueberzeugung von der Veröffentlichung seiner Anzeige zu verschaffen; die Leistung des Verlags erschöpfe sich in
widersetzen. Und nun sagen Sie selbst, Fosbrooke, ist es nicht hart, seinen Wunsch aus purer Laune versagt zu sehen?"
„Wollen Sie, daß ich Ihnen die Wahrheit sage?"
„Ich bitte darum!"
„Nun wohl, ich finde, Ihre Mutter handelt außerordentlich klug, indem sie Ihre Heirat zu verhindern sucht, besonders mit dem Mädchen, in das Sie sich verliebt haben."
„Glauben Sie denn nicht an Liebe und an den heiligen Bund der Ehe?"
„Ich glaube an Leidenschaft, Melstrom, und an ein gesetzliches Band, das für die meisten statt Rosenketten nur Eisenfeffeln bedeutet. Sie fragten mich vorhin um die Ursache der verzweifelten Stimmung, in der Sie mich gefunden. Soll ich Ihnen sagen, daß sich dieselbe auf den Verrat, die Untreue eines Weibes zurückführen läßt?"
„Eines Weibes?" wiederholte Antony erstaunt.
„Ja, eines Weibes! Sie denken vielleicht, weil mein Haar grau ist, müsse mein Blut kalt geworden sein und alle Jugendschwächen lägen hinter mir. Aber lassen wir das! Die Frau, von der ich rede, ist weder hier noch überhaupr in der Welt, sie starb schon vor vielen Jahren. Wäre es nicht so, könnte ich selbst jetzt nicht von ihr sprechen. Sie war sehr schön, Antony, und mein Weib vor Gott und den Menschen. Aber sie liebte mich nicht genügend, um mir blindlings zu vertrauen. Sie vermählte sich heimlich mit mir, — der Grund weshalb ist Nebensache, — aber als Diejenigen, die ein Interesse hatten, uns zu trennen, mich bei ihr verläumdeten und ihr einflüsterten, ich sei bereits gebunden, glaubte sie Jenen mehr wie mir, verließ mich, ohne eine Spur zu hinterlaffen und starb an gebrochenem Herzen. Aber als dies geschah, Antony, brach auch mein Herz."
„Sie muß Sie doch sehr geliebt haben!" sagte der junge Mann nachdenklich.
„O ja, und je mehr ich mich davon überzeugte, um so schlimmer wurden
meine Gewissensbisse. Es ist dis Reue, die mein Leben zerstört und mich zu dem gemacht hat, was ich bin. Es gibt nur einen Weg glücklich und zufrieden zu sein, Melstrom — man muß die Frauen meiden wie die Pest und der Liebe fern bleiben, die trügerisch ist wie eine Fata Morgana in der Wüste. Thun Sie das und Sie werden, wenn nicht glücklich so doch wenigstens frei sein."
„Fosbrooke, Sie sind ein Menschenfeind!" rief sein Gefährte aus. „Sie betrachten das Leben durch den trüben Spiegel Ihrer Enttäuschungen und wissen augenscheinlich nicht, welches Glück die Liebe in sich birgt."
„Pah!" lachte Fosbrooke, ein Glas Champagner hinunterstürzend. Meineck Sie, es gäbe auf Erden kein anderes Glück als die Liebe? Das ist Kinderglaube! Haben Sie noch nie von dem Land der Zigeuner gehört, wo man sorglos und leichtherzig dahinlebt, wo man den Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag macht, wie es freien Geistern beliebt? Seh n Sie, Äntony — das ist meine Welt, das Reich, das ich nun über zwanzig Jahre besitze, in dem ich herrschen will bis ich sterbe. Da gibt es keine Frauen, mein Junge, oder nur solche, die man weder liebt noch haßt, um derentwillen Einem das Herz nicht bricht."
„Sie schildern mir dieses Reich so verlockend und doch waren Sie vorhin so schnell bereit, es zu verlassen. Wie verhält sich das?"
Einen Augenbeick schien Fosbrooke um die Antwort verlegen zu sein, aber dann erwiderte er rasch: „Nun ja, mein Freund, man hat auch in diesem Lande zuweilen einen bösen Tag. Ich habe in der letzten Zeit wohl ein wenig zu viel getrunken und zu hoch gespielt, lediglich aus Langeweile, weil ich keinen Bekannten hier fand. Sobald ich mir selbst überlaffen bin, fallen die alten Erinnerungen mit solcher Macht über mich her, daß ich meiner selbst nicht Herr bleibe. Dazu kam, daß ich durch den Spielverlust augenblicklich völlig auf dem Trockenen sitze und der Gedanke an meine Subsistcnzlosigkeit gab mir die Idee ein, den Sprung ins Jenseits zu unternehmen. (Fortsetzung folgt.)