eisernen Pfosten an der Eisfabrik und verletzte sich so stark, daß es vom herbeigerufenen Tierarzt getötet werden mußte. Die Fuhrwerke sollen nicht beleuchtet gewesen sein.
Ulm, 19. Okt. Vom Kriegsgericht wurde gestern der Kapellmeister Grünwald vom Jnf.-Reg. Nr. 180 in Gmünd wegen Sittlichkeitsverbrechens an dem sechs Jahre alten Kinde seines Freundes zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, 3 Jahren Ehrverlust und Degradation verurteilt.
Karlsruhe, 18. Okt. Die Arbeitslosigkeit nimmt erschreckende Formen an. Immer riesiger schwillt das Heer der Arbeitslosen an und alle Anzeichen deuten darauf hin, daß wir noch lange nicht auf dem tiefsten Stande der wirtschaftlichen Depression angclangt sind. Die „Volksstimme" schätzt die Zahl der Arbeitslosen auf 5000. Die großen Betriebe, welche den Arbeitsmarkt am stärksten beeinflussen, haben teilweise ihre Arbeitskräfte um die Hälfte reduziert. Die Lanzsche Fabrik, das größte Etablissement in Mannheim, hat von ihren 3000 Arbeitern nur noch ca. 1600. Dabei sind Lohnreduktionen bis zu 25 Prozent vorgenommen worden. Die Motorwagenfabrik Benz u. Co. hat die Arbeitszeit auf 6 Stunden reduziert und es soll von nächster Woche ab nur noch in Halbtagsschichten gearbeitet werden. Auch die Tapetenfabrik von Engelhardt nimmt Arbeiterentlassungen vor und noch zahlreiche andere Etablissements, die zu den größeren Betrieben gerechnet werden müssen. Am meisten sind die Maschinenfabriken von der Krise in Mitleidenschaft gezogen. Für industrielle Maschinen ist nur ein ganz schwacher Begehr, es fehlt die Unternehmungslust. Die Zentralanstalt für Arbeitsnachweis verzeichnete im September vorigen Jahres 2255 offene Stellen. Dem stand gegenüber eine Nachfrage von 1737. In dem gleichen Monate dieses Jahres boten nur 1765 offene Stellen Arbeitsgelegenheit bei 5824 Arbeitssuchenden. Auf hundert offene Stellen kommen Arbeitssuchende im Jahre 1900: 78,6, in diesem Jahre im September 323,1, also das Vierfache.
Freiburg, 18. Okt. Beim Abfüllen von Ammoniak in der Gefrier- und Konserven-Anstalt von Hercher u. Heidinger konnte der Maschinist gestern den Hahn am Behälter aus unbekannter Ursache nicht mehr schließen, sodaß ein großes Quantum ausströmte. Der Maschinist vermochte sich, aus Mund und Nase blutend, nur mit äußerster Anstrengung ins Freie zu retten. Erst der Feuerwehr gelang es unter Anwendung der Brandmaske ins Innere zu dringen und den Hahn zu schließen.
Ludwigshafen a. Rh., 19. Okt. Die Kammgarnspinnerei Oggersheim steht seit abends 6'/» Uhr in Flammen. Der Schaden ist bedeutend. Die Ludwigshafener Feuerwehr beteiligte sich an den Löscharbeiten.
Aachen, 19. Okt. Bei dem Frühstück anläßlich der Enthüllung des Denkmals Kaiser
„So sprengen Sie doch die Thüre und übergeben Sie ihn der Polizei!" riet man ihm.
Das Gesicht des Wirtes verlor bei diesen Worten alle Farbe. „Die Thüre sprengen!" stammelte er. „Sie bedenken nicht, was Sie sagen, meine Herren! Wenn er nun die tätliche Waffe gegen mich richtete?"
„Er hat Recht!" stimmte ihm ein Franzose bei. „Ich hatte einst einer^ Freund, — einen braven, ehrlichen Menschen! der versuchte es auch, zwei Streitende zu trennen. Sie wandten sich beide gegen ihn und stachen ihn nieder. Es ist immer gefährlich, sich in anderer Leute Angelegenheit zu mischen."
Der junge Engländer, der bisher kein Wort gesprochen, warf plötzlich seine Zigarre fort und trat in den Kreis.
„Wollen Sie wirklich zugeben, meine Herren, daß dieser Mann stirbt, ohne den Versuch zu machen, ihn zu retten?" fragte er, halb erstaunt, halb ärgerlich. „In aller Ruhe sitzen Sie hier und sprechen über seine mutmaßlichen Absichten, während er vielleicht schon im Begriff steht, Hand an sich zu legen! Es ist unsere Pflicht, daß wir ihn daran zu verhindern suchen."
Er sprach fließend französisch, aber obgleich sämtliche Anwesenden ihn verstanden, rührte sich doch keiner von ihnen.
„Die Sache geht uns nichts an!" meinten einige. „Es ist bester, das dem Wirt zu überlasten."
„Wie?" rief der junge Engländer entrüstet. „Sind Sie so gleichgültig gegen das Leben eines Mitmenschen, oder," fügte er sarkastisch hinzu, „fürchten Sie auch, daß er die Waffen gegen Sie richten könnte?"
Er erhielt keine Antwort und so wandte er sich an den Wirt mit der Frage, ob der Fremde Engländer sei.
Paris, 20. Okt. Aus Montceau les mines wird berichtet, daß die Mehrzahl der Grubenarbeiter bewaffnet und entschlossen ist, sich der Waffen zu bedienen, falls man versuchen sollte, dieselben zu beschlagnahmen. Die Aufregung ist so groß, daß der Direktor der Gruben nur noch in Begleitung von Gendarmen in seinem Wagen auszufahren wagt. Seit einigen Tagen werden alle Gepäckstücke, deren Inhalt man nicht ganz genau kennt, einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Der Sekretär des National-Komites drückte die Ueberzeugung aus, daß der AuSstand am 1. November ein allgemeiner sein werde.
London, 19. Okt. Aus Blömfontein wird gemeldet: Die geflüchteten Eingeborenen des Oranje-FreistaateS sind im Norden von Blömfontein in den Concentrationslagern untergebracht worden. Im Ganzen haben in den 24 Concen-' trationslagern 40,000 Eingeborene Unterkunft gefunden. Die meisten derselben beschäftigen sich mit Ackerbau.
London, 20. Okt. Nach Meldungen aus Kapstadt hat Botha den Pongolabusch verlassen und begibt sich in nördlicher Richtung gegen das Swaziland.
Aus Matjesfontein, 16. Oktbr., liegt folgender englische Bericht über die Lage in der Kapkolonie vor: „Die inneren Distrikte sind seit einigen Wochen fast völlig frei von Buren und die Bevölkerung genießt eine monatelang nicht gekannte Ruhe. Die Operationen der Kommandos Myburgs, Fouchss und Anderer haben sich auf die kleine Ecke im Nordosten beschränkt und wegen der Verproviantierung muß ihre Lage dort bald unhaltbar werden. Smuts Lage ist gleichfalls keine beneidenswerte; denn Oberst Scobell folgt ihm wie der Hund dem gehetzten Wild. Smuts ließ deshalb seine Hauptabteilung von etwa 200 Mann im Distrikt Somerset-Ost und floh selbst mit 100 Mann über Willowmore hinaus. Er befahl seinen Leuten, ihn in Gegenwart von Farmern als Korporal anzureden, aber seine Verfolger lassen sich dadurch über seinen Aufenthalt nicht irre führen und er darf von Glück sagen, wenn er das Schicksal Schcepers' nicht teilt, dessen Kommando zersprengt und der selbst gefangen ist. Scheepers war einer der verwegensten und unternehmungslustigsten Kommandanten und seine Beseitigung erleichtert die noch immer schwierigen Aufgaben, die unsere Truppen zu bewältigen haben. Kruitzinger, der Schlimmste von Allen, ist nicht nur aus der Kolonie verjagt, sondern auch mit Erfolg verhindert worden, zurückzukehren (?). Während der vergangenen Woche wurde das Hauptinteresse in der Kapkolonie nach dem Westen verlegt, wo in dem reichen Thale des Großen Bergflusses plötzlich eine Schar von 500 Buren auftauchte. Diese Gegend war bisher vom Kriege verschont gewesen. Natürlich werden in den benachbarten Distrikten und in Kapstadt die Zahl und die Plane dieser Buren stark übertrieben. Die ganze Sache jedoch bedeutet kein neues Moment
„Ja, gewiß, ein Engländer," erwiderte Herr Legros. „Und noch dazu
ein vornehmer, denn er kennt Fürsten und Grafen und-"
„Schon gut!" unterbrach ihn der junge Mann ungeduldig. „Zeigen Sie mir gefälligst sein Zimmer."
„Wollen Sie es wirklich wagen?" gab der Wirt ängstlich zurück. „Es ist entschieden gefährlich! Henri sah ihn vorhin durch eine Ritze, wie er mit starrem, unheimlichen Gesicht am Tisch saß und eine Pistole vor sich liegen hatte. Als ich mir dann erlaubte, an seine Thür zu klopfen, stieß er einen Fluch aus, wobei er schwur, jeden niederzuschießen, der es wagen würde, bei ihm einzudringen. Sie sehen selbst, — es ist riskiert."
„Ich sehe nur, daß keine Minute zu verlieren ist," entgegnete der Engländer kaltblütig. „Wenn Sie nicht mit mir gehen wollen, so sagen Sie mir die Nummer, — ich finde mich auch allein bin."
„Bestehen Sie im Ernst darauf?" fragte Legros noch immer zögernd. „Nun, dann mag Henri Ihnen das Zimmer zeigen. Aber seien Sie vorsichtig, mein Herr! Ich bitte Sie darum. Der arme Mann scheint wirklich nicht bei Verstand zu sein."
Ohne weiter auf die Einwendungen des Wirtes zu acht n, eilte der junge Mann hinaus und Henri folgte ihm mit ängstlicher Miene, auf ihn wenigstens hatten die Worte des Prinzipals Eindruck gemacht.
Die zurückgebliebenen Herren ergingen sich unterdessen in scharfer Kritik über das Benehmen des Engländers.
„Ein arroganter, hochnäsiger Bursche!"
„Dem es wahrhaftig nichts schaden würde, wenn er sich den Kopf einstieße!" (Fortsetzung folgt.)
Wilhelms des Großen sprach Oberbürgermeister Veltmann dem Kronprinzen den Dank der Stadt aus. Der Kronprinz nahm den von der Stadt angebotenen Ehrentrunk an und trank auf das Wohl der Stadt und des Oberbürgermeisters. Nach dem Frühstück reiste der Kronprinz ab.
Gelsenkirchen, 18. Okt. Professor Koch erklärt die Ursache der Typhusepidemie dahin: Aus einem verseuchten Hause seien Bacillen zur Zeit eines Rohrbruchs in die Wasserleitung gedrungen. Am Donnerstag wurden in Stadt- und Landkreis Gelsenkirchen 61 neue Erkrankungen gemeldet.
Berlin, 19. Okt. Die Berliner Neuesten Nachrichten schreiben: Verschiedene Blätter lassen sich aus München melden, der Reichskanzler habe auf Drängen Bayerns und Württembergs in das Fallenlassen der Mindestsätze für Getreide eingewilligt. Wir können diese Nachricht auf Grund von Erkundigungen an maßgebender Stelle als vollständig unbegründet bezeichnen. Weder ist von Bayern oder Württemberg eine solche Anregung ergangen, noch auch hat der Reichskanzler seinen Standpunkt geändert. Man dürfte in der Annahme nicht fehl gehen, daß der Bundesrat den: Entwurf des Zolltarifs, von einigen minder wichtigen Aende- rungen abgesehen, in seiner jetzigen Gestalt die Zustimmung erteilen wird. — Die Tägliche Rundschau schreibt in derselben Sache: Der bayrischen Regierung ist es niemals eingefallen, Opposition gegen die Mindestzölle zu machen und Preußen wird im Bundesrat zweifellos für den Doppeltarif bezüglich der vier Getreidearten eintreten. Es ist richtig, daß Baden und Württemberg früher Bedenken gegen den Mindesttarif hegten und es ist möglich, daß sie diese Bedenken auch bei den dermaligen Beratungen im Bundesrate zur Sprache brachten, aber trotzdem kann die Annahme der Mindcstzollsätze im Bundesrate als gesichert gelten.
Berlin, 20. Okt. Wie aus Breslau gemeldet wird, wurde die Nr. 70 des Simpli- cissimus mit dem Titelbilde: „Der kleine Willy spielt Berlin" confisciert.
Warschau, 20. Okt. (Eisenbahnunglück.) Auf der Piljawer Zweigbahn der Weichselbahn stieß ein Güterzug mit einem Personenzuge zusammen. Zwei Beamte wurden getötet und viele Reisende verletzt. Drei Waggons sind vollständig zertrümmert.
Brüssel, 19. Okt. Während der gestrigen Abend-Vorstellung im amerikanischen Cirkus Barnum u. Bailey stürzte ein amerikanischer Jockey mit seinem Pferde und erlitt einen Schädelbruch. Er wurde als Leiche aus dem Cirkus getragen.—Ein plötzlich irrsinnig gewordener Schriftsteller mißhandelte den zu seiner Behandlung herbeigeholten Arzt und sprang dann aus dem Fenster seiner im dritten Stock belegenen Wohnung auf die Straße. Er verstarb nach kurzer Zeit.