Amt und Urkundenfälschung zu 7 Jahren Zucht­haus und lOjährigem Ehrverlust

Welche außergewöhnlichen Anstrengungen das moderne Zeitalter des Verkehrs von unfern Staatsmännern erfordert, davon giebt die jetzige Reife des Leiters des russischen auswärtigen Ministeriums einen schlagenden Beweis Gras Murawiew ist, derKöln. Zig " zufolge, am 20, Januar abends 8 Uhr in Petersburg abgerdist, um in Kopenhagen sein Aberusungs schreib!« zu übergeben und in Paris und Berlin sich den Staatshäuplern und den leitenden Staatsmännern vorzustellen; er wurde Programm mäßig am 3. Februar morgens lO Uhr in Petersburg zurückerwartet; seine Abwesenheit von dort war also auf eine Dauer von etwas über 13'-» Tage, d h. von 326 Stunden berechnet. Während dieser Frist hatte Graf Murawiew unter Berechnung der Abstecher nach Wiesbaden, wo er einige Stunden bei seiner Mutter zuge bracht hat. und nach Kiel, wo er zur Vorstellung beim deutschen Kaiser etwa 6 Stunden sich auf halten konnte, nicht weniger denn 7343 9 km auf der Eisenbahn zurückzulegen; das bedeutet, daß auf jede Stunde seiner Reise durchschnittlich eine Eiscnbahnjahrt von 22'/, km fällt. In dieser Reise hat der Graf ferner nicht weniger denn 8 Nächte im Eisenbahnwagen zubringen müssen; und wenn auch die verschiedenen Eisen bahnverwaltungen dem russischen Diplomaten sicherlich die größten Erleichterungen und Be­quemlichkeiten dargeboten haben werden, so konnten sie doch nicht die volle Nachtruhe er setzen. Graf Murawiew soll übrigens alle diese Strapazen spielend überwunden haben. Er ist jetzt 52 Jahre alt

Breiten, 2. Febr. Heute, zwei Wochen vor dem Haupttage des Melanchthon- jubiläumö hat der Verein zur Errichtung eines Melavchihonhauses >n Breiten die Ein> ladung zur Grundsteinlegung für dieses Gedächt­niswerk erlassen. Der Akt findet auf der Ge- burtsstätte Melanchthons am 16. ds. Mts. mittags 12 Uhr starr; ihm voraus geht eine Schulfeier, eine Sitzung des Vereinsausschusses und Festgottesdienst; nachmittags 4 Uhr findet die crsteÄufführungdesThomaschen Melanchthon- festspieles in der Turnhalle, abends Beleuchtung der Stadt und des Melanchthondenkmals statt.

Aus der Rh ein Pfalz, 1. Febr. Der Wcinverkehr ist belebt. Für 1896er der Ober­hardt bewilligte man 200270 üfL und für I8S5er 400520 die 1000 Liter. Kleine Unterhardt-Gewächse kosteten 220275 ^ für 1896er und 500600°^ für 1895er: Ungstein, Dürkheim, Wochenheim. Deidesheim und Forst vereinnahmten für 1896er 350-600 viL und sür 1895er 9001750 und mehr.

Aus Deggendorf i. B. wird den Münch, Neuesten Nachr." geschrieben: Die Frau des Kaufmanns Schmidt bekam durch Liebkosungen eines Hündchens Para­siten. Sie begab sich deshalb nach München, um sich einer Operation zu unterziehen. Die erst 28 Jahre alte Frau starb jedoch während der Operation.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Febr. Im Stadtgarten fand heute Mittag 2 Uhr die Generalversamm­lung des Württb. Obstbauvereins statt. Der Vorstand. Gemeinderat Fischer-Stuttgart er­öffnte die Versammlung und konstatierte, daß es auch in diesem Jahre mit dem Verein vor Wärts gegangen sei. Derselbe zählt heute 1050 Mitglieder. Redner fordert zu weiterer Werb­ung auf und teilt mit, daß jedes Mitglied auch die oeueinlretenden, als Vereinsgabe die eben erschienene 2. Auflage des Buches von Gaucher Praktischer Obstbau" erhallen werde. Das Buch kostet im Buchhandel 6. gebunden 8.. Herr Fischer erstattete sodann Bericht über die Thätigkeit des Ausschusses und die Bereinsthätigkeit überhaupt. Die Ernte dieses Jahres hat nicht befriedigen können, es wurden im Jahre 1896 für 2135000 Obst einge­führt. für 1 145000 Zibeben u. s. w. Redner dankt allen denen, die zur Förderung der Bereinssache im abgelaufcnen Jahre beigetragen haben und fordert zu weiterer Thätigkeit auf.

lieber die heute Vormittag stattgehabte Ver­trauensmänner-Versammlung erstattet sodann Herr Baumschulebesitzer Ebl en > Stuttgart den Bericht. Die Ergebnisse der Beratungen über den Baumsatz an Staatsstraßen und anderen öffentlichen Weaen wurde von der Versammlung gutgeheißen. Weiter berichtet Herr Edlen über eine Eingabe an die Kgl. Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahnendie Detarifiernng frischen Obstes betreffend." Außerdem wurde in der Vertrauensmänner-Versammlung ein Antrag Schelle-Tübingen angenommen, welcher die Abhaltung von Wiederholungskursen für Baumwärter empfiehlt. Nach Beendigung diests geschäftlichen Teils folgte ein sehr interessanter Vortrog über dieSchädlinge des Odstbaumes und deren Bekämpfung" von Eblen-Stuttgart.

Ludwigsburg, 1. Febr. Der als Stadtacciser nach Hall versetzte Zoll- und Stadl- acciieamts-Gehilfe Stellrecht von hier hatte das Unglück, daß ihm die Fuhrleute, welche seinen Möbelwagen zum Zweck der Beförderung nach Hall zur Bahn bringen sollten, denselben in der vorderen Schloßstraße umwarfen und zwar aus ganz ebener Stelle, wodurch ein ganz bedeutender Schaden an dem Hausrat des Beamten ent­standen ist.

Ulm, 2. Febr. Der hiesige Konsum- Verein beabsichtigt, demnächst hier eine Brot­fabrik zu errichten; er Hot zu dem neu zu erstellenden Gebäude den Platz beim Gresenhof in Aussicht genommen. Bisher bezog der Verein das Brot von der Göppinger Brotfabrik Dem Burschen eines Offiziers wurde gestern Nachmittag von einem Pferde in der Ulanen- kaferne die Nase weggebissen.

Crailsheim, 3l. Januar. In Lohr brannte gestern Abend die reichgefüllte Scheuer des Gutsbesitzers Frank nieder. Es sind auch 60 Hämmel, welche nicht mehr aus dem Stalle zu bringen waren, milverbrannt.

Weinsberg, 3 Febr. Gestern früh stürzte der 28 Jahre alte ledige Fr. Lindaucr (Hirsch- wirtösohn) in seiner Behausung in schlaftrunkenem Zustande eine ganz kleine Treppe hinunter, wo bei er eine schwere Verletzung am Kopfe erlstt, an deren Folgen er mittags um 2 Uhr starb.

Ausland.

Die Königin-Regentin von Spanien wird dieser Tage den Reform Entwurf für Cuba unter­zeichnen. Mittels der von dem Ministerium Canovas beschlossenen Reformen hofft man den kubanischen Aufstand, der ohnehin in einer ver- zweiflungsvollen Lage sich befindet, vollends zum Erlöschen zu bringen. Hohe Zeit wäre das für die Spanier, nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus politischen Gründen, denn am 3. März tritt Mac Kinley sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika an und von diesem haben sich die Spanier eines Schlimmen zu versehen, wenn bis dorthin auf Cuba die Ordnung nicht wieder hergestellt ist.

Die Derwische im Sudan, welche Kassala angreifen wollen, sind wieder auf dem Rückzuge begriffen, weshalb man in Italien von der Ver- sendung neuer Truppen nach der Eiythräischen Kolonie absehen zu können hofft. Die itali enischen Universitätsstudenten in Bologna, Rom und Neapel scheinen zum Teil sozialistischen Anschauungen zu huldigen und rufen tumultarische Auftritte hervor, welche das jEinschreiten der Polizei, ja sogar des Militärs notwendig ge­macht haben. Es ist ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft eines Landes, wenn die studierende Jugend dem äußersten Radikalismus huldigt.

Von allen Seiten wird jetzt bestätigt, daß die Botschafter der sechs Großmächte in K o n- stantinopel bezögt, des dem Sultan vor­zulegenden Reformprojektes in allen Punkten einig seien und daß diese Reformvorschläge Mitte Februar dem Sultan vorgelegt werden sollen. Die ganze russische Kriegsflotte im Schwarzen Meer ist z. Z. in Sebastopol versammelt und liegt daselbst logar unter Dampf um jeden Augen» blick in der Richtung gegen Konstantinopel ab- fahren zu können. Aus Kreta werden neue Mordthaten berichtet, wobei die Muhamedaner wieder einmal angefangen haben und lue Christen Reprlsfalien verübten. Dabei herrscht eine große

Gährung gegen den neuen ökumenischen Patri­archen , der deshalb um seine Amtsenthebung gebeten bat.

Auflösung des Arithmogryhs in Nr IS, Herman, E-Kil, Raben. Min, Anna, Natal. Nattern, Hermann.

Richtig gelöst von Anna Hagenbuch; Bertha Weil; Emma Schmid; Emma Bisher; Robert Gegenheimer; Gotthils Meistert; Carl Wacker, Friedrich Wagner und Eugen Ehinger in Neuenbürg; Adotf Kämmerer und Martha Kämmerer in Schwann; Gottlieb Schönthaler in Feldrennach; Hermann Jauch in Höfen; Anton Huber in Rothenbach; August Weiß, August Schwemmle und Wilhelm Wolfinger in Ottenhausen; Karl Fix in .Birkenfeld; Fr. Schwarz in Schwann; Ludwig Neuweiler in Dennach.

Diamant-Rätsel.

-L

Nach richtiger Ordnung der Buchstaben ergeben die wagrecbtcn Reihen:

1) ein Buchstaben,

2) den Namen einiger Päpste,

3) ein Musikinstrument,

4) ein männlicher Vorname,

5) ein Nebenfluß der Ems,

6) ein Nebenfluß des Neckars.

7) ein Buchstabe.

Sind die Wörter richtig gefunden, so muß die mittlere wogrcchle gleich der mittleren senk­rechten lauten. 8. ü i 8.

Telegramme.

Berlin, 4, Febr. DerReichsanzeiger" bringt den Dank des Kaisers für die Geburts- tagsglückwünsche. welche in solcher Fülle ein» gegangen sind, daß eine Beantwortung im einzelnen unmöglich war.Diese Kundgebungen treuer Anhänglichkeit und herzlicher Teilnahme, sowie die festlichen Veranstaltungen im ganzen Lande bereiteten mir innige Festesfreude. Möge allen, die dazu beitrugen, mein wärmster Dank versichert sein! Denn den schönsten Lohn meiner Lebensarbeit erblicke ich in der Liebe und Dank­barkeit des deutschen Volkes, welches diese Ge­fühle dem ersten Kaiser in so reichem Maße entgegenbrachte und sich anschickt, der Verehrung für den ehrwürdigen Kaiser über das Grab hinaus durch eine nationale Feier würdigen Ausdruck zu geben.

Berlin, 4. Febr. Wie die Morgen­blätter melden, kommen demnächst die Finanz­minister der Bundesstaaten in Berlin zu einer Konferenz zusammen.

Berlin, 4. Febr. Heute Mittag fand im Lustgarten die Übergabe der vom Zaren dem Kaiser Alexander-Garde-Grenadier» Regiment verliehenen Fahnenbänder statt. Der Kaiser mildem russischen Flügeladjutanten Oberst Nepokoischitzki und den Herren des Haupt­quartiers ritten die Front der Bataillone ab. Sodann wurden die Fahnenbänder befestigt. Oberst Nepokoischitzki verlas eine Ansprache in deutscher Sprache, worauf der Regimentskom­mandeur Oberst v. Moltke dankte und mit einem dreimaligen Hurroh aus den Regiments- chef Kaiser Nikolaus schloß. Der Kaiser ^reichte dem russischen Oberst die Hand. Sodann folgte der Vorbeimarsch des Regiments. Bei der sich an die Feier anschließenden Frühstückstasel im königlichen schlosse brachte der Kaiser einen Trinkspruch aus, worin er dem Kaiser von Rußland den Dank des Regiments und der ganzen Armee für den neuen Huldbeweis ausdrückte.

Briefkasten. 6., ki. Eingesandtes Rätsel: Ein jeder hat's im Grabe ruht's der Herr befiehlt's, der Diener ihuts" ist allbekannt; es wurde schon vor Jahren in diesem Bl. veröffentlicht.

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.