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Neuenbürg, 4. Jan Das Hochwasser der Enz hatte gestern nachmittag den höchsten Stand erreicht, nachdem es mittags zwischen 12 und 2 Uhr wieder stark geregnet hatte. Als die Niederschläge nachlreßen, nahm das Wasser gegen Abend ab und es konnte jede ernste Gefahr als beseitigt gelten, da ja auch die Waldungen im unteren Enzthal von Schnee befreit waren und dies im oberen Thal nur noch in unerheblicher Weise der Fall war. Das Wetterglas ist nun im Steigen begriffen, was hoffentlich anzeigt, daß nun auch wieder trockene und freundlichere Tage kommen.
Schwann. I Fcbr. (Corr.) Nachdem hier schon vor acht Tagen in Sachen des kürzlich von der Gemeinde Conweiler angeregten Eisenbahn- Projekts eine Besprechung im engeren Kreise, bei welcher fünf hiesige Gemeinderäte anwesend waren, zu dem einstimmigen Resultat führte, der Sache ernstlich näher zu treten, versammelte sich gestern rm Gasthaus zum Adler eine stattliche Anzahl hiesiger Bürger, um weitere Stellung zu dieser Frage zu nehmen Die Anwesenheit unseres Herrn Oberförsters v. Gaisberg und Herrn Psarrverw. Reiff hatte die Versammlung an- genehm berührt. Auch die von der Bürgerschaft Conweiler ausgestellte Kommission war erschienen. Nach einleitender Besprechung erklärte sich in einer vorgenommencn Abstimmung die ganze Versammlung ohne Ausnahme für das Projekt Neuenbürg-Marxzell. Bei der hierüber geführten Debatte, an welcher namentlich die Herren Ober- sörster v. Gaisberg, Pfarrvcrw Reiff u. A. Rentschler von Conweiler lebhaften Anteil nahmen, wurde allgemein anerkannt, daß die Erbauung der projektierten Bahn, welche vom Bahnhof Neuenbürg aus auf der alten Strecke durch das Tunell führen, in der Nähe des Maienplatzcs sich um die Stadt biegen, allmäh lich sich auf die Höhe ziehen, bei der Ziegelhütte sich dem Rückertswasen zuwenden, nach den Ge meinden Odernhausen, Gräfenhausen, von hier aus entweder über Arnbach oder Ottenhausen (je nach Beteiligung der Gemeinden) nach Schwann, Conweiler, Langenalb, Marxzell führen soll, durchaus nicht mit solchen Terrainschwierigkeiten zu kämpfen hätte, wie z. B. der Bahnbau Brötzingen-Ettlingen und würde man hiebei noch nicht die höchste, ohne Zahnrad überwindbare Steigung erhalten. Oberhalb Neuenbürg würde eine Haltestelle „Neuenbürg Stadt" errichtet werden. Bei der Frage der Rentabilität und dem Interesse des Württ. Staates wurde geltend gemacht, daß durch die Erbauung dieser Bahn zunächst der täglich von Neuenbürg nach Herren- alb lausende Postwagen in Wegfall käme. Nimmt wan an, daß dieser Postwagen den Staat täglich 15 Mark koste, so macht das für das Jahr 365 X 15 — 5475 ^6, welche Summe, da der Staat gegenwärtig seine Anlehen mit 3 V» °/o Verzinst, ein Interesse von über 156000 ^ re- Präsentiert. Wenn diese Bahn zur Ausführung
käme, würde die Erbauung der kurzen Strecke Herrenalb-Gernsbach nicht ausbleiben und man hätte die direkteste Strecke Stuttgart-Baden - Straßburg, welche sicherlich strategische Bedeutung hätte Faßt man ins Auge, daß diese Bahn (weil sie die kürzeste Strecke zwischen Stuttgart- Baden-Straßburg wäre) einen unbestreitbar starken Personenverkehr bekäme, betrachtet man ferner den ganz enormen Holzverkehr der Orte Schwann, Conweiler und der Holzbachsägewerke, sowie den nicht unbedeutenden Kleinhandel unserer Gemeinden und insbesondere den starken Personenverkehr zwischen den beteiligten Gemeinden einer- seits und den Städten Neuenbürg und Pforzheim andererseits, so wird die Rentabilität dieser Bahn nicht anzuzweifeln sein. Auch würde durch diese projektierte Bahn dos „untere" u. „Hintere Amt" in den Verkehr hineingezogen, namentlich den Gemeinden Herrenalb. Loffenau, Bernbach der Verkehr mit der Oberamtsstadt sehr erleichtert. Ganz richtig wurde in der Versammlung betont, daß, auch wenn die badische Bahn Brötzingen-Ettlingen zur Ausführung komme, dieselbe einer Bahn von Neuenbürg nach Marxzell keinen Eintrag thue, eher umgekehrt, da erstere für unsere Gemeinden für den Verkehr mit Neuenbürg und Pforzheim, sowie für den Güterverkehr mit Karlsruhe lediglich gar keinen Wert habe. Da sich bereits eine Gesellschaft zur Erbauung der Linie Neuenbürg-Marxzell ge- meldet und dieselbe einen technischen Vertreter unentgeltlich zur Einsichtnahme des Terrains und Anfertigung von Ueberschlägen absenden will, so wurde für die hiesige Gemeinde eine Kommission gewählt, welche mit den Kommissionen der anderen beteiligten Gemeinden die nötigen Schritte zur Verwirklichung der Sache zu thun hat. Als Vorsitzender der Kommission wurde Hr. Oberförster v. Gaisberg, als zweiter (stell vertretender) Hr. Pfarrverw. Reiff, ferner ein Schriftführer, zwei Gemeinderäte (Faaß und Schwarz), zwei Vertreter des Bauernstandes (Genthner und Fauth), zwei des Handwerkerstandes (Finter und Nerlinger), sowie zwei Ver treter des Arbeiterstandes (Fr. Schußler und L Bohlinger), gewählt. Am Schluß der Versammlung wurde beschlossen, die Ausführung des Projekts mit aller Energie so rasch als möglich zu betreiben und der Wunsch ausgesprochen. es möchten die beteiligten Gemeinden in möglichster Bälde Stellung zu dieser Sache nehmen, Versammlungen abhalten und Kommissionen wählen, damit in Bälde gemeinsam gearbeitet werden könne. Thalsache ist, daß wenn dieses Projekt an dem Interesse der einzelnen Gemeinden scheitert, für unsere Gegend ein regerer Verkehr alsdann für alle Zeiten lahm gelegt ist.
Pforzheim, 3. Jan. In dem württemb Orte Wimsheim waren gestern die Vertreter einer Anzahl württemb. Gemeinden versammelt, um neuerdings zu der Eisenbahnfrage Stellung zu nehmen. Nach einem eingehenden Referat des Gemeinderats Klingel wurde ein
e nst mmiger Beschluß gefaßt für das Projekt Pforzheim-Ludwigsburg mit allen Kräften ein- zutreten. Gegen die vor kurzem aufgetauckte Idee einer Ringbahn haben sich sämtliche Gemeinden ausgesprochen.
Neuenbürg 3. Febr. Aus Anlaß der Konversion der 4proz. württ. Staatsschuld haben lt. „St.-Anz." nur 38 Gläubiger mit 110 Schuldverschreibungen einen Kapitalbetrag von 51100 Mk. gekündigt, was gegenüber dem zur Umwandlung bestimmten Gesamtkapital von 315 Milt. Mark ein verschwindender Bruchteil ist.
Calw, 4. Februar. An Stelle des seitherigen stark-n Schneefalls hat sich ein mit an- haltendem Regen verbundenes 'Tauwetter eingestellt, so daß die Hausbesitzer Arbeit genug haben, um die Straßen in gangbaren Zustand zu bringen. Seit gestern Nacht hat die Nagold an verschiedenen Stellen das Thal überschwemmt, so daß dis Bischof- und Lrderstraße teilweise unter Wasser stehen und Keller- und Wohn- räume ausgeräumt werden mußten. Für Fußgänger, besonders für die Landpostboten, sind die Wege recht beschwerlich. Da auf den Höhen und an den Abhängen immer noch Schnee liegt und der Regen noch nicht nachgelassen hat, wird das Hochwasser leider nicht so schnell verschwinden und manchen Schaden anrichten.
Nagold, 4. Februar. Glücklicherweise trafen die gestern für die Nacht befürchteten Hochwassersnöte nicht ein. Die Nagold, sowie die Waldach sind gestern wieder gefallen.
Gültlingen, 3. Febr. Durch das plötzlich eingetretene Tauwetter entstand gestern auch hier Hochwasser. Ein großer Teil des Orts war unpassierbar Ueber Nacht stürzte, dnrch einen Erdrutsch veranlaßt, das Wohngebäude der A. M. Kümmerle ein. Die in bedeutenden Schaden gekommene arme Frau wird allgemein bedauert.
Deutsches Aeich.
Berlin. 3 Febr. Der Kaiser stattete heute nachmittag dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe einen längeren Besuch ad
Berlin, 3. Febr. Der Kaiser ewpfieng heute mittag den Erbgroßherzog von Baden, sowie den General der Infanterie Vogel v Falcken- stein zur Meldung anläßlich ihrer Beförderung bezw. Kommandierung
Der Skaatsminister v. Bötticher ist von einem neuen schmerzlichen Familienereigrns betroffen worden. Sein Neffe, der Regierungsassessor Karl o. Bötticher in Danzig, ist gestorben. Dieser Verlust trifft Herrn v. Bötticher um so empfindlicher, als derselbe den Verstorbenen an Kindesstatt angenommen hatte, nachdem vor zwei Jahren sein ältester Sohn an Diphteritis gestorben war und sein jüngster Sohn im vorigen Jahre den Tod des Ertrinkens gefunden hatte.
Konstanz. 1. Febr. Das Schwurgericht verurteilte heute abend den ehemaligen Reichs- bankagente« Hegele wegen Unterschlagung im